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  • »Martias« ist männlich

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601

Monday, 31. August 2009, 09:18

Das Hoffe ich ganz und gar nicht.

I hoffe das es eine generelle trendwende der Politischen Landschaft geben wird.
Bei Blick in dir Schwarzen Parteiprogramme wird mir peröhnlich allerübelst.
Und ich habe wirklich keinerlei Vertsändniss mehr das auf dem Rücken des sogenannten kleinen Mannes weiterhin alles in die oberen Ränge geschoben wird.

Die wahl der Linken als "Wahl der Unzufriedenen" abzutun, ist ein wenig leichtfertig. Das "Untere" segement fängt damit gerade an, seine Stimme zu Trainieren und könnte durchaus auf den Geschmack kommen.

Mimei

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602

Monday, 31. August 2009, 09:50

Die Lüge vom sicheren Endlager
Also bitte hier das Kreuz für den Ausstieg vom Ausstieg machen:
[ ] CDU
Even if it's easy to be free
What's your definition of freedom?
And who the fuck are you, anyway?
Who the fuck are they?
Who the fuck am I to say?
What the fuck is really going on?

Eoin

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603

Wednesday, 9. September 2009, 11:14

Mittlerweile kommt die Linkspartei in vielen Umfragen - darunter auch denen von eher konservativen Instituten auf 14%. Diesen Linksruck als simplen Protest abzutun ist nicht ganz fair. Die Deutschen vermissen derzeit eine arbeiterfreundliche und mittelschichtfördernde sowie eine umverteilende Partei. Früher hatte die SPD diese Position inne - aber seit Schröders Regierung ist die SPD auf einem sehr konservativen Kurs, ähnlich dem der CDU/CSU - der informierte Wähler kann nicht mehr so gut wie früher zwischen den beiden Parteien unterscheiden - und genau das ist der Grund warum viele ehemalige SPDler auf die Linkspartei hoffen.

Die Linkspartei als Nachfolgepartei der SED zu bezeichnen ist ebenfalls völlig daneben - denn die meisten ehemaligen SED Mitglieder befinden sich in den Reihen der CDU - nur so als Anmerkung. Btw. - es bezeichnet auch niemand die CDU als Nachfolgepartei der NSDAP - obwohl die meisten Mitglieder der NSDAP deren (die der CDU) Reihen verstärken - die das nicht geschafft haben fanden sich in Nürnberg vor dem Kadi wieder oder in einem Südamerikanischen Land ihrer Wahl.
Die Bezeichnung Nachfolgepartei ist also im eigentlichen Sinn hinfällig und wird vor allem von Springer und Co. am Leben gehalten, weil Konzerne - wie Springer nunmal einer ist - um ihre Felle fürchten müssen wenn wiedereinmal eine wirklich arbeitnehmerfreundliche Partei in Deutschland regiert - dies war nämlich seit Ende der Ära Schmidt nicht mehr der Fall - und wer sich seitdem die Schere des Reichtums in der BRD anschaut weiß, warum sich die Reichen unwohl fühlen wenn die Deutschen die diesen Reichtum produziert haben plötzlich wieder Interesse an der Politik haben und ihr Hirn einschalten.

Der Reallohnzuwachs in Deutschland ist mit der geringste in ganz Europa derzeit - wir bilden hier das absolute Schlusslicht. Während aber die Gewinne unserer Konzerne wachsen - selbst während der Krise konnten viele Unternehmen weiterhin, dank Kurzarbeit und Entlassungen Gewinne auf dem Rücken der Arbeitnehmer einfahren. Es sollte klar sein, dass Gewinne gemacht werden müssen, das möchte jeder, auch die Arbeitnehmer sind froh wenn es ihrem Unternehmen gut geht - aber wenn Gewinne in exorbitanten Höhen eingefahren werden und gleichzeitig die Leute in Kurzarbeit arbeiten oder sogar Entlassungen stattfinden wird es skurril und eigentlich untragbar.

Eine gutes Wahlergebnis der Linkspartei ist also mitnichten ein gedankenloser Protestwahlgang einiger vieler, sondern ein wohlüberlegtes Kreuz an der Stelle an der früher die SPD gestanden hat. Daran ist nichts verwerfliches, nichts falsches. Die Linkspartei ist weder sozialistisch, noch behergt sie den Gros der Ex-Stasi-Elite (den beherbergt übrigens auch die CDU) noch ist sie eine Nachfolgepartei der SED - die einzig zutreffende Aussage wäre: Die Linkspartei füllt die Lücke die nach dem Rechtsruck der SPD in Deutschland hinterlassen wurde - und mit dieser Einstellung sollte man zur Wahl gehen - die SPD verdient eine saftige Strafe dafür, dass sie die Arbeitnehmer derart im Stich gelassen hat - und wer weiß: Vielleicht können wir bei der nächsten Wahl dann bereits wieder SPD wählen. Denn Oskar Lafontaine betont immer wieder, dass er tief in seinem Herzen ein Sozialdemokrat ist und dies auch wieder seien möchte sobald man dazu wieder eine Gelegenheit in den Reihen der SPD bekommt (wers nachlesen möchte: http://www.amazon.de/Herz-schl%C3%A4gt-l…52488233&sr=8-1).


>>Reicher Mann und armer Mann
>>standen da und sah'n sich an.
>>Und der Arme sagte bleich:
>>"Wär ich nicht arm,wärst du nicht reich."
>>(Bertolt Brecht)

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604

Wednesday, 9. September 2009, 18:49

Ja, das mit dem Reallohn ist wirklich eine absolute Schieflage, ist er in Deutschland um 0,1% gestiegen, ist er im EU-Durchschnitt um 1,3 % gestiegen (zumindest sagten sie das gestern im Radio). Ich denke, das die Linkspartei langsam dabei ist, die Rolle einzunehmen, die die SPD innehatte, bevor sie sich entschieden hat zur CDU2 zu werden.
Zu der Sache mit der Nuklearenergie: Es gibt definitiv keine sicheren Bergwerke, auch keine sicheren Salzstöcke. Sicher kann man sagen, das ein Salzstock für 50, 100 Jahre sicher ist, und es betrifft dabei ja auch niemand jetzt lebenden, allerdings wird jeder Salzstock irgendwann vom Grundwasser angegriffen werden, und ab den Moment, wo das Wasser beginnt in die Salzschichten zu dringen, geht die Zerstörung des Salzstockes recht schnell.
Auf der anderen Seite ist es äusserst schwierig die stetig steigende Energiemenge zu erzeugen, ohne massive Schäden an der Umwelt zu verursachen. Fossile Brennstoffe haben die bekannten Nebenwirkungen, egal wie weit der Wirkungsgrad gesteigert werden kann. Renegerative Energiequellen schaffen zwar kleine Strommengen, aber um ein Land wie Deutschland flächendeckend zu versorgen zur Zeit einfach noch vollkommen unzureichend.
Das Ergebnis eines Atomausstiegs in Deutschland wird schlicht sein, das diese Energie einfach aus dem Ausland, eventuell aus deutlich unsicheren Kernkraftwerken importiert werden wird, und wer sich Tschernobyl und die Auswirkungen die es auch auf Mitteleuropa hatte, vor Augen ruft, muß erkennen, das dieses keinerlei Sinn macht.
Ich habe da auch volles Vertrauen in den Lobbyismus in Deutschland und denke, der Atomausstieg wird ausgestiegen, die Verschmutzungsrechte werden sich ganz sicher so verteilen, das bis auf den Bürger keiner einen finanziellen Nachteil haben wird.
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Miruna« (9. September 2009, 18:50)


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605

Monday, 21. September 2009, 10:51

Es ist noch nicht lange her, seit ich das Thema Schlägereien, Körperverletzungen und Totschlag angesprochen habe. Aus aktuellem Grund und frischen eigenen Erfahrungen, möchte ich noch einmal darauf zurückkommen.

Vor etwa vier Wochen, kam ich mit zwei Freunden zur Tramstelle Heuwaage. Es war Samstag morgen - vielleicht vier Uhr - und wie immer war der Ort stärker frequentiert als an irgendeinem Wochentag am Abend. Von meinen Begleitern ist zu sagen, dass der eine seine mittelschwere Invalidität einem Eingreifen in eine Rauferei verdankt, während der andere Schaffner bei der Bahn ist. In derselben Formation haben wir vor einem Jahr schon einmal eine Keilerei von ganz nah erlebt.

Lautes Schreien und die üblichen Pöbeleien, die man vom Ton her als solche von weit her wahrnehmen kann, wurden hörbar, je näher wir der Haltestelle kamen. Es war das übliche Bild junger Ausländer oder Secondos, welche zusammen mit weiblicher Begleitung auf zwei Einheimisch aussehende Typen einschrieen, die vielleicht um die Dreissig, auf alle Fälle aber wesentlich älter waren als ihre Kontrahenten. Wir wussten nicht so recht, was wir tun sollten. Beinahe erlösend sagte einer der Freunde, dass er keine Lust habe auf die Fragerei bei der Polizei. Damit war Eingreifen von unserer Seite vom Tisch, und damit war mir irgendwie klar, dass auch sonst keine Sau einen Finger rühren würde. Ich spule das Drama etwas vor. Ich war geschockt als einer der Jungen auf den am Boden liegenden Mann auf den Rücken/Nacken oder Kopf gesprungen ist. Nicht einfach nur gestanden sondern mit einem Satz draufgesprungen. Ich konnte es von der anderen Strassenseite nicht genau sehen. Damit war Schluss und eine junge Frau bückte sich über das Opfer am Boden. Es war klar, dass es eine schwerere Verletzung gegeben hat, denn die Gruppe nahm reissaus.

Inzwischen waren mehrere Minuten vergangen und man fragte sich, ob die Polizei davon nichts mitgekriegt hat, obwohl der Hauptposten der Basler Polizei 50 Meter weit entfernt liegt. Zu zweit gingen wir dann zu Fuss nach Hause und mussten beim Polizeiposten vorbei. Wir sahen, wie vier Polizisten irgendwas in ihrem Auto verstauten. Eine Beamtin blätterte in einem Papier nach. Auf die Frage, ob die werte Gendarmerie irgendetwas von einer Schlägerei um die Ecke erfahren hat, so antwortete sie, dass eine Meldung gemacht worden sei. Nun war mir klar, dass die Staatsgewalt es sorgsam vermied rechtzeitig zur Stelle zu sein, denn die vier machten keine Anstalten, sich zu beeilen. Für die paar Meter zum Tatort hätten sie auch zu Fuss gehen können, und Verstärkung wäre ebenso schnell da gewesen.

Damit nenne ich die Krux: die Staatsgewalt selber hat Angst vor Einmischung und Beilegung von Schlägereien und Streitereien. Haben sie die Meldung gelesen, dass immer mehr Polizisten geschlagen und geprügelt werden, und dass das Verdikt gegen die Schuldigen meistens sehr milde ausfällt? Nach den Ausschreitungen vor ein paar Jahren im Fussballstadion Basel, sagte mir ein Sicherheitsmann, dass das Ausmass hätte stark verringert werden können, wenn die Polizei den Mut dazu gehabt hätte, aber stattdessen lautete die Losung, sich selber zu schützen und nichts zu unternehmen. Und so geht es bei vielen Demos und Krawallen inzwischen zu. Oft ist die Polizei gewarnt, oft sind die Anrufe mehr als Rechtzeitig, aber ohne 100% Sicherheit wird keine Streife irgendwo für Ordnung sorgen. Weil diese 100% Sicherheit nie gegeben ist, wird auch die Zivilbevölkerung nicht adäquat geschützt. Die Polizei war genauswenig Schuld, wie wir, die nicht eingegriffen haben - Schuldig sind die Schläger. Wir sind vielleicht nur verantwortunslos oder mutlos.

Man kann nicht von den Leuten erwarten, dass sie eingreifen, wenn a) die Polizei nicht eingreift oder überhaupt anwesend ist und b) die Täter nicht schwer bestraft werden. Traurig wie es ist, der gute Mann von München hat bei so vielen Passanten vielleicht erhofft, dass jemand so mutig ist wie er und die Kinder haben sogar um Hilfe gerufen. Aber bei dermassen gefährlichen Typen, die sich in Rage schlagen, ist es kein Wunder dass niemand eingreift. Es könnte ja sein, dass die einen der Helfer auf die Schiene werfen. Das Urteil für Serkan und Spyridon (erstaunlich, dass man sich die Namen der Täter oft besser merken kann als die der Opfer) hat gezeigt, dass selbst härtestes Strafmass nicht genug ist. Beide sind noch unter Dreissig wenn sie wieder draussen sind, U-Haft wird einberechnet. Die beiden Mörder von München dürften vielleicht leicht über Dreissig sein, wenn sie aus der Haft entlassen werden. Vor sich haben sie unter normaler Lebenserwartung noch 40 Jahre.

Es ist klar, dass wir keine amerikanischen Verhältnisse im Rechtsvollzug haben möchten oder können. Wir müssen uns dennoch als Bürger klar die Frage stellen, ob die Zustände des Jetzt, annehmbar sind. Ich meine Nein. Ehrlich gesagt finde ich, dass die Jugend ausser Rand und Band ist, wie schon lange nicht mehr. Die Kombination von Drogen, Alkoholexzessen, Schlägereien, Erpressung, Todschlag, Amokläufen bei gleichzeitig sinkendem Schulniveau ist bedenklich. 1854 schrieb Charles Dickens "Hard Times". Darin geht es um einen Mr. Gradgrind, der die Lehrer seiner Kinder anweist "Fakten, nichts als Fakten" zu lehren. Aus der Tochter wird später eine todunglückliche Ehefrau und der Sohn gerät auf die schiefe Bahn. Die Hauptaussage ist, dass nicht nur Fakten und Zahlen in der Erziehung massgebend sind, sondern auch Werte.

Für Werte und Erziehung bleibt in der Schule jedoch wenig Zeit. Oft heisst es, dass die Eltern dafür verantwortlich seien, doch die Schule macht 50% des nicht geschlafenen Tages aus. Ein Lehrerkollege sagte einmal, dass er es satt habe, auch noch Erzieher sein zu müssen. Wir hatten gerade in einer Theateraufführung mit unseren Klassen festgestellt, dass es auch Pädagogen gibt, die sich keinen Deut um das Benehmen ihrer Schüler kümmern. An einem Konzert oder an einer Aufführung ist das schlimmste, Schüler vor oder hinter sich zu haben. Andererseits ist die Renitenz von gewissen Eltern auch bedenklich, und mancher Pädagoge wartet sehnsüchtig auf die Pensionierung oder brennt vorzeitig aus.

Es muss an vielen Baustellen gearbeitet werden, das ist klar. Wir müssen uns fragen ob der allzu einfache Zugang für Jugendliche und Kinder zu allen Medien, (insbesondere jener ab 18) richtig ist. Was wird da eigentlich in gewissen Texten in Film und Musik kommuniziert? Warum ist es so einfach an Alkohol zu kommen, und warum gibt es den überall so lange? Was braucht die Polizei, damit sie uns wieder besser schützen kann oder wieviel braucht es, bis jemand für längere Zeit weggesperrt wird? Diese Gesellschaft hat noch gar nicht gerafft, wie sie sich selber verändert hat, dass es geschehen konnte, dass gewisse Jugendliche an Schulen Amok laufen, erpressen oder zu Tode prügeln. Ohne Verzicht ist kein Gewinn möglich. Die Frage ist lediglich, worauf die Gesellschaft zu verzichten bereit ist, um ein bestimmtes Resultat zu erreichen.
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw

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606

Monday, 21. September 2009, 14:16

Zitat

Original von Jack
Das Urteil für Serkan und Spyridon (erstaunlich, dass man sich die Namen der Täter oft besser merken kann als die der Opfer) hat gezeigt, dass selbst härtestes Strafmass nicht genug ist.


Härtere Strafen dienen nur der Befriedigung des Rachesbedürfnisses der Bevölkerung und haben erwiesenermaßen keinerlei Einfluß auf die Durchführung von Körperverletzungen.

A: "Hey, der Typ da guckt dumm. Den mache ich fertig!."
B: "Lass mal, Mann. Da kannste 15 Jahre für in den Knast kommen!"
A: "Echt, ich dachte nur 10 Jahre. Naja, für 10 hätte ich es gemacht.. Für 15 lieber nicht."


Zitat

Original von Jack
Für Werte und Erziehung bleibt in der Schule jedoch wenig Zeit.


Entschuldige, aber das sind leere Pauschalphrasen, wie Sie Politiker gerne von sich geben. Ohne konkrete Ausformulierungen, was genau das für "Werte" sind und wie diese vermittelt werden sollen, bringen einen solchen Phrasen nicht weiter.


Zitat

Original von Jack
Was wird da eigentlich in gewissen Texten in Film und Musik kommuniziert?


Dem Medienkonsum wird ja seid der Erfindung des Buchdrucks eine gesellschaftszersetzende Wirkung zugeschrieben...


Zitat

Original von preuß. Kultusministerium, 1857
Bibliotheken sind eine gefährliche Brutstätte des Geistes.


Zerstören Medien die Gesllschaft oder spiegeln Sie diese wider? Durch Egoshooter wird man zum Amokläufer, durch Gangsta-Rap zum Schläger und durch Metal zum Satanisten?

Ich stehe vielen Auswüchsen der modernen Medienlandschaft kritisch gegenüber, aber ich halte es nicht für angebracht unsere Kinder (und die Erwachsenen gleich zwangsweise mit) vor allem zu schützen, was einem nicht gefällt.

Der internationale Ländervergleich zeigt, dass der Konsum gewaltätiger Medien nicht mit dem Gewaltpotential der Jugendlichen korreliert. Die Erklärung muss also komplizierter sein.

Das Wichtigste, um Jugendliche davon abzuhalten straffällig und gewaltätig zu werden, ist meiner Meinung nach Bildung und Perspektive. Wie haben in Deutschland eines der undurchlässigsten Systeme, was die Aufstiegsschancen von Kindern aus "bildungsfernen" Schichten angeht. Wer in Deutschland "unten" geboren wurde, der bleibt auch unten. Wer einen Migrationshintergrund hat, der hat es noch viel schwerer. Und wer keine Perspektive hat, der macht "Dummheiten" und läßt seinen Frust woanders ab. Wer keine Perspektive im Leben hat, der wird häufiger gewaltätig.

Ich war gerade auf einer einwöchigen Konferenz über interkulturelle Bibliotheksarbeit und der Arbeit mit Migranten und viele der Vortragenden, haben über ihre Erfahrungen mit Bildungsprojekten in Problembezirken berichtet. Nicht nur mit Migranten. Niemand dort hat die Probleme der auffälligen und bildungschwachen Jugendlichen beim Konsum gewaltätiger Medien gesehen, sondern bei den geringen Bildungschancen und in der mangelnden Förderung im Elternhaus.

Spannenderweise haben die Vortragenden auch über ihre Erfahrungen mit der Politik gesprochen und es zog sich als roter Faden durch, dass die "bürgerlichen" Parteien (CDU und FDP) die dort vorgestellten wichtigen Projekte aus ideologischen Gründen in keinsterweise unterstützen. (Zitat: "Türken lesen doch sowieso nicht.")

Das Thema ist komplex und es gibt leider keine schnellen Lösungen ("Killerspiele verbieten!", "Härtere Strafen!";)

Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von »Ashari« (21. September 2009, 15:57)


  • »Jack« ist männlich

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607

Monday, 21. September 2009, 18:04

Das Problem der bildungsfernen Schichten ist bekannt. Aber man sollte nicht einfach sagen: wegen der Einkommensunterschiede gibt es Probleme mit den Jugendlichen. Wer in der Schule was macht und etwas werden möchte kann zumindest ein Abi komplett auf Staatskosten machen. Das ist Theorie, klar, aber viel mehr ist nicht möglich. Man kann im Endeffekt nicht alles kaufen. Dass die Gesellschaftlichen Unterschiede exisistieren, so lange der Kapitalismus nicht überwunden ist (woran ich nicht glaube), so lange wird es verschiedene Einkommenschichten geben, auch bildungsnahe und bildungsferne. Nur können wir nicht so lange warten, sondern brauchen eine Mischung von vielem, auch wenn der soziale Aspekt durchaus dazugehört.Wenn ich durch hiesige Schulen gehe, sehe ich volle Bibliotheken, ja die Stadtbibliothek ist grandios, gratis dazu. Ich kann nicht jemandem ein Buch anbieten, der nicht lesen will. So viele Bildungsmöglichkeiten wie heute gab es noch nie, viele davon sind kostenlos.

Ich frage mich, wie man Leute, die am Nachmittag Talkshows gucken und am Abend einen anderen Schmarren, wie man diese Leute dazu anhält, dass das Kind für die Schule lernen soll? Wer liest noch Bücher, andere Frage. Der amtierende Mr. Schweiz hat zugegeben, dass er eine Leseschwäche hat und überhaupt nicht liest - er kommt aus der Mittelschicht. Dass so viele untalentierte Menschen an Talentshows mitmachen, ist ebenso traurig. Alle möchten Stars sein, wissen aber nicht, dass es dazu mehr braucht als ein bisschen Talent.

Das Problem ist jedoch nicht die Schule und das Schulangebot, sondern die Freizeit und das Freizeitangebot. Die Schule muss Werte vermitteln, nicht nur Schulstoff, aber sobald die Schüler aus der Schule raus sind, kommt der zweite, ebenfalls wichtige Teil des Tages. Ich spielte selber Egoshooter und ich schaute auch Actionvideos. Es gibt neuere Studien, die Actiongames kein gutes Zeugnis ausstellen, was den Einfluss auf das Verhalten von Menschen betrifft, aber über wissenschaftliche Resultate und ihre Interpretation kann man immer streiten. Verbote sind vielleicht nicht immer die richtige Lösung, aber man sollte sich eben auch fragen, ob es richtig ist, alles zuzulassen in Sachen Medien. Klar, die Japaner oder Koreaner gucken denselben Mist, spielen denselben Schmarren und haben nicht dieselben Probleme. Aber gerade die Japaner sind vielleicht homogener als wir glauben, haben rigide gesellschaftliche Konventionen und natürlich viel weniger Einwanderung. Was für die einen gilt, muss nicht zwangsläufig auch bei uns funktionieren.

Es ist auch typisch, dass man sagt "Werte", was sind schon "Werte", formuliere das mal aus etc. Mit dem Zwang, alles ausformulieren zu müssen, schickt man Kritiker schon einmal zum Anfang zurück, ohne Gewinn. Es gab tatsächlich einmal den Versuch einer Diskussion in der Politik, aber es wurde zerredet, zerrissen als ob das längst passé wäre als ob die Weltanschauungen meilenweit auseinander stünden.

Mir ist auch nicht klar, warum man die "Wertediskussion" auf CDU vs SPD oder FDP vs Grüne beschränkt. Es ist doch ziemlich klar, dass die Unterschiede nicht extrem gross sind. Da Gewalt eigentlich jeden betrifft sollte man sich nicht politisch festlegen, sondern eben übergreifende Konsense in der Gesellschaft suchen. Ausserdem wird immer ein Teil der Länder Deutschlands von der jeweils anderen Gesinnungsrichtung regiert - also Links oder Rechts, um es mal salopp zu sagen.
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G.B.Shaw

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608

Monday, 21. September 2009, 20:00

Zitat

Original von Jack
Ich kann nicht jemandem ein Buch anbieten, der nicht lesen will.


Du machst es Dir wieder zu einfach. Ich arbeite im Bibliotheksbereich und es gibt viele, sehr gute und innovative Projekte zum Thema Leseförderung von bildungsfernen Schichten, welche äußerst erfolgreich sind. Leider mangelt es immer wieder an Geld und politischem Willen, solche Projekte zu unterstützen und zu verbreiten. Bibliotheksarbeit bedeut nicht, einen Raum mit Büchern voll zu stellen und abzuwarten wer kommt.

Und wegen der "guten öffentlichen Bibliotheken": Benutzt Du regelmäßig öffentliche Bibliotheken? Kostenlos sind die allermeisten schon lange nicht mehr und Jahresgebühren schrecken gerade das Publikum ab, dass auf kostenlose Bildung angewiesen ist.
Das öffentliche Bibliothekswesen wurde die letzten Jahre kaputt gespart wo es nur geht.

Zitat

Original von Jack
Es ist auch typisch, dass man sagt "Werte", was sind schon "Werte", formuliere das mal aus etc. Mit dem Zwang, alles ausformulieren zu müssen, schickt man Kritiker schon einmal zum Anfang zurück, ohne Gewinn.


Wenn man nach "Werten" ruft, sollte man schon unterfüttern, was man genau damit meint, ansonsten ist es just another Buzzword.

M'ia

Knuddelhörnchen

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609

Monday, 21. September 2009, 22:35

Zitat

Original von Jack
Ich kann nicht jemandem ein Buch anbieten, der nicht lesen will.


doch das kann man durchaus!

wie mein Kollege schon anmerkte gibts es wirkliche viele Projekte zur Leseförderung und auch wenn sie nicht bei jedem Kind fruchten, so doch bei vielen.

Ich leite eine Stadtbücherei und wir haben gerade mit großem Erfolg am Schleswig-Holstein-weiten Projekt "FerienLeseClub" teilgenommen.
Viele der Kinder kamen aus bildungsfernen Schichten und wurden durch das Projekt zum lesen animiert und motiviert.

Es gibt nicht zuwenig Bemühungen in diese Richtung sondern nur zuwenig Geld. Man ist meistens - wie in diesem Fall - von Sponsoren abhängig.


auch beim Thema kostenlos muss ich Ash recht geben: die meisten Büchereien erheben eine Jahresgebühr (wobei die aber (NOCH) meist nur für Erwachsene Kunden gilt)
"Schlanke, sozial privilegierte Weiße dürfen einen kleinen Kreis um sich ziehen und jeder, der sich darin befindet, is normal aber alle außerhalb des Kreises gehören zuerst verprügelt, gedemütigt und zurückgesetzt, bevor man sie in den Kreis hineinlässt. Und wenn das nix nützt, hilf ihnen nur noch ne Anstaltseinweisung, oder schlimmer noch, Mitleid."
Dr. Gregory House

Hope

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610

Wednesday, 23. September 2009, 10:17

Man kann niemanden ein Buch anbieten der nicht lesen will stimmt deffinitiev.

:) Eure Argumente das eure Aktionen gut aufgenommen wurden sind doch kein Gegenbeweis dieser Aussage.. die zu euch kahmen und sich motivieren liesen, wollten ja lesen.

Die Aussage sehe ich übrigens noch weitergehend. Man kann niemanden zum lesen zwingen und man kann niemanden zur Bildung zwingen.

In Deutschland kann jeder der will, egal aus welcher Schicht es wenigstens soweit bringen das er einen Schulabschluss hat. Eine Lehre ist vielleicht nicht für alle drin aber für fast alle wenn sie sich mühe geben.

Büchereien sind wenigstens hier in der Umgebung für Sozial schwache Kostenlos. Werden aber von diesen meistens nicht frequentiert. Wer jeden Tag schauen muss wie er etwas zu essen bekommt, hat keine Kraft noch zu lesen.

Das Problem der jugendlichen liegt tatsächlichim fehlen von übermittelten Werten seitens der Famillie und der Gesellschaft.
Für den der gerne mal etwas nicht wissen will wenns ihm passt *g*

Werte sind... Menschlichkeit, Vertrauen, Soziales Engagement, Respekt gegenüber anderen Menschen und anderem Eigentum, Fleiss, Das wissen das man mit viel Arbeit vielleicht nicht reich wird aber seinen Lebensstandard heben kann, Die Lust zur eigenen Weiterbildung.

Nur um ein paar zu nennen.

Hier ist also jeder gefordert aber vor allem die Famillien. Genau da liegt aber das Problem. Wie sollen Menschen die schon von ihren Eltern nichts vererbt bekommen haben ausser Schlägen ihren Kindern was anderes vermitteln als Gleichgültigkeit und Gewalt. Da müsste die Gesellschaft eingreifen aber das tut sie nicht. Sie grenzt sie aus. Es werden Sozialviertel geschaffen um diese Leute unter sich zu halten, so das es späteren Generationen nicht leichter wird da auszubrechen.
Woher soll ich wissen was ich meine bevor ich gehört habe was ich sage.

Eoin

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611

Wednesday, 23. September 2009, 15:42

Ichs chreib jetzt nur was zu den Werten, den Rest lass ich mal weg, weil ich sehe hier keinerlei fruchtbaren Boden. (Ich denke das deshalb weil hier zwei Leute, die wirklich ne Menge Erfahrung in diesem Bereich haben - weil sie das studiert haben und dazu auch noch diesen Job machen - ein Gegenargument verfasst haben und das mit einem simplen und unbedachten Satz weggefegt wird. Wenn man so diskutieren möchte kann man das gerne machen, nur meine Art ist das nicht. Wenn mir jemand mit einem deutlichen Erfahrungsvorsprung ein paar Details erläutert sollte ich zumindest ernsthaft in Betracht ziehen ihm/ihr zu glauben. Ich denke Joachim oder Mia werden dir auch noch was zu dem "[...] die zu euch kamen waren motiviert [...]" Kram sagen.)


Zu den Werten: Deine Liste ist sehr simpel gestrickt - so einfach gehts leider nicht, da stellts jedem Soziologen nämlich die Haare am Rücken auf.
Man sollte da untergliedern in:

- Kulturelle Werte (die unterscheiden sich enorm je nach Herkunft oder sozialem Umfeld)

- Materielle Werte (gerade die sind in Deutschland und andren westeuropäischen Ländern hoch im Kurs)

- Immaterielle Werte (die sind leider gar nicht mehr so hoch im Kurs, aber dazu zählen außer vielleicht der Fleiß der eine Mischung aus kulturellem und Materiellem Wert ist, all deine gelisteten Werte)


By the way: Es gibt keine Aussagen über Menschen, die definitiv stimmen, außer das wir mal sterben müssen, wer gegenteiliges behauptet hat sein Leben bisher in einer Walnuss verbracht.


>>Reicher Mann und armer Mann
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612

Wednesday, 23. September 2009, 18:29

Das Leben in der Walnuss... nun, das verbringen wir alle. Nämlich in der Walnuss unserer persönlichen Lebensumgebung. Es mag sicher den einen oder anderen geben, der über den Rand seiner Nuss schaut, aber wirklich objektiv die Welt sehen, kann niemand von uns.
Mit Sicherheit stellt sich hier im Ruhrgebiet die "Welt" anders dar, als in München, Hamburg, Nobelhausen oder Bettelburg (fiktive Namen). Und für jeden stellen sich auch so Wahrheiten anders dar. Die ultimative Wahrheit gibt es nicht und wenn ich mir hier den einen oder anderen in der Gegend anschau, kann ich schon tendieren zu glauben was Hopi oder Jack meinen.
Ich glaube, das alle recht haben und falsch liegen mit dem was sie sagen. Sicherlich gibt es Leute, die nicht lesen und sich zum lesen bringen lassen und genauso gibt es Leute, denen ist in der Beziehung nicht beizukommen.
Ärgerlicherweise tendiert der Mensch dazu zu pauschalisieren, ich sprech mich selbst nicht davon frei, und aus solchen Pauschalisierungen entstehen die größten Probleme.
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Eoin

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613

Wednesday, 23. September 2009, 18:42

Das verlangt niemand, Miruna - es ist einfach eine Aussage derart verdreht darzustellen - aber wenn man das ständig macht endet es in zig Metadiskussionen.

Es ist einfach für mich deutlich zu endgültig sich hinzustellen und zu sagen:

Diese Aussage ist definitiv richtig - und das auch noch wenn auf der andren Seite zwei Menschen stehen die nur einige Tage zuvor und mit einigem Hintergrundwissen recht klar rausgestellt haben das es eben nicht definitiv richtig ist.

Ich finde wenn man sich vor solchen Argumenten verschließt ist das "Leben in einer Walnuss"

Nichts andres hab ich behauptet - bleibt also beim Thema und macht keine Nebenkriegsschauplätze auf und unterstellt völlig haltlos Pauschalisierungen (vor allem wenn die Pauschalisierung vielmehr in einer Aussage wie "Das ist definitiv genau so" liegt)


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614

Wednesday, 23. September 2009, 18:47

Ich glaube du siehst Angriffe wo keine sind, ich habe dich nicht angegriffen. Ich hab mich nur auf die Walnuss bezogen und auf die Aussagen beider.
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Eoin

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615

Wednesday, 23. September 2009, 18:52

Ich fühl mich nich angegriffen - ich habe nur klar gestellt das die Walnussaussage auf genau den einen Satz bezogen war.
Es war eine Richtigstellung meiner Aussage, die falsch dargestellt wurde - etwas was völlig normal ist für Internetforen und man leider immer wieder machen muss.


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M'ia

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Wednesday, 23. September 2009, 20:55

Zitat

Original von Eoin
Ich denke Joachim oder Mia werden dir auch noch was zu dem "[...] die zu euch kamen waren motiviert [...]" Kram sagen.


natürlich könnte ich Hopi da einiges erzählen, das lass ich aber vorerst... weil fruchtbarer Boden und so..du hast das ja schon sehr schön ausgeführt Eoin
"Schlanke, sozial privilegierte Weiße dürfen einen kleinen Kreis um sich ziehen und jeder, der sich darin befindet, is normal aber alle außerhalb des Kreises gehören zuerst verprügelt, gedemütigt und zurückgesetzt, bevor man sie in den Kreis hineinlässt. Und wenn das nix nützt, hilf ihnen nur noch ne Anstaltseinweisung, oder schlimmer noch, Mitleid."
Dr. Gregory House

  • »Ashari« ist männlich

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617

Wednesday, 23. September 2009, 21:25

Zitat

Original von M'ia

natürlich könnte ich Hopi da einiges erzählen, das lass ich aber vorerst... weil fruchtbarer Boden und so..du hast das ja schon sehr schön ausgeführt Eoin


Ich habe da auch keine Lust zu. :)

Mir fehlt bei Hopes Posting ein wenig die Substanz gegen die ich andiskutieren könnte. Dass Hope in einem Handstreich die gesamte Existenz der sozialen und interkulturelle Bibliotheksarbeit negiert, ist mir echt zu albern.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Ashari« (23. September 2009, 22:11)


  • »Jack« ist männlich

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618

Sunday, 27. September 2009, 14:53

Ich finde es gut, dass die Bibliothek viel, einiges oder zumindest das Mögliche macht, um auf die Leute zuzugehen und etwas für die Lesekultur tut.

Man mag mein Argument etwas einfach gestrickt finden, wenn ich sage, dass ein Buch, dass ich einer Person anbiete, entweder gelesen wird oder nicht. Aber auf genau diesen springenden Punkt wird es schlussendlich kommen. Im Endeffekt heisst es dann: Je mehr Geld ich ausgebe, um Bücher an die Leute zu bringen, desto mehr lesen sie dann und desto gebildeter werden sie dann. Wenn ich Professor für das Bibliothekswesen wäre, so würde das verständlich sein, genau so wie es verständlich ist aus der Warte einer Person, die im Bereich Bibliothek arbeitet.
Ich arbeite im Bereich Schule, mit Schülern. Ich gehe durch Schulen mit vollen Bibliotheken, und wenn ich studiere, dann gehe ich durch eine der vollsten und schönsten Bibliotheken des Landes, der Universitätsbibliothek Basel. Die Benutzung der Bibliothek kostet vielleicht ein paar Euro - jährlich - aber soweit ich weiss: sie ist sogar kostenlos.
Es ist nun eine Sache der Logik, dass man mit genug Werbung auch ein Buch an die Leute bringen kann, vor allem auch weil dieses Buch zwar nur geliehen, im Endeffekt jedoch kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Dennoch denke ich, dass dies nur ein Weg von vielen ist, adäquate Bildung zu garantieren. Weil mit Geld kann man im Ende vieles kaufen, aber der Nutzen-Effekt sollte entsprechend sein. Der Staat kann mit Plakaten und Promotion einiges Propagieren: mit Ständen, Messeständen, Parties und Ausstellungen etc. etc. Aber genauso wird trotzdem weiter Alkohol getrunken, ohne Verhütung Geschlechtsverkehr betrieben und geraucht werden. Die staatliche Prävention ist nicht falsch, aber es hat eine Grenze, wo die Kosten nicht mehr den Effekt bringen, den sie haben sollten.
Die Position der Bibliothekare hier ist mir also klar, und sie ist auch verständlich, aber ich bin dagegen, dass man einfach "mehr" Geld streut, um die Bildung so anzukurbeln, obwohl sie gerade in diesem Gebiet eigentlich gratis erhältlich wäre. Ausserdem heisst mehr lesen, bessere Sprachfertigkeiten aufzubauen. Es kann bilden, aber es kann auch missbilden. Wenn man bedenkt, dass sich die Esoterik und Lebensberatungsliteratur so starker Umsatzzahlen erfreut, denke ich eher an das Zweite. Unterhaltung durch lesen ist vielleicht etwas höher anzusiedeln als Unterhaltung durch Fernsehen, aber es ist immer noch Unterhaltung und keine Bildung. Es ist damit auch nicht zwangsläufig gegeben, dass man damit ein "besserer" Mensch wird.

Um beim "besseren" Mensch zu bleiben, formuliere ich mal ein paar Tugenden aus dem Wertekanon ohne dass man dies nun zementiert sehen sollte:

1. Toleranz
2. Anstand und Respekt
3. Kontrolle der Affekte: Wut, Jähzorn, Hass
4. Arbeitsamkeit
5. Ehrlichkeit
6. Richtige Einschätzung seiner eigenen Fähigkeiten und diejenigen der Mitmenschen (Respekt 2)
7. Keine mutwillige Zerstörung von Gegenständen anderer (Respekt 3)
8. Keine Handgreiflichkeiten gegen die Mitmenschen (Respekt 4, Kontrolle 2)
9. Freundlichkeit (Anstand 2, Respekt 5)

10. Bescheidenheit (Richtige Einschätzung 2) *Bescheidenheit der eigenen "Errungschaften" oder Fähigkeiten; Anerkennung von Hilfen, die man vielleicht erhalten hat, um etwas zu erreichen; Anerkennung, dass man vielleicht gut war, aber noch lange nicht so gut, dass man deshalb besonders stolz sein sollte.

11. Respekt vor dem Tier und der Umwelt
12. Zurückhaltender Umgang mit Alkohol, Drogen, Rauchen, Essen
13. Körperliche Bewegung, Sport (soweit möglich)

Ein paar Punkte sind mehrfach vorhanden, ich habe sie also in Klammern gesetzt. Ich bin mir sicher, dass diese Punkte nicht allzu weit von dem entfernt sind, was jeder andere hier im Forum angeben würde. Es wäre das, was ich meinem Kind vermitteln würde, ja müsste. Gewiss kann es passieren, dass man diesen Dingen selbst nicht gerecht werden kann, aber es ist eben ein Ideal, eine Messlatte, ein Kanon.
Um diese Werte zu vermitteln, bräuchte es folgende Instanzen bis zum Erwachsensein:
1. Eltern, Verwandte
2. Kindergarten, Grundschule
3. Ausbildungsplatz, Schule
Wer auch immer zugang zu den Kindern und Jugendlichen hat sollte ihnen diese Werte vermitteln oder wenn er bessere Vorschläge hat sollte er es noch besser machen.
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

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Any Nightshift

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619

Sunday, 27. September 2009, 16:24

Die Aufgabe von Bibliotheken geht ja weiter, als nur Bücher in Regale zu stellen, sie zu katalogisieren und den Besuchern Zugriff darauf zu gewähren. Nach meinem Verständnis haben vor allem kleine öffentliche Bibliotheken vor allem kulturelle Aufgaben in kleineren Gemeinden oder Bezirken. Die Organisation von Veranstaltungen, die Menschen zusammenbringen, fällt leider immer etwas ab, da für die angestellten Bibliothekare kaum Zeit für sowas bleibt. Die Rechtfertigung von zusätzlichen Stellen ist das abenteuerlichste Unterfangen, was ich bisher gesehen habe. Jede halbe Stelle muss hart errungen werden. Klar, so 'ne Bibliothek bringt ja auch nichts ein, zumindest nichts was man messen könnte. Besonders in Deutschland hängt man da im Bereich der Bibliotheken, Archive, Dokumentationszentren, Museen usw. leider etwas hinterher, da sich offensichtlich noch nicht rumgesprochen hat, dass Bildung die einzige Zukunftschance dieses Landes ist. Da werden lieber Arbeitsplätze subventioniert, die sich sowieso nicht mehr lange halten lassen.

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620

Sunday, 27. September 2009, 21:35

RE: Wahlen Deutschland 2009

Zitat

Original von Jack
Die Bundestagswahl wird zwar interessant werden, aber im Endeffekt wird es wieder aus Schwarz-Rot hinauslaufen, weil jede andere Art von Koalition mit einer hauchdünnen 3-Parteienmehrheit auskommen müsste.

Ich glaube, dass am 27. September die CDU/CSU etwa 37-39% erreicht, auch aufgrund der Popularität der Kanzlerin. Die SPD könnte bei 25-27% liegen, die Linke ein Resultat von 16-18% erreichen, Westerwelles Wunschtraum. Dessen Partei dürfte wenig mehr Stimmen als die Grünen machen - vielleicht 9% - denn mehr liegt mit dem Parteiprogramm nach den Erlebnissen der letzten zwei Jahre auch nicht drin. Mit Liberalen grundsätzen ist Europaweit vorbei, die Politische Mitte könnte in den nächsten 10 Jahren tatsächlich noch viel weiter zerbröseln. Die Grünen werden mit ihrer treuen Stammwählerschaft die restlichen Stimmen holen, vielleicht 6-7%.

Ich glaube, das Volk will Merkel, aber es will kein Revival der Kohl-Ära. Schwarz-Rot ist stabil, die Leute fühlen sich wohl in ihren Ämtern und Büros in Berlin. Beide Grossparteien verlieren, wenn sie auf den Partner verzichten, ausserdem haben nicht viele Deutsche das Gefühl, sie würden extrem schlecht regiert. Aus diesen Gründen halte ich Schwarz-Rot am 27. September als gesetzt.


Zugegeben, ich habe die Lage falsch eingeschätzt. Hier ein Vergleich:
Union 37-39% -> 33,7%
SPD 25-27% -> 23,1%
FDP 9% -> 14,6%
Grüne 6-7% -> 10,6%
Die Linke 16-18% -> 12%

Dass Merkel Kanzlerin bleiben dürfte, davon konnte man ausgehen. FORSA glaubte an Schwarz-Gelb und behielt für ein Mal Recht! Ich bin davon ausgegangen, dass 48% für Schwarz Gelb nicht reichen würden (in meiner Rechnung bin ich von 46-48% Schwarz-Gelb ausgegangen), aber tatsächlich reichen diese 48,3% für die Regierung. Erstaunt bin ich über die Stärke der FDP und ziehe meinen Hut vor Westerwelle. Beinahe Antizyklisch zum Finanzkollaps haben die Liberalen fast 6% dazu gewonnen.
Das Wetter war Schuld. Vielleicht. Die Unzufriedenen genossen (oder Genossen) wohl lieber die Sonne als wählen zu gehen, während die anderen mit ihrer Kanzlerin zufrieden sind, wie es scheint. Dennoch muss man auch sagen, dass 48,3 Mitte-Rechts Wählern immerhin 45,8% Linkswähler gegenüber stehen.
Ich glaube inzwischen auch, dass die Twitterei, Bloggerei und das Forumsgeplänkel eben doch keinen Aufschluss auf die Gesamtbevölkerung gibt, denn wenn man die ganzen Einträge durchsieht, könnte man davon ausgehen, dass Union und FDP den anderen Parteien krass unterlegen sein müssten. Wer sich aber jetzt über das Wahlresultat aufregt, muss halt vier Jahre daran arbeiten, dass bei der nächsten Wahl die diesjährigen Nichtwähler an der Urne das entsprechende Kreuzchen machen, und hoffen, dass die neue Regierung möglichst versagt.
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw