Als Delijha Morren an diesem spaeten Abend verliess, hatte sie kein gutes Gefuehl. Es war ohne Zweifel gut gewesen noch zu ihm zu fahren, aber irgendetwas war falsch, anders als sonst, wenn sie geredet hatten. Er war so verdammt traurig gewesen und das Schlimmste, das Gefuehl, das sie so gar nicht loslassen wollte, er war kurz davor aufzugeben. So kannte sie ihn nicht – selbst die letzten Gespraeche waren zwar von Verzweiflung gepraegt, hatten aber eher den unerschuetterlichen Ton, dass wir das Alles zusammen schon irgendwie schaffen.
Sie blieb noch einen Moment vor seiner Tuer stehen, bevor sie sich auf den Weg machte – dahin zurueck, wo sie sich vor einigen Stunden von Eoin verabschiedet hatte.
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Der Abend war, bis zu dem Zeitpunkt, als sich Larvia ueber Eoin´s Comm meldete, wirklich schoen gewesen. Ein leichter Anflug von Zorn hatte sich in Delijha breitgemacht, als sie Larvia´s Stimme waehrend des Gespraeches lauschte.
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Schon an einem der letzten Abende, als sie sich mit Morren getroffen hatte, hatte sie ihm klargemacht, dass er Larvia von ihr fernhalten sollte. Delijha wollte sie nicht mehr sehen. Zu oft kam ihr der einfache Weg in den Sinn – wie einfach waere es, die ganzen Probleme aus der Welt zu schaffen – ein praeziser Schuss und die Angst und die Hilflosigkeit waeren vorueber. Delijha hatte Angst – nicht unbedingt um ihr Leben, aber dass der anderen. Die Einheit war ihre Familie und irgendjemand bedrohte ihrer aller Leben – es war zwar nicht sicher, aber gerade diese Unsicherheit war viel schlimmer – sich quasi staendig fragen zu muessen, erwartet mich irgendwas, wenn ich nach haus komme, wie geht es den anderen, staendig zu merken, wie einem der Atem stockt, wenn man einen von ihnen nicht uebers Comm erreichen kann. Keinen Einfluss auf das Geschehen zu haben, es nicht abwenden zu koennen, schon gar nicht rueckgaengig machen zu koennen, mitanzusehen, wie ihnen allen, die Haende gebunden waren - sie konnte das nicht ertragen. Aber sie konnte das Morren nicht antun, es wuerde nie wieder gut werden – es war seine Entscheidung, was mit Larvia passierte und sie vertraute ihm.
Larvia mochte ja tatsaechlich nichts fuer diese elendige Geschichte koennen, dennoch schuerten alleine die Gedanken an sie schon enorme Wut in Delijha. Ihre Gleichgueltigkeit nachdem sie wieder aufgetaucht war, wie sie das alles hinnahm, sich von Morren quasi alles vorkauen liess und dann einfach abtat – machte sie in Delijhas Augen zudem mehr als verdaechtig. Sie versprach Morren, nichts Unueberlegtes zu tun, stellte andererseits auch klar, dass sie solange nichts tun wuerde, wie sie sich sicher war, das er bei klarem Verstand war und sich nicht nur von seinen Gefuehlen zu Larvia leiten liess. Morren war das durchaus bewusst und sie wusste auch, wie er litt – ihm wurde durch diese ganze Geschichte, die Verantwortung fuer Larvia, seine Beziehung und im Endeffekt, die der ganzen Einheit auferlegt.
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Es war merkwuerdig sie zu hoeren, war doch Larvia in letzter Zeit fuer delijha zu einer Art Phantom geworden. Larvias Stimme klang gleichmuetig, als sie Eoin um einen Gefallen bat. Sie hatte sich scheinbar mit Morren gestritten, um was es genau ging, sagte sie nicht – nur, dass sie dachte, jemand sollte mit ihm reden.
Als das Gespräch beendet war, schaute Eoin sie fragend an, versuchte dann aber Morren uebers Comm zu erreichen. Morren war wie immer sehr wortkarg und fasste das ganze Geschehen eher fachmaennisch in Stichpunkten zusammen, so wie es seine Art war. Eoin schaute teilweise stirnrunzelnd zu Delijha, lauschte dann wieder Morrens Worten. Der uebliche Sturm ueber Tatooine, wo sich Morren zu dieser Zeit gerade aufhielt, brachte eine gar miserable Verbindung zustande. Eoin war erschuettert darueber, was anscheinend fuer Dinge passiert waren, waehrend er unterwegs war und sie sich nicht hatten treffen koennen.
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Als sie jetzt hier im weichen Sand sass und ueber den Verlauf des Gespraechs mit Morren nachdachte, wurde ihr immer mehr bewusst, in welch schrecklichem Zustand er sich eigentlich befand.
Sie zog die Beine an und stuetzte ihren kopf in die Haende.
Wie konnte das alles nur soweit kommen?! Die Einheit gab es zwar nicht mehr und sie hatten bereits neue Aufträge zugeteilt bekommen – aber an eine wirkliche Zukunft der neuen Einheit war auch nicht zu denken, solange nicht die Vergangenheit abgeschlossen war. Und es tat weh, schrecklich weh, in dieser Einheit hatte ihr aller Herzblut gesteckt. Sollte auch sie sich Vorwürfe machen? Sie hatte Morren damals geraten, nicht so schnell aufzugeben und zu versuchen Larvia´s Herz zu erobern. Dass es nicht leicht werden wuerde, konnte man sich selbst denken – eine Beziehung zu fuehren und in dieser dauerhaft zu verheimlichen, was fuer eigentlichen Tätigkeiten man nachgeht – war wohl nicht machbar. Delijha schuettelte innerlich den Kopf – niemand hatte Schuld, das haette keiner wissen koennen, es haette genauso gut, glatt gehen koennen – das Risiko bringt die Liebe, in diesem Beruf, wohl mit sich.
Delijha seufzte leise und atmete schwer aus.
Aber was war nun zu tun? Heute hatte sie ihn noch einmal davon abhalten koennen, seinen ganzen Frust und sein Leid im Brandy zu ertraenken. Es gab Situationen da half nur Brandy – aber das war ganz sicher keine davon. Die Entscheidung, die er zu treffen hatte, konnte ihm keiner abnehmen. Sie hatte ihm versucht „Ratschläge“ zu geben – aber wie albern und vor allem einfach klingen diese, wenn man nicht selbst in der Situation ist. Sie hatte das Gefühl heute nicht wirklich was ausgerichtet zu haben und das beunruhigende Gefühl, das sie vorher hatte, beschlich sie einmal mehr. Es war nicht mal mehr Wut da, als sie mit ihm sprach, sondern nur noch Niedergeschlagenheit und Resignation. Hatte er denn wirklich noch Kraft, eine Entscheidung zu treffen?
Sie rappelte sich muehsam auf, streckte sich kurz und ging zu Wasser hinunter – es war mitten in der Nacht.
Sie starrte aufs Wasser – war es tatsaechlich soweit gekommen? War er nicht mehr Herr seiner Gedanken? Langsam machte sich wieder der eine Gedanke in ihr breit - dieser eine, der nicht wollte, dass alles zerbrach. Sollte sie es tun?
Ich werde nicht zusehen, wie er daran zugrunde geht! – das sagte sie mit fester lauter Stimme.