NirMeleth - Das Eckenforum

Ich hab mir nun doch Mirror's Edge für den PC zugelegt und kann nur sagen: Wahnsinn. Die Steuerung, die Optik, das Spielgefühl, superklasse.

Man spielt eine so genannte Runnerin, Faith, die üblicherweise illegale Botengänge in der futuristischen Stadt New Eden erledigt und dabei vollen Körpereinsatz zeigt. Sie springt von Hochhaus zu Hochhaus, klettert, balanciert, etwas wie eine Lara Croft in neuem Gewand. Dazu steht sie unter Zeitdruck, denn in der stark überwachten Stadt wimmelt es von Polizei. Einer der deutlichsten Unterschiede zu Tomb Raider ist wohl, dass man Mirror's Edge komplett aus der Ego-Perspektive spielt. Man sieht alles aus der Sicht von Faith, allerdings nicht wie in einem simplen 1st Person Shooter: Bei den wilden Manövern hat man ständig Faiths Arme oder Beine im Bild, hört sie schnaufen und ächzen, wenn sie sich durch die Stadt schlägt. Man bewegt nicht nur eine Kamera durch die Levels, die Figur scheint wirklich da zu sein. Dem Mittendrin-Gefühl zuträglich ist es auch, dass es kein UI gibt.

Nebenbei hat sie ein paar Schläge und Tritte drauf, sowie die Möglichkeit, bewaffneten Gegnern durch geschicktes Timing ihre Kanonen abzunehmen und sie selbst zu benutzen. Allerdings nur für ein paar Schüsse, ist das Magazin leer taugt die Waffe zu nichts mehr. Da Faith außerdem bereits nach sehr wenigen Treffern zu Boden geht, ist die beste Waffe die Geschwindigkeit. Solange die Gegner keine Zeit haben zu reagieren, hat man recht gute Chancen. Auch nur kurzes Zögern ist allerdings meist tödlich. Angeblich kann man's auch durchspielen, ohne einen Widersacher zu töten, stell ich mir aber sehr schwierig vor.

Ähnlich geht es beim Klettern zu, oft steht man unter Zeitdruck, in der Regel weil man verfolgt wird, zB. von einem Polizei-Heli. Um icht ewig suchen zu müssen, wo es weitergeht, färbt das Spiel nützliche Abprungpunkte, Leitern, Rohre, etc. rot ein, um einen über die verwinkelten Dächer zu führen. Das sieht übrigens nicht so blöd aus, wie es vielleicht klingt, sondern fügt sich super in die Optik ein. Und es hat noch einen Effekt: Dadurch, dass man selten stehen bleiben und sich orientieren muss, entsteht ein irrsinniger Geschwindigkeitsrausch mit endlosen Abfolgen von Akrobatikkünststücken. Macht (mir zumindest) seeehr viel Laune.

Die Stadt New Eden hat einen ganz eigenen Stil. Gebäude sind fast durchgängig weiß gestrichen, strahlen hell in der Sonne und sind ein genialer Kontrast zum tiefblauen Himmel. Fenster heben sich glänzend von den Fassaden ab. Weiter sieht man ständig Werbeplakate oder gefärbte Flächen in knallgrün, orange, gelb, blau. Ebenso sind Innenräume und satten Farben, aber immer einheitlich gefärbt. Sieht alle szusammen aus wie moderne Kunst.

Dazu kommen gestochen scharfe Texturen und ein sehr cooler Unschärfe-Effekt. Blickt man etwas an, das dicht bei einem ist, wird alles entfernte recht unscharf. Blickt man in die Ferne, werden nahe Dinge etwas verschwommen. Das ganze funktioniert mit einer leichten Verzögerung, damit es nicht dauernd herumspringt, und sieht verflucht gut aus.


Nach dem was man so liest ist das Spiel wohl aber sehr kurz, um die 6 Stunden werden genannt. Ich bin zwar noch nicht durch, füchte aber, das Ende ist nah. Und ich will noch viiiieeeeeel mehr! Trotzdem hat sich der Kauf auf jeden Fall gelohnt, ist toll und mal so was ganz anderes.


Um die Bewegungsabläufe mal zu sehen, empfehl ich den Trailer da - ist ingame wirklich genau so.

http://www.gametrailers.com/download/335…egd2k8_h264.mov


Die extra Physikeffekte der PC Fassung muss ich leider abgestellt lassen, das ruckelt bis zum Unspielbaren. Sind sie aus, läufts bei Maximaleinstellungen 1-a-flüssig. Toll aussehen tun sie aber:

http://www.gametrailers.com/download/429…e_pc_launch.mov


Und da noch ein paar Screenshots. Da ich leider kaum was von draußen hab, reich ich sicher noch welche nach.

Achja genau, die "Runner Vision", also farblich hervorgehobene Wegstücke, lässt sich auch in den Optionen deaktivieren. Machts aber nicht grad leichter.


Noch paar Screens:

Diese Faaarben





Der neue Content sieht zwar nicht so hübsch aus wie die Stadt, aber ist besser als nix.

Mitte April, rund 10 Wochen nach Release. Ich spiele Mirro's Edge garnicht mehr und habe auch keine wirkliche Lust darauf. Das Spiel bot ein tolles Erlebnis für einige Stunden, anschließend aber nahezu nichts mehr.

Die Storyline war vorhanden, viel mehr aber auch nicht. An eine Stelle mit Tiefgang oder einem Überraschungseffekt, echter Dramatik oder sonst irgendwas kann ich mich nicht erinnern. Sie war halt irgendwie da, weil das wohl dazugehört. Nagut, wenn's halt sein muss. Gefesselt hat sie nicht.
Im Anschluss könnte man versuchen, auf den Parcours seine Bestzeiten zu toppen, was eine Stunde lang ganz witzig ist, dann aber nervt, weil der Spaß am Herumturnen rapide abnimmt, wenn man präzise die gleiche Stelle immer wieder spielt. Überhaupt kennt man die Abläufe ohnehin schon auswendig, wenn man die Story zwei oder drei Mal gespielt hat.


Was bleibt? Die Erinnerung an ein ungewöhnliches, teilweise auch innovatives Spiel, das in einigen Bereichen geradezu heraussticht - die Jump'n'Run Steuerung mit Mittendringefühl, die stilvolle Optik mit knackigen Farbkontrasten, die Geschwindikeitsjagd über Häuserschluchten - in anderen Bereichen dafür eher mies ist - maue Story, lächerlich kurze Spielzeit und, im Endeffekt, doch etwas wenig Abwechslung. Die immer sterile Stadt wirkt anfangs noch toll, weil neu und ungewohnt, nach einiger Zeit verliert sie jedoch ihren Zauber. Gänzlich.


Dennoch bin ich froh, es mir gekauft zu haben, und vielleicht spiele ich es in einigen Monaten doch mal wieder. Eins funktioniert in dem Spiel auf jeden Fall: Der "Fluss" beschert ein seltenes Spielgefühl. Und die Optik vergisst man nicht mehr.

Danke für den Tipp, das schau ich mir bei Laune vielleicht mal an.