Nachdem ich hier fleissig gelesen habe, auch die verlinkten Kritiken, bin ich auf den Trichter gekommen, mir doch selbst mal ein Bild zu machen.
Versteht mich nicht falsch, ich bin kein ausgemachter Horror- oder Splatterliebhaber, aber ich kann danach dennoch ruhig schlafen oder mir die Dinger angucken. Meistens muss ich dabei lachen, weil mir die Logik dabei völlig abhanden kommt oder ich versuch mir die Filme so kritisch anzusehen, wie ich alle anderen auch angucke. Dabei leg ich vor allem Wert auf das "wie" und auf die innere Logik des Films - und genau bei Letzterem happert es bei diesem Genere in meinen Augen gravierend.
Zum Beispiel Saw; da liegt der Täter stundenlang mitten in der Zelle ohne einen Mucks von sich zu geben, streckt alle Viere von sich. Und dennoch kontrolliert er irgendwie aktiv, versteckt seine kleine Fernbedienung und steht nachher in aller Seelenruhe auf. Jaja, so sind sie halt, die harten Typen
Aber wie gesagt, ich wollte mir ein Bild machen und bin daher heute in die Videothek gedüst und hab mir gleich zwei Filme geholt, die ich mir bis jetzt nacheinander reingepfiffen habe, damit ich auch endlich mitreden kann!
Achtung, von nun an gibts auch Spoiler, falls sich jemand die Spannung nicht nehmen lassen möchte
Texas Chainsaw Massacre
(Remake by Michael Bay)
Dass es ein Remake ist, war mir irgendwie nur unbewußt klar, erklärt aber zumindest die abgedroschene Story von den "zehn kleinen doofen Teenies", die nach und nach abgeschlachtet werden - vermutlich hat das Original das erfunden. Zu Anfang der große Pluspunkt: Jessica Biel spielt mit, die ist ja echt fein anzusehen
Los gehts, die Teenies sind ganz lustig unterwegs und natürlich nur auf Party aus. Doch als sie eine Anhalterin mitnehmen, die echt schon fertig daherkommt und sich dann auch noch das Hirn rauspustet, ist der Tag echt im Eimer. Alle, die unsere fünf Helden um Hilfe bitten, stecken mit drin und decken den armen entstellten Sohn. Dieser hat seine schlimme Hautkrankheit nie überwunden und massakriert nun alle vorbeikommenden Leute, um dies zu kompensieren.
Ja, ich schreib hier nicht ernsthaft, weil die Geschichte verhält sich wirklich so und wird für mich daher derart unrealstisch, dass ich die Gewaltszenen genauso weit von mir wegschiebe. Nebenbei gesagt, die Szenen waren nicht wirklich
so heftig, was aber auch an der Version aus der Videothek liegen könnte.
Noch ein weiteres Stilmittel scheint dieser Film erfunden zu haben: die Kreischjagd. Oder wie wird es genannt, wenn ne junge Frau vor dem Killer davonläuft, ständig herumschreit wie am Spieß, sich immer wieder umdreht und dabei gegen alle möglichen behindernden Dinge läuft? Auf alle Fälle macht das Jessica hier sehr gerne, hackt dabei dem Killer noch einen Arm ab, aber der scheint sich nur zeitweise dran zu stören.
Nenneswert ist jedoch (darauf komm ich später weiter unten nochmal zurück) die Szene kurz vor Schluss, als Jessica einem Fremden so erscheint, wie ihr und ihren Freunden ganz zu Beginn die verstörte Anhalterin.
Oh und um ein offenes Ende zu gewähren ist der Film als Rückblende aufgebaut, eingeleitet von: dies ist der wahre Bericht über... und einem Polizisten der mit Tonbandgerät und Kamrea einen Tatortbegehung macht.
Am Ende ist wieder der Polizist unterwegs und - oh Schreck - Leatherface lebt noch immer und holt sich den Cop samt Kameramann!
Cabin Fever
(von dem, der jetzt auch Hostel gemacht haben tut)
Fünf Jugendliche machen sich nach dem Schuljahr auf in den Wald zu einer Hütte, um dort richtig die Sau raus zu lassen. Moment mal, da hab ich ein Deja Vue...?
Ein Pluspunkt; da ist ne süße Blonde mit dabei
Die Teenies kommen am Wald an und decken sich erstmal im örtlichen Laden mit Alkohol ein, verscherzen es sich dabei aber leider mit den Shopbesitzern. Die armen Hinterweltler scheinen etwas merkwürdig und müssen sich sogar rassistische Sprüche von unseren Teens anhören, weil sie ein Gewehr für Nigger haben.
Ich bin Mann und kann nur für die zwei netten Girls Sympathie aufbringen, die drei Typen mag ich nicht, die können sterben - beschließe ich schon ganz zu Beginn. Der eine ist so ein richtig arroganter Schönling, seine Frisur schon ewig aus der Mode. Der zweite ist der doofe Partymacher, der gleich mal anfängt, auf Eichhörnchen zu schießen. Unser dritter Held ist ein Weichei.
Nummer zwei macht sich, sobald sie an der Hütte angekommen sind, auf in den Wald und findet dort als Ziel leider kein Eichhörnchen, sondern einen schwerkranken Typen mit Ausschlag und schießt halt den erstmal an.
Später begehrt der kranke Mann, der nun echt schon ungesund im Gesicht aussieht, auch noch Einlass in die Hütte, doch zusammen und unter Zuhilfenahme von Gewehr, Messer, Lackspray und Fackel können sie ihn vertreiben.
Dummerweise zertrümmern sie dabei auch ihren eigenen Truck - ohje!
Somit sitzen unsere Helden erstmal fest und bemerken dann, dass eine von ihnen (leider die süße Blonde) ebenfalls krank ist. Kurzer Hand wird sie kameradschaftlich in den Schuppen umquartiert, nichtmal Weichei mischt sich da ein, obwohl er in sie total verschossen ist.
Der Schönling macht sich auf in den Wald, um sich dort zu verstecken, da er schon die Ansteckungsgefahr wähnt.
Die anderen beiden versuchen den Truck wieder flott zu bekommen und zugleich Hilfe zu suchen. Dabei werden sie von einem scharfen Schäferhund bedroht (ach, ich hab oben vergessen; beim Partyfeiern kam so ein Skatertyp mit dem Hund und nem Beutel Gras vorbei, der in nem Zelt in der Nähe hauste).
Nun greift endlich unser "zehn kleine doofe Teenies" Prinzip. Sie trennen sich auf ihrer Suche um Hilfe. Als erstes muss das zweite Girl dran glauben, als sie bemerkt, dass sie ebenfalls krank ist, springt sie Blut überströmt aus der Dusche nach drausen. Doof nur, dass der Schäferhund noch in der Nähe ist, er zerfetzt sie buchstäblich und nur noch ein Fuß ist von ihr erkennbar.
Damit nicht genug, der fiese Schäferhund hat noch immer Hunger und nagt der Blonden das Gesicht ab. Erst da kommt Weichei von seiner Suche zurück und aus Mitleid legt er das Gewehr bei Seite und erschlägt seinen noch lebenden Schwarm lieber mit der Schaufel. Vermutlich steckte ihm noch der Schock in den Knochen, denn auf seiner Suche stieß er auf den Skatertypen, oder was noch von ihm übrig war. Offenbar hatte der Hund auch da schon riiiiiesen Hunger.
Unser Partymann ist derweil mit dem Truck unterwegs um Hilfe zu holen, kommt eben beim Shop an, da bemerkt er, dass er nun auch krank ist. Leider fällt es dem Shopbesitzer auch gleich auf und so machen sie Jagd auf ihn.
Zurück bei der Hütte wird Partymann dann von drei wütenden Einheimischen (u.a. der Shopbesitzer) gestellt und böse erschossen, doch nun schlägt Weichei zurück und erledigt die Drei - Schraubenzieher ins Ohr (großes Geheimnis: der Typ mit dem Schraubendreherschmuck trägt ein Kästchen, das unbedingt für die Jagd geholt werden mußte, aber nie geöffnet wird - der Pulp Fiction Koffer läßt grüßen), Bauchschuss und Pflock durch die Brust.
So kann´s gehen, eben noch das Weichei, schon vierfacher Mörder.
Leider ist auch Weichei krank, dafür weiß er nun auch wovon -
da lag doch glatt ne Leiche im See, genauer gesagt, im Trinkwasserreservour und unser Dummie ist genau draufgefallen.
Er kann sich zwar ins Krankenhaus retten, aber die Polizei zieht es vor, ihn lieber anderweitig zu entsorgen - sie werfen ihn ebenfalls in den See (genau wie oben, hängt nun Weichei so herum, wie der ursprüngliche Auslöser).
Nachdem alles schon vorbei zu sein scheint, kommt der Schönling wieder aus seinem Versteckt. Ungeschicktes Timing, denn die Polizei ist da und hat beschlossen, dass die Teenies alle Mörder waren (woher auch immer die das wußten?) und knallen ihm ein paar Magazine rein. Damit nicht genug, sie verbrennen einfach alle Leichen auf nem großen Haufen.
Nun auch wieder die schönen Gags am Ende;
Zwei Kinder holen Wasser aus dem See, machen lecker Limonade draus und verkaufen sie zur Feier des Tages an die Polizisten - für nur 5 Cent!
Eine Gruppe junger Schwarzer fährt am Shop vor, der Besitzer stürmt wie von der Terantel nach drinnen...
und übergibt einem der Typen das Gewehr, schlägt High 5 ein und grinst sich eins.
Ein Truck der "Home Springs Quel" macht sich auf und davon.
Was war besonderes daran?
Hier sind die Teens durchgedreht und anstatt sich zu helfen, haben sie sich immer weiter in die Scheisse geritten. Das ist fast schon als Novum zu werten. Leider kann ich keinen der Charaktere und seine Handlung nachvollziehen, daher wirkt das Ganze wiederum unglaubwürdig auf mich.
Immerhin lassen sich ein paar Dinge ableiten, die offenbar zu diesen Filmen dazu gehören
müssen:
- x-beliebig viele Teens sind unterwegs und wollen irgendwo Party feiern
- kreuzen dabei den Weg von skurrilen Hinterwältlern und erregen deren Argwohn
- im Hinterwald gibts irgendwo einen Irren (Leatherface, oder auch die Polizei, die Leichen in Seen wirft)
- die Polizei ist niemals hilfreich
- die Teens werden Stück für Stück dezimiert, sonst wär der Film auch schon nach einer Stunde vorbei
- es kommt immer gut an, wenn sich eine Szene vom Anfang gegen Ende wiederholt, das macht den Film rund
- ein Gag oder Wink am Ende darf nicht fehlen, damit die Gefahr auch weiterhin bestehen kann
edit:
Mir ist noch was eingefallen...
um auch meinen Beitrag rund zu machen, müßte ich ja noch auf den Anfang zurückkommen.
Wie gesagt, mir liegt die Nachvollziehbarkeit bei nem Film am Herzen und da achte ich sehr drauf. Wie alleine schon durch meine Art der Berichterstattung klar geworden sein dürfte, konnte ich die Filme nicht ernst nehmen. Das liegt vor allem daran, dass die Charaktere immer mit Absicht falsch handeln, nur um noch eine weitere, noch skuririlere Situation heraufzubeschwören. Niemand denkt mal kurz nach und entscheidet sich für "hey, jetzt aber alle zusamme weg hier!"
Wäre ja auch doof, weil: Film nach einer Stunde und nur einem Toten vorbei.
Zur Gewaltdarstellung noch, wie ich schon weiter unten geschrieben habe:
wer nen Horror- oder Splatterfilm anguckt weiß, dass da die Gliedmaßen fliegen werden - genauso wie die Penise im Pronofilm (also im übertragenen Sinne).
Beides sind Grenzen, die für den ein oder anderen früher oder später überschritten werden und jeder versucht meiner Meinung nach, diese für sich selbst auszutesten. Dies dann mit dem probaten Mittel des Films zu tun finde ich super passend. Dadurch kommt niemand zu Schaden und jeder weiß danach, wo seine Grenze ist.
Man kann einfach Dinge erleben für zwei Stunden Film, die man im Leben nicht erleben kann und auch im Falle des Horror/Splatterfilms auch garnicht erleben möchte. Einfach eine andere Grenze als bei den Leuten, die jede Woche Tatort gucken und wo jede Woche wieder mindestens eine kaltblütig geplante Leiche auf dem Boden liegt. Das kann für mache genauso makaber sein, wie für andere die Kettensäge.
Meine Grenze lag bisher immer bei "Natural Born Killers", wo Gewalt meiner Meinung nach nur um der Gewalt wegen gezeigt wird. Vielleicht habe ich auch die Botschaft nicht verstanden, aber ich konnte den Film noch nie komplett am Stück angucken, weil es mir einfach
zu krank erschien.
Ein weiterer für mich kritischer Film war "Fight Club". Eben auch, weil er ähnlich wie NBK zusammen mit ner starken Psychokeule daherkommt, hat er mich doch arg verstört - auch, weil ich die Beweggründe und Motivation in dem Fall sehr gut nachvollziehen konnte und daher mehr über wirkliche Grenzen nachgedacht habe.
Von daher werd ich mit Horror/Splatterfilmen weiterhin kein Problem haben, da ich genau weiß, was mich erwartet und dass sie einfach zu abgefahren und schräg sind.