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401

Wednesday, 5. December 2007, 01:32

Wenn man nach Irland fliegt so erwartet einen nicht eine andere Kultur oder ein Mystikabenteuer, welches "Herr der Ringe" mässige Bilder hervorruft. Nein, Irland ist so wie inzwischen jedes andere westeuropäische Land geworden, wenn es das nicht schon seit je her war. Ich war auf jeden fall zum ersten mal dort und blieb auch nicht lange. Gabi hat mir den Flug zum Geburtstag geschenkt, damit wir uns sehen konnten.

Dublin Airport sah aus wie jeder andere Flughafen auch. Dublins Reiz und Charme waren so rein aus Perspektive des Busses nicht ersichtlich. Die Stadt ist so prall voll von Mensch, wie London und sah der Themsestadt auch optisch ähnlich. Nothing special so far. Auffallend war, dass überall, wo gearbeitet wurde Ausländer die Billigjobs verrichteten, vorallem Asiaten, von Nahost bis Fernost und viele Osteuropäer. Ich habe schon auch Iren arbeiten gesehen, aber der Ausländeranteil, derjenigen, mit denen ich zu tun hatte schockte mich. Oder sagen wir es so: Es ist genau so wie in der Schweiz, Österreich oder Deutschland (die Länder, in denen ich mich am meisten aufhalte).

Irland hat neue Züge. Komfortable Züge. Freundliches Personal, eine grundsätzlich inspirierende Sauberkeit und alle Annehmlichkeiten, die der verwöhnte Westler braucht. Das kostet. Von wegen Hochpreisinsel Schweiz...Geht nach Irland und ihr erlebt die Kostenexplosion live. Die Iren verdienen, glaub ich, ähnlich wie die Deutschen und nennen einen gesetzlichen Mindestlohn als politische, soziale Errungenschaft ihr eigen. Warum die Iren weniger lamentieren als die Deutschen, mag an der Einkommenssteuer liegen oder grundsätzlich an den Steuern. Während sich die Deutschen vom Hindukusch bis zum Kosovo für den Weltfrieden einsetzen, nebenbei die EU finanzieren, konnte Irland sich im Rückenwind von EU Subventionen, Neutralität und tiefen Steuersätzen für Unternehmen gesund entwickeln. Allerdings, so wird gemunkelt, ergeben sich erste Probleme. Die vielen Firmen und Konzerne scheinen nun doch den Ostasiatischen Billiglohn entdeckt zu haben und liebäugeln mit der Abwanderung oder sind bereits gegangen. Ausserdem entwickelt sich auf der Insel langsam so etwas wie eine Drogenkriminalität.

Die Zahl osteuropäischer Billigsaisoniers ist dermassen hoch, dass sie in irischen Läden auch originale Waren aus jenen Ländern kriegen. Ohne diese Gastarbeiter würde es im Südwesten des Landes wohl gar keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr geben. Als Nichtautofahrer ist das Land sicher weniger empfehlenswert. Gabi, die bereits vier Jahre auf der Insel verbracht hat, verweist immer auf die Rückständigkeit Irlands in vielen Bereichen, die ich so nicht ausmachen konnte. Ich habe wenig gesehen, wo der Südwesten nicht mit dem Elsass oder der Steiermark hätte konkurrieren können im öffentlichen Service. Ausser vielleicht, dass die Preise unvergleichlich unverschämt ausfallen, sogar für Fisch, aber auch für alles andere. Die Ladenlandschaft wird übrigens von SPAR dominiert (dt. Rewe Gruppe), und nur von SPAR. Im Bereich "Lebensmittelfachgeschäft" oder Landesspezialitätendetailhandel war nichts zu sehen, aber ich werde nächstes Jahr noch ein paar mal hinfliegen und Jacky, "meinen" Taxifahrer, mehr über das Land ausfragen. Alle Iren, die ich kennenlernte, waren schon mal in der Schweiz oder wollten da noch hin, sei es zum Anschauen der Berge oder zum Skifahren.

Mein kalte Analyse soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich die Irische Insel von ihrer ganzen Romantik kennenlernen durfte, obwohl ich unsere Berge jederzeit vorziehe. Wir wohnten auf einer Klippe am "Ring of Kerry" mit direkter Sicht aufs Meer. Trotz oder gerade wegen der Novemberstürme erlebten wir kuschelige Nächte am Kaminfeuer in einer ziemlich menschenleeren Gegend. Erin go deo!
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G.B.Shaw

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402

Sunday, 9. December 2007, 19:22

Ende eines Jahres

Noch sind ein paar Tage übrig von diesem unglaublich wechselvollen Jahr. Ich bin ins dreiundreissigste Lebensjahr gelangt und weiss nicht wirklich, ob das Vergangene nun gut oder schlecht war. Ich glaube, ich habe mich oft falsch entschieden, während ich einige Dinge auch im Nachhinein nicht bereue. Mein Leben ist eine Odyssee, weil ich nicht weiss, wer ich wirklich bin und wohin es mich treibt. Ich sehe mich Dinge tun, die ich nicht will und anderes aufschieben, was ich schon immer tun wollte. Ich dachte ich wäre ein Hedonist, würde nur dem leichten Genuss hinterherjagen, und dann übernehme ich doch Verantwortung, lerne zu verzichten, versuche Vernünftig zu sein.

Ich lerne die Welt kennen mit den Augen eines Kindes, und ich lese mich durch alles was irgendwie Buchstaben aufweist. Manchmal bin ich wie ein Schwamm, der Wissen aufsaugen möchte, scheitere aber gelegentlich daran, das Gelesene wirklich zu verstehen. Das Leben liegt noch immer vor mir, und ich fühle mich jung. Doch spüre ich, dass man mich altredet, dass ich selber bemerke, dass mein Körper früher Warnsignale aussendet als ich will.

Mein Verhältnis zu meinem Körper hat sich in diesem Jahr verändert, weil ich gemerkt habe, wie gut mir das Training tut. Tatsächlich ist die Leistungssteigerung in diesem Jahr die grösste in meinem bisherigen Leben. Ich habe gespürt, dass ich noch Leistung bringen kann, dass ich nicht schwach bin und mich durchbeissen kann.

Harriet hat mich mit ihrem Körperkult angesteckt, und ich merkte, dass es wirklich das war, was ich nie richtig erfahren hatte: das Gefühl, sich stark zu fühlen und zufrieden mit der eigenen Hülle zu sein. Gelegentlich habe ich bereut, Sandra wegen Harry verlassen zu haben, aber dann machte ich mir klar, dass ich mich bewegen musste, mich entwickeln. Ich machte den Schnitt in meiner Biographie und den Schritt nach vorn.

Sandra habe ich geliebt. Immer. Und ich tue es gewissermassen noch. Vor drei Wochen ging meine Festplatte über den Jordan ins Paradies des Technoschrotts. Was mich am meisten berührte war die Tatsache, dass viele Bilder von mir und Sandra dabei verloren gingen. Ich dachte, ich hätte diese auf meine externen Festplatten gezogen, aber schlussendlich waren es die Harrietordner, die gerettet wurden.

Irgendwann kam Gabi, Gabriele. Die Frau, die auftauchte in einer Zeit, wo ich mir eine Partnerschaft wünschte, aber nicht wirklich erwartet hatte. Sie zog ein wie eine Königin und war präsent wie ein Baum in einem Thronsaal. Es ging so schnell von statten, dass ich mir schon schwerlich ein Leben ohne sie vorstellen kann. Ihre Persönlichkeit ist stark und ausfüllend. So unterschiedlich wir sind, wir scheinen uns zu ergänzen, wir scheinen ein gutes Team zu sein. Auch eine Fernbeziehung kann reizend sein, vielleicht sogar erfüllter als eine andere. Ich spürte sofort, wie das ist, wenn dich jemand will. Wirklich will. Es ist ein dermassen enormer Unterschied, dass man sich fragt, wie lange man es bei einem Menschen aushält, der sich nicht richtig für dich entscheiden kann oder noch zu fest an jemand anderem festhält.

Auch Sandra ist schwer unter Druck. Sie weiss, dass ihr Neuer nicht ihre Zukunft sein kann, und sie würde mich zurücknehmen, wenn sie könnte. Das gibt mir das Gefühl, doch nicht alles falsch gemacht zu haben, denn wer mit mir zu tun hatte kommt immer wieder gerne zu mir zurück. Harry hingegen hasst mich abgrundtief. Ich weiss nicht warum, aber irgendwann wird wohl auch sie akzeptieren, dass ich nicht mehr bin als vorhanden. Ich renne ihr längst nicht mehr hinterher, doch empfindet sie meine Präsenz in derselben Gilde auf demselben Server als Dorn im Auge. Ich sehe sie als schlicht und einfach anwesend. Gelegentlich habe ich mir gewünscht, dass wir das einfach annehmen wie es ist, stelle aber fest, dass es wenig braucht, damit wir uns an die Kehle springen. Für mich ist sie Symbol einer persönlichen Niederlage und für sie bin ich wohl die böse Versuchung, die nie sein durfte, obwohl ich die in mich gestellten Hoffnungen nie erfüllte.

Beruflich brach ich vollends mit der Uni, weil ich Geld brauchte. Ich brauchte finanzielle Ruhe, einen geregelten Tagesablauf und das Gefühl gebraucht zu werden. Lustigerweise schrieb ich meine letzte Arbeit trotz höchstem Gefühlsstress, aber irgendwie kotzt mich die Langweile an, die jede Übung und die meisten Seminare überschatten. Ich sehe Leute mit null Talent reüssieren, andere mit Desinteresse sich in den Seminarraum quetschen, weil es halt um Punkte und ums Vorwärtskommen geht. Ich sehe eine Uraltmaschinerie am Werk, die einen mit schlechten Vorträgen nur so bombardiert, während ein Grossteil des Wissens in Büchern gespeichert ist, welche verzweifelt um Spannung und Aussagekraft ringen. Man versucht unter dem Deckmantel von Wissenschaftlichkeit eine Aura der Empirie zu schaffen, welche schlussendlich nur der Verständlichkeit schaden und aus dem spannendsten Thema einen ziemlich schlaffen Papiertiger zeugen.

Die steigende Zahl der Studenten macht jede Lektion an der Uni unpersönlich. Langsam entwickelt sie sich zur Maschinerie, wenn es nicht schon immer eine war. Ich fand Freunde sonstwo, aber an der Uni blieb ich alleine. Die Lektüre ist das A und O bei den Phileinsern, und lesen lässt sich eben nur alleine. Nein, auch bei Vorträgen ist es nicht anders, denn die sind so gestaltet, dass meist jeder für sich einen Teil vorbereitet.

Dennoch. Studieren hat durchaus spass gemacht. Die Herren Mathez und Roth hatten Recht, wenn sie sagten, studieren hält jung. Ich weiss auch nicht warum das so ist, aber das mag der Grund sein, dass ich mich noch so frisch fühle, dass ich noch Energie für was Neues habe.


Das alte Jahr ist vorbei, und ich fühle mich besser als letztes Jahr. Ich muss mit dem neuen Leben zurecht kommen und mir klar werden was ich wirklich will und zu was ich befähigt bin. Ich hätte nie gedacht, dass dieses Annum sich so entwickeln wird, aber so wie es sich abspielte, war es nicht mal schlecht.
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G.B.Shaw

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403

Wednesday, 12. December 2007, 19:26

Politik Schweiz

Nun ja, irgendwie war das zu erwarten. Nachdem weder Ulrich Schlüer seinen Nationalratssitz verteidigen konnte, Toni Brunner und Maurer bei der Ständeratskandidatur verloren, fehlte nur noch die Abwahl Blochers aus dem Bundesrat.
So oder so wird jetzt klar, dass der Weg der SVP nur noch über die Opposition führt oder zumindest, dass statt Blocher wenigstens zwei ähnlich politisierende SVP'ler in die Regierung gewählt werden. Allerdings wird das nicht der Fall sein, wenn Sämi (Samuel) Schmid auf seinem Bundesratssitz beharrt und Eveline Widmer-Schlumpf ihre Wahl annimmt. Also wäre es besser, wenn die SVP in die Opposition geht. Die Partei hat die Wahl haushoch gewonnen, aber es scheint, dass das nicht ausreicht, um genug Einfluss im Parlament zu gewinnen. Es ist inzwischen klar geworden, dass die CVP längst keine Mittepartei oder gar eine konservative Partei mehr ist. Diese Partei politisiert am linken Rand und der einzige Unterschied zur SP ist, dass sie noch Chancen im bürgerlichen Land hat, während in den Städten die SP wesentlich stärker ist.
Ich befürchte Übles. Gerade jetzt, wo es der Schweiz so gut wie selten zuvor geht, ist ein Regierungswechsel nicht wirklich wünschenswert. Es ist möglich, dass statt der zwei SVP Bundesräte ein zusätzliches CVP Mitglied und ein Mitglied der Grünen in den Bundesrat gewählt werden. Allerdings wird das für eine Partei wie die FDP schwierig werden.

Grüne und mehr noch die SP sind typische Geld- und Ämterverteilmaschinen. Wer ist Kopf der Schweizer Post? Ein SP Mann (Ulrich Gygi). Wer ist Chef der SBB (Die Schweizer Bahn)? Ein SP Mann. Gygi ist der bestbezahlte Beamte der Schweiz überhaupt, wenn man den CEO der Post als Beamten bezeichnen kann. Damit will ich nicht sagen, dass diese Männer keinen guten Job machen. Aber es ist natürlich bigott, wenn man von Verteilung von Reichtum debattiert, über Maximallöhne und dann der bestverdienende Staatsbetriebler ausgerechnet ein Mann der SP ist.

Bei den Grünen ist klar, wo die Richtung hinführt: Unterschrift unter jeglichen Aktionismus zugunsten der Natur. Ok, dieses Thema ist absolut Wichtig, ja Überlebenswichtig. Wird die Schweiz in Bali den Schwellenländern ihre Ökotechnologie schenken, in der Hoffnung darauf, dass die damit dann weniger CO2 in die Luft pusten? Es ist interessant, dass gerade Indien und andere Drittweltländer so erpicht auf Technologietransfers sind. Das Problem ist nur, dass die Zerstörung der Umwelt gerade in jenen Ländern die verheerensten Auswirkungen haben wird oder schon hat. Einer Maximalforderung wird sich niemand aus dem Westen beugen, ergo wird weiterhin Urwald gerodet, das Meer leergefischt und das Grundwasser geplündert. Eigentlich sollte man die Ökotechnologie tatsächlich verschenken, aber das wiederum würde gewisse Länder für ihr Nichtstun belohnen. Aber es war klar, dass die indische Atombombe wichtiger war als indische Kläranlagen und die Wasserversorgung in Bombay.

Item. Die Grünen müssten entweder der FDP oder der SP einen Sitz abnehmen, so wie das etwa dem Wahlresultat entspricht. Aber nun werden sie vielleicht sogar die Sitze der SVP übernehmen und dann wirds ganz lustig. Wahrscheinlich gibts dann noch mehr Albanerpräsenz in der Ostschweiz, weil die ortsansässigen Banden jeweils schneller zur Stelle sind als die orstansässige Polizei. Was aus Rotgrünen Städten wird, kann man jederzeit in Genf, Basel und Bern besichtigen. Blocher war der Sarkozy der Schweiz. In vier Jahren wird er eh zu alt sein, um zu regieren, aber wohin treiben wir in den Jahren, die kommen?

Die SVP in der Opposition wird brandgefährlich sein, auch für Abstimmungen, die eigentlich zum Wohle aller wären. Die Wahl Blochers war für viele Leute ein Fingerzeig der Hoffnung, dass sich was ändert im sogenannten Bundesbern. Eine Mittelinksregierung wird Cannabis als legal erklären - juhuuu Strassenverkehr du wirst jetzt gewiss sicherer! Die 29% Stimmen waren eine Zustimmung an Blocher. Will eine künftige Regierung regieren, wird sie jedes mal Volksabstimmungen über sich ergehen lassen müssen. Es ist schwer in der Schweiz zu regieren, aber mit einer derart starken Opposition, wird jegliches Regieren an der Urne allein durch das Ständemehr scheitern.

Die Politik in Bern war an sich ok, so wie sie jetzt war. Sie könnte miserabel werden, wie in jedem Land, wo Regierung und Opposition sich um jedes Amt streiten, um jeden Cent und um jede Entscheidung, die langfristig wichtig wäre. Gerade als endlich eine grosse Koalition in Deutschland herrscht versucht man aus parteipolitischen Interessen die Koalition zu sabotieren, namentlich in der SPD. Zu was wird das in zwei Jahren führen? Klar, zu einer Abwahl der SPD und zu einer Schwarzgelben Koalition, oder zu einer Dunkelrotrotgrünen. Einerlei, ich persönlich bin Fan von grossen Koalitionen, ich behaupte, dass dadurch eine Demokratie gemacht werden kann auf grosser Massenbasis. Alles andere wird immer wieder ausgehebelt und nichts mehr langfristiges wird in die Wege geleitet.
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Eoin

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Thursday, 13. December 2007, 17:40

In der BRD gabs bisher zwei große Koalitionen, beide haben und hatten keine großen Gesetzentwürfe zustande gebracht, kein Wirtschaftswunder hervorgerufen und auch sonst nicht viel getan um in irgendeiner Form das zu unterstützen was du hier schreibst. Vielleicht ists ja in der Schweiz anders aber die großen Koalitionen der BRD waren und sind eindeutige Blindgänger - von der Erbschaftssteuer Reform abgesehen hat die bisherige Koalition nämlich nichts aber auch gar nichts Großes verwirklicht - und eben erwähntes ist dazu noch stark kritisierbar.
Ich versuche bisweilen zu verstehen was du gegen die Arbeiterparteien hast, in einer großen Koalition aber auch in einer normalen Koalition wird im übrigen immer aus parteipolitischen Gründen gegen den Partner gewettert - das gabs bei Schwarz/Gelb, bei Rot/Grün und natürlich auch bei Rot/Schwarz - das ist völlig normal und nennt sich Demokratie, denn wenn sich die Landeschefs diskussionslos und völlig ohne Widerreden ständig einer Meinung wären ... dann gute Nacht, kritische Politik!

Mit diesem politischen Posting weiß ich leider von Grundauf nix anzufangen, weil es am Ende durchsetzt ist mit unbegründeten Behauptungen und ansonsten wirkt es sehr verbittert - ich hoffe mal die Situation in der Schweiz klärt sich zumindest soweit das man sich nicht weiter drüber ärgern muss.


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405

Thursday, 13. December 2007, 23:25

Es ist verbittert, weil man sieht, dass Machtspielchen einen Mann scheitern lässt, der gute Arbeit in seinem Amt geleistet hat. Ein Mann und eine Partei, der so gut wie alle Medien gegen sich hat, inkl. Staatsfernsehen und Staatsradio.
Vor vier Jahren wollte man beweisen, dass Blocher zum Magistrat nicht taugt. Es hat sich herausgestellt, dass er sehr wohl dazu taugt und dass er sich der Bundesratsmehrheit angeschlossen hat, wo nötig. Wir wissen genau, wie Bundesrat Leuenberger mit grosser Unlust Dinge verfechten muss, zu dem man ihn gezwungen hat.
Die SVP hat ihre Sitze noch, aber angetreten ist sie mit dem klaren Slogan "Blocher in den Bundesrat". 29% fanden das offensichtlich ok, ein absolutes Glanzresultat. Die Abwahl eines Mannes mit diesem Leistungsausweis ist ein Schlag ins Gesicht, derjenigen die ihn wählten. Ok, der gute Ton ist schon länger verschwunden, insbesondere in der SVP (O ton Mörgeli: "Egal, Knigge ist tot"). Es ist gewiss erlaubt, einen Staatsmann durch eine unbekannte Frau aus den Bergen zu ersetzen, deren Grosstat bis jetzt durch ihre Parteinahme gegen ein Steuerpaket und ihre Verwandtschaft mit einem Altbundesrat besteht. Sorry, das zeigt mir, dass man einfach Sesselwarmmacher bevorzugt, wenn es um Parteigänger der Rechten geht.

Was Deutschland betrifft, so habe ich das Gefühl, dass sich ausser der 1989er Wende und der Einführung des Euros gar nichts getan hat seit 1968 oder gar 1948. Deutschland ist das Land der Reformen, obwohl es nirgends eine echte Reform zu geben scheint. Ich sehe eine Wirtschaftliche Grossmacht mit sehr wenig Selbstvertrauen, die gern überall Geld verteilt, während im Deutschen landesinneren eine Ghettoisierung und Amerikanisierung stattfindet. Ich finde, dass ihr zu nett zu all den (zugewanderten) Leuten seid, die nur von eurem Sozialstaat profitieren wollen, und schlimmer: sich nich anpassen wollen!!

Ihr könnt dagegen nichts unternehmen, weil wenn ihr schon nur an das Thema "Minderheit" und "Ausländer" denkt, schon der Zweitweltkriegsmoralpfeiler in jede Diskussion reinrutscht. Als Reaktion gibt es Neonazis und Ultrarechte Parteien. Unnötig, sagen wir Schweizer (zumindest eine wachsende Mehrheit davon). Wir brauchen keine Rechtsextremisten, sondern gehen wählen. Dafür brauchen wir eine Partei, rechts von der Mitte. Damit ich an einem Samstag in der Stadt nicht von "Wasguckstu" angepöbelt werde oder zusehen muss, wie halb Pristina auf einen Schweizer einprügeln. Hallo, mir reichts jetzt, und ich habs selber erlebt. Kann sein, dass man in Deutschland durch gewisse Quartiere nicht mehr gehen kann. Ich finds ne Sauerei. Kann sein, dass auch bei euch eine südländische Mentalität des "Grapschens" herrscht. In Paris gingen schon Frauen aus den Banlieus protestieren gegen die allgegenwärtige Gefahr der Vergewaltigung durch Banden. Ich sage nein dazu.

Ja und es ärgert mich, ich wollte über wichtigere Dinge schreiben, aber das bringt mich zur Explosion 3 2 1 ...
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G.B.Shaw

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Adha Ilcava

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406

Friday, 14. December 2007, 00:28

Das Volk wählt das Parlament - Das Parlament wählt den Bundesrat - Der Bundesrat kann und muss deshalb nicht dem Wille des Volkes entsprechen.

Wer behauptet, dass ein gewählter Nationalrat keine Söi - Häfeli - Deckeli Politik betreibt, sollte erschossen werden und zwar mit der Armeewaffe, welche derzeit immer noch zu Hause im Schrank gelagert wird.

Das Parlament wollte Blocher vor vier Jahren nicht und es will ihn auch dieses Jahr nicht. Taktisch klug hat man ihn ausgebootet und Frau Widmer-Schlumpf gewählt.

Ich persönlich sehe eine endlose Wiederholung. Die Facetten sind vielfältiger und der Ton ist rauher geworden. Aber es wiederholt sich immer wieder... Geht es der Wirtschaft schlecht, ruft man die Bürgerlichen, welche es richten sollen. Geht es der Wirtschaft gut (so wie heute) holt man sich die Linken, Grünen und Roten in die Regierung. Die machen dann die Wirtschaft nieder (Ursula Koch ist so eine Paradebeispiel). Dann jammern wieder alle und man besinnt sich wieder auf das bürgerliche Lager. Und so geht das Ganze wieder von vonre los.

Jede Regierungspartei ist in der Pflicht und in der Opposition. Die Frage ist nur, was haben wir einfachen Bürger davon? Vorallem diejenigen die keinen akademischen Titel besitzen.
Alle wollen es werden, keiner will es sein...

Glaube nicht alles was du siehst. Sehe aber immer an was du glaubst!

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Friday, 14. December 2007, 02:21

Acker Bilk

Leider habe ich keine bessere Version von Stranger on the Shore (1962) auf Youtube gefunden, dennoch kommt das wichtigste immer noch rüber. Diese Version ist etwas improvisierter und mit mehr Orchester als die Originalversion.

http://www.youtube.com/watch?v=Q7jZeXvpyZQ

Warum Acker Bilk? Das Lied ist eine Legende und das schöne ist, Bernard Stanley Bilk lebt noch. Er wird im Januar 79.
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408

Friday, 14. December 2007, 14:31

Deine Meinung wurde vor über hundert Jahren bis hin in die Bismark Zeit so vertreten - sie ist zum Glück überholt. Mehr sag ich dazu nun nicht mehr. Ich werde versuchen deine politischen Ansichten zu ignorieren, auch wenns mir leid tut das dich die Entwicklungen in der Schweiz verbittern.
Deine Einstellung zu Ausländern findet man bei uns in der NPD wieder und sowas kann ich absolut nicht nachvollziehen und diskutiere auch nicht mehr darüber, wenns auch schwerfällt.


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Sunday, 16. December 2007, 11:16

Neue Grossmächte

Ich bin kein Chinaspezialist, aber ich stelle hier trotzdem einige Behauptungen auf und wage ein paar Analysen zu machen und Zukunftsprognosen zu stellen.

Das Reich der Mitte ist im Gegensatz zu den inzwischen meisten Ländern der Erde, ein von einem Regime geführtes Land, in dem keine Volksdemokratie herrscht. Nicht irgendeine Militärdiktatur herrscht, sondern die Kommunistische Partei, die KP, regiert das Milliardenvolk. Eigentlich hat diese Regierungsform in den letzten Jahrzehnten, mit Ausnahme der "Kulturrevolution", die keine war, und der Niederschlagung der Kundgebungen auf dem Platz des himmlischen Friedens, alles richtig gemacht. Ok, da fällt mir noch die Eroberung Tibets ein, und die systematische Vernichtung dessen Kultur. Im besetzten Land wird Kolonialsierung betrieben, wie zu Zeiten des Imperialismus. Genau jenem Imperialismus, den China dem Westen so gerne nachsagt, beliebt die Volksrepublik genauso unverfroren nachzugehen.
Ganz ungeachtet, dass es schon jetzt mehr Chinesen gibt als von jeder anderen Ethnie, exportiert dieser Moloch immer mehr Menschen nach Europa, Südostasien und sogar nach Sibirien. Es ist gut möglich dass hier die Wurzel eines kommenden Konflikts liegen, denn offensichtlich vermehren sich Chinesen rasend schnell, während die Russische Bevölkerung beinahe abnimmt. Die Leute, die nach Norden durchsickern und sich dort stark vermehren, dürften die russische Bevölkerung schnell verdrängen.
Bei aller Genugtuung, dass die Vormachtstellung der USA Einbruch erleiden wird, müssen wir uns im klaren sein, dass China durch diverse Faktoren eine ernsthafter Gefahr für den Frieden bedeuten kann. Warum? Der Nationalismus in China ist zwar stark, die Vergangenheit dieses Landes ist jedoch geprägt von Versagen, Demütigung und Besetzung durch Fremdmächte. Immer war sich das Reich über seine eigentliche Grösse im Klaren, aber andererseits unterlag es genau so oft ausländischen Invasoren. Früher waren das die Mongolen, die Koreaner, die Japaner, die Russen. Später wurde das Land auch noch von europäischen Mächten drangsaliert. Das Kaiserhaus Mandschu, das bis ins 20.Jh. überlebt hat, war übrigens ursprünglich nicht chinesisch, sondern eben Mandschu, eine Ethnie, die sich selber zuerst auch nicht als Chinesen betrachtete.

Diese Demütigungen sind, soweit mir bekannt, natürlich in jedem chinesischen Geschichtsbuch zu finden. China leidet, wie Russland, seit seinen Anfängen unter seiner eigenen Grösse und Blüte. Bei beiden Reichen schafften es die Herrscher nicht, trotz eigener Überlegenheit an Mensch und Resourcen dem technologischen Fortschritt des Westens zu folgen. Seit Peter dem Grossen versuchte man in Russland dem Westen nachzueifern, doch hinter dem Blendwerk einiger Metropolen war Russland noch immer im Mittelalter. In China war es noch schlimmer: da war das ganze Reich noch im Mittelalter, deswegen war es auch so einfach für imperialistische Nationen sich da zu bedienen, auch wenn das Land quasi auf der gegenüberliegenden Seite der Erdkugel ist.

Länder die immer unterdrückt waren tendieren schnell mal dazu, selber unterdrückerisch zu sein und eine Politik der Machtakkumulierung zu betreiben. Russland betrieb seine Expansion mit der Ansiedlung von Russen in der Ukraine, Baltik, Bulgarien, Polen, Aserbaidjan, Georgien etc. 1939 Griff Russland nach dem Deutschen Reich von Osten Polen an, "zum Schutz der Ukrainer und Weissrussen". Die Russische Hegemonialpolitik dauert übrigens immer noch an. Wenn Putin von "Aufrüstung" redet, so sind das keine leeren Worte. Natürlich wird aufgerüstet und die alte Vormachtstellung angestrebt. Weissrussland, Georgien, Ukraine, Tschetschenien...was an Russland grenzt, will von Russland kontrolliert sein!

China wird das ebenfalls so handhaben und tut es bereits jetzt. Es nimmt Einfluss auf die ganze Region, hält Tibet besetzt und verhindert die Anerkennung Taiwans immer noch. Es gibt ausser Russland und den USA niemand, der dem Reich der Mitte Paroli bieten kann, auch in Zukunft nicht. Warum gibt es in Japan so viele Stimmen, die zur Aufrüstung raten? Weil Japan nicht China ist, und sich dessen Bedrohung absolut gewahr ist. Von China aus wurden schon zwei Invasionen Richtung Japen im Mittelalter (1274/1281) gestartet. Die Japaner behandeln diese Sache anders als wir es tun würden: sie vergessen das nicht. Die mongolische Flotte mag vom Kamikaze zerstört worden sein, doch eingeprägt hat sich auf der Insel der Angriff eines mächtigen Agressors aus China dennoch.

Die Japaner sind ein Volk, das sich den anderen Völkern Asiens überlegen fühlt. Die Japaner hatten schon Korea besetzt, im Verlauf des 20.Jh. auch Teile von China und kurz sogar ganz Südostasien. Wie Deutschland, hat Japan dennoch wenig Aggressionspotenzial, gerade weil es einen grossen Krieg verloren hat. China hingegen hat auch gegenwärtig permanent das Gefühl, übergangen zu werden, selbst wenn das nicht der Fall war. Und China verzeiht den Japanern ihre Taten im Weltkrieg ebensowenig, wie die Japaner ihre Taten bereuen. China rüstet nun auf. Eigentlich ist es nur eine Frage der Zeit, wann China wirklich daran denkt, Taiwan in sein Reich rückzugliedern. Ich denke, das wird der Fall sein, wenn die USA eine Weile ganz auf sich selber schauen, wie es auch schon der Fall war (nach 1865 und nach 1919 z.B.)

Ok, da gerate ich immer wieder in den Konflikt mit Kommilitonen und gutinformierten Leuten, aber auch hier hat Huntington recht gehabt, mit den Einflusssphären von bestimmten Zivilisationen. Ich würde jetzt nicht mal den Begriff Zivilisation benützen, es ist schlicht und einfach nationalistischer Imperialismus, der gelegentlich mit diffusen ethnischen Gruppierungen hantiert, um handfeste Interessen zu kaschieren. Wo Russen leben ist auch immer der lange Arm Russlands zu spüren, und das mehr denn je. Je stärker China wird, desto Aggressiver und Arroganter wird es. Das wird uns Europäer weniger tangieren als vielleicht die asiatischen Staaten und Russland, aber da liegt guter Zunder im Heu.

Wir wissen auch nicht wie sich das auswirken wird, die ganze Industrialisierung einerseits und die Degeneration sozialer Errungenschaften post Industrialisierung nach Manchester Art. Ok, es gibt keinen Mao, der plötzlich die Meinung hat, dass eine Kulturrevolution wichtig ist, und alles Westliche ausgemerzt werden muss. Solange es vorwärtsgeht muckt keiner auf, aber geht es immer nur vorwärts? Was ist, wenn es eine Rezession gibt, eine Umweltkatastrophe, Epidemie oder sonst etwas, was dem jetzigen Trend und Entwicklung einen Schlag versetzt? Die Leute schuften sich zu tode, weil sie wissen, dass sie wenigstens überleben und Geld verdienen, aber was passiert, wenn sie einfach nur da sind, aber sonst zu wenig Arbeit vorhanden ist? Ich möchte mir das lieber nicht ausmalen.
Man muss die USA nicht mögen, und es ist klar, wie stark sich der Trend zu Idiot-Americalangsam durchsetzt. Wie der Kreationismus zunimmt, nimmt die Bildung ab. Allerdings ist die USA noch immer eine Demokratie, und ja es ist wesentlich demokratischer als Russland und Verfassungsrechtlich das pure Gegenteil von China. Der Unterschied zu China und Russland ist, dass die US-Bürger ihre TV Propaganda selbst aussuchen, während in den anderen zwei Ländern gar keine Auswahl möglich ist. Geld beherrscht die USA, Geld das unter einem stärker Staat vielleicht auch besser verteilt wäre. Weil Geld dermassen beherrschend ist, wird auch nie Verbesserung stattfinden, denn jenes Geld wird benötigt, um gewählt zu werden. Es ist ein Teufelskreis.

Wir kommen ins Internetzeitalter. Wissen ist für alle zugänglich, pauschal gesagt. Internet könnte dominanter werden als das Fernsehen. Vielleicht könnte sich dadurch etwas ändern. Aber im Moment tut es das nicht, und wer sich ein bisschen durch US Blogs und Videoblogs browsert ist erschrocken. Gerade dadurch, dass keine echte Wissensautorität mehr herrscht, entsteht statt wissen, ein Wissenstohuwabohu. Jetzt kann man natürlich auch sagen, dass der Jack keine Ahnung hat, aber so tut als hätte er sie. Das ist wohl wahr, ergo muss man auch bei meinem Geschreibsel immer vorsichtig sein, aber das die Leser meines Threads ja ohnehin.
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G.B.Shaw

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Monday, 17. December 2007, 06:01

Der Doktor

Ich wartete hinter dem Vorhang von B13 in der Notfallstation. Es schien ein relativ ruhiger Abend zu sein, trotzdem kamen und gingen Patienten und deren Angehörige. Wenige kamen allein, so wie ich.

Es braucht einiges, mich dazu zu bewegen, in ein Spital zu gehen. Zwei Dinge halten mich davon ab: Die Kosten und die verordneten Ruhepausen, welche wiederum Geld (Lohn) kosten. Unser Gesundheitssystem ist sehr teuer geworden, doch wehe man wird krank oder hat einen Unfall! Zuerst zahlt man alle Rechnungen selber und dann werden einem von der Krankenkasse die happige Franchise angerechnet und den Selbstbehalt dazu.

Beispiel: Meine Krankenkasse kostet fast 300 Euro pro Monat, bei einer Franchise von 200.- Nun gehe ich zum Arzt. Der will das Blut kontrollieren und gibt mir Medikamente direkt in die Hand oder das Rezept für diese. Nach ein paar Wochen flattern mir mehrere Rechnungen ins Haus. Eine betrifft das Arzthonorar und eine andere die Blutanalyse. Das Arzthonorar ist meist die billigste der Rechnungen. Sagen wir, es kostet 100.- Ich zahle die Rechnung, genauso wie diejenige der Analyse. Fast 400 Euronen kann so eine Analyse kosten und auch die zahle ich zuerst einmal selber. Ich bin keine Bank, aber so funktioniert das System. Da die Franchise 200.- beträgt (eine sehr tiefe Franchise), bezahlt die Krankenkasse den Betrag von 400 Euro- 200 Euro ein paar Wochen später. Ist die Franchise höher, sagen wir 700 Euro, so bezahle ich jede Rechnung unter 700 Euro selber. Ab nächstes Jahr muss ich das auch tun, denn 300 Euro Krankenkasse pro Monat ist für mich einfach zu viel. Kurz: alles was nicht ein schwerer Unfall oder eine Schwere Krankenheit ist, zahlt man selber.

Dass sich die Beträge so läppern, hat mit den getrennten Rechnungen zu tun. Mein Krankenkasse, die Konkordia, hat mich angerufen und gefragt, weshalb ich kündige. Ich sagte, dass ich eine dermassen horrende Prämie bei dermassen kleiner Leistung nicht bezahlen kann. Ich habe zwar jetzt keine 200 Euro Franchise mehr, sondern eine 700 Euro Franchise. Dafür bezahle ich 100 Euro pro Monat weniger. Mein Bruder hat gar eine 1000 Euro Franchise. Ich sagte der Konkordiaangestellten, dass ich die Informationen meiner Krankenkasse genau gelesen habe und dass ich gelesen habe, dass der Durchschnittsbezüger von Krankenkassengeld bei der Konkordia 3000 Euro bezieht. Ich habe in den letzten zehn Jahren vielleicht insgesamt 3000 Euro Leistungen bezogen. Also müssen einige gleich sehr hohe Zahlungen beanspruchen, damit die Rechnung einen solch hohen Durchschnittswert ergibt.

Als ich so da lag in meinem Abteil sah ich warum das so ist. Alte mit diesem und jenem selbstverursachten Bobo kamen rein und gingen raus. Männer mit einem Raucherhusten hörte man im Hintergrund, während irgendwelche Wirrköpfe das Personal bis zum Gehtnichtmehr beanspruchten mit ihren Geschichten. Später rückten auch noch 4 Polizisten ein, obwohl das Spital selber bewaffnete Sicherheitsleute hat. Wieder zwei Spinner, voll mit Alkohol oder Drogen und einfach nur renitent und zugedröhnt. Ein Opfer einer Schlägerei war da, ein Opfer häuslicher Gewalt, die ganze Palette dessen, was in einer mittleren Stadt halt eben passieren kann war anwesend. Irgendwer hält alle die asozialen und sonstigen Randlinge am Leben, und das ist niemand anders als der Staat, also wir. Einerseits sage ich mir, dass jeder Mensch anrecht auf ein lebenswertes Leben hat, andererseits frage ich mich wie weit die Anteilnahme gehen kann und soll.

Das Grosse Problem freier, westlicher Gesellschaften sind Alkohol und Drogen. Die meisten Menschen bleiben auch unter Stress einigermassen gefasst und normal, aber wenn Alk oder Drogen im Spiel sind, fallen sie aus dem Ruder. Der Staat muss für alle sorgen, gerade für die ärmsten. Doch der Staat muss dafür streng sein mit der Vergabe von Rauschmitteln aller Art. Es ist gut, dass Drogen verboten sind, denn von Drogen kommt alles, nur nichts gutes. Und warum ist Alkohol erlaubt? Weil ein Glas Wein oder ein Bier noch keinen Rausch verursacht wie eine Droge. Alles kann giftig sein, es kommt nur auf die Menge an, sagte glaub ich schon Paracelsus.

Der Assistent holte den Doktor, der etwa nach zwei Stunden Wartezeit auftauchte. "Wir kennen uns" , sagte dieser in einem Nichtbaslerakzent. "Woher?" "Von Engelberg." Ich schaute auf das Namensschild und konnte den Namen Silvio G. erkennen. Ich wusste, dass er Medizin studieren wollte, aber seit 13 Jahren habe ich nichts mehr von ihm gehört. Jetzt gehört auch er zu Riege der mir persönlich bekannten Nachwuchsärzte. Das ist wohl das Schöne am Abi. Die Leute trifft man oft irgendwo wieder.

Wäre er es nicht gewesen, ich hätte wohl nicht so schnell die kleine OP über mich und mein Knie ergehen lassen. Aber bei Silvio wusste ich, dass der nie einen Fehler machen würde. Er war ein Mensch wo man genau wusste woran man war und der ziemlich autentisch war. Aus den Schulklassen in denen ich war, sind mehrere Ärzte in der Schweiz entsprungen. Jedem von ihnen, inkl.usive Enrico und Christoph würde ich jederzeit mein Leben anvertrauen. Diese Leute waren schon zur Schulzeit äusserst integer, obwohl nicht unbedingt Klassenbeste. Der Wille zur Medizinerkarriere muss sehr stark und ausgeprägt sein, wenn man es so lange durchhält, vorallem wenn man mit weniger Vorschusslorbeeren startet als die Klassenbesten.

Im nachhinein bin ich froh, doch noch ins Spital gegangen zu sein. Zumindest konnte ich schon heute wieder ohne Unterarmgehhilfen aka Krücken gehen, und ich wurde von einem alten Schulkameraden operiert. Hoffentlich steht dereinst nicht auch noch ein Schulkollege als Arzt an meinem Totenbett. Zumindest bei den Obduktion sollen die Spezialisten die Namen der eingelieferten Körper erhalten, sonst passiert es wie dem Forensiker, der eines Tages seine eigene Tochter vor sich liegen hatte.
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G.B.Shaw

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Wednesday, 19. December 2007, 19:45

RE: Der Doktor

Mein letztes Erlebnis war, als meine Frau sich eine Sehne am Fuss druchtrennt hatte, weil eine Galsscherbe vom Küchentisch auf ihren Fuss fiel, als sie am abtrocknen des Geschirrs war. Dummerweise hatte sie keine Schuhe mit Stahlschutzkappen an, sondern nur leichte Socken.

In der Notaufnahme, nach einer Wartefrist von 1 Std., wollte man erst wissen, ob sie eine Krankenkasse hat usw usf. nach 45 Minuten Formulare ausfüllen und Fragen beantworten (wohl gesagt in der Notaufnahme), kam die Frage, die mir den Kragen platzen liess:

"Was für eine Religion haben sie? Wissen sie es geht darum, dass wir kein falsches Essen servieren oder sie auf einem Friedhof beerdigt werden, welcher nicht ihrer Religion entspricht."

HALLO????? :beye:
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Thursday, 20. December 2007, 05:18

UNICEF Bild des Jahres

[URL=http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,grossbild-1048831-524420,00.html]Link zu Spiegel Online[/URL]

Wir lesen dazu den Kommentar von Leon de Winter. Grundsätzlich erzeugt die Interpretation des Bildes ein Gefühl des Abscheus. Wir wissen, dass unsere Gesellschaft einmal am selben Punkt war, doch das ist lange her. Die westliche Gesellschaft hat sich entwickelt, die dargestellte nicht. Punkt.
Doch wenn man sich das Bild genauer ansieht, wenn es keinen Kommentar hätte, keine Interpretation und Wertung, dann tauchen andere Fragen auf, andere Gedanken.

Ein Mann und ein Mädchen. Die Traditionelle Kleidung beider deutet auf ein rurales Gebiet, auf ländliche Abgeschiedenheit. Dieser Eindruck wird durch die etwas beschmutze untere Hosenpartie verstärkt. Der Mann schaut tief und genau in die Linse, das Mädchen schaut entweder den Mann an oder jemand anderes. Der Alte schaut nicht unfreundlich, doch er ist nicht ganz sicher in seiner Rolle als Bildmotiv. Das Mädchen nimmt eine teilnahmslose, passive Pose ein. Die Stoffe sind kunstfertig hergestellt, bunt, die Kissen haben das Motiv eines Berges, eindeutig ein weiteres Zeichen seiner abgeschiedenen Herkunft.
Die gefurchte Sonnengebrannte Haut des Bärtigen verrät Naturverbundenheit, Abhärtung gegen die rauhe Natur. Die Gesichtszüge des Mädchens sind hell, sanft, weich. Es trägt eine festliche Kleidung und passt zum Interieur besser als der Mann. Wahrscheinlich hatte der Mann mit seinen Bedenken recht, denn jetzt wird er zum Buhmann der hiesigen Gesellschaft. Möglicherweise, ist jener Mann sogar ein liberaler Mann, denn er lässt sich fotografieren und seine zukünftige Braut auch. Wenn er wüsste, wie über das Foto geschrieben wird, hätte er es wohl nicht zugelassen.

Vielleicht mag das Mädchen tatsächlich wie ein Stück verkauft worden sein, aber auch in Europa waren die Mädchen eher Besitz mit Hoffnung auf Tausch gegen Güter und Länder als Wesen mit eigener Seele und eigenem Willen. Wobei, wir wissen ja, dass der Gelehrte Thomas von Aquin (1225-1274) zweifelsfrei bewiesen hat, dass Frauen keine Seele besitzen. Wir wissen, dass zwar der Prophet Mohammed eine viel jüngere Frau geheiratet hat, aber dass das in den meisten Kulturen der Alt- bis Neuzeit Usus war. Nur so als Beispiel, ist das Schutzalter in Spanien auch heute noch bei 13 Jahren, in Italien und Österreich bei 14 Jahren. Es ist nicht ganz klar, wann der Kuhandel mit Frauen sein Ende gefunden hat, aber so lange ist das gewiss nicht her.

Diese Art von Frauenvergabe hat den Vorteil, dass der Bräutigam Geld hat, dass er bereits materiellen Besitz erarbeitet oder geerbt hat. Dadurch gerät die Frau wenigstens in die Obhut einer Person, die sie auch ernähren kann. Im Islam sind mehrere Frauen erlaubt, solange der Mann sich das leisten kann. Diese Art von Gesellschaftsvertrag schiebt Männern mit Geld zusätzlich Macht zu oder den Männern, die über die Frauen gebieten können. Denn wenn Männer mehr als eine Frau besitzen können, so gibt es für viele andere keine. Diese müssen um die Heirat einer eigenen Frau kämpfen oder eine Familie haben, die dafür sorgt. An diesem System hängen in den Islamischen Staaten viele Machtverhältnisse, und um dieses System kämpfen sie auch. Die Auflösung des Patronsystems zugunsten des Staates führt zu Machtverlust, und dies wiederum zu grossem Widerstand.

Dennoch müssen wir attestieren, dass das Dargestellte nun wirklich der Gipfel in irgendeiner hinterwäldlerischen Ecke am Hindukusch ist. Wo es Berge hat, dort überlebt meist der älteste Brauch noch. Die Schweiz ist dafür ein gutes Beispiel oder Albanien, die Pyrenäenregien, die Karpaten, etc. Wenn ich ein Fototeam nach Utah in die Staaten schicke, so kann ich ähnliche Bilder machen, und das in einer Demokratie in einem Säkularen Land! Gerad weil in Utah Demokratie herrscht, wird gegen Inzest, Ausbeutung etc. nicht vorgegangen, weil jeder Gouverneur von den Stimmen der Täter und deren Familien Abhängig ist.

Kann man dem mit Gewalt beikommen oder mit einer Vorbildfunktion? Wahrscheinlich braucht es beides. Modernisierungen von Gesellschaften sind nur mit brutaler Gewalt durchzusetzen. Das sind dann echte Revolutionen, keine Putsche, keine Revolten, sondern Revolutionen. Ob Peter der Grosse, Robbespierre, Atatürk oder Mao, es ging nicht ohne Unterdrückung der alten Art.
1989 war keine Revolution, es war ein Aufstand ein Putsch in eine Gesellschaftsform, die schon mal da war, darum konnte sie ohne Blutvergiessen verlaufen, weil alle wussten, dass die andere Gesellschaftsform durchaus ihre Vorteile hat.

Peter der Grosse verbot die Bärte, Atatürk die Hüte. Es mag vieles geben, dass uns an der Türkei als Staatsgebilde stört, doch genau jenes Land ist das einzige islamische Land neben Malaysia, das den Sprung zur Säkularisierung bis heute geschafft hat. Dennoch können wir in Afghanistan kein Blutbad anrichten, weil wir auch keine verantworten wollen. Wir wollen mit minimalem Aufwand das Maximum erreichen, während der Gegner mit maximalem Aufwand agiert. Genau das macht ihn stark, denn wenn der Gegner versucht möglichst wenig Verlust zu erleiden wird er scheitern. Darum ist die USA in Vietnam gescheitert, darum haben die Engländer in Frankreich 1940 versagt. Was die Schutztruppen in Afghanistan abziehen, deutet eher auf Schwäche, statt auf Stärke. So lange der Westen nur ein bischen da ist, wird die Region nicht zur Ruhe kommen.

Im Balkan ist Ruhe, weil die Antwort mehr als klar war. Nach der Bombardierung Belgrads war Ende im Gelände, und zwar so stark, dass es auch in Mazedonien bis heute zum Frieden und Ausgleich gereicht hat. Wir wollen keine Kulturimperialisten sein, doch vielleicht müssen wir das sein, um weitere Gesellschaften uns ähnlich zu machen. So werden Kriege verhindert und die Menschen satt. Wir können nicht warten bis der nächste Flüchtlingsstrom aus der hinteresten Ecke der Welt zu uns rüberschwappt, denn wenn Menschen flüchten, bleibt keine Gesellschaftsstruktur mehr übrig, die diesen Namen verdient, siehe Mogadischu oder den Balkan.

Mein Gefühl sagt mir, dass wir gegenüber Ländern wie Syrien, Jordanien, dem Iran und anderen Ländern tolerant sein müssen. Dass wir den Menschen Zeit eingestehen müssen, damit sie mit der Gegenwart unserer westlichen Lebensart klar kommen. Andererseits müssen wir das Extreme bekämpfen, klar Stellung beziehen und auch physische Gewalt anwenden.

Doch mit Gewalt würden wir weder dem Mädchen helfen noch dem Mann den Unsinn seines Tuns klar machen. Es wird vielleicht eine Generation dauern, bis Alternativen da sind, die solche Erscheinungen obsolet machen. Diese Alternativen können nur gewährleistet werden, wenn der Welt die Puste am Hindukusch auch für Jahre nicht ausgeht.
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw

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Friday, 21. December 2007, 13:47

Ich hab nie zu Ende geschrieben, was Al Gore da sonst noch geschrieben hat in "Earth in Balance". Das Buch hat neben der CO2 Diskussion noch eine Reihe weiterer relevanter Umweltsünden aufgelistet. Die Verschmutzung der Gewässer, die Müllhalden, der Abfall der Menschen überhaupt, ist ein so ein weiteres Thema. So beschreibt er, dass das grösste von Menschen geschaffene Bauwerk, abgesehen von der chinesischen Mauer, eine Mülldeponie in den Staaten ist.

Es gibt ein Problem mit der Artenvielfalt, sowohl von der Fauna, wie auch von der Flora. Gore beschreibt eindrücklich, wie stark die Natur auf der ganzen Welt zurückgedrängt und ausgeschlachtet wird. Ein Aspekt schwirrt mir dabei im Kopf herum, nämlich jener, dass wohlmöglich der Wirtschaftliche Aufschwung, von egal wo immer, immer auch auf Kosten der Umwelt geht, da ja laut Newton, Energie nicht aus dem Nichts geschaffen wird. Unter diesem Aspekt kann man auch der Erfolg der Schwellenländer direkt dem Konto der Natur abbuchen.

Das Buch war wichtig und gut, weil es in den USA Aufmerksamkeit erregte, der Autor einen gut lesbaren Stil hatte und offensichtlich viel und weit gereist ist. Aus diesem Grund sind Angriffe auf Gore meist persönlicher Natur.

Inzwischen ist die CO2 Diskussion ausgebrochen, wobei die ja nur eine Diskussion ist, weil eine Wissenschaftlerminderheit, z.T. gesponsort von diversen Interessensgruppen, am durch den Menschen verursachten Klimawandel zweifelt. Aber selbst die auf Minimalkonsens beruhende Wissenschaftlergruppe IPCC musste inzwischen diesen Tatbestand bejahen.

Doch nun kommt nach der Kür die Pflicht. Und wer tut sich dabei besonders schwer? Die USA natürlich, sind wir uns nicht anders gewohnt. Indien, China, Russland, Brasilien und alle die, die einiges in Sachen Entwicklung aufzuholen haben. Wer vergönnts ihnen? Doch wir haben Deutschland vergessen. Ja Deutschland, Land der sauren Einwohner, Land der freien Bürger mit freien Bahn.
Dieses Deutschland stellt nämlich auch gleich die fetten Karren her, mit denen sie jene Autobahnen befahren, welche Frau Herman noch als Positivum der Nazizeit pries. Wer zu Hölle braucht in einem dermassen dichtbesiedelten Raum 300 PS? Man schafft auch mit der Hälfte immer noch eine gute Geschwindigkeit auf der eh überfüllten Autobahn. Kommt dazu, dass sowohl in Germanien wie auch in der Schweiz das SUV Fieber grassiert.
Es gab eine Zeit, da war "Klein" in. Da haben die Leute Smarts benutzt oder Mitsubishi Eier, A-Klasse, Mini etc. Die Normalverdienenden benutzten noch längliche unansehliche Citroën, Volvo, Passat, Mercedes wenn sie Familie hatten. Viele Gutverdienenden machten auf Understatement und Umweltschutz, bis die restliche Welt nachzog. Irgendwann kam von Yuppies, welche in den Staaten gelebt hatten, die Idee auf, deren Grosskarrenprinzip auch auf Europa zu übertragen. Allerdings haben wir hier weder Tornados noch Blizzards und die wenigsten haben lange Arbeitswege. SUV sind für unsere Fälle obsolet. Jede Familie hat in einem normalen Familienwagen platz und braucht keinen Innenstadtspanzer. Nein, in die Ferien fliegen noch immer die meisten Deutschen, und so ein Truck säuft so viel, dass fliegen auch noch die günstigere Variante ist. SUV sind gefährlich, weil viel zu gross, aber sie sind auch ganz offensichtlich Statussymbol. Es ist ein Zeichen für den Normalbürger, dass er sich weder den Parkplatz in der Stadt, noch eine Garage leisten kann und schon gar nicht den erforderlichen Sprit.

Es geht nicht um Missgunst. Es gibt sehr viele umweltfreundliche und tolle Autos, die dabei auch noch eine gute Figur machen. Deutschland baut neuerdings Protzkarren, weil sich die gut verkaufen und weil es das einzige Land ohne Geschwindigkeitsbeschränkung ist, was wiederum dem Willen der Autobauer entspricht. Das Land hängt am Autobau, wie dereinst Amerika, bevor deren Autoindustrie ihre Arbeiten im Ausland verrichten liess und bevor allen klar war, dass die USA nur Spritverbrauchende Strassengiganten ohne Design und Technik produzierten. Heute sind die US Karren für keinen mehr interessant.

Auf jenem Holzweg fährt auch die Deutsche Autoindustrie. Abgesehen davon, dass ein Industriezweig allein noch keinen Wirtschafs- Auf oder Abschwung macht, gesellt sich langfristig eh das Problem grosser Abhängigkeiten hinzu. Auch andere Länder produzieren technisch gute und ansehliche Autos, und sie produzieren gar viele hiervon. Das Theater um die CO2 Abgabe ist inszeniert. Umweltschutz ja, aber nicht mit uns. Ein weiteres Beispiel typisch Deutscher Tugend: anderen auf die Finger geschaut und zu hause Laisser-Faire. Klar, es war verdienstvoll den Trend zum Schwanzvergleich mit Karren als Markttrend zu erkennen, nachdem man auf dem richtigen Weg war. Vielleicht war es auch der einzige Weg, denn die Konkurrenz ist bei den Normalautos zu gross. Das Beste wäre, die Strafzahlungen anzunehmen und die EU-Beiträge zu streichen. Deutschland hat genug eigene Probleme, das Geld für andere ist ersatzlos zu streichen, ihr wart lange genug Milchkuh Europas. Die meisten Ländern der Gemeinschaft haben alle Möglichkeiten der Welt, ihre Aufgaben als Staaten selber zu verrichten.
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Eoin

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Friday, 21. December 2007, 13:55

Daumen hoch, geiler Post!


>>Reicher Mann und armer Mann
>>standen da und sah'n sich an.
>>Und der Arme sagte bleich:
>>"Wär ich nicht arm,wärst du nicht reich."
>>(Bertolt Brecht)

Mimei

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Friday, 21. December 2007, 22:50

Zum Thema Autoindustrie, Geschwindigkeitsbeschränkung, etc. hat sich bei SWG.de eine Diskussion entwickelt, an der man gut erkennen kann, warum das Auto noch immer der Deutschen liebstes Kind ist und wie offenbar ein Großteil über dessen Beitrag zum Umweltschutz denkt. <Link>
Interessanterweise war erst gestern beim SPIEGEL.online (leider kein Link mehr parad, die Info war aus einem Quiz über Umweltschutz und Auto) zu lesen, dass Mercedes Benz unter den Autoherstellern weltweit den höchsten Flottenverbrauch noch vor GM oder anderen hat.
Ein bisschen Bush-Bashing muss ja auch noch sein, darum paßt mir der [URL=http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,524777,00.html]Link über die US-interne Abgasdebatte[/URL] hier noch ganz gut rein. ;)
Even if it's easy to be free
What's your definition of freedom?
And who the fuck are you, anyway?
Who the fuck are they?
Who the fuck am I to say?
What the fuck is really going on?

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Saturday, 22. December 2007, 04:24

Der Kosovo

Wem gehört der Kosovo. Langsam aber sicher nähert sich diese seit den Neunzigerjahren für Europa so wichtige Frage ihrer Lösung. Ex-UCK Führer Hashim Thaci ist der neue starke Mann der Kosovo-Albaner und wird, wie wohl alle Albaner die komplette Unabhängigkeit der Provinz von Serbien anstreben.

Doch so einfach wird das nicht. De Facto und de Jure unterliegt das Gebiet einem Unomandat und KFOR-Truppen überwachen die Vorgänge. Aber noch ist das Gebiet ein Teil Serbiens, zumindest auf dem Papier. Faktisch sind die Serben hoffnungslos in der Minderheit. Das Bevölkerungswachstum der Albaner schaffte bereits vorher ein Problem, dass irgendeines Tages zum einem echten ethischen Konflikt ausarten würde. Es ist dies ein Vorbote ähnlicher Minderheitenkonflikte ethischer Basis, die trotz der Balkankriege in den Neunzigern noch lange nicht ausgestanden sind. Hauptproblem ist die ständig wachsende Ethnie der Albaner, welche bedeutende Minderheiten auch in Mazedonien und Griechenland stellt, neben der Mehrheit in Albanien selber und dem Kosovo. Man sagt, dass die Kosovaren (Kosovo-Albaner) sich sehr wohl abgrenzen von Mazedonischen Albanern und Albanern selber.

Bedeutend ist jedoch, dass diese Ethnie muslimisch ist inmitten eines Nichtmuslimischen Europas (mit Ausnahme der Bosniaken). Zwar gelten die Kosovaren als sehr gemässigte Muslime, auch gerade im Vergleich zu den Shipetaren, so nennen sich die Albaner auch noch, aus dem Mutterland. Es ist jedoch so, dass zwar kaum mehr Serben in der Provinz ansässig sind, dass sich dort aber bedeutende Serbische Kulturstätten befinden. Der Name Kosovo an sich ist serbisch und bedeutet Amselfeld. Hier fand jene Schlacht statt, die bis heute die bedeutenste in der Serbischen Geschichte ist. Auf der Unterlegenheit gegen muslimische Invasoren beruht der gesamte Mythos des Serbischen Volkes, welches sich wie die Kroaten als Bollwerk gegen den Islam sah, und verhängnisvoller: noch immer sieht.

Früher verlief quer durch die Kroatien, Bosnien und Serbien, die sogenannte Militärgrenze des Habsburgerreiches. Man siedelte Wehrbauern an, welche von der Steuer befreit waren, die jedoch in permanentem Kleinkrieg mit den Muslimen des Osmanischen Reiches lebten. Der Grenzermythos ist ebenfalls bis heute in den Serbisch-Kroatischen Köpfen hängengeblieben.

Bereits in den Balkankriegen der Jahre vor der Jahrtausendwende wurden die alten Verbrüderungen wiederbelebt, welche seit Jahrhunderten gehegt und gepflegt wurden. Kroatien und Slowenien suchten die Nähe zu Österreich und Deutschland. Serbien, Mazedonien und Griechenland als Orthodoxe suchten Hilfe in Moskau. Auch Italien und Albanien haben gemeinsame Geschichte hinter sich. Unter dem Deckmäntelchen Albanischer Befreiung griffen 1941 italienische Truppen Griechenland an, wurden jedoch stark zurückgeschlagen. Erst die Deutschen, welche unwillig eingreifen mussten, vernichteten die Griechische Armee. Besatzungsmacht in Griechenland waren vorallem aber auch die Italiener. Neben den Türken hassen die Griechen darum besonders die Italiener und noch mehr die Albaner, die auch gleich noch Muslime sind.

Es ist ganz klar, dass Griechenland Serbien helfen wird, die Provinz Kosovo nicht zu verlieren. Die USA haben verlautbaren lassen, dass sie eine unabhängiges Kosovo wohl anerkennen würden, wenn es soweit kommt. Da nur wenige europäische Länder die serbischen Ansprüche verteidigen werden (ich tippe mal auf Griechenland, Bulgarien, Ungarn), werden sich die Serben nach altväterlicher Sitte an die Russen wenden. Die Serbisch-Russische Verbrüderung war einer der Hauptgründe für den ersten Weltkrieg. Das starke Putinrussland wird sich für Serbien stark machen und ein ganzer Block anderer Länder somit ebenfalls. Die Kosovofrage hat also immer noch internationale Tragweite.

Kosovo, Irak, Israel etc. Überall sind die Konflikte weit von einer Lösung entfernt. Die Brände sind nicht gelöscht, sie schwelen im Unterholz und warten auf die Schwäche Amerikas. Sobald die USA hauptsächlich mit sich selber beschäftigt sind, können wieder Flächenbrände ausbrechen. Wir mögen die Amerikanische Vorherrschaft nicht, aber wir müssen konstatieren, dass ohne sie gefährliche Konflikte ausbrechen, wie ein Krebsgeschwür in einem Körper.
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Thursday, 27. December 2007, 08:05

Der Arlington Friedhof

Der berühmte Arlington Nationalfriedhof der USA hat eine interessante Geschichte.

1861 Gehörte das Grundstück samt Villa einem gewissen Robert E. Lee (1807-1870), Held des Mexicokrieges und Bürger von Viriginia. Als 1861 der Sezessionskrieg ausbrach entschied sich Lee, trotz Abneigung sowohl gegen eine Abspaltung wie auch gegen die Sklaverei, für die Seite der Südstaaten. Auch wenn ihm das Oberkommando der Unionsarmeen angeboten wurde, wählte Lee für seinen Staat Virigina zu kämpfen. Für den Norden ein fataler Entschluss.

Lee und seine Frau verliessen das Grundstück und es wurde von der Union konfisziert. Aus Rache für alle die Toten, die der Krieg forderte, fing man an die Umgebung als Soldatenfriedhof zu benutzen, um Lee, falls er je wieder in sein altes Heim hätte wollen, mit all jenen Verstorbenen zu konfrontieren, dessen Tod auf sein Konto gingen.

So entstand schlussendlich der heutige Nationalfriedhof Arlington.
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Sunday, 30. December 2007, 08:01

Pakistan

[URL=http://www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,525846,00.html]Henryk Broders Artikel im Spiegel[/URL]

Lieber Henryk Broder,

Mir ist bewusst, dass sie einer der besseren Journalisten und entsprechend ausgezeichnet worden sind. Ihre Artikel in der Weltwoche sind mir noch in guter Erinnerung, wobei wir ja beide wissen, dass die Weltwoche proamerikanisch, polarisierend und neokonservativ ist. In einem Blätterwald dumpfdeutschen Antiamerikanismus' ist das tragbar.
Nun, zu ihrem Artikel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie oder sonst jemand der in Magazinen wie dem Spiegel schreibenden Zunft Arabisch kann, die Mentalität der Pakistaner versteht oder mehr als 5 Jahre in Pakistan gelebt hat. Was dieses Land am fernen Hindukusch betrifft, so sind wir zur Machtlosigkeit verdammt, weil diese Leute unsere Hilfe zum Teil gar nicht wollen, weil ein Teil dieser Leute jenem Islamismus huldigt, den wir ablehnen. Eingreifen kann man, aber ist es auch ratsam?
Ich weiss nicht wer Gabriel Schoenfeld ist, aber als Juden werden sie beide kaum ein Ohr bei den Muslimen finden, wohl aber bei uns. Es ist nicht gut, den USA einzureden, sie müssten überall ihre Truppen hinschicken. Das Land Israel, selber Besitzer eines Atomwaffenarsenals und mit einem guten Anteil sehr extremer Bürger, ist selber in der Lage sich zu schützen. Die Affäre Bhutto hat ihren Kern in Pakistan selber und der Versuch, auch diesen Mord in Verbindung mit Palästina zu bringen, macht einen kopfschütteln. Vieles was in der arabischen Welt geschieht ist unfassbar, tragisch, erschütternd, und wiederum vieles haben wir dem Interventionismus von Israel und den USA zu verdanken, so leid es mir tut. Al Kaida als Antwort auf Truppen in Saudi Arabien, Khomeini im Iran, Taliban, von den Amerikanern ausgebildet und beliefert, damit sie gegen Sowjetrussland kämpfen, Saddam Hussein, aufgebaut als westliches Bollwerk gegen den Iran etc. etc.

Wir Europäer träumen nicht, aber wir sind keine Weltpolizisten. Weil wir es so lang waren, gibt es heute noch viel Wehleid im arabischen Raum. Wir sollten auch aufhören, eine einzige Interpretation im Tun und Lassen des islamistischen Terrors zu finden, denn ganz sicher gibt es mehrere, und wahrscheinlich ist die Apokalypse nur ein Wunsch weniger. In unseren Augen ist die islamische Kultur in jenen Ländern rückständig, in ihren Augen ist es eben islamische Kultur. Wir lehnen das Steinigen von Frauen ab, sie lehnen ab, dass ein russischer Irrer in der Schweiz einen Familienvater absticht und nach vier Jahren wieder freigelassen wird.
Die Vermischung verschiedener Gewalten, Staatsgewalt, Justiz, Familienrecht, Scharia und Gewalt durch Terror macht zwar ein schönes Bild von Islamophobie, aber ist etwa so, als wenn wir Schulhausmassaker, Scheidungen, Vergewaltigungen und Neonazis als Abschreckungsbeispiele des Westens abbilden würden.

Was Atomwaffen betrifft, so musste es leider so kommen, ja wird es immer so kommen. Wir wollten vielleicht auch nicht, dass die Sowjetunion Atomwaffen herstellt, aber 1947 schaffte auch sie es. Die Technik macht so grosse Fortschritte, während wir über Physikalische Probleme reden, die bereits vor über sechzig Jahren gelöst wurden. Ganz ohne Computer notabene und ohne Mikrochips. Wir sind ausgeliefert, über kurz oder lang.

Ich denke, wir können nicht noch mehr Konflikt in jenen Teil der Erde tragen mit unseren Ängsten. Wir müssen uns hier klar werden was wir wollen und unsere Gewalt auf unseren Böden durchsetzen. Dass dies bis jetzt funktionierte, zeigt die magere Bilanz islamischen Terrors in Europa. Es gibt den Islamischen Terror und Extremismus, aber er hat nicht die Überhand und was die Kultur und die Rechtssprechung angeht, so kann, ja muss das Umdenken, in den Ländern selber stattfinden - alles andere würden die Leute als oktroyiert empfinden und über kurz oder lang ablehnen. Wir sind nicht apathische Opfer, aber wir sind klug genug, nicht hitzköpfig zu werden.
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Tuesday, 1. January 2008, 20:52

Jugendkriminalität und Ausländerkriminalität

Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr!

Ich wünsche unseren Ländern ein friedliches Jahr. Auf dass sie endlich aus der lethargie erwachen und merken, dass es neben vielerlei Grautönen auch das klassische Schwarz-Weiss Schema von Gut und Böse gibt. Ein Staat ist gut beraten, die Hintergründe verbrecherischen Handelns aufzudecken und zu berücksichtigen. Er ist aber auch dazu aufgefordert, seine EinwohnerInnen zu schützen und die Schuldigen zu bestrafen.
Mir fällt auf, wie ähnlich Deutschland den USA wird, jenem Land, das die Deutschen so verachten. Das Volk verdummt vor dem Fernsehen, die Schere zwischen Reich und Arm wird grösser, es entstehen Ghettos, die Gewalt nimmt zu. Die Verwahrlosung nimmt Gestalt an, in Form von Kindermorden, Vergewaltigung, Strassengewalt, Schulhausmassakern, Familientragödien. Der Krieg im Fernsehen wird zusehends in die Schulhäuser, Familien und auf die Strassen getragen, und wir sind gezwungen die Bilder und Nachrichten in unseren Zeitungen zu ertragen. Wir sehen, dass das was bis jetzt leidlich funktionierte, nämlich Abschreckung, Strafe und Ordnung, zum scheitern verurteilt ist.

Warum hat Deutschland langsam ähnliche Probleme wie die USA? Weil Deutschland ein Einwanderungsland ist, dessen Bevölkerung auf Metropolen verteilt ist. Dadurch wächst der Pool von Menschen, die sich irgendwie durchkämpfen und wenig verdienen stetig. Schnell wird klar, dass auch die zweite Generation Ausländer mit denselben Problemen konfrontiert ist. Es ist ein Teufelskreis von wenig Chancen und grossem Druck. Denn ihnen gegenüber steht die Mittelschicht einerseits und eine dünne Schicht sehr privilegierter Menschen. An der Mittelschicht orientiert sich der Markt, die Preise, der Lebensstandart. Gerne würde diese Schicht teilnehmen am Dolcevita der Oberen, aber diese entfernt sich schneller denn je, was Vermögen und Einkommen betrifft.

Die Medien hingegen zeigen die Welt der Vermögenden. Sie verführen die Menschen aller Schichten zum Konsum von Dingen, die sie gar nicht brauchen. Dennoch glauben die Leute, sie müssten diese Güter ebenfalls besitzen, was schlussendlich zum totalen Vergleich führt. Der totale Vergleich fängt beim Auto an, betrifft die Wohnung, die Ferien, die Kinder etc. etc. Alle vergleichen sich mit ihrem nächsten, was zum permantenten Konsum- und Leistungsdruck führt. Nie sind die Menschen zufrieden mit dem was sie haben. Mehr noch: alle wollen privilegiert sein, doch nur wenige schaffen es von ganz unten. Die Castingshows zeigen, dass sich viele wünschen, es mit einem Sprung nach oben zu schaffen.

Gleichzeitig zum Highsocietyparadies, entwickelt sich der Underground. Seine Formen sind Hooliganismus, Punkszene, Hiphop, Neonazitum. Diese Bewegungen glauben, sie brauchen bereits nicht mehr dazuzugehören, sind aber ihrerseits genauso Teil der Gesellschaft. Der Staat, diese Gesellschaft, das sind wir alle. Niemand ist davon ausgeschlossen, selbst wenn er das so wollte. Die Gewalt äusserst sich immer von den Unterprivilegierten gegen die Besserprivilegierten. Das traurige ist, dass Deutschland sich als Exportweltmeister brüstet, aber dass dieses Land so viele Menschen beherbergt, die davon so gut wie gar nicht profitieren. Fast alle Deutschen die ich kenne, verdienen so wenig, dass ich mich frage, wie die mit ihrem Geld durchkommen. Jemand sagte kürzlich in einem Interview richtigerweise, dass bei einem derartigen Exportüberschuss unglaublich sei, dass der Binnenkonsum dagegen dermassen schwach sei.

Wo geht euer Geld hin, Deutsche? Nach Kenya, Bosnien, Kosovo, Afghanistan, in die EU? Ihr habt eine Steuerhölle, doch was gibt euch der Staat? Sicherheit? Finanzielle Unterstützung eurer Familien?Autobahnen? Ich weiss es nicht, aber ich sehne mich nach dem Deutschland der Achtziger als die Deutsche Welt irgendwie noch in Ordnung war - aber vielleicht sehe ich die Dinge falsch.

Jack
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw

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Sunday, 6. January 2008, 15:51

PS I love you

Link: http://www.psiloveyoumovie.co.uk/

Stark hollywoodisiert kommt nun Cecilia Aherns "PS I love you" in die Kinos. Statt Dublin spielt der Film in New York, und die weiblichen Hauptpersonen sind Amerikanerinnen.
Ahern ist die Tochter des Irischen Premier. Ihr Roman wurde 2003 zum internationalen Bestseller, logischerweise erfolgt nun die Verfilmung. "300" Star Gerard Butler (ein Schotte) spielt Gerry und Holly, seine Frau, wird dargestellt von Hillary Swank ("Boys dont Cry", "Million Dollar Baby"). Die Besetzung vermag zu gefallen, denn das Schauspiel überzeugt. Spielt eine Schnulze in New York, muss entsprechend eine Darstellerin einer New York Soap gefunden werden, diesmal ist es wieder einmal Lisa Kudrow. Damit das Publikum etwas seichterer unterhalten wird, wurde die Figur des William erfunden, um den Film schnulziger zu machen. Dadurch endet der Streifen denn auch versöhnlicher als seine Buchvorlage. Leider erleidet der Film dadurch einen starken Glaubwürdigkeitseinbruch, denn nun ist der Plot von allzu viel Zufällen behaftet. Der Geschichtsstrang ist übrigens auch kein Novum, ähnliches findet sich z.B. schon in "Amelie" und "My life".

PS I love you ist ein Chick Flick. Man(n) mag durchaus mitschwelgen im Reigen von Trauer und Liebe, aber im Ende ist der Film hauptsächlich auf Frauen zugeschnitten. Glücklicherweise gibt es ein paar schöne Aufnahmen vom echten Irland. Wenigsten endet der Streifen nicht darin, dass Holly den hoffnungslosen "Best Friend" Daniel nimmt. Da das auch in Real kaum eine Frau tut, ist das noch nachzuvollziehen.

8 von 10 Punkten für den Film als Romanze. Sehr gute Besetzung, brauchbarer Plot und gefälliger Drehort Irland. Für Männer und Singles eher ein No-Goer, ausserdem fehlt dem Chick Flick Spannung wie z.B. in "Bridges of Madison County". Empfehlenswert für Paare und Frauen ab 30.
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw

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