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Thursday, 14. December 2006, 21:48

McKennith

McKennith

Ahnungslose Kinder sprechen von furchtlosen Rittern in prunkvollen Rüstungen, die elegant ihre fein geschliffenen Klingen im Antlitz des Feindes schwingen und sich diesem erfüllt von gar übermenschlichen Mut entgegenwerfen. So gehen die Jungen mit naivem Glauben hin, schlugen sich schon vor Ewigkeiten mit Holzschwertern bewaffnet in so mancher Gasse, einem Häuserhof, irgendwo inmitten eines Dorfes, einer Stadt oder auf frisch bestellten Feldern und werden es auch in ferner Zukunft noch tun. Wie sehr Ruhm und Ehre in so erhebender Fantasie doch locken und so manches, in Stein gemeißelte Abbild eines Helden dazu noch sein übriges tut. Besser vergessen der Umstand, dass ein solcher Held den Kampf nie wirklich erlebt oder ganz einfach aufgrund seines Standes nur überlebt habe. In späteren Jahren wird dieser Glaube an Ruhm, Macht und Ehre vielen der zu Jugendlichen gereiften das Leben kosten. Die Alten schweigen einfach darüber. Sie haben die Gräuel erlebt, die Wahrheit gesehen und können sich glücklich schätzen, diesem jugendlichen Irrglauben nicht erlegen zu sein. Sie wurden erwählt um an Alter, Hunger oder Krankheit zugrunde zu gehen. Ein mancher von ihnen mag vor dem nahenden Ende das Erlebte zum Besten geben und wird dabei mit wachsender Verbitterung doch nur auf taube Ohren stoßen. So war es schon immer und wird es immer sein. In der Realität ist da weder Schweigen, noch sind da prunkvolle Ritter. Viel mehr ist es eine plumpe Masse von Geschöpfen, die gehüllt in schwere Rüstungen mit rostigen Schwertern, Messern, Spitzen oder anderem Mordwerkzeug loszieht um Tod zu bringen oder um eben diesen zu finden. Eine Masse, die beinahe von selbst vor sich her schwappt und irgendwann auf die andere Masse, den ach so gehassten Feind, brandet und eine der beiden vom jeweils anderen verschlungen wird. Dabei ist es die bloße Angst, die alle aus lauten Hälsen kreischen, schreien und grobe Sprüche in die Welt brüllen lässt. Der ein oder andere Fanatiker mit geradlinig und aufrechtem Spruch auf den Lippen möge sich darunter befinden, doch ist er um seiner Blindheit wegen wirklich zu beneiden? Wohl kaum. Ebenso wenig sind da elegant geführte und anmutig wirkende Schwertstreiche. Viel mehr ist es ein bloßes Hacken und Stechen. So auch in eben diesem Augenblick.....

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Thursday, 14. December 2006, 22:58

Gerade noch spürte Morren den Druck auf der Klinge seines Kurzschwertes, das den Orkleib durchdrungen und seinem Besitzer ein heulendes Aufbrüllen entlockt hatte, nun war da gähnende Leere als der Widerstand wich und der junge Anhänger der Miliz Freihafens beinahe Kraft seines eigenen Schwungs vornübergefallen wäre um unfreiwillige und noch unerwünscherte Bekanntschaft mit dem schlammigen Boden zu schließen. Ein einfacher Schritt mit dem rechten Bein und sein Stand wäre gerettet. Auf den ersten Blick schien es sogar durchaus ohne größere Schwierigkeiten möglich, doch wie an so vielen Stellen im Leben galt auch hier: Nichts ist jemals einfach. So war es schon wieder ein anderer, leblos am Boden liegender Körper, der diesem Vorhaben ein jähes Ende bereitete und den jungen Krieger machtlos taumeln ließ während weitere Milizanhänger in seinem Rücken drängten und ihn vor sich her zu schieben versuchten. Wahrlich unschön die Aussicht, unter den Füßen der eigenen Kameraden oder noch schlimmer, den Trampeln der Orkhorden, zu enden und den nur wenig rühmlichen Heldentod inmitten der tobenden Schlacht zu finden. Nur wenig taugten da die miserabel gefertigten und gnadenlos übergewichtigen Plattenteile an seinem Körper, die mehr Hindernis denn wirkliche Hilfe waren. Von Schutz wagte schon niemand mehr zu sprechen und spätestens der Liederriemen des Vollhelms, der diesen eigentlich am rechten Platz halten sollte und nun auf schmerzliche Weise die weiche Haut unter seinem Kinn wund rieb, sorgte für den nötigen Hass, den die Orks nun zu fürchten hatten. Auch diese Rüstungsteile würden ihn im Ernstfall nicht vor dem Schicksal des Zertretenwerdens bewahren und so war Morren sichtlich darum bemüht, den nächsten Feind ausfindig zu machen, gegen den er sich werfen und mit dem Kurzschwert löchern könnte. Ein ewiger Kreisleif wie es schien. Ein Kreislauf, der die Schlacht von selbst führte, ohne das wirkliches Eingreifen hochgradiger Offiziere und noch weniger das Denken des Einzelnen nötig war. Im Gegenteil. Dieses System von fehlendem Handlungsvermögen und beharrlich drängenden Kameraden funktionierte sogar wunderbar. Es galt nur zu stechen und in manchem Fall zu sterben. Aufgaben, die selbst vom dümmsten Soldaten gemeistert werden konnten.

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3

Thursday, 4. January 2007, 14:39

"Durchbruch in der Flanke!", so rief es ein Milizionär linkerseits und vergeudete damit einen letzten, kraftschöpfenden Atemzug in diesem Leben. Sein behelmter Kopf flog nur wenige Augenblicke später in hohem Bogen über die Soldaten Freihafens hinweg und ging mit lautem Platschen in einer Schlammpfütze nieder. Ein Anblick, der Morren noch mehr Schweißperlen auf der Stirn bescherte und nebst Anstrengung das Hemd zwischen Haut und engmaschigen Kettengliedern im salzigen Saft tränkte. Mit erhobenem Kurzschwert schwenkte er um, versuchte einen Teil der Lücke zu füllen, die die Orks in die Frontlinie gerissen hatten und wäre doch besser gleich wieder umgekehrt. Was ihn erwartete war nicht nur trommelfellvernichtendes Brüllen, das sich unter die Laute der Sterbenden oder Verwundeten und dem Getöse vom Scheppern, Schleifen und Schaben aufeinandertreffenden Stahls mischte, da waren auch noch die Hauer eines Orks die sich unaufhörlich näherten. Gleich dahinter ein schier ekelhaftes Grinsen im Beisein von fauligem Atem. Mehr war durch den grundsätzlich viel zu klein gereratenen T-Ausschnitt des Helmvisiers nicht auszumachen und das war vermutlich auch gut so - vorausgesetzt man ließ den Umstand außen vor, dass eben diese Visiere für manche von Milizionären geführte Klinge im Rücken eines anderen Kameraden verantwortlich waren. Selbst der faulige Atem des Orks war nur von geringerer Bedeutung und neben kupfernem Blutgeruch oder dem von anderen Exkrementen kaum noch auffällig. Von ungleich größerer Bedeutung war in diesem Moment der gewaltige Hammer, den der Ork beidhändig über sein Haupt hob und nur allzu bald auf Morren würde niedersausen lassen. Dazu sollte es nicht kommen. Der Anhänger Freihafens stieß vor und versenkte sein Kurzschwert beinahe bis zum Heft in der Stirn der abscheulichen Kreatur, taumelte zurück und konnte den Blick nicht von den leeren, ihn anstarrenden Augen des Wesen abwenden. Ein toter Ork, ein kleiner Sieg - so hätte es sein sollen und doch war die Lücke in der Linie der Freihafener bereits zu groß geworden und Orkmassen preschten gleich einem Keil hindurch, sensten nieder was sich ihnen in den Weg stellte und überrannten gnadenlos die verdutzten und überraschten Milizionäre. Morren wusste nicht wie ihm geschah. Viel zu sehr war er noch von den toten Augen des Orks gefangen, stand einfach nur entgeistert da, bemerkte nicht, wie die Formation seiner Kameraden regelrecht zersprengt wurde und jeder einzelne nur mehr versuchte mit dem Leben davonzukommen. Wie so viele andere wurde auch er irgendwann einfach zu Boden geworfen und hatte es wohl einem Hauch von Glück zu verdanken, zumindest vorerst von den Angreifern übersehen worden zu sein. Andere versuchten heulend und schreiend auf allen vieren davonzukriechen nur um dann vielleicht noch getroffen vom Hammer das Knacken beim Brechen ihres Rückgrats mitzubekommen, weitere wurden regelrecht festgenagelt und noch weniger versuchten sich der mittlerweile überwiegenden Masse von Angreifern zu stellen. Ein Schattenritter, der noch einen Ork niederstreckte und irgendein Gebet über die Lippen brachte bevor zwei Äxte ihn trafen. Ein ebenso junger Soldat, der resignierend den Kopf senkte, seine Waffen fallen ließ und gleich darauf von mehreren Pfeilen gespickt wurde. Morren sah so vieles und konnte nichts davon wirklich realiseren. Das konnte er erst wieder beim nahenden Ork, der ihn nun unglücklicherweise doch erblickt hatte. Er verkrampfte sich. "Scheisse.."