Auch am nächsten Abend wurde wieder kein großes Gelage in der Halle abgehalten, die Handwerker, Arbeiter und Freiwachen saßen beisammen und vielleicht euch das ein oder andere Gesicht des inneren Kreises von Kerns Hoffnung war in der Menge auszumachen.
An einem der Tische saß wieder Varom, der weiterhin grimmig dreinblickende Schmied, doch die Gespräche kreisten schon wieder über ganz andere Dinge, wie den Fortschritt des Ausbaus oder den knackigen Hintern der in oder anderen Frau, die ersteren zu beaufsichtigen hatte.
Da drängte sich ein weiterer Gardist mit auf die Bank und raunte Varoum zu.
"He, Varom! Du hattest doch Ärger in deiner Schmiede"?
"Mhm", gab dieser missmutig zur Antwort.
Der andere nickte und lachte, aber nur kurz.
"Ich glaube, ich weiß, wer hinter der dem Chaos steckt und warum die Kriegsherrin so sonderbar reagiert hat..."
Mit einem Mal waren alle Augen am Tisch auf ihn gerichtet.
"Heute Nacht bei meinem Rundgang, da hörte ich auf einmal Kampflärm und wütende Schreie von der Rückseite der Kaserne und mutig, wie ich nunmal bin, habe ich mich angeschlichen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Zuerst sah ich diese Neue, den Blondschopf..."
"Ha, über die würde ich auch gerne einmal drüber...", warf einer der Handwerker ein und erntete dafür fast panische Blicke der anderen. "Was denn? Ich finde die ist doch wirklich äußerst ansehnlich...", versuchte er sich zu rechtfertigen.
"Vielleicht, aber dass du so lebensmüde bist...", entgegnete einer der Gardisten.
"Warum?"
"Na hast du noch nicht davon gehört? Sie teilt das Lager mit der Kriegsherrin und der möchtest du doch sicher nicht über den Weg laufen... mit heruntergelassenen Hosen?"
"Nein...", gab der Handwerker kleinlaut zu und alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen.
Der erste Gardiest räusperte sich.
"Auf alle Fälle hat auch der Blondschopf die Flucht ergriffen, denn als ich noch näher kam, sah ich... die Kriegsherrin, wie sie auf Waffen, Fässer und Wände einschlug. Das Holz ist nur noch zersplittert und sie hat eine furchtbare Zerstörung angerichtet. Wie sie sich selbst dabei zugerichtet hat, war ihr offenbar egal. Mir war es aber nicht egal, was sie wohl mit mir anstellen würde, also habe ich dann ganz schnell den geordneten Rückzug angetreten", beendete er seinen Bericht.
Die anderen am Tisch sahen ihn ungläubig an.
"Und du denkst, sie war das auch in der Schmiede?"
Ein knappes Nicken war die Antwort.
"Bei Mitra! Dann ist sie wirklich verrückt oder wahnsinnig, oder beides...", murmelte einer und die anderen stimmten ihm zu.
"Noch ein Grund mehr, ihr aus dem Weg zu gehen..."
" Als gäbe es da nicht schon genug andere Gründe..."
"Die Frau ist mir schon immer unheimlich gewesen..."
"Nicht nur dir..."
Und wie schon am Abend zuvor versank die Runde in unsicherem Schweigen.