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Die Arbeit geht zügig voran. Damit ihr etwa sehen könnt, wo ich derzeit stehe und wie ich vorzugehen denke, ein Vorabdruck:
Seminararbeit: Kriminalerzählungen bei Prof. Eva Horn Wintersemester 2006/2007
Logik und Schlussfolgerung im Werk Edgar Allan Poe's
Inhalt
Einleitung I
Im Seminar "Kriminalerzählungen" haben wir uns besonders mit der semiotischen Struktur der Detektivgeschichte beschäftigt, ebenso mit den Figuren der Fahnder und Delinquenten, sowie den Verhältnissen von Verbrechen und Art der Ermittlung. Dabei wurde verdeutlicht, wie schon bei Edgar Allan Poe viele Strukturen geschaffen wurden, welche das Genre nachhaltig beeinflussten. Doch warum wählte ich Poe als Thema? Schon während der Vorbereitungen für das Seminar fiel mir auf, wie viel wenig bekanntes Material von diesem Literaten vorhanden ist, welches eng in Verbindung mit seinen Detektivgeschichten verbunden ist. Er ist der Begründer dieses Genres und ist sicher einer der bekanntesten und meistanalysierten Schriftssteller im Englischen Raum. Poe selber verfasste als Rezensent und Kritiker viele Schriften und schrieb auch selber über seine eigenen Werke. Genau dieser Umstand erleichtert die Herangehensweise an sein Oeuvre enorm, abgesehen von der Fülle an Sekundärliteratur.
Diese Arbeit widmet sich ein wenig genauer der Poe'schen Art der Argumentation, der Analyse und der Logik in seinem Werk, insbesondere in dessen Detektivgeschichten. C. Auguste Dupin ist nur eine von vielen Figuren Poes, in welcher sich der Schrifsteller bis zu einem gewissen Grad selber zu identifizieren scheint, wie stark dies jedoch der Fall ist, ist umstritten. Als Hauptkern sollen die drei Detektivgeschichten mit dem Hauptprotagonisten Dupin analysiert werden: The murders in the rue morgue (1841), The mystery of Marie Rogêt (1842) und The purloined letter (1844). Mir persönlich ist es wichtig, auch einen Blick auf Maelzel's Chessplayer ( Southern literary messenger 1836) zu werfen, da dieser wesentliche Merkmale Poe'scher Analytik bereits vorwegnimmt. Ebenso erscheint mir Poe's Philosophy of composition (Graham's Magazine 1846) sehr hilfreich zu sein und The psyche Zenobia - How to write a blackwood article (1838)
Forschungsentwicklung
Die Forschung beginnt bei Rufus Wilmot Griswolds (1815-1857) berühmt berüchtigten Nachruf an Poe von 1849. Es ist erwiesen, wie stark das falsche Zeugnis des Nachlassverwalters und literarischen Gegners den Ruf Edgar Allan Poes bis heute schädigte. Erst zwanzig Jahre später erschienen eine wohlwollendere Biographie von John H. Ingram. Erst der Poe Biograph A.H. Quinn entzifferte 1941 Griswolds Fälschungen von Briefen in dessen Biographie. "The Poe Log. A Documentary Life of Edgar Allan Poe". (Dwight Thomas & David K. Jackson)
Die Griswoldsche Sichtweise beeinflusste später die Tiefenpsychologische Sicht auf eine scheinbar perfekte Pathologie Poe's. Bis heute findet man in Biographien des Literaten Hinweise auf dessen Alkohol- und angebliche Spielsucht* [*E.A.Poe. The Murders in the Rue Morgue. Reclam 2002, ]. Nicht einmal sicher bewiesen ist dessen rätselhafter Tod am 7.10.1849. Für diese Arbeit wesentlich ist vorallem Mabbotts Edition von Poe's Gesamtwerk samt Anmerkungen. Mabbott verbindet akribisch genau Poe's mögliche Quellen mit dessen Oeuvre und zeigt auch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Editionen auf. Das bedeutenste Werk der letzten Jahre ist jedoch John T. Irwins "The mystery to a solution"*, eine peinlich genaue Studie über Poe's und Borge's Detektivgeschichten. *[John T. Irwin: The mystery to a solution. Poe, Borges and the analytic detective story. Baltimore/London 1994]
The Murders in the Rue Morgue
Die Murders in the Rue Morgue wurden am 15. März 1841 in der Saturday Evening Post veröffentlicht. Sie wurden begeistert aufgenommen und später war es dieses Werk Poe's welches in Frankreich Aufsehen erregte als ein Plagiatsvorwurf in den Zeitungen diskutiert wurde.
Der Titel selber gibt den Namen einer fiktiven Strasse in Paris wieder. Mabbot sagt dazu, dass der Einfall dazu erst kurz vor der Beendung des Manuskripts kam. Mabbott 569 Der Strassenname "Morgue" ist absichtlich düster gewählt und wird in den USA dem englischen "Mortuary" für "Leichenschauhaus" vorgezogen. Passend jedoch zu einer Strasse in Paris ist, dass das Wort "morgue" aus dem französischen stammt "morguer" für "ernst schauen" bzw. "jemandem die Stirn bieten".
"What song the Syrens sang, or what name Achilles assumed when he hid himself among women, although puzzling quests, are not beyond all conjecture" Sir Thomas Browne. Dies ist eine der typischen Einleitungen, welche Poe gerne als Zeichen von Gelehrsamkeit benutzte. Diese hier stammt aus "Urnburial" von 1658 von Sir Thomas Browne (1605-82), der anlässlich eines Urnenfunds in Norfolk seine Meditation "Hydriotaphia: Urne-burial" verfasste.
Poe's Analysen von Kryptogrammen
Im August des Jahres 1843 klagt Poe in einem Brief an seinen Freund John Tomlin, dass ihm, verrechnete man die Zeit um, die er aufs Lösen von Geheimschriften verwendet habe, mehr als tausend Dollar verlorengegangen seien:
He explains that he was "at one time absolutely overwhelmed" by cyphers sent to test his powers and that consequently he has vowed to solve no more: "You will hardly believe me when I tell you that I have lost, in time, which to me is money, more than a thousand dollars, in solving ciphers." (The Poe Log)
In Alexander's Weekly Messenger hatte er erklärt, er könne alle ihm eingesandten Kryptogramme lösen - ohne zu ahnen, welche langwierige Korrespondenzen mit Scharfsinnigen, Eigenbrötlern und Schelmen er dadurch auslöste. Poe erprobte mit diesem Gesellschaftsspiel analytische Fähigkeiten, die er als einer der ersten auch literarisch einsetzte, sowohl in der Detektivgeschichte, als deren Begründer er gilt, als auch in einem solch wirkungsvollen Essay wie der Philosophy of Composition oder in der Schrift über Maelzels Schachspieler. ...So fraglich die Wertung ist, so ist es sicherlich richtig, in der Tendenz zur Verschlüsselung und Analyse einen wichtigen Aspekt im Schaffen Poe's zu sehen. Mit ihm widersetzte er sich romantischen Vorstellungen von der Gesetzeslosigkeit der Phantasie und der göttlich-irrationalen Verwurzelung des Dichtens, während er zugleich andere Elemente der Romantik fortentwickelte."
(Nachwort zu EAPOE. The Gold-Bug And Other Tales. Hrsg. von Elmar Schenkel. Reclam, Stuttgart 1984.)
"He is fond of enigmas, of conundrums, of hieroglyphics" (528), "Ist ein Freund von Rätselraten, Kopfzerbrechen und Hieroglyphen" S.135
Romantik und Analytik
Poe ist in seinem Schaffen in der Romantik verwurzelt. Sei es in der Wahl seine Motive: Unheimliches, Rätselhaftes, Mysteriöses, Todessehnsucht, die sog. "Gothic Fiction", damals sehr bekannt aus dem Blackwood Magazin. Dazu gesellen sich mittelalterliche Stoffe und Motive: Metzgernstein, The Island of the Fay (1841), The masque of the red dead (1842), etc. Doch was erhob Poe über das Niveau der anderen SchriftstellerInnen? Mabbott meint, dass dafür drei Prinzipien ausschlaggebend sind* [Mabbott, xvii ff.]: Originalität, Abwechslung, Einheit.
"To be sure originality is an essential in these things - great attention must be paid to style, and much labour spent spent in their composition, or they will degenerate into the tugid [sic] or the absurd. ... I propose to furnish you every month with a Tale of the nature which I have alluded to. ... no two of thes Tales will have slightes resemblance one to the other either in matter or manner - still however preserving the character which I speak of." 30.4.1835. Poe an Thomas Willis White, den Herausgeber des Southern litterary Messenger in Richmond. *[The Poe Log. S. 149f.]
Selbst die fünf sog. Tales of ratiocination sind unter sich völlig verschieden. Die drei Geschichten um Dupin unterscheiden sich bis hin zur völligen Absenz eines Mordes oder Opfers. "The Gold Bug" fügt noch das Lösen von Kryptogrammen hinzu, während in "Thou art the man" der Mörder der scheinbar beste Freund ist, der Intrigant durch einen anderen entblösst wird und schlussendlich das erste Hinterfragen des "Cui Bono" in einem Verbrechen.* *[Thou art the man. Mabbott S. 1051]
Schliesslich die Frage nach der Einheit "unity". Hier geht Poe nachweislich von Schlegels "Transzendentalpoesie" aus. Gerade in seinem "thou art the man" ist die Verbindung von Autor und dessen Werk, seine Selbstreflexion am besten aufzuzeigen.
Spiel und künstliche Intelligenz
Poe und das Schachspiel:
"Ein Schachspieler zum Beispiel tut das eine (- berechnen), ohne sich sich um das andere (-analysieren) zu kümmern."
Dame vs. Schach. Aufmerksamkeit und Konzentration entscheidet über Sieg oder Niederlage.
"Kein einziger Zug im Schachspiel folgt notwendig aus einem anderen." Maelzl 225
Irwin [S. 15f]/Lange [S.54f]
Chapter of Suggestions (s. 1292ff) besonders 1293 "denouement" (The Opal 1845)
Der Detektiv als Automat:
In the Murders in the rue morgue" Poe associates this mental division- this intentional opposing of the self to itself as a way of imagining another's mind- with the image of a battle of wits between a mastermind and an automaton. ...Significantly the narrator introduces his description of this change in appearance by reporting a boast of Dupin's that "most men, in respect to himself," wear "windows in ther bosoms" ... Dupins analytic power is of such superiority that, compared to him, other men are like automata, slavish mechanisms playing against, and ultimately manipulated by a mastermind who has the power to see in their inmost beings. But what is most striking about all of this is that the narrator's description of Dupin's altered physical appearence as he exercises his analytic skill makes Dupin himself sound like an automaton:
"His manner at these moments was frigid an abstract; his eyes were vacant in expression; while his voice, usually a rich tenor, rose into a treble which would have sounded petulantly but for the deliberateness and entire distinctness of enunciation"
It is as if Dupin's body had suddenly become a physical medium for an alien spirit- which is simply Poe's way of presenting relationship between Dupin and other men, between mastermind and the mechanical automata, as the external doubling of an internal spirit between mind and body in Dupin, between a godlike pure spirit (a simple intellectual substance) and the complex bodily mechanism thich that substance inhabits and directs but to which it is essentially alien.
[Irwin 112f.]
Der Mensch als Automat bei Poe beschränkt. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir in den Entstehungsjahren von dessen Werk noch tief im Fahrwasser von Mary Shelleys "Frankenstein" (1816) sind, dem grossen Roman der romantischen Gothic Literatur.
Planmässige Methode
Philosophy of Composition: (Graham's Magazine, April 1846)
Nothing is more clear than that every plot, worth the name, must be elaborated to its dénouement before any thing be attempted with the pen. It is only with the dénouement constantly in view that we can give a plot its indispensable air of consequence, or causation, by making the incidents, and especially the tone at all points, tend to the development of the intention.
I select "The Raven" as most generally known. It is my design to render it manifest that no one point in its composition is referrible either to accident or intuition — that the work proceeded step by step, to its completion with the precision and rigid consequence of a mathematical problem.
Platonismus: Kreator- Gedanke- Seele- Weltseele-Gott
Planmässige Methode, rückläufige Operation - Mathematische Analysis (Leibnitz, Newton):
Die grundlegende Analysis befasst sich mit Grenzwerten von Folgen und Reihen sowie mit Funktionen reeller Zahlen und deren Stetigkeit, Differenzierbarkeit und Integration. Viele wichtige Funktionen der Analysis lassen sich als Grenzwerte von Reihen darstellen.
Die Analysis arbeitet häufig mit Abschätzungen und Ungleichungen. Die Ergebnisse, die durch diese Techniken gewonnen werden, sind jedoch exakt.
Die Verallgemeinerung des Funktionsbegriffes in der Analysis auf Funktionen mit Definitions- und Wertebereich in den komplexen Zahlen ist Bestandteil der Funktionentheorie.
Die Methoden der Analysis sind in allen Natur- und Ingenieurwissenschaften von großer Bedeutung.
Quelle: Wikipedia
Deduktion: Ableitung von Erkenntnissen aus anderen, allgemeineren. Sie darf an Faktischem nichts hinzufügen, was nicht schon in der Verallgemeinerung enthalten wäre. Der Gegensatz von Deduktion ist Induktion. Beide müssen sich in einer Erfahrungswissenschaft ergänzen; denn das Allgemeine, von dem das Besondere abgeleitet wird, wird durch Induktion gewonnen. Jedes methodische Vorgehen setzt Deduktion und Induktion voraus, da sie die beiden Pole der Erkenntnis miteinander verknüpfen.
In einer deduktiven Wissenschaft hängt die Wahrheit von Aussagen von ihrer Ableitbarkeit aus den zugehörigen Axiomen ab. Rein deduktiv sind eigentlich nur die Mathematik und die Logik, weil sich hier aus den allgemeinen Erkenntnissen des Raumes und der Zahl, bzw. des Denkens alle speziellen Eigenschaften ableiten lassen. Die klassische Logik definiert Deduktion nach Aristoteles als Syllogismus.
Teilweise deduktiv sind die ethischen Disziplinen (Ethik, Rechtslehre, Pädagogik), weil ihre allgemeinen Grundsätze zur Beurteilung von Besonderem dienen können. Alle anderen Wissenschaften gewinnen nur aus der Erfahrung die Kenntnis allgemeiner Gesetze.
Jede logische Deduktion läßt sich auf wenige logische Grundoperationen zurückführen, die ihrerseits in elektronischen Rechenmaschinen simuliert werden können. Das ermöglicht es, alle in mathematischen Ableitungen vorkommenden logischen Operationen in elektronische Rechenmaschinen zu verlegen und auch den Prozeß des logischen Schließens in solchen Rechenmaschinen zu simulieren. Auch das heuristische menschliche Denken, das nicht algorithmischen Charakter hat, läßt sich maschinell und kybernetisch imitieren.
(Quelle: Enzyklopädie 2000, S. 1449)
POE: Arithmetische oder algebraische Berechnungen sind ihrem Wesen nach bestimmt. Wenn gewisse Daten gegeben werden, müssen gewisse Resultat notwending und unausbleiblich folgen. Diese Resultate hängen von nichts ab und werden von nichts beeinflusst als von den ursprünglich gegebenen Daten, und die zu lösende FRAGE geht ihrer endlichen durch eine Aufeinanderfolge von Schritten zu, die keiner Modifikation unterliegen. Maelzl 225
Das Arabeske als Gegensatz zum
Die Wahnsinnigen und die Self Conscients
In "Die Grube und das Pendel":
"Untergang des Hauses Usher"
How to write a Blackwood Article 1836 *Klaus Martens S. 766
Dieser sehr bekannte, satirische Text Poe's behandelt die sehr populären Anweisungen der Zeitschrift Blackwood. Dieses Literaturmagazin wurde 1817 in Edinburgh gegründet und war auch in den Staaten sehr populär. Die darin erschienen Artikel waren richtungsweisend für die damalige Literatur. Poe erfindet nun eine ambitionierte Schreiberin namens Psyche Zenobia, welche vom Verleger Blackwood mit Tips und praktischen Ratschlägen gefüttert wird. Die Autorin jedoch schreibt einen ziemlich chaotischen Text, obwohl sie die Anweisungen genau verfolgt.
Pseudo-Gelehrsamkeit
Borges
Das Ende von Romanen bei Dickens. Poe hat mehrere Enden von Romanen von Charles Dickens korrekt vorausgesagt, bevor sie publiziert wurden. Diese Vorhersagbarkeit war ebenfalls Teil eines festgefahrenen Systems, das durch Theorie und Form so verankert war, dass man durch die Analyse der Struktur alleine, das Ende schon vorher erkennt. Dasselbe Dilemma hat man, wie Salisbury tendenziell richtig bemerkt hat, bei Film und TV, wo man das Ende sehr oft im Voraus kennt. Diesem Umstand wollte Poe entgehen. Der Titel von Poes erster Sammlung von Kurzgeschichten, "Tales of the Grotesque and Arabesque", (Martens 767f.) ist laut Martens nicht umsonst so gewählt. Unter "arabesk" versteht er das Mäandrische, Unvorhergesagte. Obwohl z.B. in "Ligeia" "irrsinnige Schnörkel" zu finden sind oder in "Das ovale Porträt" "maurischer Stil", so geht es eher um "spielerisch anmutende, kausal wenig verbundene Handlungsstruktur und die hetergonen Charaktere auf ihren mäandrierenden Wegen in ein unbestimmtes oder offen bleibendes Ende...Der arabeske Text folgt nicht einer vorgeformten Theorie, ...sondern er ist Theorie und Praxis zugleich" (Martens 768)
Friedrich Schlegels Transzendentalpoesie
Art pour l'Art
Man hat auch die Berechnung angestellt, daß in einer Höhe, die den hundertsten Teil des Erddurchmessers nicht übersteigt - das heißt, nicht über achtzig Meilen hinausgeht -, die Verdünnung so stark sein müsse, daß keinerlei animalisches Leben darin mehr erhalten werden könne [...] Tatsache aber ist, daß, steigt man zu einer bestimmten Höhe auf, die überwundene wägbare Luftmenge bei weiterem Aufsteigen keineswegs der zusätzlichen erreichten Höhe proportional ist [...], sondern zu ihr in einem beständig abnehmenden Verhältnis steht. Daraus ergibt sich zur Evidenz, daß wir, so hoch wir auch steigen mögen, niemals - prosaisch gesprochen - an eine Grenze kommen können, hinter der keinerlei Atmosphäre mehr zu finden wäre. Sie muß vorhanden sein, so folgerte ich; [...] Meine Erklärung besagte nun, daß es sich dabei um eine Art dünner Atmosphäre handle, die sich von der Sonne ausbreite - zumindest bis über die Bahn der Venus, wenn nicht gar, wie ich glaubte, noch unendlich weit darüber hinaus. [Poe, S. 146-149] POE: Das unvergleichliche Abenteuer eines gewissen Hans Pfaall
"Welches Lied..." Sir Thomas Browne (1605-1682), engl. Arzt, Autor und Philosoph. Seinem 1658 veröffentlichten Werk "Urnburial" ist das Motto entnommen.
Fazit:
Edgar Allan Poe's Ruf hat lange gelitten unter Griswolds Nachruf, doch inzwischen wurden genug Publikationen veröffentlicht, welche Poes Stellung und Werk in ein besseres Licht rücken. Die Analyse von Poe's Technik zeigt einen Autor, der selber nicht nur belesen war, sondern mehr noch, wie Walter Benjamin 1937/38 schrieb: "Poe ist einer der grössten Techniker der neueren Literatur gewesen". Wie oben dargestellt ist das Werk einerseits durchzogen vom analytischen Geist, doch die Kompositionen selber sind mäandrisch und arabesk. Wir sehen, dass Poe kein Aussenseiter war, sondern im Gegenteil: Vorreiter und mitten in einer stark politischen Stimmung. Die Tatsache, dass erst neuere Forschung den politischen Poe entdeckt hat, lässt ihn auch mit anderen Augen sehen. Dadurch ergibt sich eine Trias an Analysen von Poes Werk: eine Literaturkritische, eine Politische und eine Philosophische Analyse. Die Schlussfolgerung kann nur die sein, dass Poe einer der subtilsten Romaneschreiber überhaupt ist. Die Schlussfolgerungen Poe'scher Protagonisten in seinen Geschichten basieren nicht einfach auf einem Genialen Geist, sie sind philosophisch verort- und rational erklärbar. Die Figur Poes selber wurde später mystifiziert, doch anstatt einer pseudo-pathologischen Attitüde ist man heute wenigstens auf dem Weg, das Gesamtbild zu redigieren.
Er ist ein Genreerfinder: C. Auguste Dupin. Er ist Literaturkritiker, der die imperiale Englische Literatur seiner Zeit aufs Korn nimmt: "How to write a Blackwood Article" und "A predicament". Zugleich agiert er politisch, positioniert sich gegen die Einflüsse Britischer Kulturprotagonisten und überhaupt der Englischen Bevormundung des noch jungen Staates. Poes Analyse ist weit gehaltvoller als die von Sir David Brewster.
Wir Europäer sind uns heute nicht mehr gewahr, wie frisch der junge Staat noch war als Poe lebte und wie fragil das Verhältnis dieser einzigen Republik der Welt zum alten Europa war. Mehr noch: das alte Europa war im Umbruch und doch war es ein erbitterter Kampf, der nur in einem Land des Kontinents zu einer Revolution führte, nämlich Frankreich.
Edgar Allen Poe: Gesammelte Werke in 5 Bänden (Zürich, Haffmanns, 1994 - Alle Zitate stammen, soweit nicht anders angegeben aus Bd. 1: König Pest), Übersetzung von Arno Schmidt und Hans Wollschläger.
Bibliographie
Edgar Allan Poe: The Murders in the Rue Morgue. Hrsg. Dorothea König. Reclam. Stuttgart 2002
Edgar Allan Poe: Histoires Extraordinaires. Traduction de Charles Baudelaire. Gallimard 1973
Daniel Hoffman: Poe, Poe, Poe. Baton Rouge 1998.
Gustav Klaus/Stephen Knight (Hrsg): The Art of Murder. New Essays on Detective Fiction.Tübingen 1998
Thomas Ollive Mabbott: Collected Works of Edgar Allan Poe. 3 Bde. Cambridge 1978
Klaus Martens: Anmerkungen, Zeittafel und Auswahlbibliograpie. In: Edgar Allan Poe: Erzählungen. München 1993
Klaus Völker (Hrsg.): Künstliche Menschen. Über Golems, Homunculi, Androiden und lebende Statuen. München 1994