Ich wollte zuerst als Titel: "Unser täglich c4 Brötchen" schreiben, statt einer Einleitung hier nun ein unkommentierter Link zum Thema Brötchen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%B6tchen
Was essen wir eigentlich? Wir sollten gelegentlich einen kritischen Blick auf die Dinge, die wir täglich essen wagen. Ich komme aus einer Familie, welche Lebensmittel herstellt, unsere Kunden waren und sind hunderte Restaurantbetriebe in der ganzen Schweiz. Seit ich zurückdenken kann, war mein Dasein vom Business der Eltern geprägt. Ich selber habe viele Sommerferien damit verbracht, im Betrieb zu helfen, auch nachdem ich in Basel 3 Jahre lang im Bahnhofbuffet gearbeitet hatte. Ich halte mich jetzt nicht für einen Experten, aber ich kann vielleicht von meinem Wissen profitieren, während ich hier schreibe.
In Amerika essen laut USA Today bereits über 50% der Haushalte auswärts. Trotz aller Fitnesstrends, Modehypes, Gesundheitsvorbildern etc. war der Renner des letzten Jahres ein Fettburger sondergleichen von Burger King. Bei Umfragen lauteten die am häufigsten bestellten Speisen bei Männern: 1. Hamburger 2. Pommes Frites 3. Pizza. Bei Frauen waren es glaub ich 1. Pommes 2. Pizza und 3. Burger. Salat rangierte glaub ich an 7. Stelle bei den Frauen. Reis war bei beiden Geschlechtern nicht unter den ersten zehn anzutreffen.
Woher kommt der Erfolg der Pizza, Hamburger und Döner? In meinen Augen bestimmen folgende Faktoren den Erfolg: fettig, salzig (also schmackhaft), schnell zubereitet, billig. Ich hab selber ein Jahr lang Pizzas gerollt, beworfen und in die Öfen gesteckt. Heute esse ich meist nur noch Margaritas. Was auf den Pizzen landet ist meist nur billigschinken, bzw. ein Schinkenprodukt. Der Mozzarella ist schön fettig, schmeckt meist auch nach nichts, aber für viele Käseverabscheuer noch die einzige erträgliche Sorte. Ich sage jetzt nicht, dass alle nun Büffelmozzarella, die ursprüngliche Form, über die Pizza streuen sollen. Oft werden über dem Fettsee auch Artischocken oder ebenso fade Pilze sichtbar, das Ganze heisst dann: Quatro Stagioni (Vier Jahreszeiten). Die Artischocken sind auch nur die eingelegten Dinger aus der Büchse.
Egal was auf die Pizza kommt, es ist immer vom billigsten, denn keiner würde jemals auf die Idee kommen das zu hinterfragen, eher noch interessieren sich die Leute für den Pizzateig, der nicht notgedrungen selber gemacht werden muss. "Alla Casa" oder nach Art des Chefs muss genauso wenig im Haus zubereitet worden sein, oft stimmt nicht mal, wenn es heisst "hausgemachte Tortelloni". Die allermeisten Restaunts kaufen ihre Ware bei einem Anbieter für Convenience Food. Warum es anders schmeckt als zuhause erklärt Antony Bourdain in "Bekenntnisse eines Küchenchefs" folgendermassen: Es wird alles in Butter gewendet - sauté au beurre, vorallem das Gemüse, darum schmeckt es auch so gut im Restaurant. Natürlich hat heutzutage kaum jemand mehr Zeit fürs Gemüserüsten, auch wenn sogar Männer das lernen müssen in der Hausarbeitsschule. Die Säcke bereits geschälter Karotten, Sellerie, ja sogar Kartoffelsalat etc. kann man beim Grosshändler bestellen. Pommes Frites sehen nicht von einem Restaurant zum anderen anders aus, weil jedes Restaurant seine Frites anders herstellt, es handelt sich nur um andere Lieferanten.
Vorallem beim Italiener ist der Hang zum nichtselbermachen stark, er wird nur noch übertroffen von chinesischen Restaurants. Nichts ist einfacher als n Italienisches Restaurant zu eröffnen. Darum isst man meistens so gruseliges Zeugs bei den "Italienern", das ziemlich weit von der Qualität entfernt ist, welche eigentlich die italienische Küche sein müsste. Man hat mir gesagt, dass die Italiener wesentlich mehr fürs Essen ausgeben als die anderen Europäer. Recht haben sie. Ich frage mich auch, wie man beim Essen nur sparen kann. Wenn man beim essen spart so schlägt sich das auf die Qualität der Ware nieder - es geht nicht anders - denn niemand macht aus Wasser Wein.
Bei der Produktion von Lebensmittel kann man an verschiedenen Orten sparen:
a) beim Personal b) bei der Verwaltung (auch Personal) c) beim Einkauf der Beältnisse für die Waren d) beim Einkauf für die Rohstoffe
Dass der Spareffekt bei Behältnissen ist zwar da, aber wenn sie ein paar Cent für die Flasche berappen, dann kann der Spareffekt nur bescheiden sein. Auch Flaschenhersteller sind keine Zauberer. Spart man beim Personal macht man die übrigen Angestellten mürbe. Sie werden schnell müde, krank und aggressiv. Besonders bei Camioneuren ist das ein Riesenproblem. Viele grosse Unfälle, wie z.B. der Brand im Gotthardtunnel werden von zu stark ermüdeten Lastwagenfahrern verursacht. Ausserdem sind schlechtbezahlte Angestellte immer daran interessiert, so schnell wie möglich nach hause zu kommen und irgendwie "anders" entlöhnt zu werden. Einmal ist die Mindestgrenze erreicht, von allein produziert sich auch nichts. Wir werden in ein paar Jahren noch sehen, dass in China einiges auf uns zu kommt mit den unterbezahlten Arbeitern.
Also beginnt man spätestens jetzt bei den Rohstoffen zu sparen. Man kauft billigere Ware zum weiterverarbeiten. Das heisst billigere Sorten, Provenienz fragwürdig, Restware, Niedrigqualitätszeugs. Das sind aber die Sachen die Sie und Ich essen. Unsere Körper müssen damit arbeiten und damit funktionieren.
Dazu ein paar berühmte Sätze von John Ruskin 1819-1900
Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und ein wenig billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist auch unklug, zuwenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zuwenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Wenn Sie dies tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres mehr zu bezahlen.
Es lohnt sich also genau hinzuschauen bei dem was man kauft und isst. Wo ich nun wieder beim "Italiener" bin. Ein gutes italienisches Restaurant hat auch gute Antipasti, also kalte Vorspeisen, andere wissen nicht mal was das ist. Beim Rohschinken ist klar, dass es nur Parmaschinken oder San Daniele sein darf. Hier gilt natürlich darauf hinzuweisen, dass Prosciutto di Parma zwar in Italien hergestellt werden muss, die Rohware Schinken jedoch nicht. So viele Säue kann es gar nicht in einer Region geben, darum werden sie importiert, verarbeitet, gelagert in Italien. San Daniele Schinken mindestens ein Jahr. In Italien gibts natürlich auch das beste Olivenöl: "Natives Olivenöl Extra" sowie den Aceto Balsamico di Modena oder der noch wertvollere "Tradizionale", den ich leider noch probiert habe. Item, dass man im Restaurant dieselben Spaghetti auf den Teller kriegt wie daheim ist ja noch ok, aber wenn man dann noch schreibt: Spagetti Bolonais, oder Polonais oder was ähnliches, dann ist es doch sehr traurig, dass sie nicht mal wissen dass es Bolognese heisst. Allerdings spielt das auch weniger eine Rolle, wenn man Leuten zuschauen muss, die ihre Spaghetti auf dem Teller zerschneiden. Ich hab oft Spaghetti Carbonara gegessen, und das in tausend Varianten. Die wenigsten davon waren gut und einige verdienten den Titel gar nicht. Spaghetti Bolo hat gehacktes Fleisch als Saucengrundlage, und dies ist sehr anfällig auf schlechte Lagerung. Nein Danke, kann ich da nur sagen. Tortelloni werden so gut wie nie selber im Haus zubereitet, wer will also sagen können, was da nun genau drin ist.
Wo der Rest der Karte schon fragwürdig ist, da esse man keinen Fisch. Schade, Fisch ist auch in der italienischen Küche wichtig. Aber sind wir ehrlich, wo leben noch Fische heutzutage? Wenn ich nicht grad in Italien bin, lasse ich das lieber. Last but not least, die Desserts. Tiramisu ist nicht die einzigste Dessertspezialität Italiens, auch wenn es so scheint. Hausgemacht? Ich hab da meine Zweifel. Man müsste ja sogar was vorbereiten. Und halten darf es nur einen Tag lang...ebenso wie die Zabaglione, welche ich allerdings nur extrem selten irgendwo gesehen habe (ein gutes Zeichen!).
Resümierend ist es also wichtig, beim Einkauf und Ordern von Esswaren, Lebensmitteln und Menüs sich Gedanken zu machen, was man isst. Man ist was man isst, heisst es. Deutschland und die Schweiz steht vor dem Problem der Unterschichtsadipositas, das ist ein von mir formulierter Begriff für "white trash" oder "working poor". Menschen die nur Fertigware und Billigzeugs in sich reinschaufeln aus Mangel an Geld. Dies ist für mich einer jener wichtiger Punkte für ein soziales Land. Ein Land, das bei den ärmsten spart, wird schlussendlich in vielerlei hinsicht später dafür büssen. Diese Leute gehören dann zu den adipösen, welche wiederum die Krankenkassen belasten sollen. Und für alle anderen, die wenigsten ein paar Euro in der Tasche haben, kann ich nur empfehlen, nicht auf den Preis sondern auf die Qualität der Waren zu achten, es lohnt sich!