Wie kann es sein, dass so viele Leute so viel Energie in ein Projekt stecken, dessen Ursprung ein Spiel ist, das mal zu den bestverkauftesten MMORPG's gehörte? Ich rede von der neuen Hoffnung SWG-Emulator.
Meiner bescheidenen Meinung nach kann das Prinzip leidlich funktionieren, aber schlussendlich wird es doch samt dem Original bald zu Grabe getragen werden. Warum?
Wer seine wertvolle Zeit in ein MMOPRG investiert möchte sichergehen, dass seine erreichten Ziele ihm so lange wie möglich erhalten bleiben. Man mag das Endgamecontent nennen, Progamer Inhalt, Achiever Spiel etc. Wie im richtigen Leben gibt es Leute, die möchten etwas besser sein als andere, und jedes MMORPG widerspiegelt so etwas wie den "American Way of Life". Alle fangen etwa gleich an, doch nicht jeder schafft es nach oben.
Es mag wahr sein, dass Arbeitslose, IV Renter, Schüler und Studenten einen massiven Zeitinvestitionsvorteil haben gegenüber gewissenhafteren Menschen. Doch es ist eben nicht nur Zeit, die eine Rolle spielt, es geht schlicht auch um Skill, die Fähigkeit ein Spiel bis zur Perfektion zu beherrschen. Es geht also nicht darum, von einem Spiel beherrscht zu werden, sondern das genaue Gegenteil ist erwünscht. Doch wer garantiert, dass sich die investierte Zeit nicht von heute auf morgen in Luft auflöst?
Jedes PC Spiel will programmiert, will beworben, will gemanagt werden. Dafür verantwortlich ist die Firma, die es produziert. Sie investiert dafür etwa so heutzutage so viel Geld, dass man dafür ein Unternehmen starten könnte. Diese Firma nimmt zwar die monatlichen Beiträge ein, aber steht auch als alleinverantwortliche für den Spielinhalt da. Bei SOE ist es nun so, dass diese Firma viel Glaubwürdigkeit eingebüsst hat. Das ist wie bei einem Restaurant wo man mal schlecht gegessen hat. Solange derselbe Wirt da arbeitet, wird man es nicht wieder betreten. Wem also SWG in der jetzigen Form nicht schmeckt oder wer vorher schon weg war, wird nicht wiederkehren.
Nun ist da das Problem des Vertrauens in die Macher des Emulators. Wer garantiert mir, dass die Dinge, die ich erspiele ein paar Jahre halten werden? Wer steht gerade für allfällige Fehler, Bugs und Inbalance? Können die Server unterhalten werden für eine längere Zeit? Dazu kommt noch das rechtliche Problem: SOE wäre unprofessionell und blöd, wenn sie so etwas nicht gerichtlich torpedieren würden. Die Emulatormacher mögen vielleicht in gutem Sinn handeln, aber schlussendlich gäbe es ohne SOE kein SWG. Die Schwierigkeit liegt nicht im Umprogrammieren eines Updates, sie liegt darin, dass ein Spiel Jahrelang produziert werden musste und schon mehr als zwei Jahre alt war, bevor der unheilvolle NGE kam. Dass selbst das Umprogrammieren eines Servers extrem viel Resourcen in Beschlag nimmt, ist doch nur der Anfang. Es ist eben nicht so einfach ein MMORPG zu betreiben, das sieht man an Dark und Light. Wäre es so einfach, so würden ein paar kluge Köpfe mal ein paar Abende zusammensitzen und dann einen Emulator hinstellen.
Jeder der Erfolg haben möchte in einem Online Rolli wird wohl kaum auf ein Privatprojekt ohne jegliche Sicherheit setzen. Nun kann man einwenden, dass diese Roxorn und Progamer eh nicht von Belang sind, ob ein Spiel erfolg hat oder nicht. Leider ist es doch so. Viele Leute die "nur" Rollenspiel betreiben und O Ton: "Überhaupt nicht kompetitiv" spielen, gehören selber dazu, ohne wirklich dazugehören zu wollen. Selbst wenn man nicht den Willen hat, zu obsiegen, zur Elite gehören zu wollen, kann man trotzdem Teil davon sein. Es reicht, wenn man eine halbwegs kluge Idee hat, ein wenig Durchblick und vorallem viel Zeit. Gerade in SWG gehörten viele Spieler der Elite auch zur Rollenspielergemeinde, ob sie es nun anstrebten oder nicht. In WoW bekennen sich die Leute eher zu ihren Ambitionen. Blizzard und NG Soft zeigen den Trend auf: Highend Content bei möglichsten simplem Aufsteigeprinzip.
Genau da liegt bei SWG der Hase im Pfeffer. Der Aufstieg in SWG ist eine Qual, ein Durcheinander. Das alte Grinding war schon ziemlich langweilig und raubte mehr Goodwill als vieles andere. SWG ist noch eines der letzten Spiele die auf dem Prinzip "sinnloses Leveln" basierten. Inzwischen hat WoW ganz gut aufgezeigt, wie man grinden durchaus mit sinnvoller Untermalung verbinden kann, durch Quests nämlich.
Ist die Phase des Levelns überwunden kommt in jedem MMORPG die Frage nach dem "Was tun, sprach Zeus." Der Endgame Content von NG Soft Spielen ist z.B. fast durchwegs PvP. Auch bei DAOC war es PvP. Bei Blizzards seeligen Diablo2 waren es Itemruns und spielen im "Hardcore" Modus. Heute sind die Itemruns in WoW BWL, AQ und Naxx. In Sachen PvP hatte diese Firma sogar ein System das nur von Leuten mit viel, wirklich sehr viel Zeit zu bewältigen war. Aber gerade weil der Lohn dafür extrem starke Ausrüstung war, haben es die Leute in Angriff genommen.
Nun hat zum ersten mal auch Blizzard eine Entscheidung getroffen, die einen ganzen Haufen der Elitespieler vor den Kopf getroffen hat. Die Firma hat nämlich die Vorraussetzung extrem drastisch hinunter gesetzt, an die begehrten Sachen zu kommen, vorallem auch im Hinblick auf die kommende erste Erweiterung. Dieses Addon erhöht das Maximallevel um 10. Das bedeutet auch, dass schon relativ früh, die alten, hart ergrindeten Items Schrottwertstatus erhalten. Zusammen mit dem immer noch unseligen Balancing der beiden Fraktionen und des PvP Systems hoffen schon viele auf ein neues Spiel.
Doch was bedeutet das für SWG?
In meinen Augen ist der Zug für SWG und auch für den Emulator abgefahren. Was diesem Spiel fehlte und nun extrem fehlt ist ein Sinn. SWG ist eine Mischung aus SIM LIFE und einem billigen Kampfsystem im Starwars Look. Die Server sind nicht halbvoll, sie sind halbleer.
Wenn ich sagte, dass all die toten, leeren Häuser eigentlich weg müssten - sie sind da noch heute. Wer nicht mehr spielt, hat auch keine Stadt verdient, die ziemlich gut gelegen ist. Space - The Final Frontier? Ne, jeder Ecken ist schon verbaut und bleibt es auch.
Der Wert der Items ist zum Teil unglaublich. Was wirklich teuer ist, sind Einrichtungsgegenstände die es mal gab, Rewards, die mal verteilt wurden oder alte Questitems, die heute noch gut wären. Wenn man bedenkt, was man pro Tag erspielen kann an Credits so sind 20 mio. für ein Bild doch unerträglich viel Geld. Was wertvoll sein müsste, müssten die Dinge sein die a) hergestellt werden oder b) sehr schwierig zu bekommen sind. Leider ist es so, dass es kaum irgendwelche spielerisch anspruchsvollen Stellen gibt. Ganz anders war es beim Release: Grosse Gruppen gegen Rancors samt mehreren Heilern, immer wieder Tote und ganze Wipes. Aber es war gut.
Die Idee, PvP Rewards einzuführen war gut. Vorallem ein ATST hätte sich gelohnt, aber dagegen stand das Problem, dass dieser nicht reparierbar war und die andere Seite nichts vergleichbares hatte. Blizzard machte den Riesenfehler zwei gleichstarke Seiten kreiieren zu wollen, aber die eine ganz hübsch und die andere ganz hässlich zu gestalten. Wenn Sie eine Frau wären, für welche Seite würden Sie sich entscheiden? Wenn sie ein Mann sind und gerne auch mit Frauen zusammenspielen würden, für welche Seite würden Sie sich entscheiden? Aus diesem Grund liegt der Allianzüberhang bei 75% auf RP Servern, bei 60% auf Normalservern und auf PvP Servern immer noch bei 55%.
Bei SWG konnte man wählen zwischen einer Seite, die alle Vorteile, die möglich waren vorzuweisen hatte und der Seite, die in den Filmen durch kluges Handeln doch noch siegte. Das Spiel mit der befriedigensten Lösung war DAOC. Schlicht aus dem Grund, weil es drei Fraktionen statt zwei hatte und sich die Balance so viel besser erhalten liess.
Ich frage mich, warum man Restuss einführte statt Hoth. Was SWG braucht ist faszination und Pomp. Die Starwars Trilogien profitieren von Megalomania, es ist kein subtiles Kammerspiel, es ist ein Epos. Das Spiel strotzt voll unnützer Gegenstände, selbst wenn sie noch so schön sind wie die Lifeday Geschenke. 99% aller Waffen sind quasi nutzlos, viel gescheiter wäre es, wenn wenn Decay wieder eingeführt wird, auch auf Lightsaber und dass es wieder WS und AS gibt, welche durch ihr Können diese Lücke ausfüllen. Am besten vergibt man grossartige Rezepte in Dungeon A, die selten Ingredienzen als Reward B und die wenigen, die craften könnten, bräuchten zusätzlich Material aus ihren Harvestern. Eine Zeitlang ging das mit dem Geocave und mit der Corvette ja auch ganz gut. Leider waren die Geocave und die Nightsister Locations nicht instanziert, deshalb blieb dieser Content den oben genannten Progamer und Achiever vorbehalten.
SWG hatte verhältnismässig wenig Abonnenten. Emulatorserver würden noch mehr Spieler vom Original abwandern lassen und ein paar Exspieler zurückholen, falls sie nicht torpediert würden. SOE wird sich mit Händen und Füssen wehren und die Community ist wieder einmal mehr geteilt. Das Spiel samt Community kann als mit der Realisierung der Emu's nur noch schlechter werden. SWG ist wie die katholische Kirche, die stark von Austritten geplagt ist. Doch statt sich zu reformieren, lässt sich kein Wandel abzeichnen, obwohl die meisten ihn begrüssen würden. Die Kirche kämpft auf verlorenem Posten, denn die Essenz ihres Problems liegt im Säkularen Staat und in der modernen Wissenschaft. Beides kann sie nicht rückgängig machen. Die Essenz von SWG ist die Unfähigkeit der Entwickler, noch etwas weltbewegendes aus dem Hut zu zaubern. Ich sage das nicht aus Häme. Ich konnte nie mit SWG abschliessen und hatte bis vor ein paar Tagen immer minimum ein Account am laufen. Die angehäuften Reichtümer, eine unglaubliche Riesenmenge schlummern sanft wie ein Drachenhort. Doch die Drachen schlafen - und warten auf ein Zeichen - von SOE.
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."
G.B.Shaw