Kinder, es macht mir langsam Angst wie sehr sich meine Schule zum Fundladen entwickelt. Irgendwann finde ich eine nackte, pralle Blondine irgendwo hinterm Handtuchtrockner und weiß nicht mehr wie ich die jetzt nach Hause bringen soll. (Abgesehen von technischen Schwierigkeiten wie: Wie passt sie dahinter? Hat sie Ranzenpassform? Was werden meine Eltern sagen? Werden meine Klassenkameraden Anspruch erheben? Ist das nicht frauenfeindlich? und: Was zur Hölle fange ich mit ihr an, wenn sie erstmal zu Hause ist?)
Nach dem Klappstuhl am Montag war es heute die eingeschweißte Salami in Brotform mit Verfallsdatum 09.08.05, die aber noch ganz passabel aussah.
Sie stach mir gleich unter dem Baum auf dem provisierten Schulhof, das Ding ist zu einem Wohngebiet hin offen, auf einer Bank entgegen und wurde dank "5 Finger Rabatt" einfach mal mein Eigentum.
Da wir gleich danach in Mathe eine LK schreiben wollte, habe ich sie in einem unbemerkten Moment unauffällig auf dem Lehrertisch platziert, so als Art "Werbegeschenk". (Okay, das Ding lag voll einsehbar genau in der Mitte auf dem riesen, leeren Tisch.)
Nachdem unser Lehrer hereinkam, das Präsent bemerkte, setzte ich mein schönstes Lächeln auf und warf ihm ein verschwörerisches Zwinkern in einem Takt zu, welchen er wohl als Ansätze spastsicher Lähmungen verkannt haben muss. Ausserdem kann er Zahlen lesen, irgendwie können das auch Mathelehrer und entdeckte das Verfallsdatum. (Stand ja auch dick und fett auf der Frontseite)
So landete die eingeschweißte Brotformsalami des Todes überraschend für sie erst einen Monat über ihrem Verfallsdatum im Plastemülleimer aus DDR Produktion, der sich sorgsam an die weiß gestrichene Wand des Raumes 308 unserer schönen Gymnasiumsaussenstelle drückt.
Mist.