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Monday, 8. November 2010, 00:23

Wenn man es nicht ändern kann, so greife man zum Stein

So langsam gehen in Europa die Menschen aus, die den Zweiten Weltkrieg noch erlebt haben. Immer wenn die letzten Erinnerungen an Katastrophen am verblassen sind, so bahnen sich deren neue an. Ich rede vom Ende des Parlamentarismus, den wir kennen und vom Ende der EU. Schuld daran sind Kräfte vom rechten und vom linken Rand, an denen all das Scheitern könnte, was man in den letzten 65 Jahren aufgebaut hat.



Wenn wir mal anschauen, was politisch in den letzten zehn Jahren so ging fällt eines auf: das Aufkommen Rechts-Konservativer Demagogischer Parteien und auf der anderen Seite die Radikalisierung der Linken, samt Gründung einer Partei am linken Rand. Nein es sind nicht alle Mitglieder der Linken, Ex-Stasi Mitglieder oder Spitzel, aber es hat genug von denen dabei. Wir wissen, dass es immer Elemente gibt, die von einer Diktatur nahtlos in die Demokratie hinübergleiten vermögen, genauso verhält es sich mit Leuten, die 1990 als Glatzen Jagd auf Ausländer machen, die nun geschickt Kreide fressen. Opportunismus, das kennen wir auch von Erdogan und anderen, welche unter anderen Umständen leicht zu Fackel und Heugabeln greifen würden, sobald die entsprechende Situation da ist.



Auffallend ist, dass der Linke Mob immer militanter wird, so als würde es noch etwa 2 Jahre brauchen, bis wieder Rote Brigaden oder eine RAF gegründet wird. Heute wissen wir, dass die RAF von Schurkenstaaten wie der DDR und Lybien finanziert wurde, aber ich kenne Leute, die eine solche Gruppierung sofort wieder unterstützen würden. Nun, vielleicht hilft es, dass die Geldströme an Terrorgruppierungen auch schon einfacher flossen, auffallend ist, dass sowohl die RAF, die ETA und auch die IRA entweder aufgelöst sind oder kaum noch in Aktion treten.



Ich will nun nicht alle, die bei den Stuttgart 21 Demos dabei waren, den Linksextremen zuordnen oder ihnen gar RAF Sympathien andichten. Auffallend ist jedoch, wie radikal, unnachlässig und zeitintensiv die Demos waren, war das Projekt weder illegal, noch diktatorisch oktroyiert worden. Die Leute waren einfach nicht zufrieden mit der Tatsache, dass den Bau nichts mehr aufhalten konnte. Das nennt man Politisches System: Politiker werden gewählt und können dann entscheiden, was zu tun ist. In den letzten vierzig Jahren ist eine Kultur des politischen Ungehorsams kultiviert worden, der sich ursprünglich gegen eine Gesellschaft richtete, die sich inzwischen längst gewandelt hat. Wir können eine Demokratie kaum demokratischer machen als sie jetzt ist. Vielleicht hilft die eine oder andere Volksabstimmung à la Schweiz, aber aus Erfahrung kann ich euch sagen: die Unterlegenen werden versuchen, den Entscheid so gut als möglich zu sabotieren. Manchmal gibt es dann auch eine Menge gehässiger Kommentare in den Medien, wo man je nach Lust und Laune dem Volk viel Klugheit oder viel Dummheit attestiert.

Das seltsame Demokratieverständnis der Deutschen liest man bei jeder Wahl in Europa oder den USA in den Medien. Man kommt zum folgenden Ergebnis: Italiener sind doof wegen Berlusconi, Franzosen sind es wegen Sarkozy, die Dänen, Holländer und Schweden fallen auf Demagogen rein, genauso wie die Ungarn, die Schweizer und die Polen. Es gibt kaum eine Regierung auf der Welt, welche die Deutschen Medien noch bejubeln, ausser diejenige Obamas, Luxemburgs und Brasiliens. Merkel macht ja auch nichts richtig. Einerseits ist sie zu links, Ex-DDR halt, andererseits gehört sie der CDU an- geht gar nicht! Die Proteste der Linken Europas manifestieren sich auf den Strassen, die Proteste der Rechten Europas finden sich auf den Wahlzetteln Rechtspopulistischer Parteien und Abstimmungen. Eklatante Widersprüche in der Argumentation finden sich auf beiden Seiten.



Einerseits sparte man nach den Wirtschaftsdepressionen in den 80ern vermehrt bei der Bildung, in den Neunzigern argumentierte man, dass abspecken beim Personal gut sei für alle. Dann sagte man, wir seien zu unflexibel, wenn wir kurze Arbeitswege und langfristige Bindungen bei Unternehmen bevorzugen würden. Liberalisierung nannte man das oder Neoliberalismus oder Globalisierung. Im Gegenzug wurde wiederum im öffentlichen Verkehr und bei Investitionen beim Privatverkehr gespart. Beides brachte in unseren Ländern beinahe den Verkehrskollaps. Bei der Immigration und Integration wollte man nicht nur sparen sondern zugleich auch überhaupt nicht darüber reden, abgesehen davon war eh schon genug gespart worden bei der Bildung und wenn einmal Geld in die Hand genommen wurde, dann wurde es für Neu- und Anbauten von Schulen investiert, wovon die Schüler in Grossklassen zwar wenig hatten, aber immerhin hatte man dafür neue Klassenzimmer. Die Opferliste solcher Politik ist lang und ich wage zu behaupten, ein sehr guter Teil der Arbeitslosenzahlen, der H4 Empfänger und der Sozialhilfeempfänger gehen direkt auf Kosten dieser Politik. Dieses Verhalten verstärkte also die Probleme der Immigration (Kriminalität, Arbeitslosigkeit, Bildungsferne, keine Anpassung und Integration), der Volksbildung (Qualität der arbeitenden Masse, Bildungsferne), der arbeitenden Masse (Arbeitslosigkeit, Armut, Bildungsferne) und der Umwelt (Verkehr).



Die Politik der Linken war subtiler und formte sich besondern in den elitären Kreisen und Universitäten. Heute ist es schwierig einen Konservativen Geist an einer Uni zu finden (ich kenne weder einen Assistenten oder Professor, der nicht Links ist). Sie schlich sich ins Rechtssystem ein, in dem man davon ausging, dass alle Gefängnisinsassen immer noch Menschen seien und deshalb Anrecht auf ein Menschenwürdiges Insassenleben hätten. Vielleicht ist dem so, aber es hatte zumindest bei uns den Effekt, dass ein jedes Gefängis für einen Schwarzafrikanischen Drogendealer etwa den Abschreckungseffekt von Null bekam. Weitere solche Anrechte wurden verteilt: Anrecht auf Familiennachzug, Anrecht auf die Sozialsysteme, Anrecht auf mildernde Umstände für diesen und jenen. Anrecht auf Nichtintegration. Die Anreize der Schweiz und Deutschland zum Einwandern sind riesig, obwohl das nicht allein die Schuld der Linken sein mag, es ist einfach immer noch ein riesiges Gefälle des Reichtums da. Nur können wir diese Völkerwanderung nicht mehr lösen, in dem wir nett sind und die Welt retten wollen - wir können es nicht. Die EU ist schon fast per se ein Konstrukt linker Intellektueller. Ob wahr oder unwahr: die EU bezieht vor allem Kritik aus dem rechten Lager, das ist Indiz genug. Ein weiterer typischer Widerspruch ist z.B. Stuttgart 21. Einerseits ist es eine Topinvestition in den öffentlichen Verkehr. Den Gegnern gelang es aber medienwirksam den Protest zum einem Volksfest mit Steinewerfen verkommen zu lassen. Klar profitieren viele von dem Deal, klar geht irgendwo eine Allee zur Sau, wird gebaut, gibt es Lärm. Aber im Endeffekt ist es eine enorme Staatsinvestition Keynesianischen Ausmasses, die vielen Leuten auch wieder Arbeit gegeben hätte. Der deutsche Bahnverkehr wird über kurz oder lang genau so überfüllt sein wie unserer, bei gleich oder sogar stärker verstopften Strassen. Die Proteste gegen den Castor Transport sind dasselbe: viel Protest für nichts. Der Abfall ist schon da, ins Meer kann man ihn nicht werfen, der Strom ist verbraucht. Alle linksintellektuellen Freunde und Bekannte von mir sind PC- und iphone Nerds. Leider funktionieren die Geräte ohne Strom nicht. Konsequenterweise verzichtet man auf diese Stromfresser. Aber wer tut das schon?



Unsere Länder, so wie sie jetzt sind, erhielten ihr Gesicht durch die politischen Strömungen von Rechts und Links und der Mitte. Es war auch schon sicherer an Samstagabend in der Stadt, die Schulen waren vielleicht mal besser und grosszügiger ausgestattet, mit Lehrern und Büchern, die Strassen weniger verstopft, die Einkommen gerechter verteilt und die Welt grundsätzlich eine Bessere. Aber wenn ihr ehrlich sind: es gibt nicht so viele Länder, in die wir emigrieren würden. Es ist nicht alles soooo schlecht. Wir lesen nur beständig Medien, in denen alles, aber auch alles schlecht geredet wird. Kein Wunder greifen die einen zu Steinen und die anderen zu wütendenden Kommentaren.
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Monday, 8. November 2010, 01:38

Manchmal hab ich das Gefühl das du deine Infos die du hier in Bloggform unter die Leute streust aus irgendeinem rechtskonservativen Tagblatt entnimmst und ungefiltert wieder von dir gibst.

Ach keine Ahnung, ist auch schon spät und ich hab eigentlich auch gar keine Lust da viel zu zu sagen. Alle Monate kommt mal wieder so ein rechtskonservativer Quatsch von dir und dann dödelt man hier ne Weile rum, dann is wieder Ruhe und paar Wochen drauf dasselbe wieder.
Aber mal in aller Kürze:

- Die Linke ist keine "radikale" Partei: Lies deren Parteiprogramm endlich mal wenn du dich über sie äußerst und sag mir was daran "radikal" ist und was nicht mindestens in einem Parteiprogramm der andren Parteien so auch drinsteht. Das Linke Parteiprogramm hat glaube ich bei der letzten Wahl nur einen Vorschlag gemacht der in keinem Parteiprogramm der andren "großen" zu finden war. Es decken sich also meist die Dinge die man erreichen will mit SPD und Grünen - und die sind ja auch net radikal sondern lammfromm.

- Die CDU hat mehr Ex-SED Parteileute aufgenommen als die Linke. Die CDU ist deshalb auch keine Stasipartei oder sonstwas. Das ist schlichtweg unqualifizert 20 Jahre nach dem Mauerfall immernoch diesen totschlagkram anzumerken. Wär schön gewesen hätte man das nach dem zweiten Weltkrieg so lange betrieben, da war aber ziemlich flux schluss mit solchem Mist. Warum fragst du? Ja weil die CDU auch die meisten Ex-NSDAPler aufgenommen hat und gegen ne gut bürgerliche Partei wettert man nicht auf so billigem Niveau.

- Die RAF hat sich größtenteils mit Bankraub finanziert. Man hat in Lybien Terroristen sogar bezahlt um sich ausbilden zu lassen, was aber ziemlich in die Hose ging weil die RAF Heinis allesamt exzentrisch bis zum Haareraufen waren und deshalb nicht mit dem strengen Muselman vor Ort klarkamen. Die DDR hat RAF Terroristen vor allem aufgenommen wenn sie in der BRD gesucht wurden. Zurück konnten sie dann aber nimmer, die blieben da dann bis 89/90 und sitzen nun ein. Spät aber immerhin.

- DDR --> Schurkenstaat: Keine Ahnung, dazu sag ich mal nix dass kann ja einer unserer Ossis übernehmen. Nur mal soviel - die mussten keine Fingerabdrücke abgeben um nen Perso zu bekommen, bei denen war das alles viel persönlicher, da hatte man seinen eigenen Stasimann.

- Proteste der Linken in Europa manifestieren sich auf den Straßen, Proteste der Rechten auf den Wahlzetteln ... so ähnlich heißt es da bei dir. Also es mag ja sein das die Linke Kriminalität einen deutlichen Schub erfahren hat - aber noch gibt es doppelt soviele Straftaten mit rechtem Hintergrund als mit Linkem in der BRD - und diese Zunahme die man so gerne als "enorm" beunruhigend verkauft ist genausohoch wie die Zunahme rechter Straftaten vom Jahr 2007 auf 2008 oder 2004 auf 2005.
Das man damit nun hausieren geht mit dieser Statistik und sich aus der Statistik die Rosinen rauspickt liegt daran, dass sich ne Zeitung die den Kriminalitätsreport von Eurostat abdrucken würde ziemlich scheiße verkaufen würd - weils nämlich stinklangweilig ist den zu lesen. Da verkauft sich viel besser wenn man schreibt: "Linke Straftaten sind im Vergleich zum letzten Jahr bedenklich angestiegen!"
Wobei man hier auch sagen muss: Jeder auf einer Demo verhaftete Linke der nen Stein auf Peter Polizist geworfen hat und dabei erwischt wurde fällt (fairerweise) in diese Statistik. Aber wenn man da noch tiefer reingeht sieht man das bei rechten Straftaten beispielsweise gerne mal die Dönerbude von Özil Ausländer angezündet wird (während Özil drin ist) - beziehungsweise die Gewalttaten zielgerichteter sind als bei Linken. (Das war schon immer das Problem von denen, denen fehlt einfach ein Führer).

- Stuttgart 21 an sich: Hmm da kann ich net viel dazu sagen. Ich finde eigentlich bisher, dass die Demos recht unradikal ablaufen - aber ich finde das Projekt an sich halt auch nicht soo schlecht. Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Ding sogar richtig gut. Aber ich versteh auch die Stuttgarter, die müssen da ja wohnen. Naja - wie gesagt ist mir da wohl was entgangen, weil radikale Demos - davon hab ich bisher nix mitbekommen. Radikale Polizisten hab ich gesehen, paar Hauptbahnhofbesetzer (find ich übrigens supi, dass man öffentliche Gebäude wie den Hauptbahnhof besetzen kann) - aber wahrscheinlich hab ich da echt was verpasst, deshalb sag ich da mal nicht mehr dazu.

Naja nun hab ich doch wieder lang rumgedödelt mit dir, aber bei deinem Schluss stimm ich dir zu. Es ist nicht alles schlecht. Wenns richtig schlecht wär dann hätte die eine oder andre radikale Seite den Revolutionsplan schon längst ausgepackt und wär dabei den erfolgreich umzusetzen. Momentan eiern die ja auch nur auf Standgas rum.
(Also eigentlich ist sogar alles ganz fein ;o))


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>>Und der Arme sagte bleich:
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663

Monday, 8. November 2010, 05:31

Das Kernproblem aus meiner Sicht ist, dass es sowas wie Demokratie im eigentlichen Sinne nicht mehr gibt.
Wie bereits angemerkt wurde, wurde lang und stetig vor allem im Bereich Bildung gespart. Kurzum kann man sagen, dass das Volk einfach zu blöd ist um das richtige zu tun und vor allem bei den Deutschen, die sich jeden Mist bieten lassen, ist dass deutlich zu erkennen. Ja, es fehlt ein Führer ... aber nicht einer wie Herr Hitler aus dem rechten Rand, oder einer wie Herr Honecker aus dem linken Rand. Auch ein Pseudovolksparteiführer wie die Damen und Herren der CDU/CSU, SPD, FDP ist nicht die Lösung, da diese nur dem Kapital, aber nicht dem Volk ihre Treue geben.

Was wirklich fehlt sind Ideaiisten mit Optimismus, Engagement und Realitätssinn. Leute die Missstände erkennen, offen diskutieren und realistische Lösungen anbieten.
Aber es muss auch Regelungen geben, die verhindern das solche Lösungen von benachteiligten Minderheiten mit zu viel Einfluss boykottiert werden. Und das diese Lösungen zügig umgesetzt werden.

Um mal bei der Bildung zu bleiben - mal ehrlich ... wo ist denn das Problem zu erkennen das ein skandinavisches oder ehemals ostdeutsches Bildungssystem um Welten besser ist als dieser Grundschule/Haupt-, Realschule, Gymnasium Quatsch. Dazu noch dutzende Privat- und Sonderschulen, sowie der Waldorfunsinn usw. Es gibt kein einheitliches Niveau auf dessen Basis man im späterem Verlauf des Bildungsprogramms besonders Förderungs- oder Hilfsbedürftigen Kindern und Jungendlichen die Aufmerksamkeit geben kann, die sie brauchen.

Schule ist heutzutage ein Witz, das Niveau wurde in den letzten 15 Jahren immer mehr gesenkt um die vorsätzliche Volksverdummung zu verschleiern.
In den Berufsschulen geht es weiter. Das duale Ausbildungssystem funktioniert ebenfalls seit ca. 15 Jahre nicht mehr. Die berufliche Schule stellt nur noch für die wenigsten Berufe die benötigte theoretische Ausbildung zur Verfügung. Und Betriebe die auf Basis der dort gelehrten Themen den praktischen Teil an die Auszubildenden weiter gibt, findet man nur noch dort wo das Budget für Ausbildungsbeauftrage reicht ... sprich: in großen Konzernen, welche allerdings die Minderheit der werktätigen Bevölkerung stellen.

Die Dinge erkennen, richtig bewerten und Lösungen nicht durch zuviel Politik, Bürokratie und Einflussnahme weniger kapitalstarker Gruppierungen verhindern lassen ... das ist es was gebraucht wird. Es ist völlig egal ob rechts, links, mitte, grün, oben oder unten. Es interessiert schlichtweg nicht mehr bei den Aufgaben vor denen nicht nur unsere Gesellschaft heute steht.
Allein der Fakt das sowas überhaupt noch in den Fokus der Politik rückt, zeigt schon wie falsch die Leute liegen, die angeblich für das Volk ihren DIenst tun. Tjo, wenn das Volk verblödet und durch jeden Mist überwacht wird, Gesetze zur Zensur von Medien und mittlerweile auch Meinungen problemlos durchgesetzt werden, dann wird das Volk bald wieder der Diener sein und nicht die Regierung, welche in einer Demokratie eigentlich diese, richtig angewendet auch ehrbare, Position einnimmt.

Zum Osten:

Die DDR als Schurkenstaat zu bezeichnen zeugt von nicht vorhandenen oder einseitigen Kenntnissen.
Als die sogenannte Wende kam, war ich glaub ich 13 oder so ... hab also schon recht gut mitbekommen was abging und kann auch gut den oben genannten Part mit dem Absturz des BIldungsniveaus beurteilen weil selbst erlebt.
Mir persönlich ging es gut in der DDR. Die Mieten der Wohnungen pro Monat waren niedriger als ne Pizzabestellung heute. Medizinische Versorung kostenlos. Schule kostenlos. Intensive Betreuung einzelner Schüler von morgens bis zum späten Nachmittag kostenlos. Ein Wocheneinkauf immernoch weniger als ne Pizzabestellung heute. Es hat an nichts gemangelt was man brauchte.
Klar ... heute reduziert man das auf Stasi und nicht vorhandene Bananen. Gut, zeigt wieder das niedrige BIldungsniveau der Menschen und offenbart das Klischeedenken einer verdummten Gesellschaft.
Ja, die DDR war vielleicht eine Diktatur bestehend aus alten Männern die ihre Ideale verraten haben. Die Korruption zugelassen und Menschen unterdrückt hat, ihre einfachsten freien Bedürfnisse wie Urlaub auch mal im Westen oder Bananen einzukaufen sanktionierte und den Staat sogar für sozialistische Verhältnisse in die Pleite getrieben hat.
Gut ... stellen wir doch mal ein paar Vergleiche an:

Stasi ... fiese Menschen die für den Staat auch die eigenen Bürger ausspioniert hat.
- Hmm ... ich wetten in den Unterlagen des BND oder des Staatsschutzes findet man genau das gleich über BRD Bürger, wie in den heute so umstrittenen Stasi Akten.

In der DDR wurden alles auf Sozialismus und die treue zur UdSSR indoktriniert, von der Schulzeit an.
- Hmm ... seit der Wende wurde uns bei jeder Gelegenheit beigebracht wie toll die Amerikaner sind ... ist das anders?

In der DDR gab es in fast allen Betrieben militärisches Personal und Ausrüstung für den Notfalleinsatz ... die sogenannten Kampfgruppen. Wurde immer mal verglichen mit dem Volkssturm der Nazis ... wie fies und böse.
. Hmm ... hat sich mal jemand die Mühe gemacht anzusehen wie die Nationalgarde der USA funktioniert? Tut das Mal.

Die DDR hat fiesen Terroristen unterschlupf gewährt, die in der BRD gesucht wurden.
- Hmm ... ich will gar nicht wissen wieviele Gewalttaten von westlichen Agenten/Terroristen/Auftragsverbrechern begangen wurden.

Ja, man kann hier anfangen zu differenzieren wer nun was schlechter gemacht hat. Das Fazit ist allerdings nur eins ... die osteuropäischen Staaten waren zu schnell und zu hart in der Umsetzung der Maßnahmen das Volk zu kontrollieren. Hier hat man vielleicht öfter die sprichwörtliche Peitsche genommen, während der Westen langsam aber stetig mit Zucker gefüttert wurde.
Es gibt keinen Unterschied zwischen Ost und West. In beiden Richtungen haben sehr wenige über sehr viele mit verschiedenen Mitteln die Kontrolle behalten, entsprechend ihrer Meinung oder gar Überzeugung "erzogen" und mit verschiedenen Mitteln klein gehalten, nur damit wenige einen Vorteil seis in Form von Macht, Einfluss oder einfach schnödem Mammon hatten.

Das ist heute nicht anders ... nur zum Teil wird das heute nichtmal mehr unter der Hand gemacht. Die Volkserziehung zeigt ihre Wirkung indem kaum noch jemand aufsteht und sagt "Moment mal, so geht das jetzt aber auch nicht ... ".
Und diese eine Stimme, welche die wichtigste ist weil sie aus dem größten Teil der Bevölkerung kommt (kommen sollte), wird total ignoriert.
Ich mein ... mit welchem Recht, sagen ein paar Politiker "Nein", wenn viele Menschen sagen sie wollen über ein bestimmtes Thema eine Volksabstimmung. Mit welchem Recht wird sowas von diesen Leuten verweigert? Wo ist das Problem? Stuttgart21 zum Beispiel ... solln se dich die Abstimmung machen. Wenn 5 Mio Leute dafür und 500.000 Leute dagegen sind, dann wird das eben gebaut und gut ist. Wenn aber soviele Zweifel zu dem Projekt bestehen, dass die Leute sagen "Nein, wollen wir nicht!", dann muss man sich Gedanken machen um die Argumentation welche man den Leuten gibt um so ein Projekt anzufangen. Denn wenn soviel negative Resonanz von den Menschen kommt das der Bau nicht im Interesse der Bevölkerung ist, dann stimmt was ganz gewaltig nicht.

Und sowas wird nur verhindert weil irgendwo weiter oben (haha ... soviel zur Gleichheit) wieder viel Geld geflossen ist und sich, wie in dem Video was hier irgendwo im Forum ist gesagt wird, einige wenige nochmal selbst ein Denkmal setzen können.

Als Denkanstoss kann sich mal jeder über die Entstehung der Demokratie informieren und wie sie zum Beispiel unter Perikles im Stadtstaat Athen funktionierte. Sicher nicht umsetzbar bei heutigen Volkszahlen, aber allein die Maßnahme zur Verhinderung von Machtmissbrauch und Korruption, sowie die Möglichkeit des Volkes zur Abwahl bestimmter Senatoren (Stichwort: Scherbengericht) sollte man in ähnlicher Form wieder einführen. Denn leider vertreten die gewählten Volksvertreter nur ihre Konten, aber nicht die Menschen für die sie arbeiten (und nicht umgekehrt).

Vielen Dank fürs Lesen und gute Nacht!

MfG

P.S.: Ja, einige Fehler ... schnell getippt und is spät.
Im Falle eines Falles, ist richtig fallen alles!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Prometheus« (8. November 2010, 05:40)


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Monday, 8. November 2010, 20:05

"Aber wenn ihr ehrlich sind: es gibt nicht so viele Länder, in die wir emigrieren würden. Es ist nicht alles soooo schlecht. Wir lesen nur beständig Medien, in denen alles, aber auch alles schlecht geredet wird. Kein Wunder greifen die einen zu Steinen und die anderen zu wütendenden Kommentaren. "

Stimme ich zu. Dem Rest nicht. Weil er überzogen und verdreht wiedergegeben wurde.
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Friday, 3. December 2010, 15:17

Vorgestern traf ich nach der Arbeit zufälligerweise einen alten Freund von mir, und mit "alt" meine ich, dass wir uns seit 20 Jahren kennen, und manchmal mehr oder weniger gut Kontakt zueinander haben. Wir redeten zuerst über Wikileaks und die neuste Ausgabe des Spiegel (die ich gekauft habe und er nicht, um mich zu informieren), wobei ich erstaunt war, dass er gegenüber dieser Seite oder Organisation relativ kritisch gegenüberstand. Wie der grosse Rest meiner Freunde und Kollegen halte ich auch ihn als typischen Linksintellektuellen oder jemand mit Affinitäten zur politischen Linken.

In der letzten Zeit fällt mir auf, dass viele Freunde von mir wissen wollten, wie gegenüber der hiesigen Ausschaffungsinitiative gegenüber stehen würde. Eigentlich habe ich mir fest vorgenommen, solche Themen mit Leuten zu vermeiden, von denen ich im Voraus weiss, dass sie komplett anders denken als ich. Es ist nicht so, dass ich Angst habe, jemand könnte bessere Argumente vorbringen als ich, aber ich stelle fest, dass gewisse Kreise sehr aggressiv, ausfällig und pikiert reagieren, wenn man eine andere Meinung hat als sie. Hier im Forum fordere ich das auch mit meiner Sprache und meiner Argumentation heraus, und hier bin ich es, der zuerst schreibt, weshalb es etwas anderes ist. In Real, verhalte ich mich eher ruhig, weil ich mit Freunden eher die Zeit geniessen möchte als mich kritisch mit ihren Ansichten auseinanderzusetzen.

Und ja, ich habe reaktionär JA gestimmt, sogar gegen den Gegenvorschlag. Da platzte er schier, und wurde beinahe beleidigend, bis hinunter zu Informationskenntnissen und Bildungsstand - das tun selbst gute Freunde, obwohl sie wissen, dass ich - sagen wir viel, viel - Zeit an der Akademie verbrachte mitten unter hauptsächlich linksliberalen Geistern, die ich selten verurteilte, für ihre Ansichten und noch weniger ihre Methoden der kritischen Analyse. Natürlich lese ich in der Tat, die konservativen Blätter, und nein, die sind nicht schlechter als New York Times, Guardian und Spiegel, halt lediglich von einer anderen Warte aus. Ich lese, wie oft geschrieben auch den Spiegel, gelegentlich die WoZ und oft auch die hiesigen eher linksliberalen Zeitungen und Magazine wie Tages-Anzeiger, Basler Zeitung und Tagi Magi. Gerade weil die eine Seite sich immer über die Informationsbeschaffung der anderen Seite lustig macht, lese ich beide Seiten. Das ist auch der Grund, weshalb ich keiner Partei beitrete, weil es immer Themen gibt, wo meine eigene Meinung anders ist als die des Rests.

Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm verzeihe und ich ihn deshalb nicht weniger gut leiden mag, und das ist wirklich so. Für ihn bin ich quasi zur dunklen Seite gezogen worden. Darum antwortete ich ihm auch, dass fast alle meine Freunde anderst gestimmt haben als ich und ich mir dessen sehr wohl bewusst bin. Es ist indessen wahr, dass meine Familie sehr konservativ ist, so reaktionär schon, dass ich wir uns gelegentlich in die Haare geraten. Ich stelle fest, dass die Leute, die eher linksliberale Weltanschauungen haben sich eher mit ihresgleichen treffen und zusammenleben und vice versa. So versteinern am Ende die Leute in ihrer eigenen Weltsicht, nie fähig, sich selber kritisch mit ihren eigenen Ansichten auseinanderzusetzen. Im Grunde genommen bin ich auch immer noch am nachdenken, was mir mein Freund gesagt hat und wie er argumentierte. Ich habe ihm gesagt, dass seine Argumente gut sind, schlüssig und durchdacht, aber dass er es nicht schaffte mich umzustimmen. Dass ich ihn hätte umstimmen können, wäre erstens schier unmöglich gewesen und zweitens, habe ich keine Lust und Energie hierfür. Das betrifft auch andere Freunde von mir, ich habe den meisten gesagt, dass ich ihre Ansichten respektiere, selbst wenn sie meine nicht respektierten, für Viele ist es normal, dass man andere Ansichten nicht mehr respektiert, dafür kriegen sie genug Applaus im eigenen Lager.

Den Spiegel wollte ich eigentlich nicht kaufen, weil ich Wikileaks für schädlich halte. In meinen Augen ist es der perfekte Spielplatz für Leute mit Hang zur Anarchie. Erfahrungsgemäss trifft es dabei immerhin Weltfeind Nummer 1, die USA. Natürlich ist mir bewusst, dass die USA kein Vorbild oder Vorzeigstaat sind, aber ich meine auch, dass ein Hochverräter in den USA noch immer einen fairen Prozess erhält und maximal lebenslänglich. Im Iran schiesst man auf Demonstranten in China verschwinden sie im Verliess, wenn sie glück haben und in Russland werden sie von einer faschistoiden Truppe zu Tode geprügelt. Glücklicherweise waren die Unterlagen bis jetzt weniger schädigend als gedacht und herausgekommen sind zum Teil belustigende Analysen verschiedenster Politiker und beängstigende Berichte aus dem nahen Osten.

Es zeigt auch, dass man acht Jahre lang auf G.W.Bush herumhackte, in Deutschland und in der Zeit in Berlin Leute an der Macht waren oder sind, die durchaus auch als "Pfeifen" durchgehen könnten, je nach Ansicht. Aus den Berichten geht auch hervor, dass trotz aller Misere im Inland, die USA immer noch Grossmacht sind und wahrscheinlich auch bleiben - global gesehen, sogar immer noch die einzige. Nach der Niederschlagung der Proteste im Iran bin ich gegenüber diesem Land kritischer geworden. Das Land braucht tatsächlich eine Wende. Ich habe allerdings immer noch - und seit Wikileaks erst recht - Verständnis für die Aufrüstung hin zur Atombombe. Es scheint als wären die Probleme der muslimischen Gemeinschaft zwischen Schiiten und Sunniten nicht untertrieben. Der Iran, die Perser, stehen beinahe allein gegen die grosse sunnitische Mehrheit. Ein so grosses Land, darf Einfluss ausüben, und eine zentrale Machtposition im nahen Osten haben, die Frage ist nur, wie und mit welchen Mitteln. Zur Zeit halte ich die Führung und ihre Motive allerdings für gefährlich und die Angst der Anreinerstaaten für Berechtigt. Der Türkei ist eine Doppelseite gewidmet und die kommt besonders schlecht weg in den Wikileaks-Dokumenten. Das wundert mich nicht und unter Erdogan wird das bestimmt nicht besser.

Auch wenn ich mit den üblichen CDU/FDP Bashings des Spiegels nicht einverstanden bin, muss ich sagen, dass die Lektüre der aktuellen Ausgabe ein MUSS für den politisch interessierten Bürger ist.
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Friday, 3. December 2010, 16:08

Weils aktuell ist, noch Gedanken zur WM 2018 und 2022

Die Stimmen zum Zuschlag der WM nach Russland und Qatar sind vernichtend, aber ist das berechtigt?

Es ist wahr, die Kernländer des Fussballs liegen in Europa und Südamerika. Nun aber wird Fussball auch anderswo gespielt, halt weniger effizient vielleicht und vielleicht auch weniger lange. Ist das ein Grund dafür, dass solche Länder es nicht weniger wert sind, dass dort Fussball gespielt wird? Wahrscheinlich war Geld und Einfluss im Spiel - sehr wahrscheinlich. Aber Russland, trotz allen Vorbehalten, kam noch nie in Genuss dieser Ehre und diese Weltecke hat es auch verdient, einmal (positiv) im Rampenlicht zu stehen. In meinen Augen ist Russland eine Art Oligarchie, aber im Endeffekt leben da auch mio. von Menschen, die jetzt, wie in Qatar, eine berechtigte Freude daran haben, dass die Spiele zu ihnen kommen. Natürlich ist Putin ein Alpha Rüde mit Hang zur Egomanie, aber andererseits kommt er damit zu hause offensichtlich gut an, das ist guter Balsam für die vielzitierte, oft verinterpretierte russische Seele, falls überhaupt existent.
Auch Qatar ist eine wenig bekannte, wenig bereiste Weltgegend, in der Fussball vielleicht mehr Hobby von Scheichs ist als etwas anderes. Trotzdem, ein interessanter Artikel von James Montague bei CNN zeigt auf, dass das Land in Sachen Sport und Sportinfrastruktur 1A ist. Bei aller Kritik, müssen wir eurozentrierten Westler einsehen, dass in der Gegend inzwischen auch das höchste Gebäude der Erde liegt. Ich empfinde die Kommentare zum Teil als Frechheit und Beleidigend gegenüber den Qatarern und Arabern. Sie wurden durch Öl wohlhabend, stimmt, aber aus den Ländern der arabischen Halbinsel kommen nicht nur (aber auch), Jihad, Al Jazeera, Al Qaida und Scharia. Ich empfehle einen etwas wohlwollenderen weltoffeneren Blick auf diesen Teil der Erde. Sie wollen dabei sein, gleichberechtigt und akzeptiert werden. Events wie die WM sind für sie Gelegenheiten sich uns und der Welt zu beweisen. Wir sollten sie auf keinen Fall zurückweisen oder uns ihnen gegenüber ungebührlich verhalten. Sie werden sicher alles daran setzen, dass sowohl Spieler wie Fans auf ihre Kosten kommen. Solche Länder sind mitunter wesentlich Gastfreundlicher als wir es sind.

Blatter mag ein korrupter, machtbessener Sportfunktionär sein, aber immerhin hat er eine Vision. Er hat früh die Einsicht gewonnen, dass die Erde mehr ist als Europa und die USA, dass es besser ist, den Fussball zu verbreiten als dass es ein elitärer Zirkel bleibt. Die Vuvuzelas nervten vielleicht, aber niemand kann sagen, dass die WM in Südafrika schlechter war als andere WM's, ausser den paar Fans, die runtergereist sind und sich die Spiele vor Ort anschauten und sich über das Getute wirklich so nervten, dass sie es bereut haben. Die WM war in den USA, Südafrika, Korea und Japan und nun gehts nach Russland und Qatar. Das macht doch Sinn oder? Also ich bin auch einer derjenigen, die behaupten, dass Fussball doch mehr ist als ein Ballspiel oder es zumindest sein kann.

Link: Montague on Qatar CNN: http://edition.cnn.com/2010/SPORT/footba…nion/index.html
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G.B.Shaw

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Friday, 14. January 2011, 08:45

Gleichberechtigung

Aus dem aktuellen K-Tipp (Schweizer Konsumentenzeitschrift)



Kann mein Mann die Wohnung einfach verkaufen?



"Mein Mann ist alleiniger Eigentümer der Wohnung, in der wir mit unseren beiden schulpflichtigen Kindern leben. Wir haben Eheprobleme, und er möchte, dass ich bald ausziehe. Dazu bin ich zwar bereit, finde aber nichts passendes für mich und die Kinder. Mein Mann hat angedeutet, er werde die Wohnung verkaufen, wenn ich nicht endlich gehe. Darf er das so einfach?"



Nein. Auch wenn ihr Mann Alleineigentümer ist, kann er die Wohnung nicht ohe Ihr Wissen veräussern. Denn die Wohnung oder das Haus, das als Mittelpunkt des Ehe- und Familienlebens dient, darf von Gesetzes wegen nur mit Einwilligung beider Ehepartner verkauft werden.

Spätestens bei der Anmeldung fürs Grundbuch überprüft der zuständige Beamte, ob die Zustimmung des Ehepartners zum Verkauf vorliegt. Ist dies nicht der Fall, kann der Käufer nicht im Grundbuch eingetragen werden.

Verweigert ein Ehegatte die Zustimmung aber ohne triftigen Grund, kann der Eigentümer den Eheschutzrichter anrufen. Dieser kann ihn dann gegenbenenfalls zum Verkauf ermächtigen.

Wenn Sie sich von ihrem Mann trennen wollen, es aber schwierig ist, eine Wohnung zu finden, können sie im Rahmen eines Eheschutzverfahrens beantragen, dass der Richter Ihnen die Wohnung Ihres Mannes zur Benützung zuweist. Kommt der Richter zum Schluss, dass die Wohnung Ihnen momentan mehr nützt als Ihrem Mann, beispielsweise weil die Kinder bei Ihnen bleiben, muss Ihr Mann ausziehen und sich vorerst eine neue Bleibe suchen.

Haben Sie bis zur Scheidung noch immer keine Wohnung gefunden, können Sie beim Gericht für die Zeit nach der Scheidung ein befristetes Wohnrecht benatragen. Wird es Ihnen gewährt, müssen Sie Ihrem Ex-Mann dafür eine angemessene Entschädigung zahlen.

Lassen Sie das Wohnrecht zusätzlich im Grundbuch eintragen, kann Ihnen auch nichts passieren, wenn Ihr Mann die Wohnung verkauft. Dann gilt das Wohnrecht auch gegenüber einem neuen Eigentümer.



Quelle: K-Tipp 12. 1. 2011





Kommentar:



Ich bin immer wieder erstaunt und als Mann geradezu erschrocken über die hiesige Rechtssprechung. Rein theoretisch könnte ich als Erbschaft eine Wohnung geerbt haben oder selber eine gekauft haben. Ich bin Alleinbesitzer einer Wohnung. Entscheide ich zu heiraten und Kinder zu kriegen, gebe ich bei einer allfälligen Scheidung nicht nur einen Teil meines Besitzes ab, wenn ich Pech habe, kann ich geradezu alles dabei verlieren. Bei einer Scheidung wird der Besitz je nach Dauer der Ehe geteilt, was auch die Pensionskassengelder betrifft, die für die genügende Altersversorgung eine enorme Rolle spielen. Das machte und macht eigentlich noch immer Sinn. Es ist, soweit ich weiss auch so, dass Eheverträge, welche eine Frau stark benachteiligen würde, sogar per Richtspruch im Nachhinein für ungültig erklärt werden können, auch wenn einige Männer glauben, dass sie sich damit absichern. Das mit der starken Benachteiligung macht insofern Sinn, wenn die Dame selber wenig oder nichts in die Ehe einbringt, er jedoch alles.



Mal angenommen, ich sparte auf jene Eigentumswohnung. Einen guten Teil meines gesamten Besitzes macht diese Wohnung aus. Ich heirate, wir kriegen Kinder. Wenn sie sich entscheidet, sich zu trennen, muss ich aus meiner eigenen Wohnung raus, selbst wenn sie mir gehört. Es ist klar, dass man nie etwas "passendes" finden muss, wenn Frau es nicht will. Sie kann also jeden Vorschlag ablehnen oder gar nicht erst auf die Suche nach einer anderen Wohnung gehen. Noch krasser wäre es, wenn die Kinder sogar in die Ehe eingebracht würden. Dass die Kinder sowieso fast immer der Mutter zugesprochen werden ist europaweit Gang und Gäbe, es lässt sich so schwer beurteilen, wer nun der bessere Elternteil ist, dass es besser ist, die Kinder allermeistens der Mutter in Obhut zu geben. Inzwischen ist es sehr häufig so, dass sich die Frauen entscheiden sich zu trennen, würde mich nicht wundern, wenn es inzwischen öfters der Fall ist als umgekehrt.

Im obengenannten Fall, würde ich quasi sowohl aus meinem eigenen Besitz vertrieben als auch quasi enteignet werden. Das sogenannte lediglich "befristete" Wohnrecht würde im obigen Fall bis zum Erwachsenenalter der Kinder reichen, das heisst, gut und gerne weitere oder mehr Jahre. Zwar heisst es, dass die Frau mir eine "angemessene" Entschädigung zahlen müsste, aber woher soll sie das Geld nehmen? Wenn schon zahlt sie das Geld mit den Alimenten, die ich eh auszahlen muss monatlich, was schlussendlich heisst, dass ich einen Teil der Alimente wieder als "Mietentschädigung" zurückerhalten würde. Die höhe der Miete wird übrigens auch vom Richter entschieden und bei der inzwischen Frauenfreundlichen Richterschaft, dürfte die nicht allzu üppig ausfallen.

Nein, es ist eher so, dass sie gar nichts zahlt. Denn das Einkommen könnte so bescheiden ausfallen, dass es als Härtefall behandelt wird. Weswegen man sowohl Alimente zahlen müsste und auch einen Teil der Miete erlassen müsste. So sehe ich das. In diesem Fall kann ich nur hoffen, dass wenigstens die Kinder von mir sind, aber inzwischen sind wir so weit, dass der Staat Männern verbietet, das testen zu lassen, wenn die Frau es nicht will. Wie krass ist das?

Im Endeffekt wäre ich in diese Ehe gegangen als stolzer Besitzer einer Eigentumswohnung. Wenn sie mich verlässt kann sie es so machen, dass ich einen Teil meines Vermögens verliere, die Hälfte meiner Pensionkassengelder, dass ich aus der Wohnung muss, die eigentlich mir gehört, dass ich auf meine Kosten eine andere Bleibe suchen muss und auch den Umzug selber berappen muss. Dass ich dann dieser Frau Alimente zahlen muss, diese mir aber keine Mieten zahlen kann, weil sie sonst keine Einnahmen hat oder haben muss. Wenn ich Pech habe, sind die Kinder auch noch an der Uni, weshalb das Bleiberecht verlängert wird, um weiter fünf Jahre. Wenn ich nach Siebzehn Jahren meine Wohnung zurückerhalten würde, ohne je Mietzins dafür erhalten zu haben, dann würde wahrscheinlich noch das Gewohnheitsrecht dazu kommen oder sonst etwas.

Mir macht so eine Rechtssprechung direkt Angst. Ich weiss, dass dahinter eigentlich ein guter Gedanke ist, nämlich die Kinder und die Hausfrau zu schützen. Wenn ich mir jedoch alle die Frauen im Kopf durchgehen lasse, die sich von ihren Männern trennen, um sich "weiterzuentwickeln" oder weil sie keinen Spass mehr in der Ehe haben, dann kann dieses Recht aber auch höchstes Unrecht bedeuten. In einer Gesellschaft, wo immer von Gleichberechtigung gesprochen wird, ist das klassische Denken, die klassische Familie im Recht verankert. Der Mann ist Ernährer, die Frau und die Kinder hilfsbedürftig. Wen wunderts da, dass es eher Immigranten aus archaischeren Ländern sind, die noch am meisten Kinder in die Welt setzen?
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw

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668

Wednesday, 2. March 2011, 05:41

In den letzten Monaten war ich oft im Bordell. Punkt. Diese Zeit hat mich absorbiert und andererseits hat sie meinen Horizont erweitert, mich einiges gelehrt und einiges entmystifiziert, das früher mal ein Geheimnis war. Ob es ein solches hätte bleiben sollen, kann ich nicht genau sagen zu diesem Zeitpunkt, genausowenig wie ich sagen kann, dass die Story mir peinlich ist oder ob ich stolz darauf sein sollte. Ich schreibe dies auf, ohne mir bewusst zu sein, wie es mich verändert hat, ob es mich wirklich so stark geprägt hat oder was am Ende das Resultat meiner Handlungen sein wird.


Das alte Jahr klang mit der Trennung von Gabi und mir aus. Ich kann nicht genau sagen wann es war, aber es dürfte Anfangs November gewesen sein, vielleicht auch schon Ende Oktober. Das Ende kam nicht überraschend. Sex gab es seit Monaten nicht mehr und die Anspannung stieg von Woche zu Woche. Ich wusste, dass „wir sollten reden“, nichts anderes bedeuten konnte als das endgültige Aus. Ich ging noch mal in mich und sagte mir, dass es ja auch Gründe gab, dass diese Beziehung überhaupt entstehen konnte. Ich rief an und sagte klar, dass nur ein gemeinsamer Effort eine Zukunft hätte oder wir es andererseits lieber lassen sollten. Sie meinte, wir sollten es lassen. Ich hörte neben diesem klaren Statement ein starkes Bedauern in ihrer Stimme und sie entschuldigte sich dafür, dass sie den Schlussstrich zog. Es täte ihr auch leid und sagte etwas von ihrer Schuld am Scheitern. Ich antwortete, dass immer zwei Seiten dazugehörten, dass ich genauso, zu genau gleichen Teilen Schuld daran hätte. Wir gingen versöhnlich auseinander, und bis heute ist ein guter Teil ihres Krams bei mir unten im Keller. Ihre Sachen habe ich ihr zum Teil persönlich gebracht zum Teil habe ich den Transport organisiert. Am Ende einer Beziehung zeigen die Menschen oft ihr wahres Gesicht – mir war es wichtig, Haltung und Würde zu bewahren.


Die neue Freiheit genoss ich in vollen Zügen. Bereits im Februar war sie ausgezogen und schon damals hatte sich der Raum der Wohnung, der Platz für mich allein vergrössert. Er wurde jetzt noch erweitert, und ich hatte das Gefühl mein Leben hätte an Qualität gewonnen. Ich hatte schon längere Zeit aufgehört mit gamen. Als ich für Starcraft2 trainierte, kam ich auf die Idee, meine apm (Aktionen pro Minute) und Fingerfertigkeit zu erhöhen, in dem ich wieder vermehrt Gitarre übte. Irgendwann war es das Spiel, welches nicht meinem Geschmack entsprach – die Gitarre hingegen blieb. Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren nutzte ich nun das Medium Internet aktiv, um meine Technik und auch mein Repertoire zu verbessern. Der Stress meiner langen Arbeitstage liess am Abend nur noch ein kleines Zeitfenster übrig, das entsprechend sorgfältig genutzt werden wollte. Neben meiner Ernährungsumstellung ist die wiederentdeckte Musik die konsistenteste Änderung der letzten Jahre. Seither übe ich plus-minus eine bis zwei Stunden täglich.


Auf der anderen Seite habe ich weniger geschrieben und noch weniger gelesen. Nichtsdestotrotz schickte ich einen Text für einen national ausgeschriebenen Literaturwettbewerb, nachdem ich bereits vorher zwei Texte an anderen Schreibwettbewerben eingereicht hatte. Anfangs Dezember erhielt ich die Nachricht, dass ich tatsächlich zu den Gewinnern gehörte, was mich sehr befriedigte, ja innerlich jubeln liess. Für mich war es wichtig, überhaupt jemals irgendwo zu punkten, zu wissen, dass meine Schreibe irgendwo ankommt, dass irgendjemand mein Geschreibsel toll findet.


Der Gewinn, der Dezember und der Schnee kamen also, um das Jahr zu vollenden. Ich hatte inzwischen die Lust auf Internetpornographie zu meiner eigenen Triebbefriedigung verloren. Ich mochte einfach wieder einmal Sex mit einer realen Person haben, egal wie. Die letzten zehn Jahre habe ich fast durchwegs in Partnerschaften verbracht, und nun stand ich da, sechsunddreissig Jahre alt, ohne viel Erfahrung mit Frauen, One Night Stands, Swingerclubs, Fremdgehen und aussergewöhnlichen Sexpraktiken. Ich begann an einer alten Idee zu feilen, die ich schon länger hatte und auch hier schon diskutiert habe, nämlich die Möglichkeit zu einer Prostituierten zu gehen. Das Internet bot auch die entsprechenden Informationen und Hilfestellungen, und eines Tages rief ich eine Nummer an, nachdem ich ein Angebot auf Paysex mit Fotos für ansprechend empfunden hatte.


Der erste Anruf ging in die Hose. Meine Frage, ob „sie“ schon lange in Basel residiere, kam die Antwort: „Why, are you from the migration?“ Da wurde mir meine Naivität und Blauäugigkeit so vorgeführt, dass es mir jetzt noch peinlich ist, darüber zu schreiben. Die Bilder einer anderen Dame gefielen mir auch, aber die war zu der Zeit nicht anwesend. Drei Wochen später fand ich ihre Anzeige erneut und diesmal fasste ich den Mut und rief an. Es war ein Freitag, es war etwa um zehn. Mir war langweilig, ich war einsam, und weder Gitarre spielen noch sonst etwas vermochte mich zu unterhalten. „Hallo, hier ist M.“ Die Stimme gefiel mir auf Anhieb. Was für ein wohlgefälliger Klang, diese Sanftheit und Zierlichkeit – in einer Stimme! Diesmal wusste ich, dass ich hingehen musste, es zog mich magisch an. Ich war so nervös, dass ich mich entschied die halbe Stunde zu Fuss zu gehen, obwohl es bitter Kalt war und die Strassen und Gehsteige voll mit Eis. Ich schaffte es endlich in das unscheinbare Haus, das ziemlich übel roch. „Das ist ja der beste Ort für ein geheimes Bordell“, dachte ich mir.


Die Tür wurde aufgemacht und eine junge Frau machte die Tür auf. Sie hatte gewelltes Haar wie auf den Bildern, mit den unkenntlich gemachten Augen. Ich mag Locken nicht, mochte sie nie, aber dieses Mädchen hatte irgendetwas. Sie stand in einem Kleidchen da, lächelte mich an. Ich sagte stocksteif sofort, dass ich ein kompletter Neuling auf dem Gebiet der Bordelle bin, und kaum eine Ahnung hätte, was zu tun sei. „Kann man duschen?“, fragte ich. „Ja, da hinten. Und eigentlich zahlt man vorher und sagt wie lang man bleiben möchte.“, lächelte sie mich an. Ich bezahlte hundert Euro für eine halbe Stunde. Ich kam zurück mit einem Tuch um die Hüften. Die Wohnung war sehr sauber und roch auch gut, ein sehr starker Kontrast zum Haus selber. Im Zimmer war ein überdimensioniertes Bett, eine Küche, Teppich, ein Fernseher, ein Laptop. Nicht so recht wissend, was nun geschehen würde, legte ich mich aufs Bett. Sie kam auf allen vieren näher und dann spürte ich ihre Lippen auf den meinen. Sie küsste mich unheimlich zart, so zart, als wenn man mit einer Rose schmusen würde. Sie schmeckte frisch und mir wurde klar, dass diese Sorte Küsse süchtig machen würden. Sie nahm mir meine Scheu und das Spiel wurde immer erregender und prickelnder. Ich bot ihr nach einer Weile mehr Geld. Ich war hin und weg, und sie willigte ein. Mir kam es so vor wie eine Ewigkeit, es war als wäre ich entjungfert worden. Es war einfach perfekt. Erst auf dem Nachhauseweg bemerkte ich, dass ich sie nicht für die zusätzlichen zwanzig Minuten entlöhnt hatte. Ich fragte sie ausserdem ob der SPIEGEL auf dem Stuhl von ihr sei. Sie dachte zuerst ich meinte einen echten Spiegel, aber ich meinte das Magazin, dieselbe Ausgabe, die ich nämlich auch gekauft hatte. Jemand der den Spiegel liest wird für mich interessanter. Ja, sie lese den Spiegel, studiere ja auch Wirtschaft. Und ansonsten lese sie gerne "Die Zeit Wissen". Ich war so was von hingerissen!


Irgendwann hatte ich auch gefragt, ob sie etwas von Basels Sehenswürdigkeiten gesehen hätte. „Das Kaufhaus Manor“, war ihre Antwort. „Wie kommt jemand dazu, das als Sehenswürdigkeit anzupreisen“, lachte ich. „Keine Ahnung, aber ich fand es nicht besonders grossartig. Auf jeden Fall habe ich schon interessanteres gesehen.“ Dann fragte ich: „Aus welchem Bundesland kommst du denn? Oder ist das eine zu private Frage?“ „Das ist schon zu privat.“ Und nach ein paar Sekunden: „Es gibt nicht viele Bundesländer, die denselben Namen haben wie die entsprechende Stadt.“ Es war ihr letzter Abend in Basel.


Es ist ein komisches Gefühl für Sex bezahlen zu müssen, aber ich kam recht schnell damit klar. War das Erlebnis nun immer so gut, fragte ich mich selber. Ich erstellte eine Liste mit Frauen, die ich besuchen, die ich schon immer einmal „haben“ wollte. Ich hatte absolut kein schlechtes Gewissen, weder mir noch meiner Erstbegegnung gegenüber. Es schien ihr Spass zu machen und sie schien ein, vielleicht zwei, mal selber gekommen zu sein, aber in diesem Business ist die Vortäuschung von Gefühlen standart, und ich konnte noch nie einen echten von einem gespielten Orgasmus unterscheiden. Eine Woche später ging ich zu einem anderen, ziemlich jung aussehenden Working-Girl (so nennt man die unter anderem, politisch korrekt, inzwischen). Das Erlebnis war ebenfalls ganz nett, wenn auch nicht so der Hammer, wie das erste. Mir dämmerte, dass die Erste vielleicht doch etwas Besonderes gewesen sein mochte. Auch eine spätere, in der Weihnachtswoche war zwar ein sexuell befriedigendes Erlebnis, aber im Gesamtpaket genauso wenig das, was ich suchte. Wobei, ich wusste eigentlich gar nicht, was ich suchte, ich wusste lediglich, dass es nicht das „Richtige“ war. Und selbst als ich eine grosse, junge Frau mit langem blondem Haar besuchte, die das absolute Nonplusultra an Schönheit, Finesse und Technik bot, fehlte es am gewissen Etwas.


Weihnachten kam und ging und an Silvester ging ich zu D. Ich fand deren Äusseres sehr delikat und beschloss, sie zu besuchen. Als ich ankam, war ich überwältigt, wie süss sie war. Inzwischen wusste ich, dass ich nur auf der Suche nach Ersatz für M. war und hier war der Ersatz. Er war blond, roch nach Honig und Vanille, war zärtlich, anschmiegsam und dann doch wild. Sie war sehr redselig und erzählte von Freund, Partnerschaft, Kunden und sonstigen Erfahrungen, von denen sie mehr zu haben schien als ich überhaupt je hatte. Ich hatte gesucht und gefunden. Die Geschichte sollte eine Woche später noch eine Fortsetzung finden und diese war sogar noch besser als die Vorangegangene und das will was heissen! Ich war der letzte Kunde eines bescheidenen Abends, und plötzlich kam sie zu mir und fragte ob ich sie zum Bahnhof bringen würde. Natürlich wollte ich das. Ich fand es innerlich toll, privaten Kontakt zu ihr aufbauen zu können. Auf dem Bahnsteig gab ich ihr meine Karte und hoffte, sie würde sie nicht gleich aus dem Zug schmeissen und eines Tages einmal anrufen.


Sie rief noch am selben Abend an. Und am anderen Tag auch. Um es abzukürzen, entwickelte sich ein Band zwischen ihr und mir. Ich ging auch nur noch einmal in den Puff, in dem sie arbeitete. Sie gab dort vierzig Prozent ihrer Einnahmen ab, was ich für unglaublich halte, was allerdings scheinbar die Norm darstellt. Ich bezahlte ihr das Geld lieber selber, dann hatte sie mehr davon und ich auch. Mir war allerdings auch bewusst, dass sie mich ausnutzen konnte auf diese Art, obwohl sie mir erklärte, dass der Club normalerweise private Kontakte verbieten würde, unter Drohung von siebzig Euro Strafe - kein Wunder! Ich habe sie seitdem nie wieder gebucht. Manchmal sehe ich sie Nachts nach zwei Uhr. Dann gehen wir am Rhein entlang spazieren. Ich spüre, dass ihre Gegenwart mich glücklich macht, auf eine gewisse Weise. Ihre Vorgeschichte und ihre Probleme sind so mannigfaltig, sie würden alleine für ein Buch reichen. Ich reiche ihr nur die Hand. Ihre Beziehung, die sabotiere ich nicht, auch wenn ich sie schon wie meine eigene als Trümmerhaufen sehe. Es gibt genug Männer, die hoffen, dass es bald zu Ende ist. Interessanterweise sagte ich, dass wir anderen es gut hätten, wir müssten ja auch nicht Alltag überstehen, die ganzen Zickereien, Probleme, die ganze Langweile, den Überdruss ertragen, die eine Beziehung so mit sich bringt. Ich kenne das, es ist einfach von aussen, es besser zu machen. In den meisten Fällen ist es nachmalig der selbe Trott. Aber ja, ich ertappe mich dabei es zu geniessen, wenn sie Dessous und Reizwäsche bei mir deponiert, ihre Anwesenheit, ihre SMS und ihre Begleitung in schummrige Bars mitten in der Nacht. Ich kann es nicht einordnen, nicht richtig bewerten, ich lebe es einfach.


M. kam vor ein paar Wochen wieder hierher. M. die erste, "das nette Mädchen von nebenan". Und sie war gut, so gut, so wahnsinnig gut. Ich war hocherfreut sie wieder zu sehen. Und beinahe wäre es gar nicht dazu gekommen. Ich war zum vereinbarten Termin da als eine aussergewöhnlich hübsche Blondine die Tür aufmachte. „M. will be ready in a few Minutes“ „Ok, I will be waiting then. But who are YOU?”, fragte ich. “I’m E.”, antwortete sie. “You are THE E.?” Ich wusste aus Foren, dass E. schon für einige richtig schlechte Kritiken von Freiern verantwortlich war. Die jedoch vor mir stand, die konnte unmöglich so mies sein. Sie war schön und nett. „I called You lately. You’ve got a beautiful voice and you are much more beautiful than on the pictures.“, floss es aus mir so raus, wie aus einem Damm, der gerade einen Riss durchzustehen hatte. “Du kannst auch sie nehmen, wenn du möchtest.”, hörte ich eine altbekannte Stimme hinter mir. Es war M. So schön und so reizend wie immer. Ich fühlte mich ertappt und wie Paris stand ich nun vor der Aufgabe, den Apfel zu verteilen. Ich hatte M. gebucht und nahm sie auch. Ich musste mich zurückhalten, sie nicht gleich zu überfallen. „Die Leute sagen, ich habe abgenommen.“ „Ich hoffe, du nimmst nun nicht zu!“ und übergab ihr eine Schachtel Lindor Kugeln. Sie lachte sichtlich erfreut: „Ich wurde noch nie von einem Kunden beschenkt, das ist etwas ganz Neues.“ Wie ich auf die Idee kam, weiss ich eigentlich auch nicht so recht, aber ich fand es wichtig, eine Schenkungsgeste zu machen, auch wenn der Besuch auch so teuer genug war. Von D. weiss ich, dass es einen Freier gibt, der jeweils Socken mitbringt, und dass diese Socken auch tatsächlich gern gesehen sind.


Ansonsten war es eine Katastrophe. Ich redete viel zu viel, wollte viel zu viel wissen, und noch während des Vorspiels war die Zeit vorbei. Es mitunter das Ärgerlichste, das mir überhaupt je passiert war. Ich kehrte eine Woche später zurück für Teil zwei. Es war langsam klar, dass ich eher ging, um sie kennenzulernen als um Sex zu ergattern, obwohl sie perfekt war und ist. Sie war ein Puzzle, dass ich irgendwie zusammensetzen wollte. Es machte alles so wenig Sinn. Das Ratespiel fand seine Fortsetzungen bei jedem Besuch und endete erst als sie vor Wochen definitiv nach Hause fuhr. Genauso verursachte ich wohl so etwas wie eine erheiternde und auch peinliche Geschichte, die sich bereits herumerzählte. M. fragte mich bei einer Session ob sie den TV ausschalten solle. Ich meinte es ist egal. Aber eigentlich war es nicht egal, denn ich besitze selber keinen. TV das ist für inzwischen so etwas besonderes, dass es mich sofort fesselt, wenn ich irgendwo bin, wo es einen hat. Ich kann mich an eine Stelle erinnern. Es war eine real crime Doku die gerade lief. Es war von Blut, Leichen und Spermaspuren die Rede, während ich gerade M. auf mir sitzen hatte. Irgendwann hiess es: „In einer hundertachtzigtausend Seelen Stadt kennt Jeder Jeden!“ „Lol!“ , rief ich aus, „so ein Witz. Das ist überhaupt nicht wahr. In so einer Stadt kennt längst nicht Jeder Jeden, so ein Käse!“ „Sie lachte und guckte mich an: „Bist du überhaupt bei der Sache?“ Als ich eine Woche später wieder ging, machte eine andere die Tür auf und M. kam herbei und sagte sogleich: „Das ist der, der fernsieht!“, wir mussten herzlich lachen. „Und das ist die, die einen knallhart rauswirft, weil die dreissig Minuten vorbei waren, mitten im Vorspiel.“ Seitdem hat sie mir jeweils grosszügig Zeit geschenkt.


Natürlich versuchte ich hart, irgendwie ausserhalb des „Spielfeldes“ mit ihr Kontakt aufzunehmen, aber sie liess mich abblitzen und ich wollte auch nicht aufdringlich werden. Einen Tag später löste ich das Rätsel endgültig und heraus kam ein Name, ein Ort, Zahlen, Fakten. Aber nun ist sie weg. Vielleicht sogar für immer. Wird sie wiederkommen? Ich weiss es nicht. Ich habe ihre Fotos gesehen – wunderschön. Wie kommt eine wie sie auf die Idee, sich im Ausland zu prostituieren. Das gab mir grundsätzlich zu denken und ich fing an mit Freunden darüber zu reflektieren. Ich glaube, ich habe es definitiv gesehen. Hinter mir. Es brennt lediglich der Wunsch, M. noch mal zu sehen. Aber ansonsten ist die ganze Sache, die eigentlich Gefühlskälte ist nicht mein Ding, weil ich viel zu sehr an anderes gewöhnt bin. Ebenso scheinen dreissig Minuten vielleicht der Durchschnitt zu sein, aber in dreissig Minuten bin ich vielleicht gerade warm geworden. Sex unter Zeitdruck ist nicht wirklich entspannend.


Ich will mich hier jetzt nicht moralisch entschuldigen oder Ausreden erfinden. Es ist einerseits völlig normal, ältestes Gewerbe überhaupt und sowieso machen hunderttausende dasselbe. Also who cares? Vielleicht ich. Weil ich dank D. und M. hinter die Kulissen sehe, mich frage, warum Frauen so etwas tun. Meine Schwester meinte, dass eine Frau jegliches Selbstwertgefühl verloren hat, die so etwas tut, und mit dieser Meinung steht sie nicht allein. Ich habe auch Angst um meine Gesundheit, ganz ehrlich. Ich sagte D., dass es mir moralisch wenig Mühe macht, wenn meine Freundin als Nutte arbeitet und ekeln tu ich mich auch nicht. Aber ich hätte einfach schlicht und einfach Angst um ihre Gesundheit und um ihre körperliche Integrität. Obwohl ich für sie da bin, wenn sie etwas braucht, so bin ich inzwischen klarer Gegner von dem, was sie tut.


Zugegebenermassen fühlte ich jeweils irgendwie gut, nach einem solchen Besuch. Wie als hätte ich dadurch an Selbstvertrauen gewonnen. Man(n) steht da irgendwie – nicht irgendwie sondern tatsächlich – nackt da. Da schaut einem eine oder mehrere Frauen zu, wie man sich auszieht. Es ist manchmal wie Striptease. Dann hat man nur noch seinen nackten, blossen, Körper anzubieten, mehr nicht. So nackt wie die anderen die da gelegen haben mögen. Ich fragte mich: „mache ich es richtig“, „bin ich sauber genug“, „hat sie Spass“, etc. Ich glaubte zu wissen, dass ich es schon richtig gemacht habe, und die Feedbacks waren entsprechend. Natürlich müssen die Feedbacks entsprechend gut ausfallen, denn das ist ein Teil des „Berufs“ der Mädels. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es nicht gelogen war, das heisst ich war mir dessen so sicher, dass ich mich so gut fühlte. Ich kann nicht sagen, ich sei der Oberhengst gewesen, gelegentlich erschlaffte ich, hatte Krämpfe, stiess irgendwo an, sagte das Falsche, machte die Stimmung kaputt, kam nicht etc. etc. Aber vielleicht die Tatsache, dass mir diese Dinge keine wirklichen Probleme bereiteten, zeigt mir selber, dass ich mit mir selber mehr im reinen war, als man es von der Situation hätte erwarten müssen. Sex kann Missgeschicke, Problemzonen und Versagen durchaus vertragen, man muss nur wissen, wie man damit umgehen oder wie man es dem Gegenüber am besten kommunizieren soll.


D. Schrieb auf Facebook, dass Hunde manchmal einen besseren Charakter haben als Menschen. Sie muss es wissen. Ich fragte M. einmal: „Verachtet ihr uns, weil wir Freier sind? Kann ein Mann überhaupt für ok betrachtet werden, wenn er „dafür“ bezahlt?“ Sie meinte, dass es auf das Gegenüber drauf an kommt. Es hilft, wenn man nett und freundlich behandelt wird. Dann kann auch vom Working Girl etwas rüberkommen.
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G.B.Shaw

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Thursday, 3. March 2011, 20:45

Dein Bericht ist naiv, blauäugig, von wenig Lebenserfahrung zeugend und auch äusserst peinlich. Den Rest spar ich mir.
Alle wollen es werden, keiner will es sein...

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Thursday, 3. March 2011, 22:29

Dein Bericht ist naiv, blauäugig, von wenig Lebenserfahrung zeugend und auch äusserst peinlich. Den Rest spar ich mir.

Und dein Kommentar dazu ist völlig überflüssig, von wenig Lebenserfahrung zeugend und auch äusserst peinlich. Den Rest spar ich mir.

Eoin

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Friday, 4. March 2011, 14:34

Ich hab mal ne Frage - warum schreibt man sowas in ein öffentliches Internetforum? Also das geht schon okay, mich störts jetzt nicht, mich interessiert nur der Beweggrund?


>>Reicher Mann und armer Mann
>>standen da und sah'n sich an.
>>Und der Arme sagte bleich:
>>"Wär ich nicht arm,wärst du nicht reich."
>>(Bertolt Brecht)

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Tuesday, 15. March 2011, 01:21

Ich mache Erfahrungen. Gerade weil mir die Lebenserfahrung scheinbar fehlt, mache ich sie. Dann schreibe ich sie hier hin, vielleicht als Schreibtherapie, vielleicht auch als sonstige Therapie, vielleicht auch nur weil ich es hier seit Jahren mache. Viele Dinge sind mir tatsächlich peinlich, manchmal auch nicht, selbst wenn sie es sein sollten, dennoch bin ich bereit, das sogenannt Peinliche auf mich zu nehmen, um einfach zu leben und zu erleben. Es gibt viele Schattenseiten, Dinge über die man nicht spricht, die ich gerne ausprobieren möchte oder ausprobiert habe. Während Dinge wie Drogenkonsum, vielleicht eine verlockende weitere Erfahrung mit sich bringen, die mir andererseits bis jetzt nicht zusagte. Ich mag die Welt im Moment mit offenem Auge ansehen - ohne irgendwelche Benebelung. Andere machen die Erfahrung mit ihrer Familie oder mit ihren Kindern, was ich für grossartig halte, wobei ich selber nicht an dem Punkt bin, wo ich dieselben Bedürfnisse habe.


Man sollte sich immer hinterfragen, und ich gebe zu, dass ich auf dem Gebiet des Lebens, wie dies andere Menschen kennen und tun, manchmal etwas tapsig und naiv bin. Bin ich hedonist, einfach nur faul, bequem, zu ehrgeizig, zu arrogant, zu ängstlich, zu wütend? Wie stelle ich mich Menschen vor, wie auf einer Internetseite, wie beurteile und bewerte ich mich selber? Meistens ist es so, dass ich mein Gegenüber wesentlich besser kenne als umgekehrt; was damit zu tun hat, dass ich Vieles im Dunkeln lasse, wenig über mich berichte und schon gar nicht über solche Dinge rede, die ich wirklich will. Je mehr die Umgebung weiss, desto manipulativer wird sie. Das Internet selber ist so eine Matrix, die permanent Daten über uns sammelt und mehr weiss als uns lieb ist.

Bin ich ein guter Manipulierer? Es fällt mir leicht, die Worte zu finden, welche die Leute wirklich hören wollen, die Texte zu schreiben, die von gewissen Kreisen hochgejubelt und von anderen verdammt werden. Was mich am meisten erstaunt, ärgert und dann auch wieder traurig macht ist die totale Vorhersagbarkeit von Reaktionen bei vielen Menschen. Je älter sie sind, desto eher tritt man auf die Pfoten des pawlowschen Hundes. Letzthin traf ich eine alte Kollegin. Kollegin darum, weil ich ihr nie traute und weil sie es immer wieder schaffte, durch ihre unsägliche Arroganz mir gegenüber, in meiner Gunst jeweils eine Stufe hinabzusinken, nach dem ich sie wieder eine Weile gut gemocht habe. Vielleicht ist es die Tatsache, dass sie mich als "Landsmann" sieht und deshalb einen hohen Gradmesser an mich anlegt. Vielleicht ist es die Tatsache, dass ich über Teile ihre Privatlebens bestens Bescheid weiss und sie so gut wie keine Ahnung hat, wer ich bin und was ich eigentlich kann und mache. Normalerweise bin ich über so etwas erhaben, aber irgendwann stellte ich fest, dass ihre Ansichten auch Auswirkungen auf Dritte hat und vor allem, wie sie meine Person anderen beschreibt oder beschreiben würde - ohne- wie gehabt, mich zu kennen. Ich hätte auch dieses mal ein wenig mit ihrer Selbsteinschätzung, Herablassung und beinahe Wichtigtuerei spielen können oder vielleicht das eine oder andere Wort über ihr eigenes Leben auf den Boden klirren lassen können. Irgendwie war es mir dieses mal egal. Ist es mir lieber, wenn mir die Leute direkt ins Gesicht sagen, was sie denken?


Weil es so wenige sind, ja. Einige von ihnen gehören zu meinen besten Freunden, die wissen, dass sie das dürfen. Andere stufen sich höher ein, und tun es aufgrund ihrer vermeintlichen Überlegenheit. Wiederum andere haben grundsätzlich kein Feingespür oder Empathie, und sagen, was sie für richtig halten. Früher habe ich viel mehr in Foren geschrieben, mitdiskutiert, recherchiert und analysiert. Ich schreibe relativ selten hier, und das ist mein letztes Forum. Viel zu Mühsam ist es, mich überall für meine Meinung schriftlich zu rechtfertigen, die ganzen unabwendbaren Flame- und Trollkriege zu ertragen. Sechs, sieben, acht Jahre mögen es sein, keine Ahnung, aber das ist schon ein lange Zeit und spricht für den Platz hier. Ich forste mich gern durch die Spiegel und FAZ Foren oder suche nach Lesermeinungen in Tageszeitungen und online Plattformen. Manchmal brennt in mir das Feuer, glühend mitzudiskutieren, aber dann muss ich mir immer wieder bewusst machen: die meisten Menschen sind voreingenommen, konditioniert und komplett unwillig, eine einmal gemachte Meinung zu revidieren. Der Wind dreht höchstens nur dann, wenn plötzlich die Futterkrippe in Gefahr ist, wenn man plötzlich selber mitten in einem Konflikt steht oder ein traumatisches oder erhebendes Erlebnis hatte.


Der vielleicht grösste Fehler war, dass ich in all den Jahren nie ans Eckentreffen gekommen bin. Insofern bleibe ich halt irgendeine Schrift, die sich all die Jahre hier zum lesen fand und nicht wirklich ein Mensch. Genauso wie diejenigen, die hier mitschrieben und mitschreiben für mich nur nur Namen blieben, die man nicht wirklich einordnen konnte. Es ist allerdings nie zu spät, würde ich sagen und dieses Jahr soll ja wirklich ein erlebnisreiches Jahr werden!


Jack



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Friday, 18. March 2011, 23:56

Die Sache mit der Atomenergie

Ich halte mich eigentlich für einen Befürworter der Atomkraft, aber ich muss zugeben, dass mich die derzeitige Situation in Japan durchaus beschäftigt und ich mir meiner weniger sicher bin als auch schon.


Es ist nicht so, dass ich meine Fahne in den Wind stelle und nur wegen eines lauen Lüftchens meine Meinung ändere. Manchmal tut es aber auch gut, wenn man quasi selber sieht, wenn der sogenannte Ausnahmefall oder Einzelfall dennoch zutrifft und man eines Besseren belehrt wird. Japan hat über fünfzig Kernkraftwerke, obwohl das Land von den Einwohnern her nicht wahnsinnig viel grösser ist als die Bundesrepublik. Während Deutschland jedoch nicht als erdbebengefährdet bekannt ist und nur eine kleine Meeresküste besitzt, ist Japan auf mehrere Inseln verteilt, liegt in einer der erdbebenunsichersten Regionen der Welt und ist zugleich mit dem grössten Teil seiner Bevölkerung auf einer verhältnismässig kleinen Fläche verteilt. Es ist ausserdem eines der wenigen Länder, das eine grossflächige Verstrahlung erleben musste. Warum die Bewohner des Landes dennoch Atomenergie in diesem gewaltigen Ausmass benutzen, liegt auf der Hand: die schlechten Erfahrungen aus dem zweiten Weltkrieg zeigten der Nation die Abhängigkeit von Engergieressourcen auf. Die Ölknappheit und später das Embargo der USA gegen Japan war mit ein Grund für die aggressive Expansion, später der kriegerischen Auseinandersetzung. Das eigentliche Fehlen von Resourcen war bekanntlich auch im Deutschen Reich in zwei Weltkriegen eine der Triebfedern und beide male einer der Hauptgründe für den Verlust des Krieges. Deutschland wie Japan haben beide ein Nachkriegswunder erleben dürfen und beide zeichnet einen guten Ruf als Erfindergeister, sowie Zuverlässigkeit und Arbeitssamkeit aus. Beide sind auch logischerweise Exportnationen.


Nun müsste man annehmen, dass ein Land mit solcher Erfahrung mit den Naturgewalten eigentlich sehr vorsichtig sein müsste, vor allem bei Atomreaktoren. Nun zeigt es sich, dass diese weit weniger gut gesichert sind als bisher angenommen, dass man gelegentlich die billigere Variante bevorzugt hatte, dass man sich zwar geschützt, aber nicht mit einem Beben der Stärke 8.8 gerechnet hat. Ich glaube, diese Technologie verträgt sich nicht mit der Vermutung, dass wohl kein Beben dieser Stärke erfolgen würde Es ist auch interessant zu wissen, dass selbst wenn einige Reaktoren das Beben überstanden hätten, dass niemand daran dachte, dass auch die Kühlung dieser Stärke widerstehen müsste. Und genau da wurden wir von unserer eigenen Hybris geblendet. Wir glauben, wir hätten alles mitkalkuliert, hätten keine Kosten gescheut, und dabei braucht es für die Katastrophe nicht einmal eine Kombination aus Denis Nedry und eines Taifuns - ein einzelnes Beben reicht völlig aus.


Ich bin oder war für Atomkraft, weil die mir lieber ist als Erdgas, Öl und gelegentlich auch lieber als Wind- oder Wasserkraft. Ich komme nicht ganz klar damit, wenn wir unsere Landschaften verschandeln mit riesigen Kollektoren aller art, die unter umständen mehr Energie und Aufwand kosten als sie leisten und wenn sie es leisten, dann nicht durchgängig. Von Biosprit halte ich genausowenig, es ist wirklich unethisch und schädlich auf mannigfaltige Weise. Sonnenkollektoren halte ich für richtig und wichtig. Als ich letztes Jahr auf einer einsamen Alphütte war, habe ich gesehen, was ein eineinhalb Quadratmeter grosser Kollektor im Stande ist zu leisten. Aber auch davon dürfen wir uns glaube ich nicht beirren lassen: unser Leben verschlingt zu viel Energie - da liegt die Crux! Unsere Kleidung, unsere Wohnungen, Geräte und Häuser, unsere Fortbewegungsmittel, ja unser verdammtes Essen kostet unmengen an Energie. Und wenn man mal dachte, die Menschheit würde klüger, dann werden noch mehr Dinge auf den Markt geworfen, die wir ja alle unbedingt haben müssen: Nespresso Kapseln, iPhones, Stehroller. Ein Ende ist nicht in Sicht. Von mir aus können wir auch die restlichen Atomkraftwerke abstellen, aber dann sollten wir dafür sorgen, dass unser Verbrauch auch entsprechend niedriger wird.
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw

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Wednesday, 23. March 2011, 04:39

eine art liebesbrief

An J.
Ich war bei Dir, in Dir, auf Dir, unter Dir, neben Dir, hinter Dir und vor Dir. Egal wo Du bist: Bist Du in meiner Nähe, bin ich glücklich, erfüllt, mein Leben liebend. Die Umstände, wie wir uns kennengelernt haben, sie mögen verrucht sein, vielleicht anrüchig, sicher jedoch aussergewöhnlich, und im Grund haben sie sich wenig verändert seit dem Anfang. Wir sehen uns nur öfter, haben keinen Sex mehr, kennen uns besser.
Einen Menschen mit anderen teilen, fällt mir schwer, aber bei Dir muss ich es akzeptieren, und ich bin gewillt, wirklich gewillt, Dich und das was du bereit bist zu geben, anzunehmen. Manchmal frage ich mich, ob das, was wir tun, das Richtige oder Falsche ist, ob wir einen Verrat an T. begehen, ob wir uns einfach nur benutzen, um uns das zu geben, was jeder für sich braucht.
Eigentlich bist Du nicht das, was ich suche, nicht das was ich will und dennoch bist Du immer genau das Richtige für mich. Manchmal wünsche ich, ich könnte Dir aus einem Buch vorlesen, Dich mit einem Film zum schmelzen bringen, Dir mit der Gitarre vorspielen, deine sanften Konturen mit dem Rötelstift nachzeichnen, zusammen mit Dir an einem Kamin liegen und eine wundervolle Melodie im Hintergrund Stimmung herbeizaubern lassen. Ja, manchmal möchte ich so vieles und begnüge mich mit so wenig. Und wenn es Brocken wären, die Du mir, wie Deinen Hündchen zuwerfen würdest, ich würde danach schnappen, danach lechzen, wie all die anderen zweibeinigen Hunde, die Du Dir sonst noch hältst. Halte die Leine fest im Griff, und vergiss nicht, dass manchmal auch das Tier den Menschen führt und nicht umgekehrt.
Ich habe Dir gesagt, ich bin für Dich da, immer und jederzeit. Ich habe gesagt, ich würde Dich heiraten, sofort und ohne Umschweife. Ich habe Dir aber noch nie gesagt, wie sehr ich Dich mag, wie sehr ich Dich manchmal begehre, wie viel Du mir bedeutest, wie sehr ich an Dir hänge, wie aufgeregt ich manchmal auf eine Nachricht von Dir warte, wie stark ich manchmal leide.
Du sollst diesen Brief nicht erhalten, nicht lesen, nicht hören. Ich möchte, dass Du diese Worte hier fühlst und spürst, wie ein Zauberspruch, der durch Raum und Zeit gleitet. Was auch immer passieren wird, das Geschriebene wärt lange und ewig währt das, was man in seinen Gedanken irgendeinmal in den Fluss der Seelen warf, der immer dort fliesst, wo Menschen Bilder träumen, wild schreien, ängstlich bangen, unsicher stottern, einer gewissen oder ungewissen Zukunft entgegenschauen, die Vergangenheit analysieren, vor Trauer zerfliessen, vor Freude lachen und vor Liebe erbeben.
Liege weiter bei mir, auf meiner Couch! Bitte schlaf ein in meinen Armen und träume von Vorräten mit gesalzenen Sonnenblumenkernen in meiner Wohnung. Ich halte die Zeit an, wo Du Dich an mich schmiegst, wo Du meine Hand hältst, an meiner Seite gehst, Brücken unterscheiden lernst, Hunde zum halten gibst, aus meinem Eisbecher löffelst, Oliven von Deinem Salatteller rüberschiebst. Ich rufe die Nächte herbei, mit langen Spaziergängen im Laternenlicht, Chatten bis Deine Schicht vorbei ist, die unzähligen Taxifahrten auf leeren Strassen, Küssen unter der Strassenlaterne, im Vierundzwanzigstunden Café über Sexpraktiken reden.
Bring mir Deine Taschen voller Reizwäsche, die noch nach Deinem süssen Vanilleparfum riechen. Bring mir Deine Hunde, Deine Probleme, Deine heissen Geschichten, Deine Launen, Dein Gezicke, Dein Lachen, Deine Stimme, bring Dich, bitte bringe Dich herbei
und geh nicht wieder…
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw