Neuer Trailer zur Open Beta
Warnung vorweg: Viele Bilder und evntl. Spoiler für Erkundungsfreudige
Tja, meist kann ich nicht anders und muss dann doch den Müll probieren, der auf den MMO-Markt geschmissen wird. Hatte ich kürzlich erst mit Star Trek Online meine Festplatte verpestet.. warum also nicht auch mit Mortal Online. Hier also kleiner Bericht und die Einsicht, dass nicht alle Neuerscheinungen zwangsläufig Schrott sein müssen.
Es war schon ein Gedulds-Maraton den Gameclienten auf den Rechner zu bekommen. Der Updater macht nichts anderes als das Spiel über das Torrent-Netzwerk zu saugen und das mit streckenweise unglaublichen 3kb/s. Das macht natürlich Spaß wenn es rund 6Gb zu laden gilt. Ich bin für die einzelnen Parts also auf den normalen uTorrent-Clienten gewechselt und siehe da, die ganze Angelegenheit rennt schon deutlich fixer.
Heute Nachmittag hatte ich dann den Login-Bildschirm vor Augen und es ging direkt an die Charaktererstellung. Tja, was soll man sagen. Dort wird das Spiel nicht sonderlich punkten können. Nicht wenn man SWG, Everquest, Champions Online oder Aion kennt. Die optischen Auswahlmöglichkeiten sind etwas begrenzt aber dennoch ausreichend. Daneben kann man eines von 4 Völkern wählen (die sich auch optisch unterscheiden), Herkunft und eine Art Grundklasse wählen, welche sich aber nur auf das Vorhandensein von Grundskills und die Attribute beschränkt. Viele Beschreibungen sind da noch nicht fertig und ein Neuling im Spiel wird damit wohl nur bedingt viel anfangen können. Anzumerken ist hier noch... wenn der Char nackt ist dann ist er nackt. Also inklusive Genitalien. Hier sträuben sich die Entwickler nicht diese auch zu zeigen. Und ja, man kann auch im Spiel selbst vollkommen nackt rumrennen. Damit gleich zum nächsten Punkt.
Nein - man muss nicht die ganze Zeit den blanken Arsch des eigenen Charakters betrachten. Genauso wenig kann man die Kamera drehen um den in der Charerstellung geschaffenen Vorbau an einem weiblichen Char zu betrachten. Außer in der Charerstellung oder dem Charakterblatt wird man den eigenen Char nicht von außen sehen. Das ganze Spiel findet nämlich in der Ich-Perspektive statt.
Ist nicht jedermanns Sache und in den meisten Fällen gewöhnungsbedürftig. Aber auch nicht unbedingt schlecht. Für mich persönlich tut es einiges zur Atmosphäre, das Bild verschwimmt in passenden Momenten, man sieht Waffe, Arme und Beine. Ebenso könnte es sich später bei taktischen Angelegenheiten auswirken wie das Ausnutzen eines Überraschungsmoments in den Rücken des Gegners.
Aber genug davon. Auf zum eigentlichen Spiel. Ich habe ein Volk gewählt dessen Namen ich schon nicht mehr weiß und der Char schaut aus wie ein Urmensch. Und ja, als Grundklasse habe ich Holzfäller gewählt. Der verfügt nämlich über einige Gathering-Skills sowie die Grundskills im Bogenbau sowie Grundskills in der Verwendung davon. Und spätestens seit Aion wollte ich nicht wieder mit einer gimpigen Melee-Klasse beginnen. Der Fellfetzen am Körper und die Axt in der Hand tun ihr übriges dazu. Fehlt nur noch dass ich "ugh ugh" brüllend durch die Gegend renne und das Bild eines Urmenschen wäre perfekt. Gut, wenn ich jemanden finde, der mir Bier brauen kann, lässt sich das auch noch einrichten.
Da steht man also.. mitten im Wald.. eine Siedlung vor Augen..
Man wagt die ersten Schritte, lässt den Blick schweifen und nähert sich langsam aber vorsichtig der Siedlung..
Kaum mehr als eine Ansammlung von Hütten aus Holz, Knochen und Fell. Überall sind Felle und Leder zum Trocknen aufgespannt, gefällte Bäume werden gestapelt. Und man ist nicht der einzige Urmensch wie man an den vorbeirennenden Spielern feststellen kann.
Ich nehme mir einige Zeit um das Dorf zu erkunden und gelange langsam an dessen Rand, wo andere bereits Bäume bearbeiten. Ich erinnere mich an die Axt in meiner Hand und denke mir.. tjoa, warum auch nicht. Machste dich halt nütlich.. und hacke selbst auf den Baum ein..
Schweiß perlt mir über die Stirn und hinter mir (bzw in meinem Inventar) stapelt sich schon ein ordentlicher Haufen Holz. Ich will nicht ewig im Lager versauern und denke daran eben dieses Holz in einen Bogen zu verwandeln. Damit kann man sich sicherlich in den Wald außerhalb der schützenden Lager-Palisaden trauen. Tja, so ganz wollte es dann doch nicht mit dem Bogen. Ich weiß nicht ob mir irgendwas fehlte oder es einfach nur ein Bug war.. zumindest konnte ich keinen herstellen. Dazu aber später mehr.
Ich wollte mehr von der Welt sehen und nicht nur die ganze Zeit die Bäume im Lager vernichten. Als zog ich kurzerhand mit meiner Axt in den Wald und tada, ein Schweinchen. Wem läuft nach einer Stunde Arbeit bei der Aussicht auf ein saftiges Steak nicht auch das Wasser im Mund zusammen.. tja, dummerweise läuft das Schweinchen genauso..
Ich hetze hinterher, die Axt griffbereit in der Hand. Dieses Abendessen soll mir nicht entkommen. Will es auch gar nicht. Es dreht sich und damit beinahe den Spieß um..
Ich konnte es doch erlegen. Es hätte Leder, Knochen und Zähne gehabt die sich in irgendeiner Art und Weise hätten verwerten lassen.. dummerweise besaß ich nicht die Fähigkeiten um es wirksam auszunehmen.
Zum Glück war ich nicht der einzige, der in Aussicht auf ein Steak vollkommen bescheuert einem Tier hinterherhetzte..
Okay. Nichts mit Steak. Bogenbau will auch noch nicht so richtig. Also dann: Auf gehts zur Erkundungstour..
Ich streife durch Wälder, über Felder.. treffe auf Tiere bei denen manche direkt die Flucht suchen und wieder andere mich zur Flucht zwingen.. irgendwann finde ich einen Weg und sehe mich um..
Ich folge der Straße und sehe irgendwann einen verlassenen Hof..
Aber damit nicht genug. Gleich dahinter erstreckt sich eine massive Wehranlage die mich neugierig macht..
Durch das Tor komme ich nicht. Ich bekomme es weder auf noch gibt es irgendwelche Wachen.. doch was es gibt ist ein beeindruckender Anblick als ich an der Mauer entlang ziehe..
Hm. Auch am nächsten Tor ist niemand, der mir Einlass gewähren könnte. So suche ich etwas Abstand, erklimme einen Hügel und werfe einen Blick auf das, was mir verborgen bleibt..
Ich bin erschöpft. Lange bin ich schon unterwegs ohne auch nur eine Menschenseele oder geschweige denn eine Siedlung zu treffen. Der Boden unter meinen Füßen wird zunehmend sandiger, die Hitze flimmert in der Luft.. ich bin der Wüste und finde eine Ruine..
Erschöpft lasse ich mich nieder. Der Schweiß läuft nicht mehr nur über meinen Körper. Er brennt in meinen Augen. Die nackten Füße sind gerötet und schmerzen.. mein Wasservorrat ist leer. Ich weiß dass ich hier nicht bleiben kann, schleppe mich weiter.. und da.. die Hoffnung..
Vollkommen erschöpft erreiche ich die ersten Ausläufer der Siedlung..
Ich sollte Vorsicht walten lassen. Lässt sich schwer einschätzen, wie mir die Menschen hier gesonnen sind.. doch Hunger und Durst treiben mich weiter in den Ort..
"Wache!" brüllt jemand hinter mir.. ich drehe mich um und renne auf müden Füßen die Straße entlang. Ein unschöner Anblick der sich mir bietet. Tatsächlich wollte jemand einen anderen um sein Hab und Gut bringen und hat dabei nicht mit den Wachen gerechnet..
(Innerhalb dieser Siedlungen kann man wirklich Npcs-Wachen rufen die sich um Übeltäter kümmern)
Das Schicksal des Diebes soll mich nicht weiter kümmern. Arme Sau aber so ist das eben. Mich treibt es weiter und endlich finde ich zumindest Wasser..
Vom Wasser gestärkt treibt es mich weiter. Der salzige Geruch des Meeres wird in meine Nase getragen und die endlosen Weiten der Wassermassen lassen mich erahnen, was mir auf meiner Wanderung noch bevorsteht. Ein Blick zurück auf die Siedlung..
***
Das war er, der erste Tag in Mortal Online. Allein diese Wanderung hat etwa eine Stunde gedauert. Es gibt 5 oder mehr Startstädte und gerade mal eine habe ich im Verlauf der Wanderung gefunden.. als Schlussfolgerung daraus: Das Gebiet muss riesig sein.
Es gibt einige, die sich Sandbox-MMO auf die Fahne schreiben. Die wenigstens sind es wirklich.. doch Mortal Online gehört zu denen, die diesen Titel anscheinend mit bestem Gewissen tragen dürfen. Es gibt nicht eine Quest, keinen einzigen NPC-Text, keine fertigen Waren die von NPC-Händlern angeboten werden. Alles wird von den Spielern bestimmt und sie haben die Möglichkeiten dazu. Es gibt keine Karte, keine Mini-Map, keine Anzeige von Namen über den Spielern oder NPC's.. alles muss selbst erforscht und erkundet werden. Es gibt nicht mal einen "World-Chat" sondern lediglich einen Lokal-Chat, der auf den Bereich um den eigenen Charakter begrenzt ist.
Man muss sich mit einem kurzen Einführungstext zu die meisten Themen wie Bewegung, Crafting, UI etc. begnügen. Ab da gilt es seinen eigenen Weg zu bestreiten und herauszufinden, wie man diesen am besten geht.
Wirkliche Klassen gibt es nicht. Man kann sich entscheiden, in welche Richtung man den eigenen Charakter ausbauen und entwickeln will. Es gibt viele Hauptskills und Nebenskills, die erst mit der Zeit oder unter gewissen Grundvorrausetzungen erlernbar werden. Die meisten davon steigen durch schlichte Nutzung. Durch ein Skillcap an verteilbaren Punkten wird niemand alles können. Im Gegenteil. Es wird nicht einmal möglich sein, mit einem Char jeden Handwerksberuf vollkommen zu meistern. Es gibt NPC-Händler doch verkaufen diese in den meisten Fällen auch nur Skillbücher für alles mögliche.
Das Craften: Ich will es anhand vom Bogenmacher veranschlaulichen. Es gibt keine festen Rezepte für ein fertiges Produkt. (einen fertigen Bogen) Wenn man einen Bogen herstellen will dann wählt man selbst aus mehreren Grundbestandteilen aus denen der Bogen bestehen soll und allein für diese Grundbestandteile können unterschiedliche Materialien verwendet werden.(hier verschiedene Hölzer) Hier gilt es für den Crafter gute Kombinationen aus Material und verwendeten Komponenten zu finden und zu erforschen, ebenso ist die Höhe des Hauptskills sowie die der Subskills entscheidend für das Endprodukt. Die meisten erfolgreichen Crafter werden sich also hüten, ihre guten Kombinationen preiszugeben. Will ich einen Bogen mit kurzer Reichweite, dafür einer hohen Schussfrequenz und mittelmäßigem Staminaverbrauch.. oder doch einen mit sehr hoher Reichweite, dafür mittlerem Schaden und starkem Staminaverbrauch und niedriger Schussfrequenz. Hier gilt es zu probieren und zu erforschen.. die Möglichkeiten stehen einem offen, man muss sie nur finden.
Das Vorkommen an Ressourcen richtet sich nach der Region. Bekomme ich nahe der Siedling im Wald an den Bäumen z.B. "Firmwood". Für einen guten Bogen braucht es jedoch z.B. Dapplewood das ich nur anderswo bekomme Es gilt also herauszufinden, wo ich das gesuchte Holz finde, in welchem Verhältnis ich welche Hölzer für welche Komponenten verwende und wie ich - in diesem Fall als Crafter - einen gesicherten Nachschub eben an diesen notwendigen Hölzern bekomme.
Nicht anders verhält es sich bei den übrigen Craftern, der Veredlung von Handwerksressourcen oder Kampfskills. Will ich mich auf den den Nah- oder Fernkampf konzentrieren, will ich meine Fähigkeiten zu Pferd ausbauen oder oder oder.. die Entscheidung liegt bei einem selbst.
Als weiteres Beispiel: Mounts. Die gibt es so nicht zu kaufen. Dafür gibt es den Skill "Taming" Fangen die Spieler also an sich in dem Skill zu üben indem sie Wiesel oder Wildschweine zähmen so können sie selbiges irgendwann mit Pferden, die an manchen Stellen mitten in der Pampa zu finden sind. Diese Pferde können dann weiterverkauft werden. Verfügt ein Spieler über die Kenntnisse zu reiten oder auf dem Pferd zu kämpfen, so kann er diese auch nutzen..
Die Welt: Wie schon gesagt: Sie ist riesig. Es gibt sehr viel freie Fläche. Freie Fläche, die keine bleiben muss. Kann man wohl fast beliebig ein eigenes Haus errichten oder gar ganze Gilden-Städte aufbauen. (was bereits im Spiel ist) Wählt man einen Ort so wird nichts anderes übrig bleiben, als diesen von Kämpfern patrouillieren zu lassen. Genauso wenig wird man in "seiner" Region alle Ressourcen vorfinden. Raubzüge oder gesicherte Nachschub- und Handelswege werden also notwendig sein. Alles spricht für eine Entwicklung von Spielern und Gilden-Allianzen die ihr Gebiet beanspruchen und ihren Teil dazu beitragen, dieses Gebiet auch zu behalten und effektiv zu nutzen. Man wird alles brauchen. Handwerker, Sammler und Kämpfer.
Jeder ist jederzeit angreifbar. Verwendete Ausrüstung hält nicht für die Ewigkeit sondern verliert mit der Zeit an Haltbarkeit. Ebenso ist man bei Tod für andere Spieler vollkommen lootbar. Wird man nicht gelootet so kann man sich zu seinem Leichnam begeben und die Ausrüstung wieder aufnehmen, Außerhalb der durch NPC-Wachen gesicherten Startstädte sollte man also tunlichst zusehen, sich einer sicheren Gemeinschaft anzuschließen.
Das Kampfsystem .. konnte ich bisher kaum testen. In der Theorie jedoch ist auch dieses nicht uninteressant. Durch einen Links-Klick führe ich eine einfache Attacke aus. Halte ich die linke Maustaste gedrückt holt der Char zum stärkeren Schlag aus (zusätzliche Staminakosten). Durch Drücken von Alt+Linksklick wird eine Alternativ-Attacke ausgeführt. Halte ich die rechte Maustaste gedrückt blockt/pariert der Char. Jede Aktion kostet ein gutes Maß an Stamina und man muss damit haushalten. Ebenso sind Bewegungen nicht irrelevant (zwecks Ausweichen) und die Treffer an Körperregionen wie Bein/Torso/Kopf haben ihre Auswirkungen im verursachten Schaden. Die Kämpfe dürften damit also anspruchsvoller sein, als es in manchen Videos zum Spiel noch den Anschein hat.
Die Grafik.... ist okay. Zum wirklichen Vergleich taugt vielleicht noch Darkfall Online welches ein sehr ähnliches System verwendet. Darkfall orientierert sich doch noch deutlicher an der normalen "Fantasy". Dichterer Bewuchs sowie bessere Nebel- und Licht-Effekte wirkten dort alles in allem noch stimmiger. Dafür hat MO keine festgelegten Bauplätze für Housing, die Grafik ist durchaus annehmbar und spielmechanisch machen sie einiges besser. Zumindest sehe ich hier keinen der die ganze Zeit irgendwelche Magiebälle in die Luft schießt oder gegen Wände läuft um den entsprechenden Skill zu steigern. Für mich ein großer Pluspunkt gegenüber Darkfall. Die Grafik als solche wirkt bei Darkfall detailierter. Auf Details wird in MO jedoch auch geachtet, selbst wenn es nur Kleinigkeiten sind. Wo in der Waldsiedlung z.B. Felle aufgehangen und gehacktes Holz gestapelt werden, finden sich in der Siedlung am Meer aufgehangene Fische oder Netze. Man verwendet also nicht überall die gleichen Modelle. Für mich wirkt die Welt da lebendiger als in vielen anderen MMO's wo man mit Npc's und Quests erschlagen wird. Einfach weil es Spieler sind, die um einen herum an Bäumen hacken, Tiere jagen oder marodierend durch die Gegend streifen.
Alles in allem muss ich sagen, dass MO seit langem das erste Spiel ist, was mal wieder wirklich eine Art Erkundungsdrang weckt und wo man nicht einem schon im Vorfeld festgelegtem Pfad folgt. Das nicht nur in Hinsicht auf die Gebiete und Regionen. Auch hinsichtlich der Spielmechanik selbst muss vieles von den Spielern selbst erforscht werden. Am Ende sind es überhaupt die Spieler, die darüber entscheiden werden, ob MO etwas wird oder nicht. Ein Sandbox-Spiel, das viele Möglichkeiten zulässt, die aber eben auch genutzt werden müssen. Ein Spiel, dass sich mit den gängigen MMO's einfach nicht vergleichen lässt.
Nun.. so viel erst einmal dazu. Ich werde noch einige Stunden in dem Spiel verbringen und kann vielleicht noch die ein oder andere Info nachschieben