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Eoin

Porno - Iraner

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621

Monday, 28. September 2009, 07:23

Da stimm ich dir mal uneingeschränkt zu, Jack. Guter Text, so schade und erschreckend das nun auch für die Linken in Deutschland sein mag.

Das Forum war und ist hier genausowenig Beispielhaft wie es die Raab Sendung zur Wahl war (hier dominierte die Linke teilweise extrem) - die junge Bevölkerung wählt extrem viel Links, Grün und Piraten, aber dafür geht von diesem (eh schon kleineren) Teil der Bevölkerung auch eine große Anzahl nicht wählen. Schade das es wiedermal nicht gelungen ist ordentlich Wähler zu mobilisieren - was wir davon haben sehen wir jetzt und müssen damit klar kommen, so ist die Demokratie ;o). Ich glaube nicht das uns vier schreckliche Jahre bevorstehen - Schwarz/Gelb wird das schon verantwortungsbewußt machen alles - aber ich denke das wir trotzdem eine Aufweichung der Arbeitnehmerrechte erleben werden (Kündigungsschutz, kein Mindestlohn, Steuerentlastung der Besserverdiener, ...).

Wahlbeteiligung gesamt: 72% (nochmal 5% weniger als bei der letzten Bundestagswahl und damals waren die 77% schon ein historisches Tief) Es ist mir ein Rätsel wie man so verantwortungslos mit seinem wichtigsten Bürgerrecht umgehen kann - ich verstehs einfach nicht. Selbst wenn man keinen Bock hat am Sonntag zur Urne zu gehen gibt es die Briefwahl die mehr als simpel ist. Ich wähle seit ich in Hamburg bin bis auf einmal nur noch per Briefwahl, weil mir in den Wahllokalen einfach teilweise zu viel los ist und ich keinen Bock auf Warterei hab - dafür werf ich lediglich meinen Antrag zur Briefwahl ein - was in Hamburg nun sogar online funktioniert. Drei Tage später bekommt man seine Wahlunterlagen, füllt sie aus - was im übrigen fast dasselbe ist wie an der Urne - außer das man bei den Umschlägen vorsichtig sein sollte - und werfe das völlig kostenfrei wieder ein wenn ich beim nächsten mal an nem Briefkasten vorbeikomme ... das ist nichtmal ein Quentchen aufwand - aber selbst dafür scheinen manche zu Faul zu sein.
(Und ich bin mir sicher das höchstens 10% der deutschen aus vollem Bewußtsein nicht zur Wahl gehen, die restlichen machen das aus reiner Bequemlichkeit nicht)


>>Reicher Mann und armer Mann
>>standen da und sah'n sich an.
>>Und der Arme sagte bleich:
>>"Wär ich nicht arm,wärst du nicht reich."
>>(Bertolt Brecht)

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622

Monday, 28. September 2009, 12:04

Zitat

Original von Miruna
Das Leben in der Walnuss... nun, das verbringen wir alle. Nämlich in der Walnuss unserer persönlichen Lebensumgebung


Zitat

Original von Eoin
Das Forum war und ist hier genausowenig Beispielhaft wie es die Raab Sendung zur Wahl war (hier dominierte die Linke teilweise extrem) - die junge Bevölkerung wählt extrem viel Links, Grün und Piraten,


Wo wir wieder bei der Walnuss wären.

Ich glaube, diese verzerrte Wahrnehmung hat wenig mit Internet/Forum/Raab zu tun. Weder in meinem Freundeskreis, noch meiner Familie, noch auf meiner Arbeit kenne besonders viele Leute, die schwarz-gelb wollten.
(Sogar mein 64-jähriger Ex-CDU-wählender Vater wählt inzwischen - und ich habe keine Anteil daran! - Piraten. :D )

Ich bin mit meinen 34 Jahren nicht mehr sooo jung und mein Arbeitsumfeld und Freundeskreis besteht auch nicht nur aus jungen Menschen. Natürlich kenne ich auch "bürgerliche" Wähler, aber das sind echte Ausnahmen in meiner persönlichen Walnuss. CDU-Wähler kommen in meinem Umfeld einfach kaum vor. Das Internet (symbolisiert durch diverse Blogs, diese Forum etc.) kommt meinem persönlichen Reallife-Lebensumfeld relativ nahe, jedenfalls näher als das Wahlergebnis.

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623

Monday, 28. September 2009, 18:53

Also ich glaube Internetforen, oder auch solche Dinge wie Twitter und StudieVZ oder wie sie heißen, können überhaupt nicht ansatzweise die wirklichen Meinungen wiederspiegeln, da sie sich nur an bestimmte Bevölkerungsgruppen wenden und andere völlig aussen vor lassen.
Auch denk ich nicht das die Zuschauer einer bestimmten Sendung representativ sein können, weil auch hier wieder nur bestimmte Gruppen angesprochen werden, ich kenn beispielsweise etliche Leute jenseits der 50 und davon guckt "den Mist" keiner.
Positiv an der Wahl finde ich, das die SPD so dermaßen abgestraft wurde. Ich kann nur hoffen, daß dies zu einem Denkenswandel führt, der der SPD-Führung klar macht, wo sie herkommt und für wen sie stehen sollte. Ich finde auch gut, das solche Parteien wie die Piraten keine Rolle spielen (sorry Ashari, aber da hab ich halt eine ganz andere Meinung als du) nicht, weil ich gegen Datenschutz und ähnlichem wäre, ganz im Gegenteil, aber eine Partei, die sich zu einer Bundestagswahl stellt und somit versucht einen Regierungsauftrag zu erlangen, kann sich nicht auf einen schmalen, sicher wichtigen, Bereich festlegen sondern muß sich einfach dem Gesammten stellen.
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Delijha

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624

Monday, 28. September 2009, 19:12

Unschön finde ich aber auch, wenn die Piratenpartei immer als Ein-Themen-Partei belächelt, kritisiert usw wird. Ich will ja niemanden draengen, sich mit deren Inhalten zu beschaeftigen, aber ich finde es schon schade, dass Leute nicht sehen wohlen, dass die uA fuer Sachen einstehen wollen, die die großen Parteien schon seit Jahrzehnten nicht mehr interessieren.

Ich denke, die 2% die die Piraten erreicht haben, sind ein guter Anfang und mehr als man je erwartet haette - zumindest von Seiten der Kritiker. Ich habe nie gedacht, dass sie tatsaechlich die 5% schaffen wuerden, denn fuer mich ist die Piratenpartei auf einem guten Weg vielleicht in 4 Jahren ein größeres Ziel zu erreichen. Die Piraten haben kluge und junge Koepfe, die es mitunter jetzt schon mit den ueberalterten Politsaecken aufnehmen koennten.
The free soul is rare, but you know it when you see it - basically because you feel good, very good, when you are near or with them.
―Charles Bukowski

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Smarten

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625

Monday, 28. September 2009, 19:21

Schön für die Piraten ist auch erstmal das Geld das sie nun vom Staat bekommen. Damit kann man dann weiter das Profil der Piraten schärfen.
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thux

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626

Monday, 28. September 2009, 19:23

Zu den Piraten muss ich sagen, dass ich es wesentlich ehrlicher Finde, wenn eine so junge Partei wie die Piraten sagen: Wir haben auf den 1,2,3 Gebieten eigene Kompetenz und deshalb nehmen wir nur diese Themen in unser Wahlprogramm auf. Anstatt ein komplettes Wahlprogramm mit sich gut klingenden Phrasen zufüllen, die man zum jetztigen Zeitpunkt nicht ernsthaft bedienen kann..... Sorry aber das kenne ich schon. Dann lieber ehrlich und nicht komplett als so was.

Und nun haben die Piraten 4 Jahre Zeit, ihr Programm zu erweitern um in 4 Jahren auch andere / mehr Wählergruppen ansprechen zu können, aber dafür muss es halt auch Kompetenz in der Partei geben und die muss nun gefunden werden.

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627

Monday, 28. September 2009, 19:26

Ich betone nochmal, das ich grundsätzlich gegen Mottoparteien in der Bundestagswahl bin, weil es um einen Regierungsauftrag geht und nicht um eine Demobewegung. Das ich die Piraten hervorgerufen habe, liegt mehr daran das um diese das meiste Tamtam gemacht wurde und die Anhänger mit ihren Flashmobs am deutlichsten an Benehmen mangeln liessen.
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Eoin

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628

Monday, 28. September 2009, 19:40

Ich verstehe nur nicht ob es wirklich unter "Daneben benehmen" fällt wenn man dazu aufruft sich an öffentlichen Plätzen zu versammeln...

Steht ja im Endeffekt sogar im Grundgesetz, dass man das darf (dürfen sollte).


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629

Monday, 28. September 2009, 19:41

Also in Wuppertal haben sie sich nicht nur versammelt sondern mit Gegröhle und Fangesängen Veranstaltungen gestört, und das ist halt einfach schlechtes Benehmen.
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Eoin

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630

Monday, 28. September 2009, 20:28

Also ich finde ja das sich die Grünen da früher wesentlich schlechter benommen haben, da bliebs nicht nur bei "Yeah" Rufen, da sind auch gerne mal diverse Obst und Gemüse Sorten geflogen. :D

Seinem Unmut Luft zu machen finde ich voll okay, damit muss man bei öffentlichen Veranstaltungen rechnen - ich empfinde das nicht unbedingt als schlechtes Benehmen, aber ich denk das ist dann auch wieder persönliche Geschmackssache bzw. die persönliche Schmerzgrenze.


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631

Wednesday, 30. September 2009, 20:33

Die Piratenpartei

Auf Facebook wurde vor nicht langer Zeit die "Piratenpartei Schweiz" vorgestellt. Darauf versuchte ich mich ein wenig schlau zu machen, was diese Partei eigentlich will. Inzwischen glaube ich mehr nicht mehr an ihren Erfolg und hier schreibe ich, warum dem so ist.

Das Internetzeitalter erfordert vom Staat und den Bürger ein neues Bewusstsein. Das Internet mischt die Welt etwa so heftig auf wie die Erfindung des Automobils vor mehr als einem Jahrhundert. Wir stehen nun vor gewichtigen Fragen, welche die Kommunikation, die Meinungsfreiheit und die Medien betreffend der Nutzungsrechte, der Zensur, Urheberrechte u.Ä. betreffen.

Die Piratenpartei hat in der Präambel des Parteiprogramms ein klare Auffassung, was die persönlichen Rechte des Einzelnen angeht. Ihre Ansichten sind klassisch liberal. Das heisst, der Staat nimmt sich in seiner Kontrolle gegenüber der Einzelperson zurück und überlässt ihm grösstmögliche Freiheit. Da nun aber die eigentlichen Liberalen entweder in der Bundesregierung sind oder in Landesregierungen, erhält diese Partei den Auftrag ein Bundesland oder sogar die ganze Republik zu regieren - sie wird staatstragend und muss somit vielem Rechnung tragen. Die Piratenpartei kann nicht eine FDP sein, weil ihr Parteiprogramm zu freiheitlich ist, wie ich meine. Grosse Parteien versuchen mit allerlei Mittel die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und meinen, dass mehr Überwachung, also mehr Staat, dazu behilflich sind. Selbst eine freiheitlich gesinnte Partei muss dem Rechnung tragen.

Bedrohungsszenarien aller Art sind auch Geschäft - vor allem für die Medien. Demnach stehen Freiheitsbestrebungen à la Piratenpartei diametral der Angstmacherei in den Medien gegenüber. Da die Menschen genetisch von ihrer Angst gesteuert werden, sind sie gerne bereit Freiheiten gegen Sicherheit zu tauschen. Die Liberalen des 19. Jahrhunderts hatten die monarchischen Strukturen und den Klerus als Gegner, und nutzten die Angst der Bürger vor einer "Wiederkehr des Mittelalters", um dem Establishement immer mehr Freiheiten abzuringen.

Es ist natürlich ein Widerspruch, wenn ein Pirat einen Staat zu lenken versucht. Hinzu kommen natürlich die echten Piraten, welche einer grossen Popularität ausserhalb des "Unter Vierzig" Segments im Weg stehen. Dass eine solche Partei durchaus Erfolg haben kann verdankt sie der Tatsache, dass sie neu und hip ist. In einem Zwergstaat wie Dänemark kann sich so etwas natürlich schnell in Prozenten äussern. Da die anderen Parteien "Establishment" sind und die PP quasi unverbraucht ist, kann sie natürlich gemütlich auf die anderen schiessen und mit reiner Weste da stehen.

Die Forderungen der PP sind teilweise auch etwas schwammig aufgelistet, denn "Freier Zugang und Verbreitung von Kultur" kann vieles heissen, wenn nicht alles. "Frei" "Zugang" "Verbreitung" und "Kultur" kann auch: "alles erlaubt", "egal wie", "kopiere alles", "kein geistiges Eigentum mehr" heissen, wobei "Kultur" sogar jegliche artifizielle menschliche Leistung meinen könnte: Auto, Musik, Bild, Buch etc.
In erster Linie ist natürlich digitaler Inhalt gemeint, "Filesharing" ist sogar explizit erwähnt. Dieser Begriff ist beschönigend für Internet-Piraterie. Ein File ist Information oder Datenmaterial, wofür irgendjemand Zeit, Geld und Arbeit investiert hat. Ein Filesharer verteilt diesen Aufwand, ohne dass der Urheber etwas hiervon erhält. Ob das gewerblich ist oder nicht spielt eigentlich keine Rolle, denn wenn ich für ein Projekt arbeite und nicht entlöhnt werde, ist das nichts als Diebstahl.

Die gegenwärtige Bevorteilung massentauglicher Kunst kann nur mittels Revision des Urheberrechts bekämpft werden.
Kunst kann beworben werden mit viel Geld, aber im Endeffekt entscheidet der Käufer, ob er sich so etwas leisten möchte oder nicht. Eine Partei, die den staatlichen Eingriff missbilligt kann hier nicht aktiv werden, um selber staatliche Eingriffe zu tätigen.

Ausweitung des Zitierrechts auf Film-, Bild- und Tondokumente
In der Praxis ist das Zitierrecht schon ziemlich fortgeschritten, würde jeglicher Verstoss verfolgt werden, hätten die Gerichte mit mio. von Bagatellfällen zu tun. Die Originalherkunft zu benennen, ist nicht nur fair sondern auch hilfreich für Rückschlüsse. Wenn jemand nicht will, dass aus seinem Film irgendwas gezeigt wird so soll es so sein. Eine Ausweitung dieses Rechts würde unwiderruflich Missbräuche durch irreführende Assoziation mit sich ziehen.

Es gibt noch anderes aus dem Parteiprogramm der PP, dem ich radikal widersprechen würde. Dass andere Leute diese Dinge anders sehen, ist kein Problem, fast jedes Argument der PP hat auch gute vertretbare Aspekte. Dennoch muss ein Land geführt werden von Leuten, die andere Prioritäten haben: Arbeitslosigkeit, Wirtschaft, Recht, etc.
Man hat, wie ich finde: durchaus richtig, darauf aufmerksam gemacht, dass die Stimmen für PP vor allem den Linksparteien fehlen. Um eine Partei über 5% zu bringen, bräuchte es eine Massenbewegung oder ein Sammelbecken etablierter Kleinparteien. Die PP kann sich gewiss für einzelne Aspekte des Internetzeitalters stark machen, aber für eine Staatstragende Partei, die sich um den Greis genau so wie um Säuglinge kümmern muss, gibt sie einfach zu wenig her.
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw

Hope

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632

Thursday, 1. October 2009, 19:23

Für mich sond solche Themenparteien einfach nicht wählbar. Ich mag ihnen Unrecht tun aber wenn ich eine Partei Gründe die schon vornherein schwammige Darstellungen in ihrem Programm hat und die offensichtlich weder Regierungs noch Oppositionsfähig ist. ( siehe unsere Deutsche PP )
Dann kann ich dazu nur sagen. Jede Stimme dafür ist einfach ne verschwendete Stimme.

Böse Stimmen behaupten das es da gewissen Leuten nur um das Geld geht das da so ausgeschüttet wird pro Kopf. Ich mag das nicht beurteilen aber ich habe die starke Neigung das glauben zu wollen *g*

Warum sonst sollte sich eine Partei aufstellen die genau weis das sie in 100 jahren nicht genug %te bekommen wird um irgendwo mit zu regieren.
Wenn die jungs nen komplettpaket und klare eindeutige Forderungen hätten, dann währe es zu überlegen. So is das alles nur Schmarrn..

Und wen nun einer meint die hätten halt nicht die Mittel um sowas aufzuziehen, ändert es nichts dran das es keinen Sinn macht ihnen die Stimme zu geben.
Woher soll ich wissen was ich meine bevor ich gehört habe was ich sage.

Eoin

Porno - Iraner

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633

Thursday, 1. October 2009, 19:36

Die Grünen waren, als sie damals, lang ists her, gestartet sind auch eine Themenpartei und dazu mit sehr verschrobenen Anhängern - die haben sich dann auch gemausert zu einer realtiv ernstzunehmenden Partei. Ich denke es braucht ein wenig Zeit - die Piratenpartei hat sich aus dem Sicherheitswahn unserer Staates raus entwickelt, trat nun das erste mal zur Wahl an und ist noch sehr jung. Wer weiß vielleicht entwickeln sie sich weiter, vielleicht verschwinden sie auch wieder in der Versenkung - zumindest haben sie einige berechtigte Punkte ins Gespräch gebracht und einigen Politikern den Spiegel ihrer Überwachungstätigkeit vorgehalten, das war schonmal nicht verkehrt.

Was die Sache mit dem Geld angeht, das man beim Knacken der 0,5% bekommt - soviel ist das nicht pro Wählerstimme. Bei ner Partei wie den Piraten dürfte das ca. maximal 66 Cent ausmachen pro Stimme. So einfach isses aber nicht, da wird nämlich nochmal genau geguggt wieviel Mitglieder die haben, wieviel Beiträge bezahlt wurden und welches Spendenaufkommen die Partei hat. Ist das weniger (was bei einer kleinen Partei eigentlich immer weniger ist) so bekommen sie lediglich den Betrag aus Beitrags + Spendenaufkommen - und das beläuft sich meist so um 25.000€ bis 50.000€.
Da macht man keine großen Sprünge - wenn man bald wieder nen Wahlkampf führen möchte.


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634

Tuesday, 6. October 2009, 21:22

Ein paar Gedanken zur aktuellen Ausgabe von DIE ZEIT

Im Wirtschaftsteil der aktuellen Ausgabe der Zeit (1. Oktober) findet sich ein Interview mit Michael Vassiliadis, der wahrscheinlich neuer Gewerkschaftschef der IG BCE wird. Die Headline lautet: "Die FDP ist eingeladen". Was es mit der Zeile auf sich hat, liest man dann am Ende des Interviews:
Vassiliadis [auf die Frage ob Guido Westerwelle zum Gewerkschaftstag kommt oder nicht]: "Die FDP ist eingeladen. Vergangenes Mal hatten wir sie kurzfristig ausgeladen, weil sie Blödsinn zum Kündigungsschutz verkündet hatten."
Tja, eigentlich ist dem DGB zu wünschen, dass die FDP mit derselben Arroganz fernbleibt, wie sie ausgeschlossen wurde letztes Jahr. Wer die Argumente des Gegners nicht hören will ist arrogant, borniert und stellt sich selber ein Bein. Denn nur wer die Sprache seines Gegners versteht, kann ihn auch effektiv bekämpfen.

Auf anderer Seite (hab das Feuilleton schon entsorgt) wird ein Buch vorgestellt, wo es heissen soll, dass egal was die Politik macht, die Wirtschaft insgeheim das sagen hat, weil ein Staat von ihr dermassen abhängig ist. Das führe dann dazu, dass eigentlich kaum mehr regiert werden kann, weil alles schon vorgegeben sei. Im Endeffekt kommt es dazu, dass die Bürger nicht mehr stimmen gehen und ein Desinteresse an der Politik entsteht, während sich die Parteiprogramme allseits einander ähneln.
Auf wiederum anderer Stelle im Feuilleton steht ein Kommentar zum Philosophenstreit Sloterdijk gegen irgendwen. Der Schreiber, ein Philosophieprofessor Gumbrecht, der in den Staaten doziert, schreibt dabei in einem Nebensatz, dass aus der Perspektive in der USA es so scheint als würden die Europäer die Sozialdemokratie verinnerlicht haben, egal, welche Regierung gerade an der Macht ist.

Fügt man die Dinge zusammen fällt was auf! Thinking outside the box stellt sich ein Sachverhalt, dem man zustimmen würde, ganz anders dar. Eine andere Perspektive einnehmen, kann immer wieder mal helfen, die Kehrseite der Medaille zu sehen. Möglicherweise stimmt beides: unser Leben, unsere Länder werden von der Wirtschaft beherrscht und zwar sozialdemokratisch. Kein Land der EU ist so liberal wie die USA, wobei die EU selber weit entfernt dessen ist, was ein "offener Markt" sein könnte. Dass er nicht so offen ist, dafür sorgt die Sozialdemokratie. Die Sozialdemokratie ist dafür besorgt, dass nicht das System auf den Kopf gestellt wird, wie es der Kommunismus tun würde (die Dikatur des Proletariats ist keine Demokratie), sondern dass das System sozial ist, d.h. fair für alle, Geld gerechter verteilt etc. etc.
Auch Schwarz-Gelb wird nicht am System rütteln wie es ist, sie können das eine oder andere etwas verändern, aber im grossen und ganzen bleibt es eine soziale Marktwirtschaft in einer Welt die anderswo weit weniger sozial ist. Und das ist wohl die Tendenz, die früher oder später hier ansetzen wird. Die Wirtschaftszwänge müssen nicht einmal von der hiesigen Wirtschaftselite kommen, sie werden quasi von aussen oktroyiert (aufgezwungen tönt einfacher). Das kältere soziale Klima ist also nur die abgeschwächte Polarluft anderer Länder.
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G.B.Shaw

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635

Monday, 2. November 2009, 20:38

Man ahnte es

Man ahnte es

Da ist wohl doch nichts mit Steuergeschenken oder Entlastungen, wie vorher vollmundig angekündigt. Wie sollte man auch die Steuerzahler entlasten, wenn auf der anderen Seite gerade milliardenschwere Subventionen in alle Richtungen geflossen sind. Alle? Nein, denn von diesem Geld hat nicht ein Bundesbürger profitiert, zumindest nicht direkt. Da sich die Roulettetische in Frankfurt, New York und Tokyo wieder drehen, könnte man auch fragen, ob von der Finanzwelt oder der unterstützten Wirtschaft irgendwann auch wieder Geld zurückfliessen wird.
Hierzulande kann man nun befürchten, dass noch einmal hunderttausend Deutsche auf den Arbeitsmarkt strömen - die eigentlichen Zahlen weiss natürlich keiner so richtig - 224'000 Deutsche leben hier, allein im Jahr 2007/08 kamen 36'000 Deutsche in die Schweiz. Das mag wenig sein in absoluten Zahlen, aber ist relativ viel für hiesige Verhaltänisse. 36'000 Menschen entsprechen hier schon einer grösseren Stadt. Mehrere Kantonshauptorte wie z.B. Solothurn haben bloss 15'000 Einwohner. Der Grossteil der Deutschen lässt sich auch im deutschsprachigen Raum nieder und dieser ist verhältnismässig klein. Insgesamt kann man nämlich nur auf etwa einem Drittel der Gesamtfläche des Landes auch wohnen, wobei dieses Drittel auch noch zwischen der französisch- und der Deutschsprachigen Bevölkerung geteilt wird. Kurz: es wird nun sehr eng.
Wir werden hier täglich Zeuge, wie die Personenfreizügigkeit zubeisst. Volle Züge, Trams und Busse; verstopfte Strassen; schnell steigende Mieten; mehr Druck auf die heimischen Arbeitskräfte.
Auf der anderen Seite erhalten wir motivierte, bereits ausgebildete Fachleute, die unsere Sprache schon beherrschen. Deutsche Freunde erzählten diesen Sommer einmal, dass das schöne in der Schweiz ist, dass man weniger Existenzängste hat. Ich persönlich glaube, dass die Steuerlast auch einen Einfluss auf die Existenzangst hat. Alleine schon der Gedanke daran, dass man nicht sparen kann, dass es knapp ist oder gerade so ausreicht, macht nicht wirklich glücklich.

480 Milliarden Euro wog das deutsche Hilfspaket an sich selber. Pro Kopf würde das 5853 Euro ergeben - einmalig. Eine Familie mit zwei Kindern hätte auf einmal 23'000 Euro zur verfügung. Mit dem Geld von zusätzilich zwei Schwiegereltern könnte man damit bereits schon ein Unternehmen gründen. Ich persönlich habe mehr vertrauen in Einwohner Deutschlands als den deutschen Unternehmen und Dienstleistern.
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Sunday, 15. November 2009, 00:16

Mogelpackungen

Mogelpackungen

Auf Bild.de kann man derzeit einen ausführlich bebilderten Artikel lesen, wie die Konsumenten geschröpft werden. Man kaschiert Preisaufschläge mit anderen Verpackungen, weniger Inhalt oder minderwertigerem Inhalt. Ganz schön frech, diese Lieferanten!?

Wer sind die reichsten Deutschen? Die Besitzer von Aldi, zwei Mitglieder der Familie Albrecht, noch vor dem Besitzer von Lidl. In den USA sind unter den zehn reichsten Amerikaner vier Mitglieder der Familie Walton (Walmart).
Irgendwo verdient sich immer einer eine goldene Nase und meistens sind es die Besitzer von gigantischen Ladenketten. Vergessen wir nicht, dass Karstadt zwar Pleite gegangen ist, aber Madeleine Schickedanz lange eine der reichsten Deutschen überhaupt war. Supermärkte arbeiten quasi permanent mit Dumpingpreisen, denn sie auch, dass die Konsumenten möglichst viel Ware für ihr Geld haben möchten. Ergo muss der Preis immer tiefer als bei der Konkurrenz sein. Das heisst, dass man an den verschiedensten Orten sparen muss:
Infrastruktur, Löhne, Wareneinkauf, Lager, Spedition etc.

Nun ist es so, dass auch jemand davon lebt, Infrastruktur, Lagerraum, Logistik, Waren uvm. bereitzustellen, ganz zu schweigen von den Löhnen selber. Das Hauptproblem bei der Entlöhnung ist, dass jeder an einer Kasse einkassieren kann. Kein Mensch braucht wirklich eine Detailhandelsausbildung, auch wenn das immer gesagt wird. Brüsk gesagt, das kann ich auch, und sie, und sie auch. Die QS sorgt dafür, dass die Menschen austauschbar sind. Jede Firma, die was auf sich hält hat eine QS und muss eine haben, denn QS ist internationaler Standart und wird von anderen Firman gefragt. QS sagt, dass jeder Handgriff, jeder Arbeitsakt auch von anderen Angestellten selber Stufe nachvollziehbar sein muss. Genauso muss es auch im Supermarkt funktionieren.
Die QS gibt es auch beim Zulieferer, und auch der schaut, dass die Lohnsumme, möglichst klein bleibt, denn sehr oft ist die Lohnsumme der grösste finanzielle Aufwand einer Unternehmung. Der Schwarze Peter wird also weitergereicht. Der Lieferant spart ebenfalls bei Personal, Logistik, Material, was wiederum bedeutet, dass dann halt weniger in der Verpackung steckt mit der Zeit. Gelegentlich wird auch gespart bei der Ware selber: aufplusterung mit Wasser ist sehr beliebt, oder mit billigen Fetten, von Palmöl, bis zu Soja etc. Wenn man sich Kaufhausware anschaut, so fallen die vielen wiederkehrenden Ingredienzen auf. Es sind alles Aromen, Antioxydantien, Fette, Öle, Zucker und Wasser. Das ist nicht nur so wegen der Haltbarkeit, sondern auch wegen der Sparsamkeit.

Dazu kommt der Welthandel, der dafür sorgt, dass viel Ware im viel billigeren Ausland produziert wird. Das amerikanische Beispiel wiederholt sich auch in Deutschland. Dort werden Arbeitsplätze nach Süden ausgelagert, hier werden Arbeitsplätze nach Osten ausgelagert. Das Hauptproblem des schwarzen Peters ist im Endeffekt der Konsument selber, der unmündig und unaufgeklärt wie er ist, oft am falschen Ort spart. Darum gibt es auch Adipositas stärker bei der Unterschicht und darum gibt es den Slang "white trash". Besonders ausgeprägt ist es halt wirklich in den Ländern, wo das Essen weniger wichtig ist als der Urlaub auf Mallorca, das nächste Fussballspiel oder der Alkohol: USA, Deutschland, England, Irland. Wo eine Kultur der regionalen Küche herrscht, wie in Italien, Spanien, Frankreich, wird anders eingekauft, obwohl das vielleicht überzeichnet ist, denn auch dort gibt es nicht nur Slow Food.
Vor ein paar Tagen reiste ich durch ein rurales Eckchen der Schweiz und staunte darüber, wie viele Bauernhöfe ihre eigenen Produkte direkt ab Hof anboten. Überall spriessen hier Kleinst- Familien oder Minibetriebe aus dem Boden, Regionalprodukte erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit. Mir fiel negativ auf, als ich vor ein paar Jahren in Leipzig war, dass es nirgendwo ein genuines Leipziger Produkt gab. Alles, was man kaufen konnte stammt aus dem "Westen".

Ich glaube persönlich daran, dass regionale Anbieter immer eine Chance haben auf dem Markt, selbst wenn sie teurer sind. Nur das kann das Schwarzpeterspiel unterbrechen, die ganz wenige ganz Reich, aber ganz viele immer ärmer macht.
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Thursday, 3. December 2009, 19:48

Minarettverbot

Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich für oder gegen Minarette sein sollte. Mein Inneres war dagegen, weil ich denke, dass gut sichtbare Zeichen des Islams nicht hier hin gehören. Wenn in islamischen Ländern Kirchen oder Kreuze verboten sind, so akzeptiere ich das weil jedes Land das Recht hat, selber zu wählen, was es will und was nicht. Man nennt das "Cuius Regio, eius Religio", wem das Land gehört, darf die Religion bestimmen.
Frei nach obigem Gebot, sprengten die Taliban buddhistisches Weltkulturerbe, sind in Saudi Arabien jegliche christliche Symbole verboten. Andererseits gibt es Kirchen in Syrien, Marokko, Algerien, Ägypten, Jordanien und anderswo. Es gibt sogar eine Synagoge in Theheran, wo man sowas überhaupt nicht vermuten würde. Ich weiss von Gabi, dass sich "Westler" in gewissen islamischen Ländern sehr frei fühlen, manchmal sogar so frei, dass sie dortige Tabus bedenkenlos brechen. Sie erzählte auch, dass die westliche Kultur verbreiteter ist als wir denken, dass Burka und Kopftücher nicht die Stadtbilder des arabischen Raums prägen, genausowenig wie die Türkei ein Gottesstaat ist, sondern eigentlich das pure Gegenteil.
Kurz: ich entschied mich der Stimme zu enthalten. Ärgerlich waren die Plakatverbote, die Gutmenschdiskussion von Links und die Polemik von Rechts, oft zum Teil mit waghalsigen Behauptungen bar jeder Wissensgrundlage. Das Polarisierungswettrennen, wir wissen es alle, gewannen die Rechten. Am selben Tag, gewann ein Mitglied der Sozialen eine wichtige Stichwahl in meinem Hauptkanton. Die Abstimmung wurde nicht von den Rechten allein gewonnen, sondern die Islamfrage beschäftigte auch Linke und gemässigte. Ein Arbeitskollege von mir, der in meinen Augen ein Gewerkschaftler und Sozi ganz alter Schule ist, stimmte JA, weil er als Christ abgestimmt hat. Unsere Belegschaft notierte JA, weil sie auch aus eingebürgerten Italienern und Spaniern besteht. Auch wohnen viele eingbürgerte Serben, Ungarn, Kroaten, Griechen, Mazedonier hier, welche Ja eingeworfen haben.
Es gibt in der Schweiz zwar auch 400'000 Muslime, aber der Grossteil hiervon sind Albaner und Kosovo-Albaner, die sehr säkular, wenn nicht gar USA-Freundlich sind. Dieses Bergvolk liebt seine Freiheit über alles, weshalb sie besondern den Amerikanern verbunden sind. Es gibt in der Schweiz auch Türken, aber nicht in massiver Zahl und heterogen. Einige sind Aleviten, einige Kurden, die sich als Kurden und nicht als Türken betrachten.
Ich verhehle meine Vorbehalte gegen den Islam nicht, aber das Hauptproblem dieser Religion liegt nicht wirklich im Koran, sondern in verfehlten, politischen Machtstrukturen. Die Minarette sind nicht die Bajonette, und nur ein Idiot wie Erdogan schafft es, aus einem literarischen Furz eine Angstwelle auszulösen. Das Eindringen westlicher Kultur zerstört einerseits die patriarchalen Verhältnisse und andererseits die bestehenden Machtverhältnisse gewisser Kreise, das heisst es geht um Macht und Einflussverluste.
Eine klare Meinung wegen der Minarette hatte ich nicht, aber ich habe eine klare Meinung zur Demokratie. Wer einen demokratischen Entscheid nicht akzeptieren kann, sollte sich einmal selber hinterfragen.
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw

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Friday, 12. February 2010, 02:16

Der Club Med also doch

Bei der Einführung des Euros hatte man Angst, die Einheitswährung würde dank des sogenannten "Club Meds", der Mittelmeeranrainerstaaten der EU gefährdet. Später machte man die Bundesrepublik zum Gespött als Deutschland seinen Haushalt selber nicht mehr im Griff, aber vorher lauthals Bedenken gegen andere Staaten geäussert hatte. Allerdings bewältigte das Land die riesigen Transfers innerhalb der eigenen Grenzen seit 1989 und andererseits half es durch den Eurotransfer auch schwächeren EU-Mitgliedstaaten auf die Beine.
Nebenbei flossen Arbeitsplätze in die erweiterte EU ab, vor allem auch in Länder, welche von Zahlungen profiterten und andererseits war die Wirtschaft mit einem Strukturwandel konfrontiert: dem Wegfall vom Kohlebergbau und später auch mit dem Klumprisiko serbelnde Autoindustrie.
Nun hat sich die Angst vor dem Club Med also doch bestätigt. Und auch Irland, eines der am grosszügigsten unterstützten Länder stand und steht noch kurz vor dem Bankrott. Der Euro war mal ein Teuro und jetzt könnte er sogar desaströs abgewertetet werden. Im Endeffekt lastet vielleicht wieder einmal alles auf den Schultern der Deutschen, falls es an ihnen liegen wird, den Kurs zu stützen. Die Amerikaner haben die Chinesen, die den Dollar aufputschen, wie ein feuriger Trainer den fast ko-gehauenen Boxer.
So langsam aber sicher wäre es auch für Deutschland an der Zeit, vom Transfertrip zur Bewältigung der Nazi- und DDR Zeit wieder einmal eine Weile für sich selber zu schauen. Das heisst, weg aus Afghanistan und diversen anderen Ländern (Balkan etc.), weniger Geld für den EU-Bankrott und Ende der Solidarpakte und anderen Frivolitäten. Es kann nicht sein, dass Schwimmbäder in Deutschland geschlossen werden, und andererseits in Stammesfehden am Hindukusch eingegriffen wird oder irgendwelche Sehenswürdigkeiten an halbvergessenen Orten in Ostdeutschland für Abermillionen wieder instand gesetzt werden, für eine Kultur, die längst DSDS und Facebook gewichen ist. Was getan wurde, war nicht schlecht per se, aber zumindest nicht vorteilhaft für die Einwohner der Republik, wie ich meine.
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Friday, 2. April 2010, 09:22

kachelmann

Kachelmann

Es fällt einem schwer zu glauben, dass eine so bekannte Prominenz wie Jörg Kachelmann den Kapitalfehler schlechthin gemacht haben soll: eine Frau zu vergewaltigen. Hier geht es nicht darum die Wahrheit zu wissen oder häusliche Gewalt nicht als Verbrechen zu verurteilen, sondern lediglich ein paar Auffälligkeiten zu ein paar Vermutungen zu verwerten. Im Endeffekt wird auch einem Gericht nichts anderes übrig bleiben als Aussage gegen Aussage gelten zu lassen, denn die Wahrheit wird nur den beiden Protagonisten vorbehalten bleiben.

Jörg Kachelmann hat es geschafft, eine hinreissende Fernsehkarriere gemacht zu haben. Zuerst beim Schweizer Fernsehen, dann auf deutschen Kanälen. Zusätzlich baute er ein eigenes Unternehmen auf, mit dem allerdings das schweizer Fernsehen nicht arbeiten mochte und seit dieser Zeit ist der Wetterfrosch mit der hiesigen Anstalt spinnefeind. Nebst diesem Erfolg führte der Mann ein unglaublich verstecktes Privatleben, und inzwischen wird auch klar, warum. Der umtriebige Kachelmann hat und hatte mehrere Freundinnen neben einer inzwischen geschiedenen Ehefrau und zwei Kindern.

Die Freundin, Sabine W., die mit ihm bis vor kurzem zusammen war, hatte er seit geschlagenen elf Jahren, sprich: er war vierzig, sie siebenundzwanzig. Das kann man nicht als Liebelei ansehen, elf Jahre ist eine Zeit, in der längst die Hochzeitsglocken hätten läuten, längst Kinder auf die Welt gebracht werden sollen. Nun ist Sabine 37 und hat nichts, weder Hochzeit noch Kinder, und die Chance im Jahre zwölf oder dreizehn doch noch in den Stand der Ehe erhoben zu werden, musste sich langsam in eine Chimäre verwandeln.
Wann war denn Kachelmann verheiratet? Er war fünfzehn Jahre mit der Designerin Katja Kachelmann Hösli - ebenfalls Schaffhauserin wie Kachelmann- verheiratet. Geht man davon aus, dass er bis mitte der Neunziger Jahre mit Katja verheiratet war, dann haben sie wohl Anfang der Achtziger geheiratet als er zwanzig war. Kurz: Kachelmann war seit seiner Jugend immer mit jemandem zusammen und nie Single, ausserdem sind seine Beziehungen Langzeitbeziehungen, was häusliche Gewalt zwar nicht kategorisch ausschliesst, aber immerhin erwähnenswert macht.
Warum soll jemand plötzlich ein Messer ziehen und seine Freundin, die mit ihm seit elf Jahren zusammen ist zum Sex zwingen? Ein Mann wie unser autodidakter Meteorologe hätte wissen müssen, dass damit seine Karriere zu Ende sein würde, selbst bei blosser Vermutung seiner Tat. Warum hat der Wetterfrosch sein Privatleben so lange geheim halten wollen, nur um eines Tages als mutmasslicher Vergewaltiger in den Zeitungen zu stehen?
Fakt ist, Kachelmann soll einen Tag nach der Tat zu den olympischen Spielen in Vancouver geflogen sein. Der „Focus“ berichtet, dass Sabine zwei Flugtickets entdeckt haben soll, das zweite ausgeschrieben auf eine Frau. Sie stellte ihn zur Rede und er soll ihr andere Affären gebeichtet haben. Mit dem Messer soll er sie bedroht und dann vergewaltigt haben. Schnittspuren an der Kehle sollen bei der Polizei gezeigt worden sein. Ein anderes Gerücht spricht von Erwürgungsmerkmalen am Hals. Es fällt einem schwer zu glauben, dass der Übeltäter zur Waffe gegriffen haben soll und nicht die betrogene Frau, zur Waffe greift immer die schwächere Partei. Danach soll er ihr gedroht und die Wohnung verlassen haben. Am nächsten Tag meldet sich Sabine bei der Polizei. Nicht am selben Tag, sondern am nächsten Tag, was nun auch wieder seltsam ist, denn eine kluge Frau geht noch am selben Abend ins Spital oder zum Arzt und lässt sich nicht erst vom Gerichtsmediziner untersuchen. Im Spital wären alle Spuren noch frisch gewesen, findet die Untersuchung erst nachher statt, verlieren sich einige Indizien. Wir haben also entweder Würgespuren am Hals, Schnittspuren am Hals und Hämatome am Bein, alles Indizien, die rein theoretisch auch von der Frau selbst hätten verursacht werden können. Hätte eine Vergewaltigung stattgefunden, so wären Verletzungen in der Schamgegend sichtbar gewesen, vielleicht hätte man auch Blut und Kampfspuren in den Laken oder der Wohnung gefunden. Die einzigen bis jetzt genannten Indizien zwingen durchaus nicht zur Annahme einer Vergewaltigung.

Als der Moderator am 20. März wieder aus Vancouver zurück kam, wurde er von seiner Frau Katja empfangen. Dies ist doch ziemlich seltsam, wenn man bedenkt, dass die beiden geschieden sind. Die Polizei schnappt den einen Tag früher heimkehrenden Wetterfrosch und buchtete ihn in Mannheim ein. Was auch sehr unfein ist, dass der Name Kachelmann sofort publik wurde, selbst bei den U-Bahn und S-Bahnschlägern werden die Nachnamen nicht genannt, aber bei Promis kennt man da offensichtlich keinen Skrupel.
Kachelmann, so heisst es, soll gezwungen worden sein, DNA-Proben abzugeben, wobei eigentlich klar sein müsste, dass seine DNA in der Wohnung Sabine zu finden sein müsste, selbst an ihr selber. Für so dumm schätze ich ihn nicht ein, eher ging es wohl darum, auf keinen Fall ein Schuldgeständnis jeglicher Art abzulegen, dies mit der Taktik, nicht zu kooperieren, weil aus seiner Sicht auch kein Verbrechen vorliegt.

Mir scheint augenfällig, dass die erste Verliererin die Freundin Sabine war. Nachdem sie sah, dass Kachelmann mit einer anderen verkehrte, sogar mit der ins schöne Vancouver reiste, musste ihr klar werden, dass mit ihm keine Zukunft möglich sein konnte. Statt Hochzeit und Kinder, gar nichts – und das mit 37, die besten Jahre für einen Kerl gegeben, der sie auch noch betrügt. Mehr noch, sogar am Flughafen wird der Schaffhauser von der Exfrau abgeholt, auch wenn sie das nicht wusste oder dieser Deal erst noch ausgehandelt werden sollte. Es heisst, dass die Tat am Morgen stattgefunden hat, wahrscheinlich weil auch dieser Tag ein normaler Arbeitstag des Wetterfrosches war, aber warum dauerte es trotzdem fast einen Tag, bis Sabine zur Polizei ging? Man kann sagen, dass sie vielleicht zu geschockt gewesen war und die Sache hat verdauen müssen. Möglich ist auch, dass sie von seiner Beziehung zu einer anderen Frau geschockt war. Augenzeugen sagten aus, dass die beiden ein hübsches, glückliches Paar waren, und wenn man von Kachelmanns Langzeitbeziehungen weiss, dann kann man sich das gut vorstellen. Auch andere Affären können sich die Tat nicht vorstellen. Vielleicht steckt in jedem Mann ein Tier, wie die „Scheisskerldebatte“ suggeriert, aber irgendwann irgendwo hätte etwas durchscheinen müssen von dieser Bestie: Aggressionen, Wut, Zornausbrüche, Drohungen und Ähnliches. Es ist unüblich, dass so etwas im einundfünzigsten Lebensjahr nullkommanichts zum Vorschein kommt.
Ohne die Vergewaltigungsvorwürfe hatte nur er gewonnen. Er hätte seine Popularität, sein Unternehmen, seine Familie und seine Freundinnen gehabt, sie hingegen hätte quasi alles verloren. Nun haben beide den Schaden, selbst wenn Aussage gegen Aussage steht, ihre verlorenen Jahre kann sie nicht zurückholen und die elf Jahre muss sie im Nachhinein mit schwarzer Brille sehen. Er ist in der Öffentlichkeit so gut wie abserviert, wenn er Pech hat verliert auch sein Unternehmen die Aufträge. Wird er gar verurteilt, wenn ihre Aussagen mehr Gewicht haben als seine, oder hat er es wirklich getan, so dürfte seine Existenz sowieso so gut wie vorbei sein.
Aus kriminalistischer Sicht stellt sich nur die Frage, wie zwingend sind die Indizien an Sabines Körper. Gibt es eine Untersuchung vor Ort, gibt es noch andere Beweismittel? Ich persönlich glaube nur an einen finalen Rachakt einer – zu Recht- gekränkten Frau. Oder wie heisst es bei Congreve so schön:
“Hell has no fury like a woman scorned”
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Saturday, 17. April 2010, 16:12

Die 10 Dollar Gesellschaft

Im Jahr 2010 sind viele Leute im Westen am Punkt angelangt, wo 10 Dollar wieder an Bedeutung gewinnen. Ein CNN Test versuchte kürzlich zu zeigen, was die Angstellten alles kaufen können für 10 Kröten. Hintergrund dieser Aktion ist die aktuelle Krise, ausgelöst durch den Subprimecrash von 2008. Die neue Armut und die Erosion der Mittelschicht in den USA könnte - oder wahrscheinlicher - wird oder ist schon auf Westeuropa übergeschwappt.

In den Staaten kennt man schon länger den Begriff des sogenannten "White Trash". Man könnte denken, dass nach dem Holocaust die Menschheit gelernt haben sollte Mitglieder der eigenen Rasse nicht mit entmenschlichten Begriffen zu benennen. In Deutschland hat man etwa um die Jahre 2007 und 2008 den Begriff des "Prekariats" geprägt, was darauf schliesst, dass die amerikanischen sozialen Probleme langsam auch in Deutschland angekommen sind.

Der Mangel an Geld verstärkt die Probleme nicht nur in materieller Hinsicht, wie wir inzwischen wissen, sie führt auch zu ungesundem Lebensstil. White Trash und Prekariat haben deshalb in medizinischer Sicht vorallem Adipositas gemeinsam. Die Armut bringt Leute dazu, bei Lebensmitteln ausschliesslich auf den Preis zu schauen, sich weniger zu bewegen und wahrscheinlich auch dazu, sich weniger zu bilden. Die wirklich beunruhigende Nachricht kam erst kürzlich allerdings aus Frankreich, Land der Nouvelle Cuisine, Land, in dem Gott isst etc. Nicolas Sarkozy und seine Angetraute haben in den USA am Nachmittag Hamburger verspiesen, obwohl am Abend ein grosser Empfang angesagt war. Natürlich war es auch Show, Zeichen Französisch-Amerikanischer Annäherung usw.
Nein, in Frankreich wird nämlich inzwischen mehr Pizza gegessen als anderswo in Europa. Es geht nicht darum die Pizza zu verteufeln, sie kann durchaus "gesund" sein, allerdings trifft das selten zu. Pizza ist eigentlich ein Restverwertungsprodukt. Der Grund, warum die Teigrondelle so viele Facetten hat und in jeder Region anders aussieht, schmeckt und belegt ist, ist lediglich derjenige, dass jede Region anders isst und deshalb andere Reste von anderen Produkten übrig bleiben.

Der Pizzabelag indes besteht meist aus Pressschinken, der in gewissen Ländern als "Schinkenprodukt", "Schinkenbelag" deklariert werden muss und mit echtem Schinken vom Schwein nur noch am Rande zu tun hat. Oft ist er mit phosphaten und Farbstoffen versetzt, damit er wenigsten noch wie Schinken aussieht. Dasselbe gilt für den Mozzarellakäse. Bekanntlich müsste Büffelmozzarella die Käsegrundlage der Pizza bilden, aber der ist teuer. Der Ersatzmozzarella - wenn es wirklich Käse ist - ist ein ziemlich überfettiger Käse. Neuerdings ist der Mozzarella sogar nur ein Abfallprodukt aus Pflanzenfetten mit Käsegeschmack. Wir alle wissen, dass auf dem Pizzenteig immer Tomatenpuree ist, der so unwahrscheinlich dunkelrot aussieht und immer aus industrieller Produktion stammt. Ananas für Pizza Hawaii kommt aus der umweltschädlichen Weissblechdose, Rohschinken kann nun auch aus verklebten Schinkeneinzelteilen bestehen, die Pilze sind allzuoft auch aus der Dose etc. etc. etc. Gesundes Essen ist aber etwas anderes!

In Deutschland gibt es ausser Pizzerien vorallem Dönerbuden, und zwar nicht nur weil es drei millionen Türkischstämmige in der Republik hat, sondern weil Döner billig ist. Die Leute lassen sich überhaupt nicht verunsichern von schockierenden Meldungen über Dönerfleisch. Es ist auch schwierig eine Dönerbude zu finden, welche die Zutaten zum Sandwich, noch selber zubereiten. In einer gutlaufenden Dönerbude muss alles fix gehen, da müssen die Zutaten aus der Packung kommen. Früher gab es Lammfleisch Döner. Später wurde aus dem Lammfleisch Kalbfleisch, und inzwischen kriegt man ungefragt Putenfleisch, das billigste Fleisch.

Pizzen, Döner, Fertigprodukte und Tiefkühlprodukte haben immer mehr Fettanteile in Form von Pflanzenfetten. Die Fette verstärken den Geschmack, ohne sie und ohne das viele Salz, würden viele Gerichte nach nichts schmecken. Früher oder immer noch gibt es in vielen Restaurants Teigwaren die vor Fett triefen, sautee au beurre, was dazu führte, dass man Teigwaren im Restauran so gut von den selber gekochten unterscheiden konnte. Ich glaube indes nicht, dass die Nahrungsmittelindustrie uns vergiften will, sie will lediglich Geld verdienen und das kann sie nur wenn sie bei der Produktion, beim Einkauf und den Löhnen spart.

Unter anderem haben die Angestellten von CNN Lebensmittel gekauft für die 10 Dollar. Man wollte zeigen, dass auch mit den 10 Dollar durchaus noch Schnäppchen drin liegen. Aber die Gesellschaft kann nicht zu Schnäppchenjägern degenieren. Die Jagd nach immer dem billigsten wird auf die Leute zurückfallen wie ein Bumerang. Die reichsten Deutschen sind die Besitzer von Aldi und Lidl, das muss zu denken geben, auch wenn die Herren hart dafür gearbeitet haben es soweit zu bringen. Die Berichte aus Lieferbetrieben sind zum Teil haarsträubend, sowohl im Umgang mit der Ware wie auch im Umgang mit den Mitarbeitern.

Lange vor dem Crash in den USA, haben Leute vor der Erosion des Mittelstands gewarnt, weil man analysiert hat, dass es der Mittelstand ist, der die Hauptlast des Staats trägt. Wird der Mittelstand in den Mangel genommen, geht es auch automatisch der Unterschicht schlechter, denn der Mittelstand sorgt auch für diese. Das Hauptproblem ist, dass der Staat von den Arbeitseinkünften der Bürger lebt. Durch die Globalisierung und Technik steigt die Zahl derer, die a) gar nicht arbeiten können und b) derer, die weniger verdienen. Die Leute sparen also und sie sparen nicht zuletzt beim Essen. Wenn nur das billigste in Frage kommen, landen die Leute wieder beim Supermarkt und kaufen das günstigste, statt das gesündeste. Mit dem Übergewicht steigt zusammen mit der Alterspyramide der Druck auf die Sozialkassen. Kinder werden weniger gemacht, denn sie sind ja "Armutsrisiko", weswegen dereinst vielleicht die ganze Art des Rentensystems kollabiert, ja zusammenbrechen muss.

Die Stützung des Finanzsystems 2009 hat vielleicht die Wirtschaft gerettet, aber auch verhindert, dass ein Reinigungsprozess stattgefunden hat. Die Masse an Jetons, Spielgeld an der Börse wurde durch die Länder gerettet. Auf Kosten der Steuerzahler und ziemlich direkt in die Taschen von Fonds, Banken, Börseianern und wer sonst heimlich Kohle scheffelt, die anderswo fehlt. Da kollabiert ein nicht funktionierender Staat wie Griechenland und andere Bürger in Europa müssen dafür aukommen. Man hat das Gefühl, dass niemand in Deutschland genau weiss, was der Staat überhaupt tut und was er ausgibt. Wissen Sie es? Wir wissen, dass Bäder und Bibliotheken geschlossen werden, während entschieden wird, gepanzerte Fahrzeuge tausende Kilometer in ein fernes Land zu schicken, dass zwar im osten Deutschlands Kirchen, Paläste, Denkmäler wunderschön renoviert wurden, während anderswo im öffentliche Bereich das Geld ausgeht.

In den Staaten ist es schlimmer, weil dort die Masse der Steuer Staatssteuern sind, nicht Gemeinde oder Landessteuern. Das wiederum führt dazu, dass Kommunen und Städte so gut wie bankrott sind. Brücken gehen kaputt, Strassen. Tatsächlich sind die USA in Sachen Highspeed Internet stark zurückgefallen, weil die ganze Infrastruktur am Boden ist.

Wie wird es weitergehen? Ich persönlich glaube nicht, dass sich die Gesellschaft von selbst erneuern kann. Es braucht Katastrophen ungeheuren Ausmasses, die gewaltige Veränderungen mit sich bringen wird. Die Letzte grosse Depression der Dreissiger Jahre endete im Zweiten Weltkrieg. Der Aderlass an Bevölkerung erlaubte die Einverdienerfamilie der Fünfziger. Die gewaltige Aufrüstung im kalten Krieg sorgte lediglich dafür, dass die Vollbeschäftigung in den Staaten durch den Kriegseintritt weitergeführt werden konnte, zusammen mit der quasi Auslöschung aller Konkurrenznationen.
Eine Systemkatastrophe an den Finanzmärkten könnte bald wieder eintreten, wo die Staaten diesmal zahlungsunfähig sein könnten, ein Krieg könnte wieder ausbrechen und beim Klima vermutet man den Kollaps nahen. Der Weltwirtschaftsmotor wurde von China, Indien und Brasilien im letzten Jahr in Gang gehalten. Darum fährt ja auch ein chinesisches Transportschiff absichtlich falsch durch das Barrier Reef. Schwellenländerwachstum basiert auch stark auf Resourcenausbeutung. Man stelle sich nun vor, man ist von diesem Motor abhängig.

Ein Einzelner kann nicht die Welt retten, aber viele Einzelne können nachdenken und entsprechend handeln. Innovationen, gezieltes Einkaufen von Waren und Dienstleistungen, Sinn für soziale Ansinnen und schon kann etwas Nachhaltiges in Gang gebracht werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass man versucht uns zu einer 10 Dollar Gesellschaft zu machen, die noch abhängiger von Geld, Wirtschaft und Politik ist. Die Wahl Obamas zeigte auch, dass viele Leute durchaus bereit sind, Opfer für eine Gute Sache zu machen, auch wenn sie es sich kaum leisten können. So etwas stimmt positiv.
"You see things; and you say why? But I dream things that never were; and I say why not."

G.B.Shaw

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