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Eoin

Porno - Iraner

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381

Monday, 12. November 2007, 08:44

CO2 ist derzeitauf einem Rekordniveau (also höher als zu Zeiten des Dinosauriersterbens) das allein ist natürlich kein Grund aber eine wichtige Voraussetzung für die Gründe.

Woher der Name Treibhausgas: CO2 macht die Luft in großer Konzentration und großer Durchmischung Trübe, lediglich sichtbares Licht kann CO2 durchdringen, deshalb können wir es nicht wahrnehmen. Infrarotlicht wird absorbiert und gibt Energie an das Kohlendioxid ab.

Treibhauseffekte gab es schon immer, ohne sie wäre die Erde wohl ziemlich kalt und daran waren auch schon immer Wasserstoff, Lachgas, Methan und CO2 beteiligt - aber eben bisher nicht auf einem derartig hohen Niveau.

Des weiteren ist physikalisch bekannt das viele Gase Lichtstrahlen bestimmter Wellenlänge absobieren - bei CO2 sind das Lichtstrahlen mit einer Wellenlänge von 13 bis 17µm - bei dieser Wellenlänge handelt es sich um Infrarotstrahlung, sprich Wärmestrahlung.

Die Erde nimmt von der Sonne vor allem Lichtstrahlen im Bereich des sichtbaren Lichts auf, und sondert die Strahlen die Wärme verursachen normalerweise wieder an den Weltraum ab. CO2 vermag aber diese "reflektierten" Wärmestrahlen im Bereich von 13 bis 17µm aufzunehmen und wenn ein Körper Wärme aufnimmt gibt er die aller physikalischen Regel nach auch irgendwie wieder ab. Da sich CO2 in unserer Atmosphäre gut vermischt, schwirren also überall kleine Wärmespeicher herum. (Die Theorie das das CO2 eine Art Schild um unsere Atmosphäre bildet gehört der Vergangenheit an)

Kohlendioxid war also früher in der Geschichte wichtig um unsere lebensfreundliche Umgebung zu gewährleisten, leider nimmt der Kohlendioxidgehalt aber derzeit stark zu (wie erwähnt: Rekordniveau) und deshalb wirds eben wärmer.

Und jetzt mal völlig unwissenschaftlich
Natürlich kann man nun trotzdem behaupten: Alles nur dummer Zufall - klar könnte sein das das alles nur doofer Zufall ist und CO2 und Methan und was wir sonst noch so in die Atmosphäre blasen ist alles völlig wirkungslos - aber mal ehrlich, lasse ich mich auf so ein riskantes Spiel ein wenns um den Ort geht auf dem vielleicht mal meine Kinder leben sollen? Das hier is keine Sportwette und es sind 50€ weg wenn der FCBayern verliert - wenn man hier aufs falsche Pferd setzt ist bißchen mehr verloren.

Und ansonsten empfehle ich immer auch darauf zu achten, welche Branche den Forschern das letzte Forschungssemester finanziert hat, die Behauptungen aufstellen die gegen einen Zusammenhang von CO2 und Klimawandel sind - und selbst wenns so wäre - unsere Meere sind durch den enorm hohen CO2 Gehalt so sauer wie nie zuvor - und das läßt sich nun wirklich aufs CO2 zurückführen, daran gibts gar keinen Zweifel - auch das sollte eigentlich Grund genug sein um das ganze stark zu reduzieren.


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382

Monday, 12. November 2007, 19:43

Das meinte ich eigentlich nicht. Ich habe mich wohl wieder etwas ungenau ausgedrückt.
Ich meinte ich würde ganz gerne einen Graphen sehen der den anstieg des CO2 in Relation zur gestiegenen Temperatur darstellt.

Es gibt einen .. ich hab ihn schon gesehen, kann ihn aber jetzt nicht mehr finden.
Dieser zeigt allerdings das das Co2 der Temperatur nachläuft.. also der anstieg des Gases der Temperaturerhöhung nicht vorausgeht, was einen kausalen zusammenhang herstellen würde.

Festgestellt wurde dies, soweit ich mich recht erinnern kann, bei Untersuchungen von Bohrkernproben aus dem ewigen eis. Die Gaseinschlüsse lassen sich ja recht ordentlich analysieren.

Was mir bei der ganzen Diskussion aufstößt ist, das der kausale zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Co2 einfach nie anschaulich dargestellt wird / werden kann.

Da werden im Moment Abermilliarden auf der ganzen Welt von höchst wichtigen Projekten abgezogen und in Klimaforschung gesteckt ohne ein Ergebniss vorweisen zu können.

Ich finde das schon recht bedenklich und mittlerweile wachsen in mir auch rasante Zweifel an der gesamten Klimageschichte.

Eoin

Porno - Iraner

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383

Tuesday, 13. November 2007, 08:37

Hier ein Graph von einem Ozeanischen Institut aus Florida, leider aber arg in der Vergangenheit, ich such mal noch was aktuelles - ich find das würde schonmal recht gut nen Zusammenhang zeigen.

(www.ocean.fsu.edu)

Edit: Und hier noch was aktuelles zum guggen:

(www.klimanotizen.de)


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384

Tuesday, 13. November 2007, 09:01

Interessante links.

Besonders wenn man dem zum Bundesumweltamt folgt.
Interssant deswegen, weil ich nach kurzem überfliegen festgestellt hab, das alles sehr vage formuliert ist. Das betrifft sowohl Befürworter, als auch Gegner.

Alles in allem kann man wohl sagen, so denke zumindest ich, kann sein das es so ist, kann aber auch nicht sein.

Also weider mal abwarten und Tee trinken. Die Diskussion darum ist damit für mich reichlich überflüssig geworden, bis mehr fakten auf dem Tisch liegen.

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385

Tuesday, 13. November 2007, 22:11

Der Klimawandel Teil 2

Grundsätzlich habe ich nicht vor, der CO2 These zu widersprechen, allerdings hat Eoin oben ein paar "harte Fakten" in Form von Diagrammen gepostet, die mich dazu veranlassen, diese auch zu kommentieren.

Es gibt eine Maxime, die bei allen Sorten von Statistiken und Diagrammen gleichwohl gilt: wenn die Achsen nicht bei 0 oder 1 anfangen, sondern seltsame Zahlen aufweisen, so mache man sich die Mühe, sich den Rest selber zu denken.

Zu Diagramm 1 ist zu sagen, dass in den letzten 140 Jahren tatsächlich ein Temperaturanstieg zu vermerken ist. Doch warum hat man 140 Jahre ausgewählt, nicht 200, nicht 500, nicht 1000? 140 Jahre ist eine Schnapszahl. Geradezu hätte man 160 oder 130 Jahre annehmen können. Gibt es erst seit 1860 Thermometer? Oder war 1860 das Jahr der ersten Wetterstationen? Keiner weiss das. Wohlgemerkt: um das Jahr 1860 waren noch immer Teile der Erde unkartographiert, von exakten Wetterstationen ausserhalb Europas und einiger Kolonien ganz zu schweigen. Ausserdem sind 150 Jahre selbst im vergleich zur bis jetzt sehr kurzen Geschichte der menschlichen Zivilisation ein Klacks.

Gibt es Beweise für globale Temperaturen und wie würde man so etwas messen? Viele Möglichkeiten gibt es da nicht. Ich bin weder Physiker noch Chemiker aber ich habe schon von der Dendrochronologie gehört, von der Radiocarbonmessung (Bis 50'000 Jahre) etc. etc. Immer geht es dabei um Kohlenstoffmoleküle. Ich frage mich, wie die Messung von globaler Temperatur vor sich geht. Denn weder Dendrochronologie noch Radiocarbonmessung geben akkurate Daten für die Paläoklimatologie. Und wenn, dann sind es werte, welche den Kohlenstoffgehalt von Luft und Materie darstellen, nicht aber direkt aussagen, wie hoch die Temperatur damals war. Die andere Messung ist die Messung von Deuterium Isotopen in Eisbohrkernen. Es wird angenommen, dass diese Messungen tatsächlich genauen Aufschluss geben, auf die Erdtemperaturen, aber es ist auch nur eine Annahme, denn Eis gibt es nur an den Polen. Wikipedia: "...Do not necessarily reflect differences in paleotemperature."

Das Verhältnis von CO2 und Erdwärme ist durchaus nachzuvollziehen, aber hier gebe ich den Klimawandelzweiflern recht, wenn sie sagen, dass man nicht weiss, ob CO2 die Wärme beeinflusst oder die Wärme das CO2. Schlimmer noch Diagramm 2: Woher kommen die 300 ppm CO2 140'000 Jahre vor Christus? Der Mensch war es nicht, also kann das nur bedeuten, dass allein das natürliche Klima schon dazu neigen kann, so viel CO2 zu enthalten. Nun ist aber 360 ppm mehr als der Wert von 300 ppm, um genau zu sein, 20% mehr.



Hier ein anderes, viertes Diagramm aus Wikipedia:


Der Zyklus zeigt auf, dass die Erwärmung eine ganz natürliche ist, falls es überhaupt ein Zyklus ist. Und das gute an dieser Grafik ist, dass sie absolut integer gezeichnet ist: Y-Achse: -6 -3 0 +3 +6, X-Achse in 50er Schritten beginnend bei Null. Beachten wir die Y-Achse, so fällt auf, dass selbst minimale Temperaturunterschiede die Differenz zwischen Warm-und Kaltzeit ausmachen können. Btw. befinden wir uns offiziell immer noch in einer Eiszeit, sie heisst Quartär, und in dieser Eiszeit befinden wir uns in einer Warmzeit, dem Holozän.

Resümee zum Teil 2:
Ich wollte eigentlich eine gründliche Besprechung von "Earth in Balance" machen, aber das werde ich auf Teil 3 verschieben. Stattdessen habe ich mich nur einmal mit reinen Zahlen befasst, ein Gebiet, wo ich absolut kein Hirsch bin. Rein von den Statistiken und Zahlen her, muss man die derzeitige Erderwärmung als Teil eines Zyklus ansehen, denn für einen hohen Kohlenstoffanteil muss offensichtlich nicht zwangsläufig ausschliesslich der Mensch verantwortlich sein. Wenn man so will kann man die Leute mit solchen Diagrammen aufschrecken, wenn man sie ausschnittweise zeigt. Ehrlich wäre aber eine Gesamtperspektive aufs Erdklima während mio. wenn nicht mia. Jahren. Es ist schade dass Al Gore sich so stark für CO2 ins Feuer legt, denn meiner Meinung nach brilliert seine Hauptpublikation zum Thema Umweltzerstörung durch ganz verschiedene Ansätze und nicht allein durch die Erderwärmung.
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G.B.Shaw

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Eoin

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386

Wednesday, 14. November 2007, 10:36

Wettermessungen in einer unprofessionellen Form gibt es erst seit 1720, in professioneller Form seit 1780. In unserem Landkreis steht die älteste Wetterstation der Welt - das dürfte erklären warum Diagramme nur eine gewisse rückwirkende Länge haben (und natürlich weiß man sowas)


Die 300ppm dürften wohl im Eis gemessen worden sein, woher sie kommen weiß man nicht, man kann aber vermutlich von irgendeiner Katastrophe größeren Ausmaßes ausgehen - ist aber auch irrelevant denn die neueren Diagramme beruhen auf echten Messungen, wie du schon sagst ist der Rest zwar Wahrscheinlich aber eben nicht gesichert.

Was das Diagramm angeht das du gepostet hast sieht man lediglich das es andere Zyklen gab zu Zeiten ohne Menschen ohne Industrialisierung gab und das die wieder abklangen, es ist hier leider nicht zu erkennen wie die Temperatur gemessen wurde (es beruht also auf Berechnungen) es ist kein Zusammenhang zum CO2 erkenntlich. Den Wert eines Diagramms von Nullpunkten abhängig zu machen ist kein probates statistisches Mittel, sondern leider eine weitverbreitete Bauernweisheit. Physiker, Chemiker, Ökonomen und Soziologen würden sich bei einer solchen Wertung vieler ihrer Forschungen beraubt sehen.

Beim Klimawandel kämpfen zwei Lobbys gegeneinander - die Versicherungen auf der einen, Öl- und Energielobby auf der anderen, alle haben ihre Steckenpferde und ihre Theorien - entscheiden muss man selbst wem man eher glauben schenkt - nur sollte man bedenken dabei geht es nicht darum welche Geschmacksrichtung von Haribo nun die Beste ist.
Beim Ozon damals liefen die Diskussionen übrigens ähnlich ab - die Chemieindustrie hat selbst als auf der südlichen Halbkugel bereits ein Loch von der Größe Bayerns in der Schutzschicht war noch europäische Professoren aus dem Ärmel gezaubert die mit guten Argumenten behaupteten dass der vermehrte Einsatz Ozon daran nicht schuld sei - Europa lenkte erst ein als auch auf der nördlichen Halbkugel ein Schweizer Käse aus der Ozonschicht wurde.


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387

Sunday, 18. November 2007, 15:04

Habe selbst nochmal was rum geforscht und endlich etwas leicht verständliches gefunden.

( ok ok etwas off topic, aber hier kann ich wirklich nich wiederstehen.)



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388

Sunday, 18. November 2007, 18:02

Die Meldung des Tages

Frau Anne Will und Frau Miriam Meckel sind Lebenspartnerinnen. Eigentlich geht deren Privatleben die Öffentlichkeit nichts an, doch konstatieren wir, dass die beiden ein unglaublich schönes Paar darstellen. Da haben sich zwei sehr intelligente, erfolgreiche Frauen getroffen, die für ihr Alter (und auch sonst, notabene) sehr attraktiv sind. Man möge dem in Wallung geratenden Hetero-Mann verzeihen, doch sei gestattet, diese Beziehung als Verlust für die Männerwelt zu bezeichnen!
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389

Sunday, 18. November 2007, 22:14

Der Klimawandel Teil 3

Der Klimawandel Teil 3

Zusätzlich zu den bereits genannten Informationsquellen, sind bei mir neben der DVD "Eine unbequeme Wahrheit", noch zusätzlich Lektüren zur Prähistorischen Zeit gekommen. Der ebenfalls erwähnte Prof. Michael Atzler+ gab zwar einen ausgezeichneten, intensiven Crashkurs zur Ur- und Frühgeschichte, aber jedes Wissen will immer wieder verifiziert, memoriert und reflektiert werden. Jener Professor hat zeitlebens den Einfluss des Menschen auf das jetzige Klima verneint, mehr noch fürchtete er die Eiszeit. Die Erde kann sich noch wesentlich erwärmen und wird wohlmöglich riesige Probleme verursachen, doch möglicherweise wäre eine neue Eiszeit wesentlich verheerender.


Al Gore: "Earth in Balance - Ecology and the human spirit" Wikipedialink. Zusammenfassung und Kritik

Der Dokufilm "An inconvenient truth" lehnt sich beinahe komplett an "Earth in Balance" an.

Das Buch erschien bereits vor der Zeit Gores als Vizepräsident der Vereinigten Staaten. Gore war bereits seit den späten 70ern im Repräsentantenhaus und zur Zeit der Niederschrift Senator im Senat. Die mir vorliegende Ausgabe, ist eine Edition von Plume 1992/93 in Taschenbuchformat.
Das Buch ist Al Gores Schwester Nancy gewidmet, die 1984 an Lungenkrebs verstorben ist. Jene Schwester wird auch in "An incovenient truth" namentlich erwähnt, und zwar als Beispiel, dass Unwissenheit oder Verschleierung der Wahrheit tödliche Folgen haben kann, in diesem Fall betrifft es die Tabakindustrie und der Einfluss von rauchen auf die Gesundheit.
Gores Werk wurde ein Bestseller und soll bis heute das einzige Buch eines aktiven Senators der USA sein, welches es in die Bestsellerliste geschafft hat. Die Kritiken überschlugen sich vor Lob, während auf der politischen Gegenseite Vorwürfe laut wurden. Im Film wurde ein Ausschnitt gezeigt, wie George Bush Sen. Gore als umweltpolitischen Spinner abkanzelte, wohl auch, weil Gore im Wahlkampf 1991/92 seinen direkten Rivalen Dan Quayle intellektuell überlegen war. Quayle hingegen zitierte Stellen aus "Earth in Balance", während der TV Debatte mit Gore.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert:
Teil 1 - Balance at risk
Teil 2 - The search for balance
Teil 3 - Striking the balance

Der Titel ergibt sich aus einer Grafik der ersten Bush Administration an einer Umweltkonferenz des Weissen Hauses 1990, in der folgende Illustration zu sehen ist (zu finden bei ca. 05:00)

An inconvenient truth

Teil 1 Behandelt die diversen Risikofaktoren, welche die Umwelt und das ökologische Gleichgewicht betreffen. Gore ist viel gereist, hat vieles selber beobachtet und schreibt über den Aralsee, Eisschmelze in der Arktis, Abholzung der Regenwälder, bleichende Korallenriffs und anderen Umweltveränderungen bzw. Zerstörungen. Sowohl die Zahl ausgestorbener und bedrohter Arten wächst unnatürlich enorm, ebenso unnatürlich ist das ungebremste Bevölkerungswachstum. Dies muss das ökologische Gleichgewicht destabilisieren.
Doch dass der Mensch negativen Einfluss auf das Klima hat, ist hingegen bestritten. Wie Gore schon 1992 zu Recht meint, von einer Minderheit. Gore weist darauf hin, dass viele Dinge, die geschehen noch nicht einmal ausgewertet worden sind und erst später sichtbaren Einfluss auf die Menschen haben. Nämlich dann, wenn es zu spät ist. Prokrastination nennt sich das Verschieben von Unangenehmem auf morgen, und Ignoranz ist das Wegschauen von real existierenden Problemen.

"A choice to "do nothing" in response to the mounting evidence is actually a choice to continue and even accelerate the reckless environmental destruction that is creating the catastrophe at hand." S.37

"We need to act now on the basis of what we know. Some scientists believe we are in danger of passing a kind of point of no return, after which we will have missed the last good opportunity to solve the problem before it spirals out of our control" S.37f

Der oben bereits erwähnte Richard Lindzen vom MIT ist der erste namentlich erwähnte Gegner Gores in dessen Buch. Dessen und die Sicht der anderer, welche die Minderheit darstellen, was das Problem der Klimaerwärmung angeht werde überbewertet. Obwohl diese Gruppe sehr klein ist, ist deren Einfluss auf die Medien übermässig gross. Aus diesem Grund zweifeln etwa die hälfte der Amerikaner an einem vom Menschen beeinflussten Klimawandel.
Auch in "An incovenenient truth" spricht Gore diesen Fakt an. Es sei Ziel der Öl- und Gasindustrie, Zweifel in den Leuten zu säen. Genauso tat es die Tabakindustrie lange Zeit. Zweifel ist die Waffe der Gegner der Theorie.

Die Rezeption des Films und des Buches scheint in den Staaten gestern wie heute dieselbe zu sein. Viele Amerikaner reagieren ziemlich reaktant auf die Äusserungen Gores. Das kann man sowohl auf den Anti-Gore Youtube Videos erkennen, wie auch in Anti-Gore Blogs. Hierzulande herrschte lange Zeit einfach Ignoranz, doch inzwischen steigt auch die Zahl aggressiver Töne gegen die Klimatheorie, während ein Grossteil der Leute sie ebenso zur Kenntnis nimmt, wie jede andere exisistierende, andauernde Katastrophe, gegen die sich trotzdem keiner stemmt oder stemmen kann.

IN BEARBEITUNG!
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Mimei

survived everything

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390

Sunday, 18. November 2007, 23:51

RE: Die Meldung des Tages

Zitat

Original von Jack
Frau Anne Will und Frau Miriam Meckel sind Lebenspartnerinnen.[...]

Die Meldung hab ich heute auch ganz interessiert gelesen und stimme dir zu, ein sehr schönes Paar. :)
Even if it's easy to be free
What's your definition of freedom?
And who the fuck are you, anyway?
Who the fuck are they?
Who the fuck am I to say?
What the fuck is really going on?

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391

Wednesday, 21. November 2007, 12:36

Der Mann aus Burkina Faso

Monsieur Kibora kam aus Ouagadugou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Eigentlich wurde mir gesagt, man benötige meine Englischkenntnisse für die drei Wochen, in der er bei uns arbeiten würde. Bei seiner Ankunft jedoch stellte sich heraus, dass Französisch die einzige Möglichkeit war, mit ihm zu kommunizieren.

Für unsere Firma war das die sogenannte "Gute Tat" des Jahres. Eine Gesellschaft für Entwicklungshilfe aus der Westschweiz suchte eine Essigfabrik, wo ein Vertreter einer afrikanischen Essigfabrik ein Praktikum absolvieren kann. Ja, es wird in Burkina Faso Essig fabriziert, unter Obhut schweizerischer Entwicklungshilfe. Normalerweise produzieren die Afrikaner laut Mr. Kibora ihren Essig aus den Früchten der Region, das heisst aus Ananas, Mango etc. Das Land liegt in Westafrika unter Mali in der Sahelzone. Glücklicherweise, so sagte mir unser Gast, fiel in den letzten Jahren wieder vermehrt Regen in der Region. Die Region um Mali dürfte laut einem Bericht im GEO sogar von der Erderwärmung proftieren.

Auch in unserer Firma sprechen nur wenige Angestellte Französisch, aber die meisten gaben sich Mühe, ihre bescheidensten Fremdsprachenkenntnisse zum Besten zu geben. Der Herr war sehr freundlich und glänzte mit sehr korrektem Benehmen. Allerdings hat keiner von uns je einen langsamer agierenden Menschen arbeiten sehen als ihn, weshalb man ihn Mr. Valium taufte, obwohl er sagte, dass man ihn in seiner Stadt den "Mario Kempes" von Ouaga nannte. Fürs Arbeiten war der nicht gekommen, eher gings ums Know how der Produktion von Essig aus Alkohol, das man auch in der Burkiner Fabrik herstellen möchte. Der gute Mensch schien noch nie die Hand an eine Maschine, ein Verpackungsmaterial oder sonst eine Ware aus der Produktion gelegt zu haben. Die Gesellschaft zahlt ihm 10 Euro am Tag und den Saisoniers 3 Euro am Tag, wobei 3 Euro pro Tag reichen, um in Burkina durchzukommen.

Seinen ganzen Charme spielte unser Gast bei den Frauen aus. Er ist noch Junggeselle und sagte offen, dass er gerne eine Frau hier geheiratet hätte. Dann hätte für ihn entweder der Staat oder seine Frau aufkommen müssen, denn er scheint weit davon entfernt, eine landesübliche Arbeitsmoral zu haben. Obwohl wir gerne Entwicklungshilfe leisten, so befürchten wir dennoch, dass mehr Burkiner in die Schweiz kommen und hier leben wollen. Schwer zu sagen, ob Herr Kibora den Leuten von einem Land erzählt, wo Milch und Honig fliesst. Auf jeden Fall war ich persönlich etwas enttäuscht, dass er so erpicht darauf war, eine Schweizerin kennzulernen. Ihn braucht es dort, wo er herkommt. Hier würde er, böse gesagt, nur anderen zur Last fallen.

Man meint es oft gut und wird doch eines Besseren belehrt. Wo wir gerade beim Thema sind, haben wir für ein paar Wochen einen Ersatzfahrer für unsere Lieferungen in der Region gesucht. Ein junger Mann aus der Türkei wurde uns von einem türkischen Kunden empfohlen. Der Gute konnte kaum Deutsch, lebt erst seit kurzem in der Schweiz, aber hauptsache er kann fahren. Bedauerlicherweise tauchte er nach einer Woche gar nicht mehr auf, was wir mit erheblicher Verärgerung hinnehmen mussten. Es war der erste Mann aus der Balkan/Türkei Region seit 1998, der bei uns angestellt wurde. Der Letzte vor ihm war ein Bosnischer Asylant, der nach zwei Monaten aufgab und sich nachher bei Invalidenrente anmeldete. Fürderhin werden wir es wieder wie Knoll in Liestal handhaben: Westeuropäer stark bevorzugt!
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392

Saturday, 24. November 2007, 21:45

RIP - Mein PC

Mit Bestürzung teile ich das Ableben meines PCs Marke Medion, auch bekannt als "Aldi-PC" mit.

Fantastico 2001- 24.11.2007 (AGP, Uralt-Socket, mit diverser Spenderhardware am leben gehalten).

Gestern morgen entschlief mein geliebter PC friedlich. Die sofort eingeleitete Not-OP am offenen Gehäuse, zeigte keine Regung. Auch die Wiederbelebung mittels Spenderteilen (RAM, Graka, Netzteil) scheiterten. Ich entschied mich, die Seele des PC's zu konservieren, und kaufte heute morgen einen neuen Wirt (neuer CPU, neues Motherboard und RAM). In der umgebauten PC-Chirurgie, aka mein Schlafzimmer, wird derzeit noch operiert.

Chefarzt Jack
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393

Monday, 26. November 2007, 19:38

Inzwischen gibt es mehrmals pro Woche Berichte über Randale an und nach Fussballspielen. Selbst im Spiel selber wird man immer öfter handgreiflich, und damit meine ich nicht die eine oder andere Watsche, die nachher mit rot geahndet wird. Es gehen mittlererweile Mannschaften aufeinander los, vorallem bei Kreis- und Regionalligen.

Die ganze Gewalt gerät ausser Rand und Band. Den Polizeiaufwand und die sonstigen Umtriebe trägt, wen wunderts die Allgemeinheit. Ehrlich gesagt, jetzt ist bald genug. Schafft den Fussball ab, wenn ihr (die Funktionäre), es nicht mehr im Griff habt. Kindern werden die Spielsachen auch weggenommen, wenn sie sich nicht benehmen können und die NBA fand auch schon mal eine Saison lang nicht statt.

Radikale verstehen nur klare Ansagen und handfeste Drohungen. Es geht nicht an, dass wegen der Spinner der Staat aufkommen muss. Die Polizei hat gescheiteres zu tun als bei jedem Fussball oder Eishockeyspiel Spalier zu stehen.
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G.B.Shaw

394

Monday, 26. November 2007, 23:58

Zitat

Original von Jack
Inzwischen gibt es mehrmals pro Woche Berichte über Randale an und nach Fussballspielen. Selbst im Spiel selber wird man immer öfter handgreiflich, und damit meine ich nicht die eine oder andere Watsche, die nachher mit rot geahndet wird. Es gehen mittlererweile Mannschaften aufeinander los, vorallem bei Kreis- und Regionalligen.

Die ganze Gewalt gerät ausser Rand und Band. Den Polizeiaufwand und die sonstigen Umtriebe trägt, wen wunderts die Allgemeinheit. Ehrlich gesagt, jetzt ist bald genug. Schafft den Fussball ab, wenn ihr (die Funktionäre), es nicht mehr im Griff habt. Kindern werden die Spielsachen auch weggenommen, wenn sie sich nicht benehmen können und die NBA fand auch schon mal eine Saison lang nicht statt.

Radikale verstehen nur klare Ansagen und handfeste Drohungen. Es geht nicht an, dass wegen der Spinner der Staat aufkommen muss. Die Polizei hat gescheiteres zu tun als bei jedem Fussball oder Eishockeyspiel Spalier zu stehen.


Interessant finde ich, dass es in den USA bei American Football/Basketball und auch Baseballspielen sehr selten zu Ausschreitungen kommt. Ok, in der NBA kommt es sporadisch vor, dass sich ein paar Spieler gegenseitig auf die "Mütze" geben.

Zudem verhalten sich die Fans in der Regel ruhig und werden nicht gewalttätig. Und das bei gefüllten Stadien um die 80'000 Zuschauer.

Ich behaupte, dass kann nur an der Sportart ansich liegen.

gruss

Inessa

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395

Tuesday, 27. November 2007, 01:03

in europa kommt es meiner meinung nach genauso selten oder oft zu ausschreitungen.

das ganze ist im moment nur gerade ein modethema wo jeder einzelfall zerreischerisch zum normalfall gemacht wird.

wäre doch langweilig über die unzaehligen sportveranstaltungen zu berichten, die friedlich ablaufen.

396

Tuesday, 27. November 2007, 12:04

Zitat

Original von Inessa
in europa kommt es meiner meinung nach genauso selten oder oft zu ausschreitungen.

das ganze ist im moment nur gerade ein modethema wo jeder einzelfall zerreischerisch zum normalfall gemacht wird.

wäre doch langweilig über die unzaehligen sportveranstaltungen zu berichten, die friedlich ablaufen.


das stimmt ganz und gar nicht.

in der schweiz gibt es mittlerweile fast jedes wochenende ausschreitungen bei fussballspielen und das auch in der amateurliga. nicht selten muss sogar die polizei einrücken, damit der schiedsrichter heil nach hause kommt.

ich spiele seit über 15 jahre basketball und ich habe noch nie wütende fans gesehen und in ganz seltenen fällen eine schlägerei auf dem spielfeld selber erlebt.

Eoin

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397

Tuesday, 27. November 2007, 19:17

Liegt daran das Basketball eher eine Nischensportart ist, in Europa, wenn auch stark im Kommen - in Amerika benehmen sich die Basketballfans auch sehr regelmäßig - also wöchentlich daneben. Der Unterschied besteht darin das in Amerika das nicht bei den Regionalligen sondern eben bei den College Mannschaften passiert.

Natürlich mindert das nicht die Gewalt bei Fussballspielen und da muss man echt klar sagen das es hier eine sehr traurige Billanz gibt. In der ersten und zweiten Bundesliga läuft zumindest in der BRD alles sehr ordentlich ab, aber bei den Regionalen ists schon arg heftig weil diejenigen unter den Fans eben genau wissen: Hier können wir uns das erlauben (Stadienauf- und ausbau, wenig Sicherheitskräfte, etc...)
Natürlich wird im Moment auch verstärkt über sowas berichtet wegen der krassen Ausschreitung in Italien und für Schweiz/Österreich gilt das natürlich nochmal besonders weil die EM ins Haus steht - ich hoffe mal man bekommt sowas in Griff, es gibt nichts schlimmeres als Hooligans die den Sport um den es ja eigentlich geht kaputt machen - und mit Hooligans meine ich dann auch Spieler auf dem Platz, wenn sie sich nicht benehmen können.


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Adha Ilcava

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398

Wednesday, 28. November 2007, 20:51

Hier eine Studie über das "Ordentliche Ablaufen"

Die Subkultur der Hooligans ist eine reine Männerdomäne. Der Zusammenhalt innerhalb der Firm, der einzelnen Hooligan-Gruppe, wird gross geschrieben. Die Mitglieder haben sich an den Ehrenkodex zu halten: Waffen sind verpönt, Hooligans kämpfen nur gegen Gleichgesinnte, wenn möglich gegen eine gleich grosse andere Firm, und wenn der Gegner am Boden liegt, wird nicht mehr nachgetreten. Hooligans sind entgegen vieler Vorurteile nicht ungebildete Scheidungskinder aus der Unterschicht. „Bei uns hat es vom Handwerker, über den Studi bis zu Leuten mit eigener Firma alles dabei! Das finde ich eben auch das Schöne an der Szene. Meine Eltern sind auch nicht geschieden; das werden wir ja oft gefragt. Meine Kindheit war also echt in Ordnung, so mit Familie und Schule.“ (Serge, 16*) Hooligans sind politisch eher „konservativ, traditionell“. Die Interviewten sehen sich als SVP-Wähler. Diese eher rechtspolitische Einstellung ist aber nicht schweizweit für alle Firms zu verallgemeinern, sondern eher eine Eigenheit der Hooligans des Grasshopper-Clubs Zürich. Die Hooliganszene Basel beispielsweise kann als politisch neutral bezeichnet werden. Von der politischen Gesinnung auf höhere Gewaltbereitschaft zu schliessen, ist ein Trugschluss. Hooligans betonen, dass hinter ihren Aktionen keine politischen Motive stecken. Dies lässt sich durch Beobachtungen bestätigen.

Die Schweizer Hooligan-Firms

Eine Firm besteht durchschnittlich aus einem harten Kern von 30-50 jungen Männern. Die Organisation der Gewaltaktionen liegt bei zwei, drei Organisatoren, meist langjährige, gesellschaftlich gut gestellte Szeneexponenten mit engem Kontakt zu den Hooligangruppen der anderen Städte. Während einer Schlägerei lassen sich die Gruppierungen durch ein erfahrenes, kampferprobtes und mutiges Mitglied anführen, einen „Draufgänger“. Dadurch, dass sich die „Hools“ der verschiedenen Firms gegenseitig kennen, besteht die paradoxe Situation, dass die „Feindbilder“ sich innerhalb der gleichen Subkultur bewegen. Die Hooligans sehen darin in erster Linie eine Erleichterung in der Organisation einer „guten“ Aktion: „Also ich kenne etwa drei Typen aus Basel; den einen kannte ich schon länger, also schon bevor ich in der Hoolszene aktiv wurde. Ja, vor allem mit dem hab ich Kontakt. Bei den Bernern kenn ich noch einen, ansonsten hat es sich eigentlich mit den Connections.“(Meier, 20*) Die grössten Firms der Schweiz stellen die Bande Basel (FC Basel), gefolgt von der Hardturm-Front (GC Zürich) und den City Boys (FC Zürich) dar. Momentan eher klein ist die EastSide-Firm (Berner SC Young Boys). Bis Anfang/Mitte der 90er Jahre gab es in Genf noch die Section Grenats (Servette) und die Hooligans des FC Lugano. Während der Fussballwinterpause sind die Hools bei den Eishockey-Clubs in leicht anderer Zusammensetzung aktiv; die Hardturm-Front und die City Boys beispielsweise vereinen sich unter der Fahne des ZSC zu „Zurich United“.

Vorspiel für die 3. Halbzeit

An einem Matchtag versammeln sich die Hooligans mehrere Stunden vor Anpfiff, um sich bei ein paar Bierchen „einzustimmen“, jedoch im gesunden Masse: „Ich betrinke mich jetzt nicht vor einem Match, ich trinke sicher ein paar Bier oder Smirnoff oder so, aber ich muss immer klaren Kopf behalten, sonst kann ich nicht mehr boxen und schlage noch daneben“ (Mächler, 24*). An Auswärtsspiele reist man zusammen mit der Firm, dies jedoch meist mit dem Car oder mit Privatautos und nicht im offiziellen Fan-Zug. Man will der Polizei nicht schon am Bahnhof in die offenen Arme rennen. So wurden denn auch am 5. Dezember 2004 bei der Grossaktion der Stadtpolizei Zürich am Bahnhof Altstetten keine Hooligans, sondern v. a. Ultras, E-Fans und friedliche A-Fans kontrolliert und verhaftet. Die „Bande Basel“ reiste mit dem Car bereits am frühen Nachmittag an, um sich im Zürcher Niederdorf mit der Hardturm-Front zu boxen; für einmal ohne „Bullen“, die warteten in Altstetten auf den Extra-Zug. Findet der Match unter der Woche statt und eine grosse Aktion ist geplant, melden sich die Hools zwecks Vorbereitung auch schon mal bei ihrem Arbeitgeber ab: „Also ich habe ja letzte Woche auch Spätschicht gehabt, hätte also am Abend arbeiten müssen. Dann war ich einfach „krank“ am Mittwoch! Den Chef angerufen, mich abgemeldet und schnell ein Zeugnis beim Arzt geholt. Dann hab ich den Tag durch noch ein wenig relaxed und ging dann gegen Abend zum Treffpunkt, also in diese Beiz.“ (René, 20*)

Endlich – der Kampf

Hooligan-Firms sind während dem Match nicht zwingend im Stadion anzutreffen. Um den Gegner und v. a. die Polizei zu verwirren, verfolgt man das Spiel in einer stadionnahen Beiz, um dann gegen Spielende hinter dem Stadion auf die gegnerische Firm zu warten: „Im Vorfeld wurde das Derby, also die 3. Halbzeit gross angekündigt. Die Polizei war informiert. Wären wir ins Stadion rein, wäre es wahrscheinlich nicht so gelaufen wie wir’s geplant hatten. Die Bullen hätten uns wohl eingekesselt. Darum gingen wir diesmal nicht an den Match.“ (Dani, 19*) Die gewaltsamen Aufeinandertreffen finden meist auf grösseren Plätzen in der Nähe des Stadions statt. In Zürich kommt häufig dem Albisrieder-Platz (Letzigrund-Stadion) oder dem Escher-Wyss-Platz (Hardturm-Stadion) diese unrühmliche Ehre zu. Die beiden Firms stehen sich nach regem Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei in einigen Metern Abstand gegenüber; die beiden Mobs stürmen wild aufeinander zu, Fäuste und Füsse fliegen, junge Männer gehen zu Boden, andere rennen fluchtartig davon. Nach höchstens einer Minute löst sich die Gewaltszenerie wieder auf. Trotz Ehrenkodex verlaufen Hool-Schlägereien nicht immer fair. Waffen sind zwar verpönt, fliegende Stühle oder herumliegende Holzlatten sind aber nicht selten: „Also dann sind die City Boys mit noch mehr Leuten gekommen. Wir von der Hardturm-Front haben genau das gemacht wie geplant. Wir blieben stehen, bis die Citys auf 10 Meter angerannt waren, erst dann rannten wir auf ihren Mob drauf! Wir blieben voll kompakt und sie mussten zu Waffen greifen, haben Stühle, Flaschen und alles Auffindbare geworfen! Wir haben trotzdem gewonnen, sie mussten bös rennen! Das war ein guter Abend!“ (Mächler, 24*) Auch wenn Firms von je 40 Hools aufeinanderprallen, kommen die wenigsten zu einer 1:1-Boxerei. Nur jene, die sich in den ersten beiden Reihen des Mobs eingereiht haben, kommen zum Kampf, die restlichen Hools bilden durch wildes Herumrennen und -schreien die anonyme Masse. „Also ich will einfach immer zu vorderst sein. Ich will, dass etwas läuft, weil ich hab mich im Verlauf des Abends voll hochgepusht!“ (Mauro, 22*)

Die Ruhe nach dem Sturm – Verletzungen

Schwere Verletzungen tragen auch die Hooligans der ersten Reihe höchst selten davon. Einen Nasenbeinbruch hat jedoch fast jeder Hool schon mal erlitten. „Das muss man wohl in Kauf nehmen als Hool, wirklich schwer war’s aber noch nie. Die Nase zweimal kaputt und den Kiefer ausgerenkt, that’s it! Die Reparatur kostet halt einfach viel. Das glaubt dir keine Versicherung, und den Gegner zeigst du nicht an, das ist Ehrensache und wird beim nächsten Mal untereinander geregelt!“ (Serge, 16*)

Die Polizei als Schiedsrichter

Das Verhältnis zwischen den Hooligans und der Polizei darf als eine Art „Hassliebe“ bezeichnet werden. Die befragten Jugendlichen und die Zivilpolizisten der Stadtpolizei Zürich kennen sich mit Namen – nicht nur aufgrund von Festnahmen– sondern auch aus ungezwungenen Gesprächen an friedlich verlaufenden Matches. Bei den Hooligans herrscht zwar überwiegend die Meinung, dass sie von den Polizisten zu stark an der Ausübung ihrer Aktionen gehindert werden. Es wird aber auch eingesehen, dass die Polizei lediglich ihren Job macht. Die Jugendlichen – auch wenn es nicht gerne zugegeben wird – nehmen gerne die Hilfe der Polizei in der Rolle des „Schiedsrichters der 3. Halbzeit“ an, um sich so vor einem übermächtigen gegnerischen Mob oder vor unfairen, bewaffneten Gegnern zu schützen. Die Polizei versucht in erster Linie, die unbeteiligten, neugierigen Matchbesucher zu schützen, die sich in der Nähe der Schlägereien aufhalten. Hooligan-Aktionen ziehen immer viele Schaulustige an. Obwohl sich die Hooligans mit ihrem Ehrenkodex dazu verpflichten, nur gegen Gleichgesinnte zu kämpfen, besteht je nach Kampfverlauf die Möglichkeit, dass der Mob in unvorhergesehene Richtungen auseinanderrennt und dabei Unbeteiligte zwischen die Fronten geraten. Wenn sich die Polizei sicher ist, dass sich zwei gleichstarke Firms – ohne unberechenbare E-Fans im Hintergrund – formiert haben, wird den Hooligans auch schon mal die Gasse zwischen dem Wasserwerfer geöffnet, damit sie ihr „Ding“ durchziehen können.
Sensation-Seeking und Flow – vom „Innenleben“ der Hooligans

Organisiertes Boxen in Gruppen! Vorfreude auf eine Schlägerei! Sich voll hochpushen! Sind diese jungen Männer „geil“ auf Gewalt, „geil“ auf geplante Gewalt als illegalen Kampfsport? Was geht in einem Hooligan vor? „Also am Derby-Mittwoch hatte ich ja Schule, ich hatte den ganzen Tag ein Kribbeln! Vorfreude total! Aber eben auch Angst – du weisst ja nie genau, was am Abend so alles abgeht! Aber eigentlich freust du dich den ganzen Tag.“ (Dani, 19*) „Ich war aufgeregt! Du weisst nur, dass wir so gegen 80 Leute mobilisiert haben und die anderen auch schon mit 150 dort standen! Ich hab dem Vater am Morgen noch ein Mail geschrieben, nicht als Abschied, aber ich hatte einfach so ein Mitteilungsbedürfnis. Dir spuken den ganzen Tag die Storys der Alt-Hools im Kopf rum, so Zeugs wie ‚vor zehn Jahren beim Derby hatte einer ein Messer im Rücken‘ und K.O. wegen Flaschen über dem Kopf und so. Gegen Abend wirst du immer nervöser, das Adrenalin baut sich auf! Wenn du dann vor dem Gegner stehst, beginnst du zu zittern, dann kommt der Röhrenblick und dann einfach nur noch drauf, das ist einfach geil! Dafür schläfst du nachher, wenn das Adrenalin absackt, fast ein. Ich hab manchmal wie Fieber, huere müde und penne schon im Zug oder im Auto ein, so die totale Erlösung halt!“ (Mächler, 24*) Hooligans sind auf der Suche nach Adrenalin-Kicks. In der Wissenschaft wird auch von „Sensation-Seeking“ gesprochen– je gefährlicher und illegaler eine Aktion, desto grösser das Befriedigungsgefühl, das sich im Körper ausbreitet. Viele der Hooligans übten schon Extremsportarten aus wie Bungeejumping, X-treme Skiing oder Fallschirmspringen: „Es ist aber ganz was anderes als beim Bungee, viel geiler! Das verstehen eben viele Leute nicht. Der Zusammenhalt in der Firm vor dem Match, die gemeinsame Vorfreude auf die dritte Halbzeit, das macht es wohl aus!“ (Serge, 16*) Der Soziologe Csiksentmihalyi begründet intrinsisch motivierte Handlungen mit dem „Flow-Erlebnis“. Personen können bei jeglicher Art von Beschäftigung in einen solchen Rauschzustand geraten. Einerseits erleichtert der „Flow“ das Meistern der entsprechenden Herausforderung, andererseits ruft er auch einen beglückten Gefühlszustand hervor. Die befragten Hooligans beschreiben bei ihren Aktionen über Stunden andauernde Erregungszustände. Beim Abflachen ihres „Flows“ sind sie total erschöpft. Das sehr bewusste Erleben von „Adrenalin-Kicks“, „Zusammenhalt“, „Mut“ und „Kraft“ wird von den Hooligans als Sucht bezeichnet. Viele von ihnen kommen über Jahre hinweg nicht mehr davon los, Wochenende für Wochenende in der Gruppe in diesen „Flow“ hineinzugeraten.

Gewalt abseits vom Match

Hooliganismus als Extremsportart mit Ehrenkodex als Reglement? Wenn dem so wäre, erstaunen jedoch die Vorstrafenregister der Hooligans. Gemäss Kodex hätten sie ja keine gegenseitigen Anzeigen zu befürchten. Die Hools bevorzugen zwar ganz klar eine „gute Aktion“ gegen eine andere Firm. Eine Provokation – nicht im Zusammenhangmit Hooliganismus – lässt man aber ungern auf sich ruhen: „Ja, also im Ausgang hab ich mir schon drei Anzeigen wegen Körperverletzung reingezogen.“ (Serge, 16*) „Ich f***e aber jetzt am Weekend nicht sinnlos Leute an, es kann aber schon vorkommen, dass mich einer zu stark provoziert und dann wehre ich mich halt! Ich bin aber eigentlich nicht auf Streitsuche.“ (Meier, 20*) „Naja, ich gehe halt schon bewusst in Lokale, wo manchmal aggressive Stimmung herrscht. Im Ausgang suche ich auch kein Hool-mässiges sauberes 1:1, man ist vielleicht zu dritt und schaut, dass mindestens 10 Greenhorns ein bisschen provozieren. Die haust du dann weg! Du suchst halt schon den Kick, und das kannst du nicht einfach abstellen, nur weil im Fussball gerade Winterpause ist!“ (Mächler, 24*) Einige der Interviewpartner sind auch ausserhalb der Hooliganszene nicht abgeneigt, sich auf Schlägereien einzulassen. Sie weisen aber klar darauf hin, dass solche Schlägereien immer aufgrund von Provokationen der Anderen beginnen. Dieses bewusste Einnehmen der Opferrolle wird auch als „Täter-Opfer-Umdefinition“ bezeichnet.

Hooliganismus als Extremsportart?

Nicht alle Hooligans sind in gleichem Masse fähig, zwischen den geplanten Gewaltaktionen der Firms und Provokationen im „Privatleben“ zu unterscheiden. Bei den jungen Männern ist jedoch nicht ein permanent erhöhtes Aggressionspotenzial auszumachen. Unter gegebenen Umständen sind sie aber in höchstem Masse bereit, Gewalt anzuwenden. Schlägereien betrachten sie in keiner Weise als moralisch verwerflich. Vielmehr stellen ihre „guten“ Aktionen eine Möglichkeit dar, sich einen „geilen Kick reinzuziehen“. Auf das Kampfereignis pushen sie sich in der Gruppe gezielt auf ein gewisses Aggressionsniveau. Gegenüber dem Gegner haben sie keine Hassgedanken: „Es ist wie beim Ringkampf! Also ich mach in der Freizeit ja noch Kickboxen und dort lernst du halt wirklich: Ein Kampf ist ein Kampf. Du musst einen Gegner nicht hassen, um zu boxen. Du willst ihn einfach besiegen, es ist ein Sport!“ (Beni, 21*)

Zero-Tolerance für Hooligans

Den Medien zu Folge greift die Gewalt in Schweizer Sportstadien immer stärker um sich. Zuschauerausschreitungen scheinen zunehmend eine unvermeidbare negative Begleiterscheinung von Sportveranstaltungen zu sein. Die Politik sieht entsprechend Handlungsbedarf: Das „Departement Blocher“ trifft ab 2007 mit einer landesweiten Datenbank, mit Ausreiseverboten und Meldeauflagen für Gewalttäter an den Spieltagen höchst restriktive Massnahmen: Zero-Tolerance für Hooligans. Um das Problem der Gewaltausschreitungen bei Sportveranstaltungen in den Griff zu bekommen, bedarf es aber vor allem einer klaren Ausdifferenzierung der verschiedenen Fanszenen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Personen festgenommen werden und darauf in (inter-)nationalen Gewalttäterdatenbanken auftauchen, nur weil sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort waren. Die zentrale Frage autet daher: Wer ist in welchem Fall für welche Form von Gewalt verantwortlich? Starke Repressionsmassnahmen führen zwar zu einer vermeintlich schnellen Lösung des Problems. Wie jedoch Beispiele aus England oder Deutschland zeigen, handelt es sich bei diesem „Erfolg“ eher um eine Verdrängung der Gewalttäter weg vom Stadion auf Autobahnrastplätze oder grössere Parkplätze in der Agglomeration. Nachhaltige Wirkung ist durch eine Zero-Tolerance-Strategie kaum zu erwarten. Einen nachhaltigeren Ansatz verfolgen sozialpädagogische Fanprojekte. Durch das Fördern einer „gesunden Fankultur“ in der Fankurve sollen die positiven Ressourcen der meist jugendlichen Fussballanhänger genutzt werden. „Geile Stimmung in den Stadien“ lautet das Motto sozusagen. Durch „gesunden“ Fussball ohne Gewalt, Rassismus und Sexismus wird den Gewalttätern auf lange Frist die Basis entzogen. Leider sind die Resultate von Fanprojektarbeit nur sehr langfristig spürbar, die Öffentlichkeit und vor allem die Medien verlangen jedoch Sofortmassnahmen gegen die „Hooligans“. Die „richtigen“ Hooligans interessieren sich wenig für Fanprojekte. Und auch die Polizei ist für sie in erster Linie nur als „3. Halbzeit-Schiri“ relevant. Die Hooligans verlangen für die Ausübung ihrer geplanten Gewaltaktionen Freiräume, ohne staatliche Kontrolle und ohne Schaulustige. Ob dies eine wirksame Lösung wäre, ist aber zu bezweifeln. Denn eine öffentliche Erlaubnis zu geplanten Gewaltaktionen auf einer abgelegenen Waldlichtung würde den Hooligans den von ihnen so geliebten Status der „bösen Buben“, der krassen Elite-Fans im und ums Stadion nehmen. Ihr verruchtes „Hobby“ wäre auf einmal legal. Sie hätten keine staunenden, ängstlichen Beobachter, keine Medienberichte mehr und auch keine staatliche Sicherheit im Rücken, falls sich eine Firm mal nicht an die Fairnessregeln des Ehrenkodex’ halten sollte. Ob dadurch der so geliebte Kick noch zu finden wäre, konnte bislang aufgrund gesellschaftsmoralischer Vorbehalte noch nicht getestet werden.

* Name geändert; Alter zum Zeitpunkt des Interviews

Quelle: Maurice Illi hat unlängst sein Soziologiestudium an der Universität Zürich abgeschlossen. Mit Hooliganismus beschäftigte er sich im Rahmen seiner Lizentiatsarbeit „Hooliganismus in der Schweiz- Erscheinungsformen und Ursachen
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Thursday, 29. November 2007, 01:58

Die Hypothekenkrise

Vor einiger Zeit las ich im Spiegel über eine Familie, deren Hypozins angehoben worden war, und zwar bis zu einem Grad, dass die Familie sich ihr Haus nicht mehr leisten konnte. Was war passiert? Grund dafür war, dass die Hausbank der Familie die Hypothek an eine andere Bank verkauft hat.
Mooooment. Warum verkauft eine Bank die Hypothek eines Schuldners, fragte man sich. Man las erstaunt, dass das nun Usus, ja gerade "en vogue" sei. Ich fands bescheuert. Bescheuert, weil das ganz stark nach schnellem Geld, Spekulation und Hinundhergeschiebe auf Kosten von irgendjemandem geht. Irgendjemand zahlt immer, sei es das Ökosystem, der Staat, der Private.

Nun haben wir Anfangs Oktober zum ersten mal von der sogenannten Hypothekenkrise gehört. Die UBS, meine Hausbank übrigens, hatte verlautbaren lassen, dass sie einen 4 Milliardenabschreiber in den USA zu verzeichnen hatte. Die Bank hatte Schuldenpakete gekauft. Diese Pakete sind offenbar ganze Sammelsurien von Hypotheken, wobei darunter gute, wie weniger gute Kreditnehmer zu verzeichnen sind. Das ganze Kreditwesen hat nämlich ein Rating. Und zwar wird unterschieden zwischen diversen Stufen von Schuldnern, wobei eine davon die Subprime Stufe ist. Das sind offenbar Kredite, bei denen die Rückzahlung nicht wirklich garantiert ist. Das heisst nichts anderes, dass sich viele Leute mit ihrem Hausbau übernommen haben, oder aber, dass sie zum Hausbau überredet wurden, obwohl sie kaum Chancen haben würden, dies auch bezahlen zu können. Genau das ist aber getan worden in den Staaten.

Die Hypothekarkrise heisst auf englisch deshalb Subprimekrise. Leider bin ich kein Banker, noch habe ich wirklich eine Ahnung wie genau die Geschäfte abgewickelt wurden und wie sie funktionieren. Ich weiss nur eines, Profitgier war am Werk. Und nicht nur das. Inzwischen hat sich gezeigt, dass die sogennanten "Profis" nach einem Modell gerechnet haben, das für die Bewertung und Analyse der Hypotheken nicht geeignet war. Man ist davon ausgegangen, dass der Ausfall von faulen Krediten nach besagtem Modell maximal 5-10% betragen würde.

Die Reaktionen auf diese Krise reicht von "ich will es nicht wissen" (Brand Eins Kommentar), bis Köpferollen (z.B. bei Citigroup) und Achselzucken (bei denjenigen, die auch wirklich nur noch Bahnhof verstehen). Selbst eine Neoliberale Zeitschrift wie die "Weltwoche" wies nüchtern und diskret darauf hin, dass sowohl bei der Credit Suisse wie auch bei der UBS grosse Verkäufe getätigt wurden bevor der Verlust publik wurde. Heute vergeht kein Tage ohne Hiobsbotschaft, auch wenn gelegentlich vergessen wird, dass jenes "Häuslebaue" in den Staaten durchaus Marktanregende Faktoren mit sich gebracht haben mochte. Das hier ist nicht mehr als der Kater nach dem Festgelage, scheint mir.

Mein Vater, ein Exbanker, hat mir ein Leben lang eingebläut, dass Geld weder auf den Bäumen wächst, noch sonst keine schnellen Sprünge macht ohne dass Risiken eingegangen werden müssen. Die ganze Prozedur der Investmentbanker zeugt jedoch von krasser Gier nach Geld, das dadurch gemehrt, dass einfach irgendwo irgendetwas rumgeschoben wird. Roger de Weck schrieb in der Sonntagszeitung, dass das System an sich faul ist und dass die Rentabilitätsziele einfach zu hoch gesteckt waren und noch sind.

Es gibt zwar Analysten, aber schlussendlich sind das alles nur Spekulanten und Spekulationen. Was an der Börse geschieht ist eine Sauerei, die bei A anfängt und so gar kein Ende zu haben scheint. Ich meine, da gehts meistens nicht mehr ums investieren in die gute Zukunft einer Firma und deren Angestellten. Es geht nur um schnellen Zaster. Eine "Gewinnmitnahme" ist nur der Verkauf einer Aktie, die man für weniger Kohle einkaufte. Es ist ein reiner Spekulationsgewinn. In Singapur gewann beim "Börsenspiel" eine Putzfrau, die dabei etliche Profibanker schlug. Warum wohl kann eine Aktie eines Konzerns innerhalb kurzer zeit schon nur 5% an der Börse verlieren? Weil da nicht nur einer Verkauft, sondern meistens eine Traube von Anlegern - so etwas nennt man auch Nachahmungseffekt oder Panikverkäufe.

Ein Investment sollte Geld sein, dass einem Unternehmen geliehen wird, damit es später einen Mehrwert abwirft. Das war einmal. Heute werden Firmen gekauft, "entschlackt" und wieder verkauft. Wenn besagtes Unternehmen Pech hat, wird auch gleich deren "Kriegskasse" geplündert. Genau das machen viele der sog. Analysten. Ausschau nach geeigneten Übernahmeobjekten machen. Abgesehen davon glaube ich kaum, dass ein paar Banker eruieren können, was ein Unternehmen kann und was nicht. Allein schon um einen Pharmakonzern einzuschätzen, muss eine Vielzahl von Aspekten eruiert werden, die sich nicht nur unzyklisch verhalten, sondern auch abrupt ändern können. Und das betrifft auch kleinere Objekte als Grosskonzerne.

König Abdullah vom Hause Ibn Saud hat an der OPEC gesagt, dass es nicht die Ölfördernden Staaten sind, die den Ölpreis nach oben treiben. Tatsächlich gibt es Stimmen die sagen, dass reine Spekulation dafür sorgt. Heute sind wir soweit, dass Spekulation ganze Länder in die Enge treibt, so wie z.B. George Soros. Nun, das hatten wir auch vorher.
Hobsbawm (Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Kapitel "In den wirtschaftlichen Abgrund) sagt dazu:

"Wie so oft während eines Booms der freien Marktwirtschaft stiegen mit dem Zurückfallen der Löhne die Profite unverhältnismässig an. Die Reichen konnten sich daher auch ein noch grösseres Stück vom nationalen Kuchen abschneiden. Doch als die Massennachfrage in der Blütezeit von Henry Ford nicht mehr mit der rapide wachsenden Produktivität des industriellen Systems Schritt halten konnte, hiess das Resultat: Überproduktion und Spekulation. Sie wiederum waren dann Auslöser für den Zusammenbruch. ...

...[Banken] waren waruen nun mit Massen von zahlungsunfähigen Schuldnern konfrontiert und verweigerten neue Hypotheken und Umschuldungen der bereits aufgenommenen...

...1933 war fast die Hälfte aller amerikanischen Hypothekenzahlungen im Verzug, und Tausende von diesen Hypotheken mussen pro Tag für verfallen erklärt werden. Allein die Automobilbesitzer hielten 1400 Mio. Dollar Schulden von insgesamt 6500 Mio. Privatschulden in kurz- und mittelfristigen Krediten...


"Denjenigen von uns, die die Jahre der Weltwirtschaftskrise miterlebt haben, fällt es noch immer ungeheuer schwer zu verstehen, wieso die Orthodoxien der reinen freien Marktwirtschaft, die doch damals so offenkundig in Misskredit gefallen war, in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren wieder einmal über eine weltweite Periode der Depression herrschen konnten, obwohl sie auch diesmal nicht in der Lage waren, eine solche Depression zu verstehen oder in den Griff zu kriegen. ... Es zeigt auch, wie dringend eine Geseellschaft Historiker braucht, die professionell an das erinnern, was ihre Mitbürger zu vergessen wünschen"
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Jack« (29. November 2007, 02:48)


Adha Ilcava

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Friday, 30. November 2007, 00:29

RE: Die Hypothekenkrise

Das ganze lässt sich ziemlich leicht erklären:

Durch Gier und Blindheit wurde eine Lawine losgetreten, die nun ins Tal rollt und auch die Kleinen überrollen kann.

In den USA rollen Köpfe. In der Schweiz werden sie eingezogen. Herr Ospel ist vermutlich verschollen. Aber eins kann wohl sicher sein. Dieses Jahr wird sein Lohn den von Vasella nicht übersteigen.
Alle wollen es werden, keiner will es sein...

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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Adha Ilcava« (30. November 2007, 00:34)