Ich erlaube mir hier, ohne wirkliche Kenntnisse der Lage, einen Kommenatar abzugeben.
Aus dem Bericht der Britischen Soldaten und den Geschehnissen stellen sich rein logisch mehrere Fragen. Erstens, warum warnte man die Leute nicht einfach? Es ist offensichtlich, dass von iranischer Seite das Boot bemerkt wurde. Die normale Reaktion in Gewässern mit Hoheitsrechten von beiden Seiten wäre eine Warnung, zumindest aber die Aufnahme eines Dialogs. Stattdessen wurde mit überlegener Kraft das Boot zur Kapitulation gewzungen. Um diese Kräfte aufzubieten und an einen bestimmten Punkt zu bringen, braucht es durchaus einen gewissen Aufwand.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Kapern des Bootes von langer Hand geplant worden ist. Der Iran hat dafür gute Gründe. Er ist in wirklicher Gefahr von einer Koalition angegriffen zu werden. In dieser Situation braucht der Staat innerhalb seiner Grenzen eine gute Kohäsion und aussenpolitisch sind Beweise nötig, dass ein Angriff geplant wird. Selbst das Angriffskriegsdeutschland von 1939 suchte noch nach Beweisen für Angriffsabsichten anderer Länder oder konstruierte diese Fadenscheinig. Ein anderes Beispiel ist der Golf von Tonkin und der berühmte
Zwischenfall der dort stattfand.
Was ebenso typisch ist, ist das Suchen nach Erfolgen gegenüber einer militärisch überlegenen Macht. Darum wurden die Soldaten im TV interviewt, wie man im Nachhinein erfahren hat, massiv unter Druck gesetzt. Es ist nichts anderes als das Markieren des starken Mannes nach innen und aussen. Das Schlimme daran ist, dass der sog. Westen nicht einmal mehr an die Genfer Konvention appellieren kann, seit dem unsäglichen Guantanamo. Durch die Rachegefühle einer gedemütigten Grossmacht wurde des gesamte moralische Fundament des Westens im Osten, besonders im arabischen Raum unterminiert. Die Hilflosigkeit gegenüber den USA, auch auf Seiten ihrer Verbündeten und befreundeten Staaten sind frappant. Wie es so ist: irgendjemand wird dafür büssen, und viele haben schon dafür gebüsst.
In einer von Männern dominierten Gesellschaft muss das iranische Gebaren ziemlich Eindruck gemacht haben. Man mag sich über einen kleinen Erfolg freuen. Die Engländer haben beigegeben und trotten scheinbar gedemütigt von dannen. Dieser Konflikt hat einen Sieger hervorgebracht und einen Verlierer. Doch der Verlierer hat beinahe Klug im Verhältnis zum Esel gehandelt. Für unsere Verhältnisse und 80% der zivilisierten Welt haben die Briten ihr Gesicht nicht verloren. Ihr Verhalten war absolut vorbildlich, und sie haben das wieder, was sie wollten: ihre Leute.
Erfahrungsgemäss sammelt der Verlierer Rabattmarken. Wenn er mal genug davon in der Hand hat, schlägt er dem Gegenüber ein ganzes Heft von Rabattmarken um die Ohren sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt.