In meinen Augen wollen Nymphomaninen sich selber bestrafen. Sie haben irgendwas traumatisches erlebt vielleicht oder haben extreme Schuldgefühle. Da der Körper permanent sexhormone produziert und dabei wie eine Droge die Sinne vernebelt kann es durchaus sein, dass man davon abhängig wird.
Das ursprüngliche Problem bleibt aber nicht nur, es wird verstärkt durch die neu hinzukommenden Probleme: körperliche Sachen und gesellschaftliche, soziale Niederlagen.
Der Rausch, kurz Macht über einen Mann zu haben, selbst wenn der Sex ein Unterwerfungsritual ist, geht schnell vorbei, wie jeder Rausch meist schnell vorbei ist.
Aber zu diesem Thema (derzeit Teil einer Semesterarbeit von mir) ein paar sehr kluge Worte von Anaïs Nin (Anaïs Nin,Tagebücher der Anaïs Nin, Band 3):
... "Sehr geehrter Sammler! Wir hassen sie (Der Sammler ist ein Mäzen, der auf Sexliteratur steht, er bezahlt den Schriftstellern 1 Dollar pro Blatt Erotika, diese aber möglichst aber ohne viel drumherum und ohne philosophische Gedanken). Das Geschlechtliche verliert alle Macht und Magie, wenn es überdeutlich, übertrieben, mechanisch dargestellt, wenn es zur fixen Idee wird. Es wird stumpfsinnig. Mehr als durch irgendeinen Menschen meienr Bekanntschaft haben wir durch sie erfahren, wie falsch es ist, das Geschlechtliche von der Emotion, dem Hunger, der Lust, der Begierde, von Stimmungen, Launen persönlichen Bindungen zu trennen, die seine Farbe, seinen Geschmack, seinen Rhythmus, seine Intensität verändern.
Sie wissen nicht, was sie dadurch versäumen, dass sie die sexuelle Befriedigung mikroskopisch genau untersuchen unter Ausschluss aller anderen Aktivitäten, die doch der Brennstoff sind, an dem sie sich entzündet. Die Mitwirkung von Verstand, Phantasie, romantischen Gefühlen verleiht dem Sexuellen seine erstaunliche Textur, seine subtilen Transformationen, seine aphrodisischen Elemente. Sie schränken ihre Empfindungsbereich ein. Sie lassen ihn verkümmern, verhungern, verbluten.
Wenn ihr Sexualleben sich von all den erregenden Erfahrungen nährte, welche die Liebe der Sinnlichkeit einflösst, wären sie der potenteste Mann der Welt. Neugier und Leidenschaft sind die Quelle sexueller Potenz. Sie aber sehen zu, wie ihre Flamme den Erstickungstod stirbt. In der Eintönigkeit kann Sexualität nicht gedeihen, nicht ohne Gefühl, Einfälle, Launen, Überraschungen im Bett. Das sexuelle Geschehen muss sich mit Tränen mischen, mit Gelächter, mit Worten, Versprechungen, Szenen, Eifersucht, Neid, allen Gewürzen der Angs, der Reisen in ferne Länder, der neuen Gesichter, der Romane, Geschichten, Träume, Phantasiegebilde der Musik, des Tanzes, des Opiums, des Weins. Wieviel geht ihnen durch dieses Periskop am Ende ihres Geschlechtsteils verloren!
Dabei könnten sie einen Harem voll der verschiedensten und sich nie wiederholenden Wunder erleben. Kein Haar gleicht dem anderen, doch sie wollen nicht, dass wir an die Beschreibung von Haaren auch nur ein Wort verschwenden.; kein Duft gleicht dem anderen, doch wenn wir uns darüber auslassen, begehren sie auf: 'Lassen sie alles poetische weg.' Keine Haut hat die gleiche Textur wie eine andere, immer wieder ändern sich Beleuchtung, Temperatur, Schatten, Gesten; denn ein Liebender, den die wahre Liebe erfasst hat, kann sich die Liebeskundevon Jahrhunderten zu eigen machen. Welche Spannweite, welche Veränderungen innerhalb der Lebensalter, wie viele Spielarten der Reife und Unschuld, Perversität und Kunst, der natürlichen und graziösen Tiere.
Stundenlang haben wir zusammengesessen und über ihr Aussehen spekuliert. Wenn sie keinen Nerv mehr haben für Seide, Licht, Farbe, Geruch, Charakter, Temperament, dann müssen sie ja ganz verschrumpelt sein. Es gibt so viele Nebensinne, die alle wie Seitenläufe in den Hauptstrom des Sexus einmünden und in nähren. Nur der gemeinsame Pulsschlag von Herz und Sexus kann wahre Extase schaffen."