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Sunday, 3. April 2005, 01:02

Eine Geschichte für den Sommer

Weil der Sommer gerade beginnt:

Das ist eine Geschichte - nicht mehr und auch nicht weniger - jeder von uns hat soetwas ähnliches schon einmal erlebt und ich finde mit dieser Geschichte kann man sich sein persönliches Erlebnis perfekt in Erinnerung rufen.


Mein schönster Sommer endete zweiundreißig Meter über Schwabing in einem Kranhäuschen, als die Sonne über dem Monopteros auftauchte wie ein goldener Toast. Von der Scheibe tropfte unser Schweiß. Sheila schrieb mir mit ihren Fingern ein Wort auf den Bauch:
Glück

Mein schönster Sommer dauerte nur achtundzwanzig Stunden. Aber ich will die Geschichte von Anfang an erzählen. Dritter Juli. Ein Samstag. Damals gab es eine Disco, in der harte Jungs zu harter Musik tanzten. Bekifft. Mit langen Haaren. Sehr fröhlich. Ich habe am Eingang meinen gefälschten Schülerausweiß gezeigt und bin an die Bar um ein Bier zu holen.

Das Mädchen, das mir das Bier brachte, hatte kurze braune Haare und riesige Augen. Sie war eine Gazelle. Schön, scheu und wild. Ich bestellte viele Biere an diesem Abend. Immer bei ihr. Bald bin ich auf Jägermeister umgestiegen, weil ich dann öfter bestellen konnte. Als der Laden zumachte, habe ich vor der Türe gewartet, bis sie kam. Es war halb fünf. Sie war nicht überrascht. Ich habe gesagt: "Lass uns in den Englischen Garten gehen" Sie hat gesagt: "Warum nicht."

Wir sind über den Zaun des Bootsverleihs gestiegen und habe uns ein Ruderboot ausgeliehen. Ich bin gerudert, sie hat gelacht. Das Boot schaukelte, und wir blickten in den Sternenhimmel. Sie hat gefragt: Was bist du für ein Sternzeichen?" Ich habe gesagt: "Esoterik ist der Schatten der Sterne auf den Hirnen der Mädchen." Sie hat wieder gelacht und mir ihre Fingernägel in den Arm gebohrt. Es wurde hell. Wir hatten kein Geld. Wir haben am Seehaus einen Spüler aus Mocambique gefragt, ob er uns etwas zum Frühstücken besorgen könne. Er hat für uns eine Tüte Schleckereien vom Buffett geklaut. Wir haben auf einer Wiese gefühstückt und sind Arm in Arm geschlafen. Bis nachmittags. Dann sind wir herumgelaufen. Ich weiß nicht mehr, was wir gemacht haben. Der Tag war ein einziger, zarter Kuss. Ich habe ihr einen Strauß Löwenzahn gepflückt. Sie hat mir arabische Lieder vorgesungen. Wir haben am Monopterus den Trommlern gelauscht und eine Erdpfeife geraucht. Irgendwann waren wir in der Ohmstraße. Sie hat gesagt: " Schau mal, da steht ein Krahn."
Ich habe Sheila nie wieder gesehen. Sie ist mit ihrem Vater in den Iran zurückgekehrt. Nach Monaten habe ich eine Karte bekommen. Auf dem Bild war der Baum von Mehoran. Die Legende sagt, Mohammed habe diesen Baum vor Jahrtausenden umarmt und gesagt: "Du bist mein Freund, du wirst niemals sterben." Auf der Rückseite der Karte stand nur ein Wort:
Glück