Grußregularien in Fitnesstudios als abgeschlossene sozio-kulturelle Gesellschaftssysteme
Nachdem ich nun beschlossen habe meiner Muskel- und Körpermasse durch gezieltes Training etwas zu steigern, gehe ich also regelmäßig ins Fitnesstudio und habe eines erkannt:
Das Fitnesstudio scheint ein ganz eigenes sozio-kulturelles gesellschaftliches System zu sein.
Die Grußregularien wie wir sie aus dem normalen Leben kennen, also Jung grüßt Alt, Mann grüßt Dame etc. scheint sich dort etwas zu verschieben. Ich konnte nämlich folgende Regeln beobachten:
Muskel grüßt Schmalbrust
Kraftsportler grüßt Ausdauersportler
Mitglieder grüßen Personal (Und hier generell mit Vornamen)
Männlich grüßt Weiblich
Jung grüßt Alt (Da also wie gehabt, aber eben nach visueller Einschätzung)
Außerdem werden männliche Mitglieder stets mit "Meister" betitelt, während die Damen der Schöpfung ausgefallenere Variante zugesprochen bekommen.
Ich mache mal ein Beispiel:
In dem Raum befindet sich:
1 Mitglied des Personals
Ein muskulöser Ausdauersportler
Eine schmalbrüstige Kraftsportlerin
Wie grüßt man denn jetzt?
Zuerst grüßt das Mitglied des Personals die Kraftsportlerin, dann den Ausdauersportler mit "Na, wie gehts Meister?". Dann grüßt der Ausdauersportler die Kraftsportlerin.
Wäre sie ein Kraftsportler, dann würde der Ausdauersportler sie grüßen, wären sie beide Ausdauersportler, dann grüßt sie den mit den meisten Muskeln.
Verständlich?
Okay, ich bin schmalbrüstiger Kraftsportler und jung.
Also grüße ich zuerst die Personalmitglieder, dann die Frauen, beginnend bei den Kraftsportlerinnen mit Muskeln, dann die ohne, dann die Ausdauersportlerinnen mit Muskeln und ohne, dann die Kraftsportler mit Muskeln und ohne, beginnend jeweils mit den älteren. Dann die Ausdauersportler mit Muskeln, nach Alter, ist klar. Dafür werd ich dann von den Ausdauersportlern ohne Muskeln gegrüßt.
Spätestens hier hab ich die Lust verloren und grüße seitdem quer durch die Bank einfach jeden wie er kommt. Ob ich dadurch unbeliebt bin, weil ich den Grußkodex nicht einhalte, oder mich Leute mögen, weil ich keine Unterschiede mache, bleibt abzuwarten.