Verzweifelt drehte, wendete und schraubte sie ihren Jäger in alle möglichen Richtungen, doch immer wieder steckte sie Treffer ein. Jeder Schuss fraß sich tiefer in die Panzerung. Die rote Warnleuchte war bei sechzig Prozent auf geflackert und beleuchtete nun durchgehen ihr Cockpit, während die Zahl weiter sank. Die Schilde hatten keine Chance sich wieder auf zu bauen unter dem Dauerfeuer. Diese drei Piraten waren hartnäckig und wollten ihren Tod. Von rechts kam etwas neues großes auf sie zu. Orange Blitze donnerten an ihrem Schiff vorbei. Sie schloss mit allem ab und dachte an die letzte Umarmung von Doc und wie gut sich seine Lippen an fühlten, als er sie geküsst hatte.
Gemeinsam hatten sie schon zwei Angriffswellen zurück geschlagen. Sie waren ausgelaugt und erschöpft, aber voller Stolz. Zufrieden sah Sozzle über die Truppe, die sich mit ihm zusammen hinter die Tische kauerte. Bis jetzt waren ihre Verluste gering. Der Sohn des Gemüsehändlers würde wohl seinen rechten Arm verlieren und einer der Angestellten des Fleischers war am Anfang des ersten Überfalls getötet worden. Er war einfach zusammen gesackt. Erst danach hatten sie den liegenden Scharfschützen im Gang aus gemacht. Der Rest hatte kleinere Wunden von herum fliegenden Splittern oder durch Streifschüsse. „Es geht wieder los.“, sagte der Ithorianer neben ihm. Sozzle seufzte und wagte sich etwas aus der Deckung. Ein prasselndes Dauerfeuer von Blasterschüssen begrüßte ihn. Fluchend duckte er sich wieder. „Was haben die vor?“, fragte er knurrend. Die Piraten waren aus dem Gang gestürmt und standen mitten auf der Letzten Meile. Wie zur Antwort war ein seltsames fluppendes Geräusch zu hören. Danach schüttelte eine schwere Explosion alle durch. Er wechselte die Deckung und sah hoch. Unter dem Schutz seiner Kumpanen, war ein Kerl mit einem Raketenwerfer aufgetaucht. Jubelnd wedelte er damit in der Luft herum. Darum hatten sie sich so weit vor gewagt. Aus dem Augenwinkel bekam Sozzle mit, das einer der drei Läden, in dem sich die Verteidiger gesammelt hatten, in Flammen stand. Kein Laut war von dort zu hören. Grimmig hob er den Blaster und schoss. Sein Ziel wurde in den Bauch getroffen. Verwirrt starrte es auf das Loch darin, dann sackten die Arme hinab und mit ihm richtete sich der Raketenwerfer auf die Deckplatten direkt vor ihm. Mit einem letzten Zucken fing der Pirat an zusammen zu brechen, doch das sah Sozzle nicht mehr. Alle Geräusche wurden von den Entsetzten Rufen der Männer um den Getroffenen übertönt, als sich die Rakete in den Boden bohrte. Hastig duckte sich Sozzle. Metall und etwas anderes weicheres in kleinen Fetzen klatschten gegen die Tische, als die heiße Druckwelle über die Barrikade hinweg in die Cantina schlug.
Der rote Schleier war ganz nah. Er schien sie zu rufen. Sie kam näher heran und konnte seine Stimme hören. Vorsichtig glitt sie noch etwas weiter auf ihn zu. Ja da war eine Stimme, die sie rief. Das war aber eine andere Stimme. Nicht die Stimme, nach der sie suchte. Keine Erzählung, die sie lockte. Sie wollte schon wieder etwas weiter in das Nirgendwo, als der rote Schleier nach ihr Griff und sie in sich hinein zog. Keuchend schlug sie die Augen auf. „Endlich bist Du wach. Wir müssen hier weg meine Süße.“, knurrte ein Schatten über ihr. Sie wollte schreien, aber nur ein schwaches Krächzen kam über ihre Lippen. Sie wollte aufspringen und weglaufen, aber mehr als ein viel zu träges Wegrutschen im Bett bekam sie nicht zustande. Arme packten sie und sanft redete der Schatten auf sie ein. Langsam beruhigte sie sich.
Über Funk bekam sie ein begeistertes Plappern mit. Verwirrt suchte sie nach dem Ursprung. Unter ihr schob sich der schwere Huttenjäger vorbei und feuerte weiter auf die Piraten. Der Bordschütze gab ihr sogar Deckung, so das sie durch atmen konnte. Endlich erkannte sie die Stimme, die sich über die Qualität der Blaster und die wundervolle Durchschlagskraft der Treffer freute. „Screw ich danke Dir.“ Lachend kam die Antwort über Funk: „Keine Ursache kleine Traumtänzerin. Flieg zum Haupthangar. Dein Schiff ist mehr als nur Schrott. Hier draußen können wir Dich nicht mehr gebrauchen.“ Sie wollte widersprechen, aber über Funk kam die Bestätigung, das sie sich dem Befehl des Captains zu fügen habe. In all dem Trubel hatte sie vergessen, dass der Sulustan zur Sicherheitstruppe gehörte. Murrend wendete sie ihr Schiff und sah noch, wie der schwere Jäger eines der Shuttle und mit wenigen Treffern in Schrott verwandelte. Sie musste Screw recht geben. Diese Blaster waren brutal gut.
Für seinen Geschmack brauchte sie viel zu lange, um sich zu beruhigen, aber er hatte keine Wahl. Er konnte Mhair'gead nicht tragen und sie mussten aus der Krankenstation, bevor andere kamen und die zwei Piraten suchten. „Ganz ruhig Süße. Ich will Dir nichts böses.“ Ihr Atem wurde regelmäßig und in ihren Augen flackerte etwas wie Neugierde, als sie ihm in das Gesicht sah. „Wir müssen hier weg, sonst geht es uns noch schlechter.“ Fragend legte sie den Kopf schief. „Du musst aufstehen. Wir müssen gehen.“ Ihre Augenbrauen zogen sich grübelnd zusammen. „Du musst raus aus dem Bett. Wir müssen hier weg.“, wiederholte der Bothan erneut. Ihre Lippen bewegten sich. Erst stumm, dann unverständlich krächzend und endlich bekam sie das Wort heraus: „... weg?“ Es war ihre Stimme und doch wieder nicht. Etwas naives, kindliches und vollkommen unwissendes lag darin. Aus einem Impuls heraus umarmte er sie. Was war mit ihr geschehen? „Ja wir müssen weg.“
...
Das Blasterfeuer war durch die bläulich schimmernde Barriere des Hangars zum Weltall zu sehen. Beim Anflug konnte sie die drei Shuttleschiffe, die es schon in den Hangar geschafft hatten sehen und heftige Feuergefechte um diese herum. Sie öffnete einen Kanal: „An alle Verteidiger des Haupthangar. Zieht euch zurück. Ich setzte zum Landeanflug an.“ Die Piraten um die Schiffe fingen zu Jubeln an, als das Sicherheitspersonal durch die Seitentore verschwand. Dann schob sie ihren kleine Jäger durch die Barriere und eröffnete das Feuer. Statt eines Landeanfluges deckte sie den kompletten Hangar mit Schüssen aus ihren Bordwaffen ein. „Ich habe aufgesetzt. Rein rein rein!“, rief sie in das Mikrophon. Die Mannschaften stürmten wieder in den Hangar und überwältigten das, was von den Piraten noch übrig war, während sie ihren Jäger an der rückwärtigen Wand mit der Nase zum Kraftfeld aufsetzte. Die drei Shuttleschiffe würden gelöscht werde müssen. Abheben konnte keines mehr davon. Ein Leutnant kam auf sie zu gerannt, als sie aus dem Cockpit stieg. „Danke für diesen Einfall. Ich hatte gehofft sie würden so etwas planen, als ich die Order über Funk hörte.“ „Wie sieht es in der Station aus?“, schnitt sie ihm die restlichen Worte ab. Beflissentlich salutierte er: „Die ersten zwei Ladungen Piraten haben den Haupthangar im Eiltempo erobert und fingen sofort an, Schlüsselpositionen zu besetzen von hier bis zu den großen Aufzügen im Stationskern. Es gibt mehrere Kampfzonen. Die schwersten Gefechte werden von von den Aufzügen und der Letzten Meile gemeldet. Dort ist aber keine Sicherheit vertreten, sondern die Ladenbesitzer haben sich zu einer Bürgerwehr zusammen geschlossen und halten sich sehr gut.“ die Sorge um Sozzle flackerte nur kurz auf, dann lauschte sie weiter dem Bericht und entschied, was sie jetzt machen sollte. Bevor sie verschwand, erklärte sie dem Leutnant, wie er die Bordwaffen abfeuern konnte, falls ein weiteres Shuttle auftauchte. Später erst fragte er sich, ob die Frau überhaupt einen Rang hatte.
Screw flog eine langsame Schleife. Sein Assistent hockte hinter ihm auf dem Bordschützenplatz und nahm alles unter Feuer, was sich dem schweren Jäger nähern wollte. Zwei Jäger der Sicherheit hatten sich als Flügelmänner zu ihnen gesellt und zusammen kümmerten sie sich nun um die Shuttleschiffe und deren Geleitschutz. Das Schutzschild leuchtete bunt auf, aber Screw sah begeistert, wie schnell der Generator das Kraftfeld wieder auf lud. Dreimal hatten sie es mit Raketensalven probiert, doch nachdem er zwei davon gegen ihre eigenen Schiffe gelenkt hatte mit einem gekonnten Einsatz der Booster und ein paar Tricks, beschränkten sie sich wieder auf die Blaster. Der Sulustan kicherte vergnügt, als er die Verbrauchsanzeigen für die eingebauten Blaster sah. Seine Energie würde so schnell nicht zur Neige gehen. Nachdem er das zweite Shuttle abgeschossen hatte, wurde es jetzt etwas aktiver auf seinem Radar. Die Piraten warfen alle verfügbaren Männer gegen seine geborgte Maschine. Zwar war der Schildgenerator und die Blaster aus dem Jäger, den Mhair'gead geflogen hatte, aber er konnte sich gut ausmalen, was der Bothan sagen würde, wenn er den Rest nicht heile zurück brachte. Über einen sicheren Kanal kam die Meldung, das alle landenden Schiffe sich vorher zu erkennen geben sollten über einen anderen sicheren Kanal. Die Traumtänzerin schien etwas im Haupthangar ausgeheckt zu haben, falls noch ein Shuttle durchbrach. Die Schilde schmolzen dahin. Es wurde Zeit den Bordcomputer zu testen. Nach drei weiteren Schüssen auf sein Ziel, befahl Screw ihm alle Energie auf die eigenen Schilde um zu leiten. Erstaunlich schnell bewerkstelligte das Droidenhirn die Aufgabe und meldete wieder Aktionsbereitschaft. Was für hervorragende Einzelstücke doch hier verbaut waren.
Der ältere Twi'lek hechtete zurück hinter die Tische der Cantina. Auf den letzten Metern hatten die Piraten mitbekommen, das er auf Erkundung war, und hatten auf ihn gefeuert. Sozzle kroch zu ihm rüber. „Bist Du verletzt?“ „Nur in meiner Ehre als Stoffschneider.“, grummelte es zur Antwort. Er hatte nun mal den Kürzeren gezogen und hatte in der Pause, die nach der Explosion herrschte, nach dem beschossenen Laden sehen müssen. „Wie sieht es aus?“, drängte Sozzle. „Es hat keiner überlebt. Alles was ich noch machen konnte, war die Sprinkleranlage ein zu schalten. Das Terminal im Laden war aber noch funktionstüchtig, also habe ich gleich einen Bericht über unsere Lage zum Sicherheitsbüro geschickt.“ Leise murmelnd wurde die Hoffnung auf Hilfe verbreitet, als eine Stimme über die Letzte Meile hallte. „He ihr Kaufmänner mit Blastern. Wenn ihr jetzt aufgebt, gewähren wir euch vielleicht einen schnellen Tod und lassen eure Familien am Leben. Überlegt es euch gut. Ihr habt gesehen, zu was wir fähig sind. Das war nicht unsere letzte große Waffe.“ Lässig stand der Sprecher im Gang und ließ seinen Blick über die Läden schweifen. „Warum greifen sie nicht einfach an?“, fragte der Ithorianer leise neben Sozzle. „Weil sie soviel Läden wie möglich erhalten wollen. Das hier soll ihre neue Basis werden.“, flüsterte er leise zurück. „Du willst eine Entscheidung hören?“, rief jemand aus dem Laden links von der Cantina. Mit ausladenden Armen trat der Pirat noch einen Schritt vor und starrte irre in die Richtung der Stimme. Ein einzelner Schuss bellte durch den Raum und schleuderte ihn zurück in den Gang. Aus der Dunkelheit war der Schmerzensschrei des Piraten zu hören. „Zeig uns Deine großen Waffen!“ Alle Verteidiger brachen in Jubel aus. Dann rückten die Piraten wieder vor.
In Zeiten von Kriegen wurden Patienten, die in ein Lazarett gebracht wurden, in bestimmte Klassen eingeteilt. Grün für leichtere Verletzungen, um die sich ein normal programmierter medizinischer Droide kümmern konnte, gelb für Verletzungen, die sich ein Arzt ansehen musste, um über die Behandlung zu entscheiden, rot für Wunden und Traumata, die sofort operiert werden mussten und endlich schwarz für Verwundete, denen nur noch der Tod so leicht wie möglich gemacht werden konnte. Doc hatte diese Regelung schon immer verabscheut, aber seinem Personal hatte er sie beigebracht und sie zu Objektivität angehalten bei allen Übungen, die er abgehalten hatte. Immer hatte er gehofft, das es bei Übungen bleiben würden und immer hatte er gewusst, das eines Tages der Ernstfall kommen würde. So stand er da und sah sich die 'Gelben' an. Er war so gut wie durch, als er zurück in den Operationsbereich gerufen wurde. Seufzend richtete er sich auf und innerlich starb wieder ein Teil von ihm, als er den Blick hob und rüber in die schwarze Abteilung sah. Das Flüstern in ihm wurde lauter. Es sagte ihm, das er das Elend nicht alleine ertragen müsste. Es sagte ihm, das er nur zu einer Flasche greifen müsse, um nicht mehr alleine zu sein. Für eine Sekunde schloss er die Augen und versuchte das Elend aus seiner Welt zu bannen. Verzweifelt suchte er nach einem Grund der Stimme nicht nach zu geben. Dann spürte er auf einmal wieder ihren Abschiedskuss und wütend brüllte er das Flüstern in sich nieder. Er war nicht mehr alleine. Vorsichtig berührte eine Schwester seinen Arm, weil er still da stand. Doc öffnete seine Augen und lächelte sie freundlich an. „Ich komme.“, sagte er und ging sich die Hände waschen.