"Durchbruch in der Flanke!", so rief es ein Milizionär linkerseits und vergeudete damit einen letzten, kraftschöpfenden Atemzug in diesem Leben. Sein behelmter Kopf flog nur wenige Augenblicke später in hohem Bogen über die Soldaten Freihafens hinweg und ging mit lautem Platschen in einer Schlammpfütze nieder. Ein Anblick, der Morren noch mehr Schweißperlen auf der Stirn bescherte und nebst Anstrengung das Hemd zwischen Haut und engmaschigen Kettengliedern im salzigen Saft tränkte. Mit erhobenem Kurzschwert schwenkte er um, versuchte einen Teil der Lücke zu füllen, die die Orks in die Frontlinie gerissen hatten und wäre doch besser gleich wieder umgekehrt. Was ihn erwartete war nicht nur trommelfellvernichtendes Brüllen, das sich unter die Laute der Sterbenden oder Verwundeten und dem Getöse vom Scheppern, Schleifen und Schaben aufeinandertreffenden Stahls mischte, da waren auch noch die Hauer eines Orks die sich unaufhörlich näherten. Gleich dahinter ein schier ekelhaftes Grinsen im Beisein von fauligem Atem. Mehr war durch den grundsätzlich viel zu klein gereratenen T-Ausschnitt des Helmvisiers nicht auszumachen und das war vermutlich auch gut so - vorausgesetzt man ließ den Umstand außen vor, dass eben diese Visiere für manche von Milizionären geführte Klinge im Rücken eines anderen Kameraden verantwortlich waren. Selbst der faulige Atem des Orks war nur von geringerer Bedeutung und neben kupfernem Blutgeruch oder dem von anderen Exkrementen kaum noch auffällig. Von ungleich größerer Bedeutung war in diesem Moment der gewaltige Hammer, den der Ork beidhändig über sein Haupt hob und nur allzu bald auf Morren würde niedersausen lassen. Dazu sollte es nicht kommen. Der Anhänger Freihafens stieß vor und versenkte sein Kurzschwert beinahe bis zum Heft in der Stirn der abscheulichen Kreatur, taumelte zurück und konnte den Blick nicht von den leeren, ihn anstarrenden Augen des Wesen abwenden. Ein toter Ork, ein kleiner Sieg - so hätte es sein sollen und doch war die Lücke in der Linie der Freihafener bereits zu groß geworden und Orkmassen preschten gleich einem Keil hindurch, sensten nieder was sich ihnen in den Weg stellte und überrannten gnadenlos die verdutzten und überraschten Milizionäre. Morren wusste nicht wie ihm geschah. Viel zu sehr war er noch von den toten Augen des Orks gefangen, stand einfach nur entgeistert da, bemerkte nicht, wie die Formation seiner Kameraden regelrecht zersprengt wurde und jeder einzelne nur mehr versuchte mit dem Leben davonzukommen. Wie so viele andere wurde auch er irgendwann einfach zu Boden geworfen und hatte es wohl einem Hauch von Glück zu verdanken, zumindest vorerst von den Angreifern übersehen worden zu sein. Andere versuchten heulend und schreiend auf allen vieren davonzukriechen nur um dann vielleicht noch getroffen vom Hammer das Knacken beim Brechen ihres Rückgrats mitzubekommen, weitere wurden regelrecht festgenagelt und noch weniger versuchten sich der mittlerweile überwiegenden Masse von Angreifern zu stellen. Ein Schattenritter, der noch einen Ork niederstreckte und irgendein Gebet über die Lippen brachte bevor zwei Äxte ihn trafen. Ein ebenso junger Soldat, der resignierend den Kopf senkte, seine Waffen fallen ließ und gleich darauf von mehreren Pfeilen gespickt wurde. Morren sah so vieles und konnte nichts davon wirklich realiseren. Das konnte er erst wieder beim nahenden Ork, der ihn nun unglücklicherweise doch erblickt hatte. Er verkrampfte sich. "Scheisse.."