Die goldene Uhr
Ich unterhalte keine Frauenfreundschaften. So jedenfalls lautet mein offizielles Credo. Eigentlich ist es ein Schutz gegen den Satz "können wir Freunde bleiben?" Viele sagen, dass es Freundschaft zwischen Frauen und Männern nicht gibt, und gestern im Bett, da fiel mir eine seltsame Geschichte ein. Es ist eine Geschichte die noch nie aufgeschrieben wurde und darum wird sie leider nicht den Stellenwert erreichen, den sie verdient hat.
Meine Grossmutter war eine wunderschöne Frau mit bronzener Haut, die aus den bündner Alpen stammt. Heidi würde weniger dem Alpenglühnklischee entsprechen als meine Grossmutter. Trotzdem hat sie einen bürgerlichen Städter geheiratet, der in 0.0 Punkten auf der Zusammengehörigkeitsskala zu ihr passte. Mehr über diese unglückliche Beziehung, die 60 Jahre lang kriselte ein anderes mal, hier gehts um Freundschaften.
Und so eine hatte sie. Mit einem Romand. Wie lange diese Freundschaft bestand, weiss ich nicht, genausowenig weiss ich, wo diese Freundschaft einzuordnen ist. Er starb in den späten 80ern soweit ich weiss, und damals waren sie schon jahrzehnte miteinander befreundet. Was ausser den Erinnerungen geblieben ist, ist eine Uhr. Ich würde gerne die Korrespondenz lesen die sie miteinander führten, doch dafür ist es wohl zu spät. Diejenige meines Grossvaters väterlicherseits, die ist noch vorhanden, aber nicht ausgewertet. Diese Uhr ist ein Unikat von Tissot. Der Mann war nämlich Uhrenmacher und er stellte von dieser Serie damals, ein exemplar in Gold her und schenkte es meiner Oma, die ein leben lang Lucca genannt werden wollte. Zu meinem 20sten Geburtstag schenkte sie mir die und bis heute ist sie in meinem Besitz. Wenn ich sie trage so ist es ein Zeichen meiner Liebe zu ihr, und eines als Erinnerung ein wahrscheinlich wunderbaren, lebenslangen Freundschaft.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Jack« (10. October 2005, 13:30)