Ich möchte hier die alte Diskussion ergänzen, da mir seit einem TV-Bericht vor ein paar Tagen dieses Thema irgendwie keine Ruhe läßt. Sicher hätte man auch im Kino-Teil schreiben können, aber es geht irgendwie doch nur nebensächlich um den Film... Tal der Wölfe - Irak.
Eine kleine Beschreibung von
filmz.de
Der Film beginnt mit der Darstellung einer tatsächlichen Begebenheit, der sogenannten “Sackaffäre”. Am 4. Juli 2003 überfallen verbündete amerikanische Einheiten das inoffizielle, halb geheime Quartier der elf Mann umfassenden türkischen Spezialeinheit im Nordirak.
Die türkische Einheit hält dieses Zusammentreffen für einen gewöhnlichen Besuch von Verbündeten. Doch dieses Mal ist die Situation anders. Aufgrund der veränderten Lage streben die USA nun an, einzige bestimmende Macht in der Region zu werden. Ihrer Meinung nach gibt es in der Region für die Türken keinen Platz mehr. An diesem Tag stülpt man elf Soldaten, unter Missachtung ihrer militärischen Ehre und vor den Augen der Bevölkerung, Säcke über die Köpfe und verweist sie des Landes.
Für den ersten Offizier der Abteilung, Leutnant Süleyman Aslan, ist diese unwürdige Behandlung und die Beleidigung der Ehre der türkischen Armee einfach zu viel. Er schreibt an seinen besten Freund, den Geheimagenten Polat Alemdar, einen Brief und begeht Selbstmord. Mit seinen besten Männern reist Polat Alemdar nach Irak, um den Hintergründen dieses erniedrigenden Falls nachzugehen.
Doch im Nordirak erwartet sie eine Verwüstung jenseits aller Vorstellungskräfte. Ein zerstörtes Land, dessen Werte, Menschen und Geschichte vollkommen vernichtet sind. Dennoch gibt es einen Mann, der sich aus dieser Vernichtung ein Vermögen schafft: Sam William Marschall, der auch für die Sackaffäre verantwortlich ist. Wird es Polat gelingen, diesen Mann zu stoppen, bevor er ein Land vollkommen zur Verwüstung verdammt?
Der Film stützt sich auf eine wahre Begebenheit und spinnt dann eine fiktive Geschichte weiter, in der einmal die Amerikaner die Bösen sind, Verbrechen begehen, menschenverachtend handeln und dafür gestoppt, bestraft und getötet werden müssen.
So weit, so gut, das kennt man prinzipiell aus amerikanischen Filmen, in denen alle möglichen (und sehr zahlreichen) realen Konflikte "aufgearbeitet" oder besser verwurstet werden. Die vielen schlechten Vietnamfilme kennt jeder von uns, das ein Feindbild aufbauen oder zumindest die eigenen Handlungen legitimieren sollte.
Es ist also Gang und Gebe im Filmgeschäft, wirkliche Geschichten weiter zus spinnen, die Hintergründe selbt zu erfinden und zu verknüpfen und einen Sündenbock zu finden.
Somit ist es - in meinen Augen - das gute Recht, türkischer Filmemacher, einen Film zu drehen, der "die Amerikaner" in die Rolle der Bösen drängt.
Was mir allerdings sehr zu denken gibt, sind die Reaktionen, die man dieser Tage zu hauf nachlesen und sehen kann, wann immer Kinobesucher nach dem Film dazu befragt werden. Wer es nicht weiß, der Film ist ein absoluter Kassenschlager in der Türkei und auch in Deutschland bereits sehr gut besucht - obgleich bisher nur die türkische Version und noch keine deutsche auf dem Markt ist. Somit ist das Publikum bisher fast ausschließlich türkisch.
Diese wiederum äußern sich zum sehr großen Teil positiv über den Film; so wäre der Krieg wirklich; die Amerikaner hätten bekommen, was sie verdienten; der Film gibt die Wahrheit wieder; Applaus am Ende des Films für die Ermordung des bösen Amerikaners per Krummdolch;...
Ehrlich gesagt, das macht mir irgendwie Angst.
Kaum einer scheint zwischen dem wahren Vorfall und der anschließenden fiktiven Handlung zu unterscheiden, oder dies zu wollen. Die Zuschauer können die Ehrenverletzung der Filmcharaktere nachfühlen und finden die Reaktion vollkommen angemessen.
So ein enormer Unterschied im Denken - wobei ich da aus naheliegenden Gründen nur von mir ausgehen kann - beunruhigt mich sehr und weiter denke ich mir, ob diese Kulturen (westlicher Kapitalismus und nahöstlicher Islamismus(?)) überhaupt kompatibel sind. Sicher gibt es genug Beispiele, wo sie es sind, aber eben auch genügend Gegenbeispiele und dafür muss man nicht zurück nach Paris auf die brennenden Autos schauen. Eine Frage der Integration, wird dazu gesagt... aber wenn ich mal provokatn fragen möchte, wollen denn alle diese Menschen integriert werden? Nicht wenige türkische Bürger hier in Deutschland sprechen kein Deutsch - und das seit 25 Jahren, erst gestern lief darüber in Bericht auf WDR. Möchten diese Menschen lieber heimlich ihre Feindbilder hassen, wie durch den Film gezeigt und derweil nur die Rosinen aus dem kapitalistischen Kuchen picken? Möchten sie nicht viel lieber zurück in "ihre Welt", oder sollten sie das nicht vielleicht besser?
Wer darauf eine Antwort weiß, dem sind die Preise von Nobel, UNO und sonst allen Institutionen gewiss.
Ich für meinen Teil stoße vielleicht an die Grenzen meiner Toleranz und denke mir, sollte man sie doch alles in ruhe lassen... konsequent und kollektiv. Aber was ist dann wieder mit den Menschen, die sich in dieser Kultur nicht wohl, sondern unterdrückt und missachtet fühlen? Was ist mit den Frauen, Minderheiten und Israel? Darf man - als Nation, Westen, Mensch - all diese sich selbst überlassen, oder hat man nicht die Verpflichtung ihnen zu helfen, auch wenn das gravierende Probleme mit sich bringt?